Fahrradfahrer im Straßenverkehr -- fördern und/oder fordern?

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Bevor das Fahrrad noch weiter gefördert werden soll, muss erstmal ein Kennzeichen und eine Prüfung über die Verkehrsregeln für Radfahrer her.
So wie heute in der Stadt (ich meine damit Zürich und noch mehr Winterthur) Fahrräder unterwegs sind, bin ich froh um jedes, das im Keller bleibt.
Rote Ampeln sind eher so für die anderen und eine schwere Tüte Lebensmittel hängt man bequem an den Lenker. Im Kreisverkehr fährt man am äusseren Rand und überholt dort gerne auch die Autos, weil die Autofahrer schliesslich aufpassen müssen. Es ist sehr erleichternd, wenn man nach Abends Hause kommt und niemanden überfahren hat.

Erst einmal muss die von den Nazis mit der RSTVO begonnene, und in vielen Ländern der Welt in ihren Straßenverkehrsverordnungen weitergeführte Ausgrenzung der Radfahrer im Straßenverkehr aufgehoben werden. Die ganze STVO ist ein Axiomensystem („Ampeln“, „Einbahnstraßen“, blafasel) von und für Autofahrer, fast alles nur aus der Windschutzscheibenperspektive, zur Abdrängung der Fahrradfahrer und ursprünglich zur Förderung des arischen Kraftverkehrs.

Dann muss die Justiz aufhören, das Töten von Radfahrern als Bagatelldelikt abzutun.

Besonders die in Deutschland herumfahrenden herrschaftlichen Eidgenossen sind mir als Radfahrer immer wieder besonders unangenehm aufgefallen. Ich wünsche Dir, dass Du mit Deiner Bonzenkarre bei einen der nächsten Critical Mass mal ordentlich gekorkt wirst!

Dem schließe ich mich für Berlin, Stuttgart, Karlsruhe und andere deutsche Städte an.

Cheers Frank

Kann mir jemand erklären, was damit gemeint werden soll, oder versteht diesen Satz nur der Autor?
Ich habe übrigens nicht den Eindruck, eine Bonzenkarre zu fahren. Viel eher scheint es mir, dass jemand mit seinem Radfahrerleben nicht glücklich wird.

Zu der Nazikiste sage ich besser nichts.
Erwähnen möchte ich trotzdem, dass die Strassen für Automobilisten gebaut wurden, weil diese dafür bezahlen. Wenn der Radfahrer als Verkehrsteilnehmer ernst genommen werden möchte, sollte er sich vielleicht generell an Verkehrsregeln halten und allenfalls sogar für die Kosten der von ihm benutzten Infrastruktur aufkommen.

EDIT: Ich habe gerade gegoogelt und herausgefunden, wofür der Begriff „critical mass“ hier missbraucht wird. Offenbar handelt es sich um grossangelegten Verstoss gegen Verkehrsregeln durch eine Gruppe Radfahrer.

„Critical Mass“ sagt mir noch was, aber was mit „korken“ in diesem Fall gemeint ist, kann ich nur vermuten. Ich hoffe sehr, es hat etwas mit Verkehrsbehinderung und Stau zu tun, und nichts mit Korkenziehern oder einer Aufforderung zur Sachbeschädigung…? Meine Phantasie bietet da einigen Interpretationsspielraum.

So oder so denke ich, dass Ihr beide Euch nicht aneinander aufrauchen solltet. Ich glaube, so weit seid Ihr gar nicht auseinander. Meine erste Reaktion auf das Statement von reniswiss war ähnlich allergisch, wie die von Spürmeise, aber: Ich fahre täglich mit dem Fahrrad 10 km mitten durch Berlin zur Arbeit, und ich muss sagen, dass ich in letzter Zeit mehr Angst hatte vor anderen Fahrradfahrern, als vor Autofahrern! So erfreulich es ist, dass hier jedes Jahr deutlich spürbar mehr Leute auf’s Fahrrad steigen, so notwendig ist es, dass auch Fahrradfahrer sich an grundlegende Verkehrsregeln halten. Ich freue mich schon darauf, dass die Tage wieder kühler werden und morgens nicht mehr jeder Hinz und Kunz mit dem Fahrrad unterwegs ist – und diese Tatsache finde ich bedauerlich bis bedenklich!

