Welche europäische Automarke wird binnen 3 Jahren aussteigen

Eine Umfrage unter 300 leitenden Führungskräften von Automobilherstellern sowie Zulieferern in Europa erbrachte folgendes Ergebnis


52% der Befragten rechnen damit, dass eine bekannte europäische Automarke in den nächsten 3 Jahren aus dem Geschäft aussteigen wird

55% halten strengere Umweltauflagen in den nächsten 12 Monaten für das drängendste Problem
52% rechnen außerdem damit, dass ein Neueinsteiger den Markt in den nächsten drei Jahren mit einem revolutionären neuen Fahrzeug aufmischen wird
56% erwarten, dass Verbraucher Autos zunehmend mit anderen teilen werden, statt ein eigenes anzuschaffen
69% geben an, dass sie noch nie so stark unter Innovationsdruck standen wie heute
71% erklären, dass sie zum Überleben Industrie 4.0 oder digitale Prozesse einführen müssen

protolabs.de/ressourcen/blo … tion-race/

Viele in der Branche sind der Meinung, dass sie gut aufgestellt sind, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Der Optimismus in ganz Europa ist groß - über 80% in allen vier Ländern äußern sich optimistisch.

Demnach gilt die Krise in welche die Fahrzeugbranche gerade hineingerät hauptsächlich für die anderen…
das Stadium der Verdrängung

Was sagt ihr zu dem Ergebnis der Umfrage?

Ich denke 3 Jahre ist zu kurz. Bis ein Konzern wirklich zu macht vergeht viel Zeit. BMW wird sicher noch 10 Jahre durchhalten.

Das liegt aber nicht an den tollen Autos von BMW, sondern an deren Kunden. Ich kenne viele, die fahren schon immer BMW.
Und wenn die Kiste auch noch so rumzickt, das wichtigste am neuen Auto ist, dass es ein BMW ist.

So lange die besser verdienenden Chinesen bevorzugt BMW, Mercedes, Audi und Porsche fahren, haben unsere Hersteller wohl kaum ein Problem. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass sich daran so bald etwas ändern wird. Diese Marken sind das Statussymbol in China und zeigen, dass man es zu etwas gebracht hat. Egal ob in der „freien“ Wirtschaft oder im Staatsdienst.

Ich übernachte regelmäßig in China in einem größeren Hotel der gehobenen Klasse. Der Limousinen-Service für die Gäste besteht mit Ausnahme eines Cadillac Escalade nur aus BMW, Mercedes und Audi. Das Hotel hat auch ein Model S, das steht sich aber die Reifen platt und wird nicht mehr im Limousinen-Service angeboten, weil es niemand gebucht hat. Das Hotel ist in Staatsbesitz und direkt einem Ministerium zugeordnet, womit ich sagen will, dass man nicht mal als Staatsunternehmen die heimischen Fahrzeuge nutzen muss.

Auf dem Parkplatz der Hotelleitung stehen, abgesehen von einigen wenigen Japanern, auch nur deutsche Fahrzeuge.

Das gleiche Bild in den Fabriken. Für die Führungsetage ist BMW 5L, BMW X5, Audi A6L und Porsche Cayenne der Standard. Keine US-Fahrzeuge, keine chinesischen Marken und erst recht nicht Japaner oder Koreaner (da sieht man Gesichtszüge entgleiten, wenn man danach fragt).

Das oben beschriebene Hotel hat auch viele eigene Ladestationen am Gästeparkplatz, einschließlich eines Tesla DeC. Man sieht aber so gut wie nie ein BEV daran laden.

Mit Prognosen ist es immer so eine Sache vor allem wenn sie die Zukunft betreffen. Ich kenne Leute die haben den Untergang bereits 2017 gesehen und neue Player. Ein Auto ist halt kein Handy.

