DER SPIEGEL- politische Positionierung vs. Anzeigenkunden

Ich würde hier gerne mal eine Diskussion zum Spiegel anstoßen.

Der jüngste sehr negative Artikel zur Elektromobilität lässt mich mein Abo kündigen.

Ich frage mich ernsthaft was für eine strategische Absicht dahinter steckt die alte, mittlerweile widerlegte schwedische Studie erneut ans Licht zu zerren und mit schlecht gestützten gesamtenergietechnischen Bilanzen von Audi versus Tesla schlecht bis unrecherchiert „anzuwürzen“.

Aus diesem Grund habe ich die vergangenen Spiegel Ausgaben ab der Meldung über ein mögliches Kartell nach Werbeanzeigen der Automobilindustrie untersucht, und keine Anzeige mehr von BMW VW Group oder gar Mercedes finden können. Im gleichen Zeitraum wurden massiv Auto anzeigen in Bunte, Stern und vor allem dem Fokus geschaltet. Allein im Spiegel und Focus mehrfach mehrseitige Beihefter und spezial Werbeformate der Mercedes S-klasse.
„Focus Money“ vor allem.
Den hätte Daimler doch früher nichtmal mit dem Allerwertesten angeschaut.

Damit wird ein Schuh draus. Rolle zurück dein Spiegel.
Man zeigt sich beim nun der deutsche Automobilindustrie wohlgestimmt, in der Hoffnung verlorenes Terrain wiedergutzumachen.

Ich hätte niemals gedacht dass der Spiegel sein Fähnchen derart in den Wind hängt.

Verdammte Opportunisten.

Ganz leicht OT, aber für alle, die auf diesen Spiegel-Artikel angesprochen werden, hier zwei ganz aktuelle Artikel aus anderen Medien, die sich um eine neutrale Beleuchtung desselben Themas bemühen und sich gut als Antwort eignen:
:arrow_right: app.wiwo.de/unternehmen/auto/oek … 78504.html
:arrow_right: heise.de/autos/artikel/Klar … 03116.html

Beide Artikel wurden hier im Forum bereits diskutiert. Eine Diskussion darüber gehört nicht in diesen Thread.

Ich finde es übrigens interessant (und vollkommen richtig) dass der fragliche Artikel im Spiegel hier nicht verlinkt wird!

Ich könnte mir auch vorstellen, das deren Top-Investigativjournalisten nicht unbedingt an diesen Themen dran sind, sondern das hier nicht ganz so tief recherchiert wird. Im Profil das Autors steht:

„Geboren am 8. Mai 1964, entschied sich nach einer Ausbildung zum Automechaniker und dem Studium der Philosophie für den Journalistenberuf. Nach ersten Stationen bei „Auto Bild“ und dem „Stern“ trat er 1993 als Redakteur ins Ressort Wissenschaft und Technik des „SPIEGEL“ ein. […] Als persönliches Verkehrsmittel bevorzugt er das Fahrrad.“

Seine anderen Artikel sind ja auch eher gefärbt, schon dieser Titel hier: „Elektrojachten: Flüsterboot für Ökostreber“. Es wäre gut, wenn es mal ein paar Journalisten gäbe, die ein E-Auto hätten, damit hier endlich mit diesen dämlichen Vorurteilen zum Thema „nicht alltagstauglich“ aufgehört wird. Solang das E-Auto etwas abstraktes ist, das entweder nur 100km weit kommt oder unerschwinglich ist, wird sich da einfach nicht viel ändern. Das Model 3 kann hier hoffentlich etwas bewegen.

Dementsprechend unterstelle ich dem SPIEGEL hier gar nicht Bösheit, sondern einfach nur Ignoranz (was für ein Nachrichtenmagazin aber in meinen Augen fast schlimmer ist).

Cool, endlich mal wieder eine Verschwörungstheorie :mrgreen:

Ich kenne sogar mehrere Spiegel-Journalisten persönlich und das Letzte, was ich denen vorwerfen würde, ist Käuflichkeit.

Wie ThomasZH zutreffend bemerkt hat: Wenn Fahrradfahrer Artikel über Autos schreiben…

Ich halte es als langjähriger Abonnent auch eher für ein weiteres Zeichen des Qualitätsmangels bei Spiegel Online und weniger als ein Zeichen für Konzernstrategie gegen Elektrofahrzeuge. Ziemlich sicher wird es ein Artikel dieser Klasse nicht bis in die gedruckte Ausgabe schaffen.

