Liebe interessierte Forengemeinde,
das Forum hat mir (26 J., bei einem VC-Investor angestellt, im Dezember schon einmal 4 Tage S 85D ausgeliehen) in den letzten Monaten umfassend Bildung rund ums Model S und Langstreckenreisen zukommen lassen. Ein kleines Dankeschön nun also mit diesem Bericht. Die Reiseerzählungen spare ich mir für die Familie daheim auf, hier Fokus auf den Elektro-Teil der Reise (die ich mit meiner Partnerin bestritt). Anlass für die Reise waren 2 Hochzeiten an 2 aufeinanderfolgenden Wochenenden – an der zweiten Hochzeit war der weisse Tesla Model S gar als Hochzeitsauto gebucht.
Route: Goole-Link. Die eingeblendeten Orte sind Übernachtungsorte gewesen. Die weiteren Routenpunkte sind nur zur „Streckenbegradigung“ eingefügt und sonst ohne weitere Bedeutung.
Zeitraum:
25. Juni bis 03. Juli (Auto 1.5 Tage zuvor entgegengenommen)
Fahrzeug:
Tesla Model S 85D, 15. Auto von blitzzcar („blitzzcar XV“), Baujahr ca. Ende 2015. 7-Sitzer. Ausgeliehen für insg. 10 Tage zu EUR 1’710. Entgegennahme in München, Abgabe in Berlin.
(c) by alokpaleri.com/
Notizen:
Die EU hatte durch ihre Infrastrukturausgaben, den Euro und Schengen einen grossen Anteil daran, dass meine Reise so schön und reibungslos verlief. Zur besseren Durchsuchbarkeit dieses Beitrags und Einordnung trenne ich die Notizen doch nach Nation.
Deutschland
- Am heissen 24. Juni mit dem Tesla (auch mal schnell) auf der BAB unterwegs gewesen. Bei durchgehend 36° C (kurzzeitig 37° C) Innen immer schön kühl geblieben. Tesla schien wg. der Hitze deutlich mehr Strom zu verbrauchen, was ich beim SuC falsch eingeschätzt hatte. Langsamfahrt ersparte mir trotzdem eine Umkehr zum letzten SuC, trotz aller möglichen Warnmeldugen.
Österreich
- Timmelsjoch produzierte ein kurioses Verbrauchsdiagramm. Wunderschöne Strecke!
- Ladestation an der Mautstation Timmelsjoch (Link) erzeugte ein wenig Frust. Inhaber hat heute vorbildlich nach 2h auf E-Mail reagiert und schaut sichs an.
- Dafür sind die Motoristen vor Freude und Verwunderung beinahe im Kreis gesprungen, als sich ein fetter Tesla zwischen all ihre Motorräder parkte, um sich zur Ladestation vorzuboxen. Dort kam man sofort ins Gespräch.
Italien
- Schnurstracksgerade Autobahnen, ein Traum mit dem Autopiloten! Fühlte mich auch sonst immer sicher im italienischen Verkehr. Nur die enorm weit entfernten Autostrada-Abfahrten, verbunden mit Mautstationen und der nicht immer perfekten Navi-Anzeige im Tesla haben uns einmal knapp 30 Extra-Kilometer gekostet.
- Unfreundliche Bedienung im Restaurant beim SuC Modena (der südliche), beachtete uns nicht. Wir sind wieder gegangen. Leider schlechte Ladeweile dort.
b Österreich[/b]
- Unsere erste Tesla-Hotel-Station. Inspiriert vom Schlafen im Tesla-Thread, suchten wir uns bei Graz ein schönes Plätzchen. Wer sich an unseren zwei Stimmen nicht stört, schaue sich dieses Video der wunderschönen Morgenimpressionen an.
