Die erdzerstörer auf arte

Gestern Abend sehr interessante Sendung auf arte wie alles kam die letzten 100 Jahre. Auf arte.tv die nächste Zeit noch anzusehen. 99 min. Länge und man sieht das Solaranlagen für Einfamilienhäuser schon in den USA nach dem 2. Weltkrieg kommen sollten und von dem mächtigen Konzernen verhindert wurden.

Hier der Link dazu: arte.tv - Die Erdzerstörer

Danke, wirklich sehr sehenswert!!!

Den Film gibt’s jetzt auch auf YouTube:
youtube.com/watch?v=yXYYWVAAKRc

Und er ist wie ich finde ein Muss für jeden, der versucht etwas bewusster zu konsumieren.
Leider lässt er den Betrachter ratlos und mit Schuldgefühlen zurück, und liefert nicht den Hauch einer Erklärung oder Lösung, auch wenn er fleißig Kritik am entfesselten Kapitalismus übt.
Da muss ich dann doch wieder an Stephan Lessenich und seine »Externalisierungsgesellschaft« denken.

„etwas“ bewusster konsumieren wird nicht genügen.
Die Lösung ist eigentlich recht einfach: Rückbesinnung auf einen weniger schädlichen Lebensstil.

Beispiel: Retrotopia von John Michael Greer
amazon.de/Retrotopia-John-M … 945810025/
In der Geschichte wird sehr schön abgehandelt, warum der Fortschritt irgendwann nicht mehr viel bringt. Ob wir wie im Buch geschildert zurück zu Pferdefuhrwerken gehen müssen, bleibt abzuwarten. Mögliche Gründe dafür gibt es allemal.
Was mich besonders an dieses Buch erinnert hat, war die Stelle im Film als es um die „Beseitigung“ der Straßenbahnen zugunsten der Automobile ging. Das war ein echter aha-Moment.

»Etwas bewusster Konsumieren« beschreibt den Ausgangszustand, nicht das Ergebnis.

Mit der Radikalität der notwendigen Veränderungen tun wir alle uns noch verdammt schwer. Sonst wären wir nicht hier.

Das ist sehr schade. Und gleichzeitig ein berechtigter Vorwurf an die Filmemacher, auch z.B. an Leonardo di Caprio & Team (Before the Flood).

Dabei wäre es doch so einfach, den Zuschauern einfach mal eine Auswahl der Möglichkeiten zu zeigen, mit denen wir unsere grossen Hebel in Bewegung setzen können. Nullemission soll dabei noch nichtmal das Ziel sein, aber des Brechen des Status Quo und das Hinterfragen der eigenen Verhaltensmuster. Ein Beispiel, wie das aussehen könnte (grobe Anhaltswerte):

Status Quo: 10 t CO2 pro Person und Jahr

2 t CO2, 50 km alleine mit dem Benziner pro Arbeitstag
→ 0.1 bis 1.5 t CO2 mit dem Elektroauto
→ oder Halbierung wenn 2 Personen im Fahrzeug

1 t CO2, 250 g Rindfleisch pro Tag
→ Halbierung wenn stattdessen helles Fleisch
→ Reduktion um 90% wenn Protein aus Insekten
→ Reduktion um 95% wenn vegetarisch, oder 2/7 des Effekts wenn an zwei Tagen der Woche

1t CO2, 1500 kWh Strom
→ 25% weniger wenn sparsamerer Umgang
→ bis zu 95% weniger wenn konsequent echte erneuerbare Energie zum Einsatz kommt

2-3 t CO2, Ölheizung im älteren EFH
→ 21 statt 23°C im Haus: -30%
→ Dämmung mit Fördergeldern verbessern: je nach Haus weniger als die Hälfte + mehr Komfort
→ Wärmepumpe mit ern. Energie, runter auf 15% (selbst bei Berücksichtigung Kühlmittelleck R410A o.ä.)

4-5 t CO2, Flug interkontinental
→ Griechenland statt Seychellen, minus 3 Tonnen
→ mit dem Zug oder zu viert im Auto statt dem Flugzeug, nochmal eine Tonne weg

Macht unter dem Strich in diesem rudimentären Beispiel 1 Tonne statt 10, wenn man alle Möglichkeiten Schritt für Schritt umsetzt.

Das ist ja nur eine Auswahl. Ich bin sicher, entsprechend aufbereitet würden sich die Leute von einer oder mehreren Ideen anstecken lassen und die Veröffentlichungen hätten ein Vielfaches an Effekt, als wenn man die Zuschauer bloss mit einem schlechten Gewissen zurücklässt. Aussuchen was er / sie tut und wie das umgesetzt wird, kann ja jede/r selbst.