Auf jeden Fall Konzernstrategie ist, daß man diesem reisserischen Artikel auch noch hinter die Bezahlschranke setzt. SPON ist halt Mist.

Man muss nicht die gesamte Journaille kaufen um Meinungen zu manipulieren, ein paar wenige Personen reichen völlig. Den Rest kann man machen lassen. Das ist keine VT sondern seit Bestehen der BRD so.

Was nicht bedeuten soll, dass der fahrradfahrende Philosoph ehemals Automechaniker nun gekauft wäre. Er kann auch einfach nur doof sein. Wäre nun weder beim Spiegel noch bei anderen Formaten so furchtbar erstaunlich.

Cool.
VDA Lobbyisten am Start.

Ab heute ist im Spiegel nun eine 3 S. Image Anzeige der S- Klasse.

Gut gemacht. Scharte ausgewetzt. Man kann wieder zusammen ein Bier trinken gehen.

Spiegel Plus sind doch Artikel aus dem gedruckten Spiegel, oder täusche ich mich da?

Gruß Mathie

Exakt.

Honi soit qui mal y pense.

Stimmt, hab gerade nachgeschaut, ist drin…

Der Spiegel ist tot. Schon seit 20 Jahren.

Na ja, die realen Ereignisse (Abgasbetrug, Kartell, Korrektur von Ministerreden…) hätte auch keiner für möglich gehalten. Wenn VT zur Wahrheit wird…

Direkt käuflich vielleicht nicht, aber der latente Druck den die Autoindustrie als großer und wichtiger Anzeigenkunde ausübt/ausüben kann, hat sicher (unterschwellig) Auswirkungen auf die redaktionelle Auswahl.

Eine Industrie die auch ganze Regierungen im Würgegriff halten kann schafft auch dem Spiegel die „richtige Meinung“ über E-Mobilität mitzuteilen :wink:

Gruß,
Sedna

Sowohl SPIEGEL als auch AutoBILD(!) haben in den letzten Wochen und Monaten sehr gute Reportagen über den Dieselskandal veröffentlicht. Ich würde denen keine Käuflichkeit unterstellen, auch wenn die sicherlich schweineteure Anzeigenstrecke von Mercedes (7 Seiten zum Aufklappen, direkt nach der Titelseite) zum Himmel stinkt. Nachdem Mercedes aber in der letzten Zeit viel mit ihrer EQ-Strategie (ja, E-Mobilität als Luftnummer) wirbt, bin ich geneigt, keinen echten Zusammenhang zu unterstellen.

Der Artikel von Christian Wüst ist zweifellos Müll, da bin ich echt enttäuscht vom SPIEGEL. Wir sollten mit Leserbriefen auf die gegenteiligen Erkenntnisse aus den von Volker verlinkten Artikeln hinweisen.

Nur weil jemand eine realistische Sicht auf die Dinge hat und nicht in das Horn stößt dass ja alle morgen Früh EVs fahren können so wie wir Tesla Fahrer so hat er noch lange keine schlechten Absichten. Ein Tesla stößt ca. die Hälfte des CO2 eines vergleichbaren Verbrenners aus, da ich aber zuvor nie so große Autos gefahren habe ersetzt der Tesla bei mir auch keine S-Klasse oder einen Panamera…
Die Umweltbilanz ist für mich daher gut aber nicht so, dass man das als Lösung der Probleme unseres Planeten ansehen sollte. Ich glaube, dass die EVs wiedermal überhypt sind und den Anforderungen der Mobilität einfach nicht gerecht werden. Nur weil der Spiegel das auf den Punkt bringt finde ich nicht, dass man daraus etwas grundsätzliches ableiten kann. Da gerade der Spiegel ja das Kartell entdeckt hat und ich glaube auch beim Cayenne die Abschalteinrichtung…

Genau das sagen auch die beiden von mir oben verlinkten Artikel. Daran habe ich nichts auszusetzen.

Das Problem ist, dass der Spiegel es eben nicht „auf den Punkt“ bringt sondern im Gegenteil polemisierend eine Position bezieht, die sich aus den Fakten nicht herleiten lässt (immer bezogen auf diesen einen konkreten Artikel).