Selbstverständlich spielt auch die Gestaltung der Straßen und die Reglementierung des Autoverkehrs eine große Rolle dabei, den Radverkehr sicherer zu machen (siehe dazu u.a. den :arrow_right: Volksentscheid Fahrrad oder die Arbeit des :arrow_right: ADFC, die ich beide unterstütze), aber das alles entbindet die Radfahrer nicht von der Verantwortung, auch das ihrige zu einem sicheren und entspannten Miteinander auf den Straßen beizutragen.

„Die Nazis“ haben übrigens auch den Muttertag und die Autobahn erfunden. Eine Feststellung, die auf historische Tatsachen Bezug nimmt, muss nicht zwangsläufig verunglimpfend sein.

Nun, aus der Erfahrung in fast allen Städten in D in denen ich Begegnungen mit Radfahrern erfahren durfte (als Fußgänger und Autofahrer) meine Ansicht:

Fahrradfahren sollte erst weiter (auf den gleichen Fahrwegen wie Autos oder Fußgängern) gefördert werden wenn Fahrradfahrer auch einen Führerschein haben müssen den Sie auch wieder verlieren können wenn sie einfach bei Rot über die Ampeln fahren und wenn Fahrräder auch eine Haftpflichtversicherung haben.

Es fahren einfach zu viele Idioten rum die sich und andere unnötig gefährden.

Cheers Frank

Es ist übrigens schon jetzt so, dass man auch als Radfahrer Punkte in Flensburg sammelt, wenn man über eine rote Ampel fährt und erwischt wird. Wie so oft, könnte es möglicherweise genügen, die bestehende Gesetzeslage konsequent umzusetzen, anstatt neue und schärfere Regelungen zu fordern, die dann aber in der Realität doch wieder nicht umgesetzt werden.

Ich bin übrigens keineswegs ein Fahrradgegner. Ich finde es gut, wenn Leute das Rad dem Auto bevorzugen. Das mache ich hin und wieder auch selber. Mein Punkt ich lediglich, dass der Radfahrer als Verkehrsteilnehmer über keinerlei Kenntnisse der Verkehrsregeln verfügen muss und bei Fehlverhalten nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann. In Winterthur gibt es viele Leute, die keine Autoprüfung haben und daher Radfahrer sind. Sie können keine Bremswege abschätzen, kennen die Verkehrsregeln nicht wirklich und können ihr eigenes Verhalten nicht einschätzen oder beurteilen.
Es gibt keinerlei Erziehung für Radler und alkoholisiert auf den Drahtesel zu steigen gilt immernoch als normal, obwohl es genauso verboten ist wie beim Auto.

Radfahrer ordentlich in den Verkehr einzubinden halte ich für eine super Idee. Dazu gehören dann aber auch Pflichten und Verwantwortung.

Eine ganz aggressive Truppe:

Korken= „An den Kreuzungen „korken” wir bis zum letzten Mitfahrer, das heißt wir hindern Autofahrer durch „Querstellen” daran, in die Critical Mass hineinzufahren, damit alle Radfahrer sicher über Kreuzungen fahren können.“

„1. Wir fahren solidarisch.
Egal ob Fixie, ob Hollandrad, ob Tandem oder Lastenrad: Wir fahren zusammen. Alle sollen sich wohl fühlen und mit Spaß durch die Stadt radeln. Keiner bleibt unfreiwillig zurück. An den Kreuzungen „korken” wir bis zum letzten Mitfahrer, das heißt wir hindern Autofahrer durch „Querstellen” daran, in die Critical Mass hineinzufahren, damit alle Radfahrer sicher über Kreuzungen fahren können. Wir fahren ein angenehmes Tempo – angenehm auch für langsamere Radfahrer. Wir warten aufeinander.“

Aus: urbanist-magazin.de/2014/03/ … orstellen/

In Deutschland gibt es das – zumindest theoretisch – nicht. Bereits seit Jahrzehnten macht jeder deutsche Schüler in der 4. Klasse einen „Fahrradführerschein“. Dieser beinhaltet ein Schuljahr (oder Halbjahr?) lang wöchentlich zwei Stunden, die ausschließlich der Verkehrserziehung gewidmet sind, und zwar in Theorie und Praxis. Am Ende stehen dann auch eine praktische und eine theoretische Prüfung, die von den Kleinen in aller Regel überaus ernst genommen werden. Man kann auch durchfallen und muss dann wiederholen (die Prüfung, nicht das Schuljahr), was aber selten vorkommt. Natürlich ist die 4. Grundschulklasse für die meisten Fahrradfahrer lange her, und der „Fahrradführerschein“ (der tatsächlich als Dokument mit Unterschrift und Stempel ausgestellt wird) hat keinerlei rechtliche Relevanz… Aber immerhin sollte jeder ein paar Grundkenntnisse mitbringen, die mit etwas gutem Willen durchaus für ein sicheres und angenehmes Miteinander auf den Straßen ausreichen.