- Konkret zum Schlafen im Tesla: Man muss sich drauf einlassen (und für einen Stufenausgleich sorgen – siehe hier für meine Lösung). Mit dem Auge betrachtet ist einfach alles zu eng. Probiert man es aus und legt sich zu zweit auf aufblasbare Isomatten und mit den Köpfen ans Ende, schläft man voll erholt 6-8h durch, öffnet zum Sonnenaufgang die Kofferraumklappe und läutet luxuriös den Tag ein.
- 2 Minuten Schock im Ladeparadies Graz (Link): Das Stahltor war vor den Parkplatz geschoben. Pförtner am Telefon machte uns abends um 22 Uhr freundlich wieder auf.
Slowakei
- Hotel Kaskady am SuC Zvolen eine feine Adresse (für den Preis erst recht – EUR 90 für 2 Personen im DZ, Spa-Zugang mit Innen- und Aussenbecken, Whirlpools, x-verschiedenen Saunen…). Mehrmals geprüft und keinen weiteren Tesla am SuC gesehen. Den Wagen dann frech über Nacht auf dem Ladeplatz stehen gelassen und Streichung der Parkgebühr von EUR 2 verhandelt. Langfristig liegt hier ein erheblicher Fehlanreiz vor. Ideal wäre, das Hotel streicht die Parkgebühr für Teslas. Zweitideal wäre, man knausert nicht so um EUR 2 herum.
- Letzter SuC für die nächsten 5 Tage bzw. 1500 km.
- Drehen sich sonst schon hin und wieder die Hälse zum Auto um, schleichen sich die Menschen so weit im Osten (relativ zum SuC-Kerngebiet) mit grossen Augen an den Wagen (und seine Tankstelle) heran.
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- Zwischenstatistik: Die an den ersten 4 Tagen gefahrenen 1946 km verbrauchten 386 kWh, also 199 Wh/km. Effektive Stromkosten bisher: EUR 4.50 in die kaputte Station am Timmelsjoch. Unsichtbare Stromkosten (bei EUR 0.20 pro kWh): EUR 77. Äquivalente Benzinkosten (bei 7 l auf 100 km und EUR 1.20 pro Liter): ca. EUR 160.
Polen
- Das Abenteuer beginnt. Die Ladestationen sind vorgeplant in den Städten Krakau, Lublin, Warschau, Gdansk und Gdynia.
- Die ABB-Station in Krakau liess uns im Stich. Auf plugshare.com eine Station in der Nähe unseres Airbnb gefunden. Campus einer technischen Universität (da war die Aufmerksamkeit garantiert). Pförtner ohne Englisch-Kenntnisse, wir haben uns an der Schranke irgendwie hereingeredet. Über Nacht stand das Auto unerwartet wieder hinter dem vorgefahrenen Stahlzaun (also bombensicher). Für uns diesmal kein Problem.
- In Vogelfluglinie von Krakau nach Lublin, wo laut Plugshare ein 22 kW-Lader in einem Einkaufszentrum vorhanden wäre. Allein den aufzufinden hat fast 10 Minuten gebraucht. Dann Odyssee durch insgesamt 5 verschiedene Sicherheits- und Auskunftsangestellte genommen, bis der Strom endlich floss (siehe Eintrag auf Goingelectric). Dies hat insg. eine knappe Stunde an „verlorener“ Zeit verschlungen. Lublin ist für sich aber eine sehr schöne Adresse!
- Warschau ist ja wieder üppig ausgestattet. Galactico-Säule liess uns im Stich, RWE lief top. Auch 2. Nacht im Tesla verlief sehr erholsam.
- Dann in Vogelfluglinie nach Gdansk, wo neuerdings (und ohne jeglichen online-Hinweis) die Enspirion-Säulen eine Ladekarte benötigen. Also in deren Hauptquartier vorstellig geworden, wo ich ca. 60 Minuten durch lange Büroturmflure eilend mit allensamt extrem freundlichen Mitarbeiterinnen zu tun hatte, bis ich meine Ladekarte in der Hand hielt.
