Ärger mit den Incentives

Angestossen, durch Diskussionen mit meinen Arbeitskollegen, aber ausschlaggebend zu dem für Deutschland oberpeinlichen Interview zwischen EM und SG und einem Artikel in der heutigen Ausgabe der „Bergens Tidende“, bewegt es mich euch etwas über die derzeitigen Vorteile in Norwegen und dem verbundenen Ärger zu schreiben und somit aufzeigen, das Deutschland daraus etwas lernen könnte, sollte es zu dem politischen Punkt gelangen der eMobility einen ehrlichen Vorrang einzuräumen.

Norwegen hat ein reichhaltiges Paket an „Vergünstigungen“ geschnürt, um eMobility auf die Füsse zu helfen.

Nr.1: keine Mehrwertsteuer beim e-Autokauf. Endlich ist mal Norwegen in einer Sache billiger als Deutschland - für mich eine coole Sache, das sollte man auch in D übernehmen, denn das gibt den grössten Anstoss auf elektrisch umzusteigen! Vergleicht mal eure Wunschkonfiguration im deutschen Tesla Model S Designer mit dem in Norwegen und benützt den Währungskalkulator nach eurer Wahl um nach Euro zurückzurechnen. Selbst mit der schwachen Krone die wir haben sind locker ca. 25k Euros Vergünstigung drin (zumindestens bei meiner Konfiguration) ein Segen für den Teslafahrer ein kleinerer für die Käufer von „preiswerteren“ e-Autos. Dieser Vorteil wird auch von den Arbeitskollegen akzeptiert und für gut befunden. :wink: Edit: Noch ein Hinweis: Die Mehrwertsteuer für Autos liegt in Norwegen bei 25%!

Nr.2: Fahren in der Bus- und Taxispur. Wird ungern bei den Mitmenschen gesehen, da es diese wurmt, das nicht tun zu dürfen und in der Rush-Hour im Stau stehen zu dürfen. Abgesehen dürfen bei einem Zusatzschild „2+“ auch Verbrenner auf der Bus und Taxi-Spur fahren, wenn sich 2 oder mehr Personen im Auto befinden. Das führt zu der Kuriosität, das manche sich aufblasbare Puppen mit fragwürdigen Hintergrund (allerdings bekleidet) ins Auto setzen, um so als „busspurberrechtigt“ zu gelten und ringen dementsprechend einem durchaus ein Kopfschütteln ab. :mrgreen:

Nr.3: kostenlos in der Innenstadt parken. Ist von den norwegischen Arbeitskollegen akzeptiert. In manchen Städten sind Parkhäuser frei. Auf der Strasse gilt Parkscheibe und ganz wichtig, das gilt nur für Parkplätze die öffentlich sind! Diese erkennt man am blauen Parkzeichen, alles andere ist privat und kostenpflichtig, wie unsere drei „Trolle“ aus dem TFF-Forum mit ihren Roadstern erfahren durften. (Anmerkung: Trolle sind nicht nur mit negativen Assoziationen zu behaften, die sind auch lustiger Natur - hier sollte letzteres gelten!).

Nr. 4: Mautstrassen sind kostenlos (bis auf die Svinesundbrua, da Norwegen-Schweden-Konsortium). Da besteht grosse Aufregung bei meinen Arbeitskollegen und ich bin sogar mit ihnen einig. :open_mouth: Der Grund ist der, das neue Strassenprojekte, wie auch Ausbesserungen über die Maut direkt finanziert werden und der Staat nur einen geringen Anteil dazu gibt. Wie bei e-Fahrern verschleissen die Strassen genauso wie bei der Verbrennerfraktion. Also, wenn das abgeschafft wird, so finde ich das persönlich traurig, aber richtig. (ich hoffe es dauert noch ein wenig bis zur Abschaffung, denn Maut kann in den Städten zwischen 80 und 160 Euro pro Monat ausmachen). Bis auf die Stadtmaut in Bergen, Stavanger und Oslo, werden die Mautstationen nach der Rückfinanzierung des Projektes auch wieder zurückgebaut. Da die Städte einen Dauerverschleiss haben, lohnt sich der Abbau nicht. :wink:

Nr. 5: Fähren sind kostenlos. Hier gibt es eine Initiative auf der Fährverbindung E39 Halhjem - Sandvikvåg (laut Bergens Tidende von heute), auch e-Autos Fährkosten aufzuerlegen. Als Gegenzug wollen sie das Laden der Autos während der Fährfahrt zulassen, nach einem erfolgreichen Pilotprojekt in Dänemark. Bei diesem Projekt haben die Betreiber der Fähre sogar komunalpolitische Unterstützung (schliesslich gibt das Mehreinnahmen), jedoch ist allgemein die Auffassung, das dies sich nur bei längeren Fährverbindungen lohnen würde. Leider wurde nichts über die Lademöglichkeiten auf der Fähre berichtet.
Die Fährsituation verhält sich ähnlich wie mit den Mautstrassen, Fähren sind notwendig für den Verkehr in Norwegen und meine Arbeitskollegen (mit ihren Verbrennern) wollen Gleichbehandlung, was ich verstehe - dafür könnten wir dann neben der Fährfahrt auch noch ein paar Kilometerchen Reichweite zapfen. :mrgreen:

Was lernt man nun daraus?

Incentives = vom Staat sanktionierte Vergünstigungen sind Segen und Fluch gleichermassen. Die langfristige Lösung des Problems der eMobility aus den Kinderschuhen zu helfen ist, auch nach meinem Dafürhalten, der einzige Wunsch den EM bei dem Gespräch mit SG im Wirtschaftsministerium äusserte: Besteuerung des CO2-Austosses bei Autos (oder wenn man zynisch sein darf, NOx-Austoss unter Realbedingungen). Auch wenn das bedeutet, das Bürger mit knappen Geldbeutel erstmal sich wahrscheinlich kein Auto mehr leisten können. :frowning:

Ich hoffe das dies ein interessanter Exkurs in die Welt der Incentives für euch war und bin auf eure Meinungen gespannt.

Viele Grüsse SB.

Bin ich absolut dafür. Hier in Stuttgart wird ja eh nun versucht mehr vom Grossteil der Bürger mit Gewalt auf Fahrrad und Öffentlichen umzustellen indem Fahrspuren entfernt und durch Fahrradspuren ersetzt werden und die Parkplätze in der City kaum vorhanden oder sauteuer sind -> da sind Autos politisch nicht gewünscht. :laughing:

Blödsinn. Stuttgart ist eine der wenigen Städte in Deutschland, die aktiv für Elektroautos ist (Punkt 3 der Liste ist erfüllt), und nicht wie die meisten anderen Städte prinzipiell ablehnen.

Nunja ich hab ja nicht gesagt, dass Stuttgart gegen Elektroautos ist -> Der Großteil der Bürger fährt Benzin/Dieselschleudern, da die Masse sich entweder kein E-Auto leisten kann oder will und viele Pendeln und sich kein Haus oder ne Wohnung in der Stadt leisten können oder wollen-> Der klassische Moderne Sklave eben der Arbeit zum Leben braucht :wink: . Und dass mehrere Fahrspuren an vielen Stellen zu Gunsten von oft sinnlosen Fahrradspuren(z.b. Am Neckar entlang wie man eh schon seit Jahrzehnten oben neben dem Neckar fern von den Fahrspuren fahren konnte) ersetzt wurden oder verkleinert worden sind ist nunmal Fakt seh das jeden Tag.

Hallo, als Info für alle Norwegenreisenden:
Ab 1.1.2016 sind in Hordaland die Fähren für E-Autos nicht mehr kostenlos. Als Gebühr wird der Abonomentspreis verlangt.
Somit gibt es nun neben Sør-Trøndelag 2 Fylker, wo die Incentives für Fährverbindungen abgestellt wurden. :frowning:

Viele Grüße, SB.

Das finde ich vor allem deshalb schade, weil nun langsam ein Förder-Flickenteppich wie in Deutschland besteht. Bislang wusste man in Norwegen, dass von Oslo bis Kirkenes überall mehr oder weniger das gleiche galt. Jetzt muss man anfangen, sich vorher zu informieren, wie welche Förderung gilt - so wie man in Deutschland je nach Region mal kostenlos parken darf, mal nur mit vorher einzuholender Sondererlaubnis, mal nur mit E-Kennzeichen und mal überhaupt nicht. Macht kein Mensch und ist damit auch keine echte Förderung.