Technology Review: 7 Thesen zum E-Auto

Guter Artikel Heise - Technology Review, ist m.E. einen eigenen Thread wert:
Sieben Thesen zum E-Auto

Heise gefällt mir immer weniger. :unamused:

Folgende Dinge stossen mir in diesem Artikel besonders auf
Zitat:“Trotzdem haben die Autobauer im Kern recht: Es gibt keinen Markt für Elektroautos, und einen solchen zu schaffen wäre Sache der Politik.“
Warum soll denn die Politik einen Markt schaffen? Sie schafft die Spielregeln. Aber ob Produkte vom Konsumenten angenommen werden hängt vom Marketing und den Produkten ab. Wenn die Autobauer wollten, würden sie ihren „Markt“ selbst schaffen.

Zitat:“Es fehlt ein klares Ziel. Wozu brauchen wir überhaupt Elektroautos?
Hä? Wie jetzt? Daimler bekommt seine Zielvorgaben von unserer Regierung? Das liest sich wie eine faule Ausrede.

Zitat:“Der Aufbau eines Ladenetzes sollte hingegen dringend zur Chefsache der Kanzlerin werden.
Dann hat also die Regierung damals die Tankstellen geschaffen? Ausserdem ist es kein Thema für DE alleine sondern für Europa, USA und Asien, also eigentlich für die gesamte Welt.

Zitat:“Elektroautos haben kein Reichweiten- sondern ein Preisproblem. Für die Stadt reichen aktuelle Akkus locker aus. Ein vollwertiger Ersatz fossiler Rennreiselimousinen können und müssen Stromer nicht sein.
Doch sie müssen ein vollwertiger Ersatz sein.
Es kauft doch keiner einen eGolf um dann NICHT in den Urlaub fahren zu können.

Gruß
Olbea

Meine Meinung dazu ist…

  1. Oberstes Ziel: Großstädte von der hohen Giftgasbelastung befreien, das wird sich auch deutlich auf den Gesundheitszustand der dort lebenden Menschen auswirken.
  2. Subventionen: Ich sehe direkte Subventionen auch nicht als den Schlüssel zum Erfolg, man muss eher Anreize wie spezielle Parkplätze oder abgasbefreite Zonen im Stadtzentrum einrichten. Es muss den Menschen mit einem E-Auto bequemer gemacht werden, dann steigen die sofort um.
  3. Aufbau Ladenetz: Alles andere als ein zu 100% standardisiertes Netz mit mindestens der Ladekapazität eines Superchargers ist völlig inakzeptabel, hier muss die Politik dringend steuernd eingreifen ob des ganzen Wildwuchses. Toll dass Firmen wie ALDI hier investieren, aber solange man ein Kabelwirrwarr und zu geringe Stromstärken liefert ist das unbefriedigend.
  4. Sehe ich auch so, alles ab 400km Reichweite ist selbst für 99% der Pendler völlig ausreichend, nur der Preiss muss halt für Normalbürger finanzierbar sein.
  5. Verbrenner werden begünstigt: Statt beim Stopfen irgendwelcher Lobby-Schlupflöcher Zeit zu verschwenden, soll lieber das E-Auto für die Masse attraktiver und in der Nutzung bequemer gemacht werden, dann hat sich das Thema Verbrenner sowieso erledigt.
  6. Ordnungspolitik: Da wäre die EU gefragt um Verbrauch und Effizienz zu regulieren, aber das halte ich auch für einen schwierigen Weg. Gegen die oft kriminellen Machenschaften der Lobbys ist gerade in Deutschland kaum ein Kraut gewachsen. Da muss man geschickt außen rum navigieren, bis sie mit dem Rücken an der Wand stehen.
  7. Mineralölsteuer erhöhen: Guter Ansatz, aber es gilt das Gleiche wie bei Punkt 6.

Meiner Meinung nach braucht es nicht so viel Zuckerbrot um den Siegeszug eines Auto wie dem Model 3 zu unterstützen.
Der 3er wird schneller als die hochgezüchteten Sportvarianten von BMW, Audi und Mercedes auf 100 beschleunigen, wird eine ausreichende Reichweite liefern und vom Preis her konkurrenzfähig sein.
Wenn alleine Punkt 3. nun zur Chefsache erklärt wird, dann sind das mehr als genügend Argumente sich als Normalnutzer vom Lärm und den Giftgasen für alle Zeiten zu verabschieden.

Danke für den Link.

Aus den Kommentaren, von Skarrin:

Zitat:
„Der Energiedichte von Akkus setzt die Elektrochemie hingegen enge Schranken.“

Bisher habe ich noch nirgendwo einen Hinweis auf diese angeblichen Schranken finden können.
Also bitte Klartext: welches chemische/physikalische Gesetz verbietet eine weitere Erhöhung/Verdopplung/Verzehnfachung der Energiedichte, und in welchem Chemie- oder Physikbuch kann ich es nachlesen?
Zitat-Ende

Würde mich auch interessieren, da dieses Argument sehr häufig gebracht wird. Zuletzt auch vom Jaguar-CEO. Hat er also, wie viele andere, seine Physik-Hausaufgaben nicht gemacht, oder ist da was dran?