- In Polen spielte das Navi vollends verrückt. Generell ist uns schon in D aufgefallen, dass die Co-Pilotin immer einen guten Blick auf den Routenvorschlag vom Navi haben sollte, und ggfs. einen override erteilt. (In beiden Navibildern aus Polen ging es problemlos geradeaus auf der Hauptstrasse weiter.)
- Die Braut (und Gäste) waren ganz entzückt – das Auto macht sich super auf Hochzeiten!
- In Vogelfluglinie am letzten Miettag den SuC Uckerfelde angepeilt. SuC sind nach einigen Tagen im slow-charging-Gebiet schon eine Offenbarung. Abgabe des Wagens in Berlin.
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- Zwischenstatistik: SuC-freies Gebiet sorgt für Disziplin. Auf 214 km (Zvolen – Krakau) einen Schnitt von 149 Wh/km erreicht (nur Landstrasse), auf 850 km (Krakau - Gdynia) leicht auf 158 Wh/km angestiegen (mehr Autostrassen mit 120 km/h gefahren). Vorausschauend gefahren (Rekuperation so gut wie möglich vermieden, Bremsen sowieso), aber nie langsamer als Beschränkung (die bei den Polen offenbar ohnehin variabel aufzufassen ist).
Noch 6 Punkte zu blitzzcar
- Im Grossen und Ganzen ein sehr gutes Angebot. Möchte es sehr weiterempfehlen!
- Abstriche in der B-Note: Knapp 2 Monate im Voraus (primär aus Preisgründen) einen S 85 vorbestellt. 2 Tage vorher Anruf bekommen, dass nur noch ein 85D verfügbar wäre. Musste dann auch noch am Telefon verhandeln, dass der Aufpreis nur EUR 150 beträgt (anstatt EUR 320, wie vorgeschlagen). Natürlich schlägt sich ein 85D auf so einer Strecke noch besser (trotz nervendem Motorgeräusch bei 60-100 km/h), ideal war das Vorgehen aber nicht.
- Zugegeben, ich war ein ziemlich komplizierter Kunde (nach Buchung noch einmal leichte Umbuchung bei Übernahmeort und -Zeit). Die E-Mail-Kommunikation jedoch war zu Beginn durchweg harzig. Akzeptabel ging es per Telefon (was mir bei solchen Transaktionen jedoch nicht verlässlich/belastbar genug ist), besser ging es ab ca. 2 Wochen vorher per E-Mail mit einer konkreten Mitarbeiterin.
- Versehentlich durch blitzzcar wurde mir das Auto um 9 Uhr, anstatt 21 Uhr, gebracht. Passte mir zum Glück, konnte das Auto unterbringen. Versehentlich wurde die Rechnung um 1 Tag verlängert, konnte ich jedoch auch reibungslos beanstanden.
- Versehentlich hat blitzzcar auch vergessen, die Abholung in Berlin um 21 Uhr zu organisieren. Auch dies wurde aber in bester Manier behoben, und so konnte ich den Wagen um 22:30 Uhr an einen spontan eingesprungen Mitarbeiter abgeben.
- Absolut positiv hervorzuheben ist das Engagement aller Mitarbeiter bei blitzzcar. Die Strukturen sind noch sehr startup-ähnlich, aber letztendlich lief beinahe alles zur vollen Zufriedenheit. Extra-Punkt gibt es für die freie Abgabe in einer anderen grossen Stadt.
Für alle, die bis hierhin durchgehalten haben: Als Dank das gesamte, Tesla-relevante, Fotoalbum. Danke auch an alle, die mich zu diesem Trip inspiriert haben – von Björn über Horst L. bis zu den vielen aktiven Teilnehmern hier im Forum! Aufgrund der guten Vorarbeit vieler anderer Pioniere gestaltete sich der gesamte Urlaub viel unaufgeregter als erwartet.
lausebengel
(Where do we go next? Die Weltreise wird einem zurzeit durch die 80edays ja schon vorgelebt 
…)
