Woran scheitert der Bau von Elektroautos in Serie?

Als alter Bastler geht mir seit Monaten folgendes durch den Kopf. Jeder ist vom Elektroauto begeistert, hat klare Vorstellungen welche Vorgaben so ein Auto erfüllen muss…aber keiner unseren so gelobten deutschen Hersteller bietet eine Realität.
Was wäre Wünschenswert?

  • normale 4 türige Limusine …4 Räder, Lenkrad, eFh, ABS, ESD, Airbags
  • wirkliche Reichweite mit vernümpftiger Klimatisierung 200km
  • Leistung um die 100 PS
  • Ladung von 240V 1Ph bis 400V 3Ph mit 11 bis 22KW / CCS / Chademo
  • bezahlbar :slight_smile:

Wo liegt die Schwierigkeit? Eigentlich sollte doch auch hier in Deutschland ein Startup möglich sein.
Mann kaufe alle Komponenten zu und beginnt mit der Serienmontage fertig.

  • Rohkarosse ggf. eines alten „Erfolgsmodell“ .
  • Aluwanne mit Serienakkus unter Fahrzeugboden
  • Anstatt Verbrenner mit Getriebe E-Motor und Leistungselektronik vorne rein und Frontantrieb.

Selbst das „System Tesla“ müsste doch gerade hier im Land der Bastler und Erfinder klappen. Oder haben wir wirklich keinen eigenen Willen und Antrieb mehr und sind nur noch eine Herde Schafe die unserer Lobby nachläuft.

Es ist ein Problem des Wollens.

Nehmen wir nur einmal Daimler als Beispiel. Die haben mit Smart und der alten A- und B-Klassen drei Modelle mit hohem Unterboden. Bei der noch älteren A-Klasse gab es ja auch mal eine frühe Testreihe mit Elektroantrieb (11kW-Ladung und rund 30kWh Akku).

Die verfügbaren Serienprodukte (Smart ED 453 und B-Klasse) hat man aber beide nicht selber entwickelt. Der Smart hat alle Komponenten von Renault, die B-Klasse hatte Tesla entwickelt. Man selber hat bei Daimler alo nur die Komponenten gekauft und die Verteilung im Auto gesteuert. Alle entwickler sind wohl mit dem neuen Diesel beschäftigt.

Bei VW hat man den Golf einfach umgerüstet. Sieht man an der Akkuform schön, wie die Entwickler sich mit dem Platz quälen.

Grundlegendes Problem für alle ist jetzt wohl so langsam die Versorgung mit Akkuzellen. Hier treffen wohl die Erwartungen und der Verkaufserfolgt selten zusammen. Hyundai eird geradezu überrannt, bei allen anderen gehen die Lieferzeiten auch nach oben. Da taucht dann in den Konzernen natrülich die Frage auch ob man einen BEV mit 30kWh oder drei PHEV mit je 10kWh bauen will.

Ich nenne es das Druckerrpoblem:

-Druckerhersteller erzielen keine Gewinne mit den Geräten, sondern mit den Tintenpatronen oder Toner.
-Autohersteller erzielen Gewinne mit Ersatzteilen und (vor allem) der Gewinne aus der Öl-Industrie

Dass es technisch möglich ist, wurde bereits bewiesen. Dass es für den verbraucher nutzbar ist ebenfalls.
Deshalb muss der Staat (siehe China und Meldung Frankreich von gestern) steuern. Sind nicht alle wie Volvo. Obwohl was dann tatsächlich gemacht wird sehen wir erst wenn es soweit ist…

Kapital, Kosten und das Umfeld.

Wer in Europa würde Geld in eine Firma stecken, die wahrscheinlich Pleite geht. Und man benötigt viel Kapital, die Autoindustrie ist sehr kapitalintensiv.
Die Komponenten, wenn sie überhaupt am Markt verfügbar sind, sind durch die geringen Stückzahlen sehr teuer. Tesla hat beim Roadster den Antriebsstrang beim Roaster selbst entwickelt - bis der Roadster fertig war hat es 5 Jahre gedauert.