Dieses Statement kann man – zumindest für Deutschland – mühelos in der Luft zerreißen. Die Autofahrer selbst kommen nur für einen Bruchteil der Kosten auf, die sie verursachen. Den Rest zahlt „der Steuerzahler“, der durchaus auch ein Radfahrer sein kann. Wer nach Quellen sucht, könnte zum Beispiel beim VCD anfangen. Ich lasse das für den Moment mal ohne Beleg stehen (wie ja auch reniswiss sich ohne Quellenangabe geäußert hat).

Und trotzdem hält sich ein Großteil der Radfahrer nicht an die Regeln. Ich komme mir als Radfahrer schon immer blöd vor, wenn ich an drr riten Ampel anhalte (anstatt wie andere auf den Gehweg auszuweichen und drumherum zu fahren - oder ähnliches).

Daher meine kompromisslose Haltung zu Radfahrern - vor allem in Großstädten.

Cheers Frank

Ich bin sowohl auf dem Fahrrad mit dem Auto unterwegs. Das sensibilisiert für beide Seiten. Nicht wenige Autofahrer verhalten sich einfach völlig unreflektiert gegenüber Radfahrern. Überholen ohne ausreichend seitlichen Abstand (ja, es sind 1,5 Meter) ist da noch das harmloseste. Ein Auto bekommt im Ernstfall eine kleine Schramme, der Radfahrer ist schwer verletzt oder tot. Das sollte man als Autofahrer immer im Blick behalten.

In Erinnerung bleiben einem als Autofahrer immer nur die Fahrradrüpel. Denn Ar***löscher fahren nicht nur Auto, sondern sie nutzen auch das Rad oder gehen zu Fuß. Der Großteil möchte aber einfach nur gesund ankommen. Ich fahre am Tag 8 km auf die Arbeit und zurück. Dabei noch nicht mal die Hälfte auf der Straße. Aber meistens ist ein Autofahrer dabei, der durch sein Verhalten massiv meine körperliche Unversehrtheit gefährdet. Es ist also nicht verwunderlich, wenn einem als Radfahrerin auch mal der Kragen platzt.

Ich meine eine richtige Ausbildung, wie sie für ALLE anderen Verkehrsteilnehmer obligatorisch ist. Mit einer Prüfung, ohne deren Bestehen man NICHT fahren darf. Und eine Fahrerlaubnis, die auch wieder entzogen werden kann. Spiele in der Schule zählen nicht dazu.

In der Schweiz zahlt der Automobilist noch den halben öffentlichen Verkehr, was für mich sogar einigermassen okay ist, obwohl ich höhere Preise für die Jahresabos befürworte.
Fakt bleibt halt, dass die heutigen Strassen historisch gewachsen sind und dabei Radler in der Vergangenheit eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Bei künftiger Strassenplanung müssen solche Anliegen natürlich berücksichtigt werden. Radfahrer sind so viel schwächer als Fahrzeuge, weshalb sie gar nicht auf den gleichen Strassen fahren sollen. Es braucht eigene Wege, wo immer das möglich ist. Das heutige System ist eine Katastrophe. Jedenfalls hier in der Gegend, wie es in Berlin ist, weiss ich nicht. Ich war noch nie dort.

Das ist konsequent, aber viel verlangt. Habt Ihr in der Schweiz keine Fußgänger? Tretroller? Kinder und Jugendliche, die mit dem Fahrrad den täglichen Schulweg bewältigen? Für sich genommen klingt Deine Forderung naheliegend, aber ich glaube, sie ist lebensfern.