Die ganzen Influencer sollten sich mal besser auf solche Sachen konzentrieren, sie würden garantiert ebenso viele Follower und Likes kriegen, statt sich mit gesponserten Flügen in der Business Class+ zu brüsten. Masse statt Businessklasse. Oder so. :laughing:

Ziemlich aktuell:

Original, auch mit anderer Auflösung nach der Zeit:

scripps.ucsd.edu/programs/keelingcurve/

Danke, tornado7 für diesen Beitrag!
Mir war nicht bewusst, wie effektiv diese Maßnahmen sind (und ich bin froh wenigstens sagen zu können, dass ich an die meisten dieser Punkte einen 80%-Haken machen kann).
Vielleicht ist es vor diesem Hintergrund wirklich lohnend, mal ein bisschen über »soziale Werbung« nachzudenken.

Die Filmemacher können nicht die radikale Lösung anbieten, die notwendig ist.

Warum nicht?
Weil sie dann selbst als Erdzerstörer gelten würden, da sie noch einen viel zu hohen Lebensstandard haben, ständig fliegen, Fleisch essen, Auto fahren usw.

Wenn „das Klima“ gerettet werden soll, müssen wir weg vom Prinzip „wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“, d.h. wer für Klimarettung predigt, muss zunächst mal selbst mit gutem Beispiel voran gehen und auf das Fahrrad umsteigen statt dem Luxusauto. Flüge wären dann tabu.
Nur, wie macht man dann noch „Klimakonferenz“? :imp:

Die Maßnahmen bringen etwas, aber es wird nicht reichen, denn egal was als Summe an CO2 übrig bleibt, muss man das noch mit 7 Milliarden multiplizieren, um es auf die gesamte Menschheit auszudehnen.

Eben nicht! Wer seine 1.5 t wofür „ausgibt“ ist doch jedem selbst überlassen. 15 t CO2 für ein Tesla Model S inkl. Herstellung, Nutzung (EE) und Entsorgung über 15 Jahre und 200’000 km (vgl. meine Signatur) ergeben bei 3 Personen in einer Familie die das Fahrzeug nutzen gerade mal 0.33 t CO2 pro Person und Jahr. (Man bewegt sich überdies sogar in einem RessourcenKREISLAUF, anders als der Benziner dessen 15t Rohstoff am Ende unwiederbringlich verloren sind.) Da bleibt sogar noch ein warmes Haus, Kleidung, leckeres Essen und vieles mehr übrig. Mit der beschriebenen Verzichttaktik schreckst du Leute ab und es wird sich kaum was ändern, denke ich.

Wo ist das Problem? 1.5 t CO2 pro Person ist selbst bei 9 Milliarden innerhalb der natürlichen Biokapazität. Auch die Klimaszenarien von IPCC & Konsorten berücksichtigen dies ja.

Das resignative Argument mit der Überbevölkerung kann man auch mal stecken lassen. Tut Diskussionen gut und hilft, als Resultat Handlungen statt in den Sand gesteckte Köpfe zu erzielen.

Stattdessen sollten wir im reichen Westen als Vorbilder handeln, sodass die 300 Millionen Inder/innen, die momentan noch gänzlich ohne Elektrizität leben und mit Biomasse kochen, nicht auf billige Kohle, sondern stattdessen auf günstige erneuerbare Technologie, z.T. von uns entwickelt, setzen können wenn auch ihr Lebensstandard sich dem unseren annähert.

+100 @tornado7

Das stimmt so nicht ganz. Es ist nur ca. 1 Milliarde Menschen, die so dermaßen über die Verhältnisse lebt wie wir.
Dazu kommt das oben erwähnte Externalisieren, d.h. es ist auch unser Konsum, der in den Schwellenländern zu höheren Ressourcenverbräuchen und CO2-Eintragung in die Atmosphäre führt.

Ich habe auch nicht gesagt, dass diese Maßnahmen genügen. Ich habe mich nur gefreut, dass sie effektiver sind, als ich dachte.

(Gelöscht, weil peinlich.)

So unterschiedlich kann man leben.
Nur dass wir das nicht wollen.

Ich weiß nicht genau, was du sagen wolltest, MichaMeier, aber du hast mich dazu veranlasst, den persönlichen Text zu löschen. Bitte den Ausrutscher zu entschuldigen.

Ich bin ganz klar der Meinung, dass unser Lebensstil in der Summe eine Reduktion an bestimmtem Gütern erfahren muss, auch wenn wir uns unsere Elterngeneration einige davon für garantiert ansehen.