Konsolidierungen gab es ja schon oft, NSU , oder Chrysler . Einen auf den ersten Blick logischen Grund dafür zu suchen ist einfach ob er auch zutrifft ist schwer einzuschätzen.

Meine Überlegungen gehen in Richtung 1,2 Marken bei FCA. Maserati soll ein paar neue Autos bringen, Alfa?, Fiat selbst hat ausser einigen 500er Derivaten kaum noch was zu bieten. Zur Zeit wird 90% des Konzerngewinnes in Amerika gemacht (Jeep sei Dank) und der Umbau Richtung CO2-Sparen in Europa verschlafen. Der Deal mit Tesla, das Anbiedern an Renault/PSA sind meiner Ansicht nach keine guten Zeichen.

Weiters Ford: Ford entlässt rund ein Viertel der Belegschaft in Europa, schließt einige Werke. Auf CO2-Sparen ist man nicht ausgelegt, im Gegenteil: die spritsparenderen Kleinwägen, Mondeo, C/S-Max, Galaxy sollen wegfallen, dafür SUV kommen. Punkto Elektro ist man wie auch Fiat schwach aufgestellt, denn ein fettes, wenig Platz bietendes Crossover wird die Marke nicht rausreissen - selbst wenn man mit diesem Fahrzeug „Mustanggene“ assoziieren möchte. Dafür macht man sich von Volkswagen abhängig und kommt im nachhinein drauf, dass es mit einem ausverhandelten Fahrzeug nicht getan ist und steckt nun in der deutlich schlechteren Verhandlungsposition.

Als drittes ist Jaguar und/oder Landrover in der Pipeline. Ob Tata bei einem ungünstigen Brexit jahrelang die Briten auffängt?

Für BMW sind die 3 Jahre auch meiner Ansicht nach sicher zu knapp gewählt. Ein paar Jahre länger werden sie schon mittels Toyotatechnik und CSU am europäischen Markt bestehen.

Gilt Lancia eigentlich schon als tot oder ist das noch Koma?

Das waren original auch meine Überlegungen. FCA, Ford, JLR stehen wirklich schwach da. Mal sehen, ob Fiat mit ihrem modularen City-Auto demnächst noch was reißen. Wenn nicht, oh dear…

Die Masse will doch den nächsten Clean Diesel und dann zur Verbraucherzentrale.
Ford gibt gerade das Segment der Kompaktfahrzeuge und Limos in Nordamerika auf, wohl zu Margenschwach.
Lancia im Koma, Fiat wohl rein polnisch und türkisch im Überlebenskampf, Renditen bringen da die amerikanischen light trucks,
Luxussegment abhängig von den Launen der chinesischen Upperclaas…
Opel und Vauxhall sind ja schon tod, Renault führungslos…
Ich denke keine europäische Automarke wird aussteigen, das wird denen von 3. Seite abgenommen wie bei Opel. Wenn die Marke für den Verkauf der eigenen Plattform nützlich ist, läuft das noch weiter, ansonsten cut :astonished:

Ich persönlich sehe Ford hier in Europa ganz schwach dastehen was Elektromobilität & CO2 Themen angeht. Da hat man wirklich gepennt. Der Focus Electric war eine halbherzig gemachte Totgeburt und der Mondeo Hybrid konstruktiv einfach schlecht. Nach allem was ich gehört habe will man bei Ford wohl mit auf die MEB Plattform von VW setzen, die ihren Weg in die Zukunft besser im Griff haben.

Laut diesem Artikel hat Ford immerhin 600.000 MEB bestellt und wird das evtl für ein zweites Fahrzeug nochmal fast verdoppeln:
handelsblatt.com/unternehme … 19782.html

Einerseits begibt sich Ford Europa natürlich stark in die Abhängigkeit von VW. Für Eigentwicklungen sind sie evtl aber zu klein im Vergleich zu VW oder PSA und bekommen zu wenig Unterstützung aus den USA.