Du verlangst vom einem Journalisten aber schon auch viel. Bei einer Faktenlage wie beim Verbrennungsmotor wo es viel Grau und wenig Schwarz Weiss gibt kann nicht jeder Mensch diese Fakten bis ins letze Detail kennen.

Nur muss man aber auch verstehen, dass nicht jeder einen Tesla fahren kann… Für „UNS“ sieht das alles so einfach aus… Für die meisten ist das aber zu weit weg im Übrigen auch für meist sehr überschaubar bezahlte Journalisten.

Habe eben auch mal den ganzen Artikel gelesen. Geärgert habe ich mich gar nicht so sehr über die durchsichtige Anbiederung bei BMW am Ende (Elektroautos sind doof - nur die von BMW nicht!), sondern eher schon über die falsch dargestellten Fakten (Energieverschwendung durch hohe Ladeleistung?, „Die Stromversorger … sind auf eine Massenmobilität von Elektroautos nicht vorbereitet.“) oder Äpfel-Birnen-Vergleiche (Autobahn-Reichweite mit der ZOE bei 96% Höchstgeschwindigkeit, für CO_2-Bilanz aber Tesla vs. Kleinwagen).

Noch ärgerlicher finde ich, dass der Artikel unter der Überschrift „Ökobilanz“ steht, der Autor aber nicht nur den Energieaufwand für die Öl-Förderung, die Raffinerien, den Transport der Kraftstoffe, die Umweltschäden (CO_2, NOx) und Einfluss auf Weltpolitik und Kriege unter den Tisch fallen lässt, sondern auch verschweigt, dass bei Produktion und Betrieb der Fahrzeuge mit Energie aus reg. Quellen - was heute schon problemlos möglich ist - die Ökobilanz ganz eindeutig zugunsten der E-Mobilität ausfällt.

Zugegebenermaßen ist ein ökologisch sinnvolles Verhalten erstmal teurer. Viele von uns hier leisten sich das aus Überzeugung, und unter den Spiegel-Lesern wären sicherlich einige, die auf den Zug „E-Mobilität ist der neue Luxus“ aufspringen würden, wenn ihnen solche Beiträge nicht immer wieder suggerieren würden „Es ist ok, mit einem >200-PS Auto stundenlang ohne Pause mit 200 km/h über deutsche Autobahnen zu blasen, denn: Die Ökobilanz ist ja super!“. Womit wir wieder bei den Anzeigenkunden wären. :wink:

Als Reaktion habe ich überlegt, den ganzen Text zu spiegeln, d.h. umzuschreiben, als wenn über Verbrennungsautos geschrieben würde. Das hätte dann so angefangen:

Kommt auf meine Todo-Liste …

Um genau zu sein seit 26 Jahren, als ich noch kleiner Schüler war, denn da wurde auf mehreren Seiten berichtet, wie die brennenden Ölquellen in Kuwait den Himmel über Europa verdunkeln würden :laughing:
Das ist mir echt in Erinnerung geblieben, so ein hanebüchener und schlecht recherchierter Unsinn.

Das Problem von Verbrennungsmotoren ist aktuell doch viel eher, dass die Städte mit tödlichem Giftgas und krankmachendem Lärm überzogen werden und weniger die Tatsache ob E-Autos nun halb so viel oder noch weniger CO2 produzieren. Da ein E-Auto so dermaßen geil ist, dass auch jeder Radfahrer eines haben möchte, ist die Ökobilanz für diese Kunden in der Tat eher fraglich. Aber vielleicht verzichtet man dafür auf den einen oder anderen Inlandsflug, das bleibt natürlich zugegebenermaßen hoch spekulativ.

Mich wundert nur, dass du damit diesen vor Lügen, Halbwahrheiten, weggelassenen Fakten und offensichtlicher BMW-Werbung strotzenden Artikel verteidigst, denn der ist und bleibt unterste Schublade und würde auf dem Niveau nichtmal mehr in der Springer-Presse veröffentlicht werden.

Solange sich das bislang durch gute Artikel aufgefallene Manager-Magazin von dieser durchsichtigen Lobby-Kampagne nicht anstecken lässt, kann es mir aber egal sein, da ich den Spiegel schon seit 1991 für ein Witzblatt halte.