Das sollte sich aber in Grenzen halten, denn im Grunde ist Erneuerbarkeit vs. Endlichkeit, ist der Einstieg in einen Ressourcenkreislauf der wichtigere Gedanke an der Sache, als die blosse Menge an temporär für die Lebensdauer der entsprechenden Produkte für sich persönlich beanspruchten Rohstoffen. Ist ja kein Verbrauch, wenn die Karre bei 250’000 km abliegt und 1 Tonne Aluminium für andere Zwecke wieder zur Verfügung steht.

Ich hab’s diese Woche OS Electric Drive schonmal in einer PN geschrieben:

[…] grundsätzlich mal der Gedankengang von Effizienz vs. Erneuerbarkeit: Ich strebe lieber eine 4000-Watt-Gesellschaft an, die sich zu 100% über’s ganze Jahr erneuerbar versorgt, als eine 2000-Watt-Gesellschaft, die im Winter noch Gaskraftwerke anwirft. Für erstere dürften nämlich deutlich mehr Menschen zu begeistern sein und der Wandel kann deshalb schneller herbeigeführt werden. Hört man den Forschern zu, so ist die kritische Grösse im Bezug auf den Klimawandel ja die Zeit, die unser Umdenken in Anspruch nimmt; Zeit, die wir nur begrenzt haben um nicht in die pessimistischen Szenarien nach RCP abzurutschen.

1.5 Tonnen sind ein ambitioniertes aber realistisches Ziel.
0 Tonnen sind kein realistisches Ziel. Nicht vor 2050. Aber es MUSS sich davor ganz gewaltig etwas tun.

Bei pro Kopf 1,5 Tonen bleiben für den individuellen Gebrauch ein Bruchteil oder vielleicht auch gar nichts mehr über wenn man den anteiligen CO2 verbrauch abzieht für jede Form von Infrastrukutur, der auch eingerechnet werden muss.

Da Elektroauto braucht Strassen, Wasserwerke, Versorgung, Schulen Polizei, Feuerwehr, Post, Kommunikation, Medikamente Krankenhäuser, Pharmaindustrie, Ärzte Unis etc ect etc etc…

Die 1,5T berechnen sich aus = Anteil Mindestinfrastruktur + persönlicher Gebrauch.

Natürlich können all diese Dinge ausschliesslich mit fossilen Materialien oder Energieträgern errichtet werden.

Hier bei uns (CH, SG) geht das so:

  • Kantonspolizei hat eben gerade 4 Hyundai Kona als Patrouillenfahrzeuge angeschafft

  • Abwasserreinigung versorgt gar sich und die umliegenden Liegenschaften mit Wärme und Strom aus Biogas (Catterpillar Aggregate mit Gesamteffizienz über 95%). Upgrade Mikroverunreinigungen kommt übernächstes Jahr und auch in über 100 weiteren Anlagen im ganzen Land.

  • die grosse Kantonsschule hat das Effizienzzertifikat Silber erlangt und wird ebenfalls übernächstes Jahr an die Fernwärme (Überschuss KVA + Biomasse zentral, statt Erdgas) angeschlossen.

  • Post ist in den Quartieren mit elektrischen Scootern unterwegs und nutzt zwischen den Verteilzentren für den Schwerverkehr intensiv die Bahn, die ihrerseits fast vollständig mit Strom aus eigenen Wasserkraftwerken läuft

  • Mein Arzt hat eine Solaranlage auf dem Dach und setzt sich für bedarfsgerechte Medikamentenportionierung ein.

  • Die Stadtwerke planen ihre Kehrichtsammelfahrzeuge durch den Futuricum 26E zu ersetzen. In der Partnerstadt ist dieser bereits im Einsatz. Macht pro Fahrzeug und über 10 Jahre eine Ersparnis zwischen 500 und 1000 Tonnen CO2! (eher letzteres, aufgrund ausgeprägter Topografie und entsprechender Verluste beim Diesel ohne Rekuperation)

  • usw.

1.5 t sind definitiv machbar.

Niederschmetternd ist die Entwicklung der Kohlendioxidemissionen aller Länder seit 1960
youtu.be/AL5Hjg30b_M
Man kann schön sehen, was der entfesselte Konsum für eine Entwicklung anfacht. Anfang der 80er hatte China 1/3 der Emissionen der USA. Bereits 2005 hat CN die USA überholt und bis heute die Emissionen nochmals verdoppelt.
Wenn man die Trendentwicklung der Keelingkurve optisch fortschreibt, könnten wir in 30 Jahren bereits den 500ppm Wert knacken

Und auch das ist durchaus im Rahmen dessen, was die Wissenschaft für realistisch hält:


IPCC Schweiz, 2019, „Special Report on the impacts of global warming of 1.5°C“