Danke für diese interessante Info. Wahnsinn! 600.000 mit Option auf Verdoppelung. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Inzwischen sollte auch dem letzten klar sein was die Uhr geschlagen hat. Ich finde die aktuelle Zeit des Umbruches super spannend, gerade wie sich die nahe Zukunft entwickelt, und freue mich das miterleben zu dürfen. Interessant wird auch die Preisentwicklung der fossilen Fahrzeuge und deren Verbleib wenn immer mehr Leute umsteigen.

D.h. aber auch, daß VW sehr viel richtig gemacht hat, ich denke selber auch der VW Konzern hat so die beste Chance den Übergang zu schaffen, der Rest zeigt noch nicht eine richtige Strategie.
Am meisten sind FIAT und BMW gefährdet.

Hatte ich noch gar nicht gesehen, daß Ford auf eine eigene Kompetenz bei den EVs verzichten möchte. Geht wohl nicht anders, wenn das Stammhaus kein Geld für Eigenentwicklungen genehmigt.
Dann entstehen wieder Firmen, die die Fahrzeuge nur noch kleiden. Bei den Verbrennern oder Fossilen hatte die Strategie ja langfristig gesehen nur mäßigen Erfolg. Ghia, Karmann, Heuliez etc, und was es mal alles gab…

In meinen Augen ist BMW die Marke deren Schicksal am meisten von Tesla abhängt. Wenn Tesla seine Wachstumspläne (2 Mio. Einheiten 3 + Y) auch nur ansatzweise umsetzen kann dann wird es ganz schwer für BMW.
Auf der anderen Seite ist Tesla aber auch die einzige wirkliche Gefahr für BMW => wenn Tesla stolpert dann haben die noch ein paar gute Jahre vor sich.
Meine Prognose: BMW ist in 3 Jahren ein Fall für den Staat. Aber natürlich wird es die Marke noch geben.

Gruß

Bernhard

Sehe das Schicksal von BMW nicht im Zusammenhang mit Tesla, sondern als Folge der Entscheidungen der Hauptgesellschafter und des Vorstandes.
Die mit dem i3 aufgebaute Kompetenz wird wohl nur noch im Mini-BEV für den Einsatz als Zweitwagen genutzt, das hätte man auch anders entscheiden können. Auch der schicke i8 hätte eine BEV Entwicklung sein können. Das BMW sich wohl dem fossilen Schicksal ergibt, ist deren Entscheidung und kein schicksalhaftes Ereignis.
Vielleicht ist aber ja noch genug Geld zum Umsteuern da, muß man dann nur wollen.

So ganz besorgniserregend ist das aber nicht bei BMW

2019 bisher lief so

  1. Halbjahr Jan bis Juli 2019 ein neues Rekordabsatzhalbjahr noch nie hat BMW so viele Autos verkauft in einem Halbjahr wie im 1. 2019 (obwohl in China der gesamte Automarkt schwächelt)
    Folgemonat August 2019 sehr starkes globales Wachstum vor allem in China und USA
    Nächster Folgemonat September auch da wieder in Relation zur Entwicklung der Weltwirtschaft ein sehr starkes Wachstum global betrachtet

bmwblog.com/2019/07/15/bmw- … f-of-2019/

bmwblog.com/2019/10/11/bmw- … r-to-date/

Der SUV Markt wächst jährlich halt um ein paar Millionen Autos - der E-Automarkt jährlich um ein paar hunderttausend- ist auch aktuell Thema in der Financial Times - da (glaube ich) paywall in D ist eben nur der Hinweis auf den Artikel „Electric vehicles are being outpaced by the growth of SUVs“ vom 6. Oktober die Zahlen zum SUV Wachstum findet man ja auch selber im Internet, wenn man ein wenig Englisch kann (wie z.B. jato.com/wp-content/uploads … 24x634.jpg)

Jeder der nur ein mittelprächtiges Verbrenner SUV rausbringt verkauft davon wohl fast immer ein Vielfaches im Vergleich zu dem, wenn er ein super gutes E-Auto herausbringen würde - jedenfalls global betrachtet.

