Wettlauf um Raketentechnik (SpaceX vs. Ariane)

Ich finde diesen Artikel ganz interessant und er hat (für mich) neue Informationen, sodass ich denke, dass es einen Thread wert ist :wink:

Wettlauf um Raketentechnik: „Die Amerikaner wollen Europa aus dem Weltraum kicken“ - SPIEGEL ONLINE

Mit Milliardenaufwand entwickelt Europa die neue „Ariane 6“- Rakete. Aber das amerikanische Pendant SpaceX ist viel billiger. Alain Charmeau, Chef der Ariane Group, erklärt, wie die Amerikaner das schaffen - und setzt ein Ultimatum.

Dass die Wiederverwendbarkeit bei den Startkosten so gar keine Rolle spielen soll, nehme ich ihm nicht ab.

Bei Interview kann man einfach nur den Kopf schütteln.

Beklagt er sich ernsthaft, dass die US-Regierung 100mio Dollar für den Start zahlt und so andere Starts billiger angeboten werden können? Der Start einer Ariane 5 kostet derzeit etwa 200mio. Selbst wenn also SpaceX für alle Starts den gleich Preis nehmen würde, sehe ich da immernoch einen ziemlichen Preisunterschied.

SpaceX ist einfach nicht mehr einzuholen, besonders nicht aus Europa.

Naja, der tut so, as ob SpaceX nur durch staatliche Subventionen bestehen kann und damit die Preise drückt.
Durch was finanziert sich die ESA bitte ?

Und SpaceX macht das nicht, um Europa aus dem All zu kicken, sondern weil es deren Weg und Ideologie ist, mit dem Ziel, langfristig den Mars zu besiedeln.

Mit jedem erfolgreichen Start einer wiederverwendeten Falcon9-Rakete wird die Wegwerf-Strategie der anderen Startanbieter lächerlicher.

Naja, da sind wir wieder im Bereich der ‚Disruptive innovation‘. Klar das die Nutzer der alten Technologien die neuen erst einmal ablehnen müssen. Ansonsten geht sofort das Licht aus. Aber die ESA hat ja nicht wirklich ein Problem. Auch die können die Preise entsprechend anpassen. Dann wird es halt für den Steuerzahler etwas teurer.

Er sagt ab etwa 30 Starts pro Jahr kann sich sowas lohnen. Für SpaceX wird es sich wahrscheinlich schon bei deutlich weniger Starts rechnen, und die sind derzeit schon bei 9 Starts in 2018 (18 in 2017). Wenn das so weitergeht kommt man schon sehr bald in diese Größenordnung.

Ich glaube, da “verwechselt" er „pro Jahr“ mit „Anzahl der Wiederverwendungen“. Zugegebenermaßen sind die folgenden Zahlen tw. nur ganz, ganz grob geschätzt, aber die Größenordnungen sollten so in etwa hinkommen.

Nehmen wir an, die Entwicklung der Wiederverwendbarkeit der ersten Stufe hat 1 Mrd. $ mehr gekostet, als die Entwicklung einer Wegwerfstufe.

SpaceX nimmt für einen Start rund 60 Mio $ (mal deutlich mehr, mal wohl etwas weniger) und behaupten, sie kommen damit auf alle Fälle auf ihre Kosten.

Gehen wir daher also mal davon aus, die erste Stufe kostet sie 40 Mio $. Routinemäßiges Landen an Land oder auf dem Drone Ship plus Inspektion etc. blabla kosten sie 10 Mio $.

Fliegen sie die erste Stufe nochmal, kostet sie diese also nicht mehr 40 Mio. sondern nur noch 10 Mio $, mithin eine Ersparnis von 30 Mio $. Davon geben sie im Moment vielleicht 10 Mio $ an den Kunden weiter, weil sie ja - wieder eigene Aussage von SpaceX - ihre Entwicklungskosten reinholen müssen

1.000.000.000 $ Entwicklungskosten / 20.000.000 $ Ersparnis pro Start = 50 Starts

Abhängig von den tatsächlichen Kosten der Entwicklung, den Erstellungskosten der Erststufe, den tatsächlich erzielbaren Einsparungen und den wirklichen (zumeist unveröffentlichten) Preisen, die Kunden pro Start zahlen, sowie der Erfolgsrate, kann ich mir realistisch 30 – 100 erfolgreiche Wiederverwendungen als Art „Break Even Point“ vorstellen.