Siehst Du, und damit bist Du nun mit Spürmeise (vermute ich) vollkommen einer Meinung! :smiley: Mein Harmoniebedürfnis ist wieder einmal befriedigt. :laughing:

Ich denke in Deutschland wissen die meisten Fahrradfahrer, dass man nicht über rot fährt, keine Kopfhörer beim Fahren tragen darf, nicht auf der falschen Strassenseite fahren darf und auch nicht freihändig fahren darf.
Alles schon in Hamburg beobachtet. Das ist kein Problem der Ausbildung. Eher der Verfolgung und Bestrafung.
Von meinem Büro kann ich auf eine relativ schmale Wohnstrasse sehen.
Erst diese Woche kam dort jemand freihändig auf dem Fahrrad mit Kopfhörern auf den Ohren auf der linken Seite fahrend an und bog ebenfalls freihändig
links in die dort endende, nicht einsehbare Einbahnstrasse ein - also gegen die Fahrtrichtung. Wenn da in dem Moment ein Auto raus gekommen wäre…
Auf der Elbchaussee gibt es eine besonders enge Stelle an der durch ein Verbotsschild das Fahrradfahren verboten ist.
Und das ist dort wirklich gefährlich, wegen der Enge.
Wenn da eine Kontrolle statt fände - ich tippe bei gutem Wetter auf 20 Fahrradfahrer / Stunde.
Aber das interessiert ja niemanden…

Doch. In Berlin hat die Polizei eine Fahrradstaffel, die zur Rush Hour im Stadtzentrum unterwegs ist. Und da passiert genau das!

Danke gleichfalls! (Ich weiß, Du nimmst das nicht persönlich, sonst hätte ich Deine Kritik an den Radfahrern ja auch persönlich nehmen müssen. :wink: )

Gerade bin ich mit dem Rad vom Büro zum Sport gefahren. An einer belebten Kreuzung mit vielen Radfahrern (die sich in diesem Fall alle regelkonform verhielten) und Straßenbahnschienen und parkenden Autos raste ein Opel Corsa plötzlich mit mindestens 80 Sachen an mir vorbei. Wenn da ein Radfahrer bei dem Versuch, den parkenden Autos auszuweichen, in die Straßenbahnschienen geraten wäre, wäre es das gewesen. Der Radfahrer wäre aller irdischen Sorgen entledigt, aber der Autofahrer müsste für den Rest seines Lebens damit klar kommen, dass er ein Menschenleben auf dem Gewissen hat.

Natürlich habe ich ihn an der nächsten Ampel wieder eingeholt, aber von Schuldbewusstsein (oder Risikobewusstsein) keine Spur. Daher meine Forderung: Bevor der Autoverkehr weiter gefördert wird, müssen erstmal solche Fahrer aus dem Verkehr gezogen werden!

Merke: Es sind nicht „die bösen Radfahrer“, genauso wenig wie „die bösen Autofahrer“. Wir stehen alle mal auf der einen, mal auf der anderen Seite, und da kommen wir nur mit gegenseitigem Verständnis und Rücksichtnahme weiter… …und natürlich müssen wir das System verbessern!

Sehe ich genau so, gegenseitige Rücksicht ist das Thema und immer mal vor Augen halten, ob man evtl. durch sein Verhalten jemand anders behindert oder
gefährdet.

Ich bin auch oft in Basel unterwegs, mit Auto oder Fahrrad. Man begegnet schon immer wieder mal finsteren Zeitgenossen mit fragwürdigem Fahrstil. Ich habe aber auch nicht den Eindruck, dass darunter mehr zweirädrige Leute sind als vier- oder mehrrädrige.

Ich beobachte allerdings immer wieder, wie tatsächlich fahrradfeindliche Strukturen zu gefährlichen und ärgerlichen Situationen führen. Beispielsweise dass die Stadt in ihrer endlosen Weisheit an einer engen Strasse (Tempo 30) mit Tram in der Mitte den Radweg unterbrochen hat, um Parkplätze mitten in den Weg zu setzen. Die Folge ist, dass sich die Radfahrer immer wieder an den fahrenden Autos vorbei quetschen, um nicht anhalten zu müssen und somit aufgrund der relativ geringen Beschleunigung lange Zeit hinter den parkenden Autos stecken zu bleiben. Mal ganz abgesehen von der hohen Kraft, die benötigt wird, um wieder anzufahren. Erst recht, wenn man dann noch einen Fahrradanhänger mit sich zieht.

Ich glaube, wie offenbar viele andere hier auch, dass wir noch viel investieren müssen, bevor wir unsere Strassen wirklich fahrradfreundlich nennen können. Ich glaube auch, dass ein Grossteil des Ärgers der Autofahrer über Radfahrer in so etwas seinen Ursprung hat.

(Die Folge der gefährlichen Stelle dort ist übrigens, dass die Polizei dort gerne ausweichende Autofahrer auf dem Sperrstreifen. Der Tramgleise blitzt. Sehr geschäftstüchtig.)

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