Coronavirus und die Verbrenner

Liebe Freunde,

Zuerst wollte ich dieses Thema in einem laufenden Thread einflechten, aber es wird sicherlich zunehmend unübersichtlich. Daher spendiere ich diese Diskussionsnische.

Schon vor Corona hat die Transformation ICE nach BEV begonnen. Die traditionellen Hersteller versuchten ihre bestehende Produktaufstellung so lange wie möglich auszunutzen. Das mag zwar teilweise nachvollziehbar sein, ist aber einer zügigen Transformation wenig zuträglich.

Ich denke, dass die Karten nun neu gemischt werden, denn zur disruptiven Technologie kommt noch der disruptive Virus hinzu. Plötzlich werden Montagebänder schneller heruntergefahren als man das sich je vorstellen konnte. Es wird nicht reichen, die Ereignisse als eine zwei wöchige Flaute abzutun, um danach auf Business as usual wieder überzugehen. Ich glaube, dass es erstens länger dauert und zweitens sehr tiefe Kampfspuren in der ICE Landschaft hinterlässt.

Wenn die Produktion wieder aufgenommen werden soll stellen sich diese Fragen

  1. Lieferkette okay?
  2. Belegschaft einsetzbar?
  3. Nachfrage am Markt?

Ich sehe zu allen drei Fragen Problemhürden. Ich beleuchte einfach mal den Punkt Nachfrage. Diese wird erst einmal niedrig bleiben. Warum also sofort wieder viele ICE produzieren? Einige Produktlinien werden erst gar nicht mehr hochgefahren, mit der Zeit werden ganze Modellgruppen nicht mehr produziert und dauerhaft ausgedünnt.

Ich gehe savon aus, dass der Ausbau der BEV Produktion kaum gehemmt wird. Man wird die neuen Modelle für die kommenden Jahre unbedingt herausbringen wollen, weil hier Nachfrage vs Angebot günstig stehen. Dazu kommt die Gewissheit , dass auch bei der Transformation gilt, den letzten beissen die Hunde. Druck ist also da. Jetzt um so mehr.

Selbst, wenn nicht mehr BEV Kapazitäten aufgebaut würden, so könnte wenigstens das Verhältnis BEV vs ICE schneller kippen.

Ich gehe davon aus, dass beim Wiederanfahren der Produktion einige Produktionsstraßen und damit komplette Modelllinien nicht mehr geöffnet werden.

Was denkt ihr? Dies scheint im Medienstream so noch nicht thematisiert zu sein.

Zum Gedankenanstoß möchte ich einen ersten link von VW anbieten.
manager-magazin.de/unterneh … 05780.html
[i]
VW-Chef Diess ruft China zum Vorbild bei der Bekämpfung der Corona-Krise aus

Fast überall auf der Welt befindet sich Volkswagen in einer schwierigen Lage, wie auch die gesamte Autoindustrie. Derzeit werde der Hersteller in sämtlichen anderen Märkten außerhalb Chinas „praktisch keine“ Autos mehr los, weil die Nachfrage am Boden liege. Infolgedessen nehmen die Liquidität stark ab - Diess sprach von bis zu zwei Milliarden Euro pro Woche.
[/i]

Da wäre wohl eher Südkorea oder Taiwan als Vorbild dran? Wobei Taiwan im Zusammenhang mit China wohl nicht denkbar ist als Antwort für Herrn Diess.

Ich würde aktuell eher einen gegenteiligen Effekt vermuten.

In meiner Branche (Medizintechnik) sollte eigentlich Ende Mai eine stark verschärfte neue EU-Verordnung scharf werden, die noch einiges an Kopfzerbrechen bringen würde. Nun sieht es so aus, das die EU die Einführung um ein Jahr verschiebt.

Es würde mich daher nicht wundern, wenn die Abgasgrenzwertverschärfungen verschoben / aufgehoben werden, um die Autoindustrie zu retten. Da dürften dann Deutschland, Italien, Frankreich, Schweden, Spanien, Tschechien, … an einem Strang ziehen.

Es geht inzwischen wohl nicht mehr um das Vorbild. Eigentlich sind wir schon in der Phase der verpassten Chancen. Gegensteuern tut jetzt doppelt weh.

Hätte man in pre-Coronazeiten gesagt, dass die Transformation in drei Jahren richtig Schwung aufnehmen wird, so denke ich, dass wir gerade jetzt in 2020 diese 3 Jahre überspringen werden und zumindestens der ICE Tod die Autoindustrie früher ereilen wird.

Eher der Verbrenner wird viel länger leben:

spiegel.de/wissenschaft/men … cc9cbb884d

Vermutlich wird auch das Argument, dass Luftschadstoffe in den Städten jetzt und im nächsten Winter besonders rigoros zu bekämpfen wären, um möglichen späteren Corona-Patienten eine möglichst gesunde Lunge mitzugeben, und dass deswegen stinkende Motorroller und eklige Dieselkarren die Betriebserlaubnis in den Städten entzogen gehört, ungehört verfallen.

Denn wenn es den Deutschen darum geht, mit Ihrer Stinkkarre billig herumzudüsen, dann sind „die paar mehr Tote“ auch wieder wurscht.

