Wärmepumpen: stossende Kühlmittel mit riesigem GWP

Wir ersetzen unsere Ölheizung durch eine Wärmepumpe mit Erdsonde. Erst als die Offerte schon unterzeichnet war habe ich durch einen Freund den Tipp erhalten, ich solle mir mal das Kühlmittel genauer anschauen: R410A soll bei uns eingefüllt werden, damit gibt der Hersteller 10 Jahre Garantie auf das Produkt. So wie ich das verstehe, ist dies der Standard in dieser Branche.

Das dumme ist nur, sollte die Anlage mal ein Leck haben – Welcher Kühlschrank hat nach 20 Jahren schon noch einen dichten Kreislauf? – und sagen wir 1.5 kg von diesem Kühlmittel in die Atmosphäre entweichen, so hat dies je nach Kühlmittel denselben Effekt auf das Klima, wie rund 1000 bis 3000 kg CO2. Man nennt das GWP, Global Warming Potential, und der Wert wird immer in Referenz zu CO2 angegeben. Methan aus dem Kuhmagen hat bspw. ein GWP von 25.

1.5 kg R410A (GWP 2090) entsprechen also in etwa derselben Menge an CO2, welche bei der Verbrennung von gut 1000 Litern Heizöl entstehen würde (C + O2 = CO2).

Es gibt Alternativen, wie etwa R32 (GWP 675) oder „Solstice N41“ von Honeywell mit einem GWP von 733, also Faktor 4 bis 5 tiefer, nur weigert sich der Hersteller meiner Wärmepumpe (Hoval) ein solches für den Betrieb freizugeben. Dies obwohl die neuen Kühlmittel als 1:1 Ersatz beworben werden und auch nicht entzündlicher sind als die „Bewährten“. Man forsche intern intensiv daran hat man mir gesagt, aber irgendwie fehlen mir da die Resultate wenn ich ehrlich bin.

Industrieanlagen laufen auch heute schon teilweise mit Ammoniak oder anderen, natürlichen Kühlmitteln. R744 beispielsweise besteht aus CO2 und hat somit ein GWP von 1. Diese Kühlmittel bringen gewisse technische Einschränkungen mit sich, aber untauglich sind sie offenbar nicht.

Wie seht ihr das? Habe ich eine Chance, meine Anlage mit was anderem als R410A befüllen zu können? Die Garantie kann ja bspw. über den Kühlmittelhersteller laufen, wenn dieser das Mittel für Geräte, die ansonsten mit R410A laufen würden, uneingeschränkt freigibt.

Aber in einem unglücklichen Fehlerfall 1,5 kg Ammoniak in die Bude strömen lassen, ist auch nicht ganz so geil. Da könnte Dir das Klima dann fast egal werden :wink:
Isobutan (R600A) als natürliches Kältemittel wird ja hauptsächlich in Kühl- und Gefrierschränken eingesetzt. Ist bei größeren Mengen aber auch kritisch, da es eben brennt und auch die Kälteleistung ist nicht so hoch. In einem Kühl-/Gefrierschrank sind ja deutlich unter 100g.

Auch der Wirkungsgrad ist ja ein Thema. Aber R32 scheint echt in allen Punkten besser abzuschneiden. Hast Du keine Chance mehr auf Rücktrittsrecht und nochmal bei anderen Herstellern umsehen?

Im Gegensatz zum Fahrzeug (wo die Leckagen hauptsächlich wegen der Vibrationen bzw. wegen Unfällen auftreten) bei nicht mobilen Anlagen kein Problem.
Kannst deinen Installateur ja mal nach Erfahrungswerten fragen.

Wir haben in einem Mehrfamilienhaus eine Gas-WP mit Ammoniak als Kältemittel eingebaut. Da steht ein etwas größerer Wassereimer (so 100l) daneben, bei einem Defekt soll austretendes Ammoniak da hineingeleitet werden, dann hat man ein paar Liter relativ harmloses Ammoniakwasser.

Zum Thema Ammoniakwärmepumpen hie ein ganz interessanter Artikel: waermepumpe.ch/fe/pdf_uaw8/UAW8_Kopp.pdf

Gruß Mathie

Irgendwo habe ich gelesen, das Kühlanlagen in Supermärkten leckageraten von 25%/a haben/hatten, das wäre echt kriminell.