Was die „Bastler“-Thematik angeht, hat ja Kreisel gezeigt, dass es scheinbar relativ einfach, schnell und (wohl auch) günstig möglich ist, bestehende Reihen umzurüsten bzw. auszustatten.

Alle sagen, geht nicht, zu teuer, zu langsam, zu wenig Reichweite, etc.
Dann kamen welche, die wussten das nicht und habens einfach gemacht…

35.000€ für eine Caddy umrüstung würde ich jetzt nicht als günstig bezeichnen.

Genau so sehe ich das auch.

Sorry aber blöde Aussage ohne im Bezug auf die Menge.

Die letzten Jahre hatten wir uns ja die Autos mehr oder weniger nach dem Bedarf ausbauen lassen. Es hat sehr viel Geld gekostet. Im Endeffekt war unser Model S pro km deutlich günstiger, mal von Leistung und Komfort mal abgesehen, was bei einem umgerüsteten Auto immer ungünstiger ist :astonished:

Das war der geplante Preis von Kreisler pro Umrüstung bei 45kWh-Akkugröße. Mit Caddy hätte es 45.000€ gekostet.

Tippfehler in der Überschrift ausgebessert, im ersten uns letzten Posting
LGH

Also echte 200km Reichweite bedeutet min. 50km Reserve bedeutet im Winter ca 50kWh nutzbar. Und jetzt soll das ganze auch nicht mehr als 27.500€ Kosten… . Das geht einfach nicht… niemand kann das auch nicht Tesla…

Zumindest heute nicht.
Sollte aber noch in diesem Jahrzehnt kein Problem sein.

Wobei ich „Nicht mehr als 27.5K“ schon am oberen Ende finde - wenn ich mir so die PRIVATEN Fahrzeuge ansehe, die in meinem Bekanntenkreis gekauft werden, sind es meist a) „junge“ Gebrauchte (ca. 2 Jahre, 20K km, etc.) b) Neufahrzeuge, die u30k EUR kosten. Bei Firmenfahrzeugen oder Fahrzeugen, die „über“ die Firma angeschafft wurden, sieht das wieder ganz anders aus…

Ich weiß, hier in diesem Forum, wo Autos ü60k bzw. ü150k EUR besprochen und gefahren werden, sind solche Überlegungen vielleicht einfach nicht wirklich passend, aber man sollte dennoch diesen Faktor im Kopf behalten.

Meine Erklärung, warum E-Mobility in Serie noch nicht so durchstartet (pun intended), wie es angesichts des Konzepts möglich wäre: die fehlende Nachfrage! Warum ist diese so gering?
a) Kosten des Fahrzeugs (hierfür sind Fahrzeuge zwischen 15k-25k notwendig)
b) Fehlende Lade-Infrastruktur (gerade in der Innenstadt ist das der Horror - hier sehe ich v.a. das Henne/Ei-Problem, d.h. Ausbau wartet auf Nachfrage, potentielle Nachfrager auf den Ausbau) bzw. Kosten/Hürden für Eigenversorger wie z. B. WEG-Eigentümer
c) Fehlende Auswahl an Herstellern: Auch wenn kaum für euch vorstellbar, TESLA ist bei weitem nicht so bekannt wie andere Marken
d) Und natürlich fehlender Wille des Gesetzgeber, der Politik, falsche Informationspolitik, etc.

Es geht einfach nicht im Kleinwagen… auch das M3 befriedigt nur einen Teil der Kunden

Hm, wenn ich mir die aktuellen Preise einer 40er Zoe Intens anschaue, dann bin ich inkl. Prämie unter 20k€.
Da bin ich dann für meinen Teil auch gerne bereit 89€ Akkumiete im Monat zu bezahlen.
Denn es dauert 8 Jahre, bis ich den Aufpreis zum Kaufakku bezahlt habe und wahrscheinlich würde ich den Wagen nicht so lange fahren.
Es geht schon, die Leute müssen nur wollen.