Danach macht Space X Gewinn mit der Wiederverwendung, kann die Startkosten weiter drastisch senken, mindestens um 50 %, und mit ArianeSpace und Airbus Safran Launchers (bzw. seit Juli 2017 ArianeGroup) (nicht mit der ESA!) weiter Hase und Igel spielen.

Die ESA ist aber nicht Hersteller und Betreiber der Ariane -Raketen, sondern Kunde! :wink:
Nach Deiner Logik könnte Arianespace die Preise auf 0 Euro senken und einfach den Steuerzahler noch mehr belasten. Das würde aber dann erstens den Subventionswahnsinn gar zu grell beleuchten, und zweitens einen Handelskrieg mit anderen Nationen auslösen, die Starts anbieten :laughing:

Das mag sein, wobei 30 Wiederverwendungen doch sehr viel wäre. SpaceX strebt an die neue F9 Block 5 Erststufen zehnmal zu nutzen.

Btw. Charmeau wirkt irgendwie wie eine beleidigte Leberwurst. :laughing:

Wie ich zu Anfang geschrieben habe: Nicht pro Jahr und natürlich auch “nur” insgesamt 20 - 100 Flüge mit wiederverwendeten Boostern, nicht 20 - 100 Flüge pro einzelnem Booster :unamused: Die 1 Mrd $ Entwicklungskosten fallen doch nur einmal an und nicht für jede neu gebaute Erststufe. Es sei denn, SpaceX würde nur einen einzigen Booster bauen und verwenden, was Quatsch ware. Allerdings könnte die Anzahl tatsächlich gebauter und fliegender Erststufen erstaunlich gering ausfallen, vielleicht unter 10, um alle Aufträge zu erledigen.

Interessanterweise passen auch hier meine Vermutungen recht gut zusammen: Bei 10 gebauten Erststufen und 10 Flügen pro Stufe kommen wir auf 100 Einsätze. Was wiederum genau in der von mir vermuteten Größenordnung für den Break Even läge.

Futurezone: Nachhaltigkeit der Falcon 9

Unter „Recycling“ versteht man doch in Deutschland etwas anderes, oder? Ich meine die Rakete wird ja nicht in ihre Grundmaterialien geschreddert, eingeschmolzen und eine neue draus gebaut, sondern so wie sie ist wieder verwendet. Also nicht Aldi-PET-Wasserflasche sondern Paulaner-Bier-Glasflasche.

Auszug aus Wikipedia, denke ich trifft es wohl:
Gesetzlich wird erst von „Recycling“ gesprochen, wenn der Rohstoff zuvor als „Abfall“ einzustufen war; andernfalls handelt es sich um „Wiederverwendung“. Der umgangssprachliche Gebrauch des Begriffs Recycling umfasst oft beide Bedeutungen

Die Falcon 9 Block 5 ist je Rakete fähig zehn oder mehr Starts, mit keinem oder sehr geringen Wartungsaufwand zu absolvieren, mit weiteren Tests und weiterer Wartung, könnte bis zu 100-mal gestartet werden.

Quellen:

Bangabandhu Satellite-1 Mission
youtu.be/rQEqKZ7CJlk?t=568
The Verge - SpaceX’s last Falcon 9 upgrade could finally make reusable rockets cost-effective
theverge.com/2018/5/9/17254 … ty-savings

Alles Gute!

EDIT: Etwas doppelt gemoppelt, da Bones schneller war.

Sollte Space X wirklich 100 Millionen Dollar per Start bekommen von den USA, sieht die Situation anders aus. Kann vielleicht ein guter Eindruck sein für die folgenden Streit zwischen Europa und den USA wegen den Subventionen.

spiegel.de/wissenschaft/tech … 07322.html

youtube.com/watch?v=Dar8P3r7GYA

Die Frage ist ist hier wer steht oder macht die Zukunft. Ich denke Space X hat noch immer die Zukunft von den Kosten.

Wer kann das berechnen vom CO2 mit der Anziehungskraft zu überwinden :sunglasses:

LG
W

DEUTSCHE RAUMFAHRT: Rocket Factory Augsburg macht unglaubwürdige Versprechen

Die Rocketfactory Augsburg will das deutsche SpaceX sein. Aber für die Entwicklung ihrer neuen Rakete ist die Technik zu kompliziert, die Zeit zu knapp und der Preis zu niedrig.

https://www.golem.de/news/deutsche-raumfahrt-rocket-factory-augsburg-macht-unglaubwuerdige-versprechen-2103-154734.html