BMW hat vor kurzem mit der Entwicklung einer neuen V8-Motorengeneration begonnen und sieht die Zukunft vor allem im Luxussegment. Dort soll Porsche angegriffen werden und die Stückzahlen von BMW verdoppelt werden. Rolls macht gut Marge, je nach Brexit könnte sich dies aber ändern und die Stückzahlen bei Rolls dürfen nicht zu hoch werden da sonst die „elitäre“ Kundschaft abspringt. Deswegen wird BMW gepusht.
Für die nächsten Jahre scheint BMW ausreichend Umsatz/Gewinn zu machen und sich ev auf einen Deal mit Toyota/die haben von BMW den Supra „erhalten“ bezüglich Brennstoffzelle zu verlassen.
Aber das kann schnell umschlagen, die Nähe zu Magna und deren Kompetenz in punkto Entwicklung sowie Fertigung bei BEV könnte da noch ein Rettungsanker sein.

Wobei wie gesagt der Zukauf für ein zweites Modell nicht Teil des ursprünglichen Deals gewesen ist und Ford nun VAG gegenüber in einer deutlich schwächeren Verhandlungsposition steckt. Es hat sich auch schon Prof Schuh bezüglich des Deals mit VAG/MEB beschwert und angedeutet, dass er quasi nur mehr Handlanger ist (die in einem Video gemachte Aussage sollte online zu finden sein)
In den USA wird bei Ford punkto BEV auch quer entwickelt bzw zugekauft - ein „Mustanggene (frag mich immer noch was das heissen soll - lange Schnauze, kleiner Innenraum, hoher Verbrauch?-wär das Gegenteil was mit BEV möglich ist)“ Crossover, ein elektrischer F150, und von Rivian wird auch etwas zugekauft/gefertigt - 3-4 Modelle auf eventuell 3 unterschiedlichen Basen? Super für Einkauf, Fertigung, Vertrieb und die kleine Werkstätte im mittleren Westen.

Passend hierzu ein Bericht auf n-tv.de

n-tv.de/wirtschaft/VW-wird- … 21589.html

n-tv ist etwas im Niveau gefallen und Helmut Becker mag ich gar nicht da er häufiger zu Unrecht gegen Tesla stänkert, trotzdem ist dieser Bericht interessant und halbwegs sachlich.

Mein Problem mit der Berichterstattung ist vor allem, dass immer wieder der Wegfall von 250k Arbeitsplätzen gesprochen wird, aber nur sehr selten bis gar nicht gesagt wird, wieviel auf der anderen Seite entstehen. Die 250k sind doch unmöglich schon das Delta.

Die Arbeitsplätze fallen doch eh weg :exclamation:
Die Frage ist doch, wieviel Arbeitsplätze neu entstehen in einem konkurrenzfähigem Umfeld.
Die GF 3 ist ja bald fertig. Was bei uns entsteht wird davon abhängen, ob und in welchem Grad wir als Gesellschaft es schaffen wieder den Blick nach vorn zu richten. Ist ja auch das Thema in der Landwirtschaft und vielen Dienstleistungsbereichen. Allein die Vermeidung von unsinnigem Individualverkehr mittels Email war ja schon ein großes Thema. Die Anwaltschaft arbeitet ja noch immer am elektronischen Postfach. Oder den ganzen Tag rumdüsen, um in tausend Geschäften zu hören hamwa nich, kennwanich, brauchstenich… vorbei, da nun auf dem Sofa bestellt wird und zwar so, daß zu 99% nichts retour geht und und und.
Wenn nun wirklich in Europa auf BEV umgestellt werden würde, wozu zunächst die sinnlosen H2 Subventionen eingestellt werden müßten, könnten es ja ein paar Konzerne in der Unabhängigkeit schaffen.