Wie wäre es dann mit dem pandemie-forum.de?
Dort gibt es nicht nur ein Monsterthema zu Covid-19 sondern etliche separate Themen, um allem sortiert nachgehen zu können.

Daran hatte ich schon gedacht, aber thematisch geht es um die Transformation. Daher habe ich dieses Forum ausgesucht. Ich weiß nicht, ob im allgemeinen PaFo die Sensibilisierung vorhanden ist. Meinung?

Es würde dort unter „Wirtschaft & Soziales“ passen.
Allerdings sollte dort das Wort „Verbrenner“ vielleicht nochmal erklärt werden.

Deswegen paßt es ja auch hier ganz gut.
Warum muss alles, was auch nur Corona im Betreff hat ins Pandemie Forum?
Willst Du hier nur heile Tesla-Welt?
Und mich würde genau das Gegenteil nicht wundern, nämlich dass die Vorgaben aufgeweicht werden und die Firmen einfacher und länger ihre billigen Verbrenner weiterbauen dürfen. Eben weil sie damit sehr viel mehr Geld verdienen als mit Elektroautos.

Wäre denke ich auch politischer Selbstmord jetzt so viele Jobs wie möglich zu retten, um sie dann ein paar Monate später zu killen.

Ein Revival des Verbrennungsantriebes wird es weder wegen der gesunkenen Kraftstoffpreise geben, noch aufgrund irgendwelcher kruden Forderungen von politischen Randgruppen (aka FDP).

Seitens eines CDU/CSU Flügels wurde im letzten oder vorletzten Jahr gefordert, dass der Klimawandel sehr positiv für den Welthandel ist, da die Arktis damit besser befahrbar wird, Rohstoffe abgebaut werden könnten und die Schifffahrt schneller von A nach B käme usw.

Also Hand auf’s Herz, jetzt den GAU durch den aktuellen Infektherd zu vermuten ist auf einer Zeitschiene von heute bis in 10-15 Jahren offen gesprochen irrelevant.

Wenn bei sagen wir einmal mehr als einer Millionen Deutschen, jetzt oder bald, das Leben auf Messersschneide steht, weil die Atemwege angegriffen sind, stellt ich mir die Sinnfrage, ob es nicht doch eine Entlastung ist, dass durch weniger Verbrenner auf den Straßen aktuell die Luftqualität in den Städten besser ist. Oder erwartet jemand, dass es uns alle besser gehen wird, wenn wieder dicke Luft herrscht?

Und wie sinnbefreiend ist das Ansinnen, ausgerechnet die Firmen mit unserem Steuergeld zu päppeln, die nichts lieber tun als schnellstens weitere Giftstinker auf unsere Straßen zu schicken.

Ich bin mal gespannt, im Moment wird Gesundheit als wichtigstes Thema wahr genommen. Je länger der Virus uns als Geisel hält, desto weniger hält die Bereitschaft eine Industrie mit der falschen, schädlichen Technologie zu dulden.

Ich denke, dass die Attraktivität von Verbrennern in dieser Zeit beschleunigt erodiert. Das wird mit Sicherheit Auswirkungen haben. Anstatt freudig den nächsten Stinker zu kaufen, wird man vorsichtig sein und Kaufzurückhaltung zeigen. Zumindest lange, bis ein passendes BEV daher kommt. Bis dahin hat man ja noch sein altes Fahrzeug.

Daher vermute ich, dass je nach Zeitverlauf einige Fertigungslinien nicht mehr aufmachen werden oder bestenfalls zeitbeschränkt.

„Steuergeld“ ist gut…

Mangels Gewinnen kaum noch Körperschaft-, Einkommen- und Gewerbesteuern, mangels Umsätzen weniger Umsatzsteuern. Der Staat fördert nix mehr mit Steuergeldern. Sondern mit der Notenpresse.

Halte ich für eine arg verklärte Sichtweise. Außerhalb der E-Blase werden E-Autos (Stichworte: Deutscher Strommix, Lithium-Bauern, Kobalt-Kinder) oft als umweltschädlicher verglichen zum Verbrenner angesehen.

Stimmt. Wo die Zutaten der in den Verbrennern verbauten Elektronik herkommen, fragt ja auch niemand nach…

Egal,was ich mir persönlich wünsche:
Klima, BEV oder andere wünschenswerte Dinge, werden in der folgenden Weltwirschaftskrise keine Rolle spielen.
Allein „Überleben“ wird das Ziel sein.
Egal,wer regiert :confused:

Diese Meinung ist stark vom Aussterben bedroht.

Time will tell. Es wird wohl auch stark davon abhängen wie groß die nun kommende Weltwirtschaftskrise wird, denn je übler es wird umso weniger wird Umweltschutz (nicht nur der Mini-Teil namens BEV) irgendeine Rolle spielen.

Die Frage ist ob man es sich leisten kann, weiter Geld in z.b. Kohle zu investieren, bringt uns das was, gesamtvolkswirtschaftlich?
Der grundsätzliche Gedanke bei Wirtschaftshilfen sollte ja schon sein, das das Geld über Steuerzahlungen (z.b. auch der Mitarbeiter) irgendwie langsam wieder zurück kommt.
Das impliziert, das die Firma zukünftig entsprechende Gewinne machen kann, so sie denn eine ausreichend lange Zukunft hat.
Aber sicher wird das Gießkannenprinzip angewendet.