Antwort gerne auch von unserem enfant terrible und Chef-Katalytiker vom Dienst.

Wir haben einfach keine Lobby. Gerne würde ich mich mal mit einem Transparent, Gehörschutz und Atemschutzmaske in eine Innenstadt stellen, aber nicht alleine. „Für bessere Luft und weniger Lärm - Elektromobilität fordern und fördern“

Die Menschen sind sich der Gefahren doch gar nicht bewusst. Man muss doch auch nicht immer mit der Umwelt und Kohlendioxid argumentieren. Diese Gefahr ist zu abstrakt, die Konsequenzen treten zeitlich stark verzögert auf, ähnlich wie beim Rauchen.

Saubere Luft und weniger Lärm wirken sich aber unmittelbar auf die Lebensqualität aus.

Wir brauchen Menschen, die das für sich einfordern!

Edit: Typo

Bis vor kurzem dachte ich noch, der VCD könnte diese Lobby sein. War leider ein Irrtum, wie anderswo nachzulesen ist. :frowning:

Vielleicht dauert es noch was, aber die EU wird´s mit noch schärferen Vorschriften bzgl. Luftreinhaltung, niedrigeren Abgaswerten,usw. IMHO schon richten.
Die OEM´s werden dann gar nicht mehr drum herum kommen.

Katalytiker bin ich nicht (aber das ist ein insider…)

Schaue dir mal diese Arbeit an: mdt.tu-berlin.de/fileadmin/ … -andre.pdf

In Tabelle 2.1. findest du die Kenndaten der einzelnen Materialpaarungen. Es verwundert den chemisch bewanderten nicht weiter, daß pro mol der Lithium-Ionenakku garnicht soviel besser ist wie der Bleiakku: der Vorteil kommt vornehmlich durch das geringe Molgewicht des Lithium zustande.

Wollten wir noch besser werden, müßten wir noch leichtere Elemente nehmen. Ein Blick in das Periodensystem zeigt uns sehr schnell, das das kaum gehen wird: metallisches Helium oder metallischer Wasserstoff ist eher was für die Kerne von Planeten wie Jupiter :wink:.

Schauen wir mal auf die Reaktionsenthalpie: bei Lithium Ionen-Akku landen wir bei 410 Wh/kg. Mehr geht niemals, never, wenn mir einer mehr verspricht, ist er ein Scharlatan… (aus praktischen Gründen (so wird immer ein Gehäuse, separator, Kontaktor, Strukturmaterial, … benötigt), wird man sich schwer tun eine Akkuzelle, die mechanisch stabil sein muß zu fertigen, die mehr wie 2/3 bietet)

Nun vergleichen wir den Wert mal mit Wasserstoff ( 39444 Wh/kg ) und Benzin ( 11900 Wh/kg ) und verstehen vieleicht etwas besser, wieso eine gewisse Skeptik von Seiten der Energiesystem-Experten vorhanden ist…

Gruß SRAM

Gibt es nix zwischen Benzin und Lithium? Aber selbst bei 300 Wh/kg wären wir bei 90kWh und 300kg. Passt doch erst einmal. Der Akku vom Zoe wiegt fast 300kg und hat nur 25kWh.
Wenn tatsächlich Schwefel/Luft kommt, ist auch noch Luft nach oben drin.

Und eine gewisse Skepsis darf bleiben … für weiteren Ansporn zur Verbesserung der Akkus. Die letzten % zum Optimum sind die Teuresten. Aber deswegen jetzt das Kopf/Sand Spiel vorkramen?

@SRAM: Ich freue mich schon darauf, dich mit deinen „maximal 410 Wh/kg“ zu zitieren, wenn die ersten Li-Luft oder Li-Schwefel-Akkus serienreif sind.

Wie JP Straubel schon richtig ausführte, wir brauchen nicht bessere Batterien sondern billigere/preiswertere.
Bei 100$/kWh will man 2020 mit der Gigafactory sein.
Ein 50kWh Batteriepack für 10.000€ Wahlweise auch als XXL-Powerwall.

Er hat diese Zahl aber über Lithium-Ionen-Akkus gepostet. Lithium-Luft und Lithium-Schwefel wird doch aber gemeinhin nicht dazu gezählt sondern als Ersatz von Lithium-Ionen-Technologie gesehen, oder nicht?

Es wird niemand jemals bezweifeln, dass die Energiedichte von Wasserstoff der von Akkus bisher bekannter Technologie für absehbare Zeit weit überlegen sein wird.
Daraus aber den Schluss zu ziehen man könne kein massentaugliches E-Mobil auf Basis eines Lithium-Ionen-Akkus bauen, das ist grundfalsch.
Die Nachteile von Wasserstoff überwiegen einfach das Mehrgewicht eines Akku und man ist ja jetzt schon bei praxistauglichen Reichweiten, daher sind Optimierungen im dreistelligen Prozentbereich gar nicht nötig um dieser Technologie Serienreife zu attestieren.

Alle Ziele zur Verbreitung moderner und umweltfreundlicher Automobile stehen und fallen mMn mit dem politischen Einsatz bezüglich einer Ladeinfrastruktur.
Gelingt es eine standardisierte, lückenlose Schnelllade-Infrastruktur in Großstädten und entlang der europäischen Autobahnen aufzubauen, dann sind Autos wie das Tesla Model 3 und vergleichbare Fahrzeuge aufgrund der vielen Vorteile definitiv ein Selbstläufer.

Ich halte den Wasserstoff-Antrieb eher für LKW und Busse sinnvoll, dort wo sehr viel Energie benötigt wird, wo die Wartung der Fahrzeuge sichergestellt ist und wo es nicht so sehr auf ein engmaschiges, europaweites Netz zum Betanken ankommt. Warum Toyota auch bei Autos auf diese Technologie setzt ist mir persönlich aufgrund der bekannten Nachteile ein absolutes Rätsel. Vielleicht wissen die etwas, das wir nicht wissen?

Hast du die Tabelle überhaupt gelesen ?

Dann wäre dir vieleicht aufgefallen, daß dies immer (selbstverständlich bei Akkus !) für bestimmte Materialpaarungen gilt. Die Maximalwerte Li-Luft und Li-Schwefel liegen etwas höher.

Erreicht hat SION-Power ( BASF Beteiligung :wink: ) bei Li-S bisher 350 Wh/kg. Maximal werden technisch 490 erwartet. Aber: Zyklenzahl bisher < 200 !

Gruß SRAM

Danke Naheris !

snooper gefällt sich eben im gezielten Nichtverstehen von Diskussionsbeiträgen. Nicht mein Diskussionsstil…

Gruß SRAM

die volumetrische Energiedichte von Wasserstoff bei Umgebungsdruck ist besch…
Man muss zu hoher Verdichtung >=700bar oder zur Verflüssigung greifen damit überhaupt was geht. In einem Liter Wasserstoff sind nur 3 Wh Energie enthalten, da hat selbst eine Bleibatterie ein Vielfaches an Energiedichte zu bieten.

Das gleiche unumstössliche Gesetz was in den 80er Jahren klar gemacht hat das es nicht möglich ist mehr als 2400 Baud an Daten über ein Kabel zu transferieren. Oder das etwas ältere Naturgesetz nachdem Personen an einer Geschwindigkeit von über 50 einfach tot umfallen. Und wie, der Mensch kann nicht fliegen und auf dem Mond kann man auch nicht, da zwischen Mond und Erde keine Luft ist…

Ich gebe zu bedenken, dass bei einem Akku der Strom eben direkt aus dem Akku fliesst, sprich, es sind alle Gewichte und Volumina bereits im Akku enthalten, die dazu dienen, Strom zu generieren, bei der Wasserstoff ist da doch noch irgend sowas wie eine Brennstoffzelle nötig.
Bei den gegebenen Wirkungsgradmaxima ist das ganze doch so oder so ausser Diskussion - heutige Batterien haben ja bereits viel bessere Wirkungsgrade als die bestmögliche Brennstoffzelle, so what!?

Schaut euch den Toyota Mirai mal an (für alle die behaupteten, hässlicher als der Prius geht nicht mehr: you were wrong! :smiley:). Toyota ist jetzt nicht gerade ein kleiner Konzern. Schaut euch mal den Verhau an, den die da unter die Karre hauen müssen, um 300 Meilen Reichweite zu erreichen. Dagegen ist ein Batterieauto wirklich herrlich einfach und kompakt!

410 Wh/Kg wäre doch super! Mehr wird doch überhaupt nicht gebraucht. Die Energiedichte wäre damit ungefähr doppelt so hoch wie beim Model S.
Und wie Eberhard richtig schreibt: das Wichtigste ist, dass die Akkus billiger werden!

An Beispielen merkt man ganz schnell, was doppelte Energiedichte und zusätzlich halber (oder noch geringerer) Preis bedeuten würden:

  • Model S mit 180 kWh-Akku für 60.000,- Euro Grundpreis

  • Kia Soul EV mit 60 kWh-Akku für 20.000 Euro.

  • eGolf mit 60 kWh-Akku für 25.000 Euro.

Na? Das wäre doch super, oder? :smiley:

…Elektrochemie ist da etwas fundamentaler. Durchaus mit den Hauptsätzen der Thermodynamik vergleichbar…

Gruß SRAM