Hier passt meine Frage vielleicht ganz gut rein:
Wo ist denn der Unterschied zwischen den verschiedenen Ökostrom-„Graden“? Ich kann derzeit drei verschiedene Ausprägungen ausmachen:
- Normaler Tarif: Man geht zu irgend einem Stromanbieter und kauft dort einen nicht gesondert gekennzeichneten Tarif. Zum Beispiel bei einem Strompreisvergleich das billigste verfügbare Angebot.
- Normaler Ökostromtarif: Man geht zu irgend einem Stromanbieter und kauft dort einen als „Ökostrom“ gekennzeichneten Tarif, der teilweise auch mit Prüfsiegeln (z.B. „ok power“) ausgestattet ist.
- Echter Ökostrom-Anbieter: Man geht zu „speziellen“ (?) Anbietern wie Greenpeace Energy, Lichtblick oder EWS Schönau und kauft deren Ökostromtarif. (Woran erkennt man diese „echten“ Anbieter?)
Bei Variante 1 ist mir ungefähr klar, dass der Anbieter einfach versuchen wird, so günstig wie möglich an Strom zu kommen, egal ob Atom, Kohle, Gas, Wind oder Sonne. Diesen speist er ein (oder lässt einspeisen). Und zwar so viel, wie ich verbrauche. (Wobei ich die Zusammenhänge hier nicht ganz durchblicke, weil ja i.d.R. erst nach einem Jahr klar ist, wieviel ich verbraucht habe… Das ganze scheint recht virtuell und abstrakt zu sein, vermutlich deswegen auch meine Unklarheit bzgl. den Ökostromtarifen.)
Es gibt wohl einen deutlichen Unterschied zwischen Variante 2 und 3, dieser ist mir aber nicht ganz klar. Ich nutze derzeit Variante 2, mir ist aber aufgefallen, dass ich gerade einmal 1 Euro pro Monat mehr zahle als für Variante 1. Da kann ja etwas nicht stimmen? Mein Anbieter sichert mir zu, dass 100% Ökostrom genutzt werden. Zwar aus Norwegen, aber immerhin. Dass da jetzt kein Stromfluss von Norwegen bis zu meiner Wohnung stattfindet, ist mir klar. Das läuft wohl über Zertifikate? Mein Anbieter zahlt nach Norwegen Geld, damit er mir den hier erzeugten Kohle-/Atomstrom als norwegischen Strom aus Wasserkraft andrehen kann, und in Norwegen muss dafür irgendjemand original deutschen Kohlestrom verkaufen (zumindest auf dem Papier)?
Wenn ich jetzt noch ca. 5 Euro monatlich zusätzlich in die Hand nehme, kann ich z.B. zu Greenpeace wechseln. Was würde sich konkret ändern? Die beziehen ja auch Ökostrom aus dem Ausland. Ist der einzige Unterschied, dass Greenpeace Energy bemüht/verpflichtet ist, auch selbst neue Kraftwerke für erneuerbare Energien zu errichten? Oder gibt es auch Unterschiede alleine durch die Art der Abrechnung/Einspeisung/Erzeugung? Ich habe z.B. gelesen, dass Greenpeace Energy „zeitgleich“ mit meinem Verbrauch einspeist – aber wie? Die wissen doch gar nicht, wann ich Strom verbrauche. Nur wie viel es am Ende vom Jahr dann war. Oder gehen die von einer Durchschnittsnutzung aus und speisen entsprechend Energie über den Tag verteilt ein, während mein Billiganbieter z.B. nur nachts den billigsten Strom einkauft, obwohl ich das meiste tagsüber verbrauche? Tue ich der Umwelt überhaupt einen Gefallen mit meinem Ökostromtarif, oder könnte ich genau so gut den einen Euro pro Monat sparen und auf den Billigtarif des Anbieters wechseln?
Letztlich wird der Strom hier vor Ort, egal bei welchem Anbieter ich bin, wohl häufig von den gleichen Anlagen in der Umgebung kommen. Durch meine Wahl des Anbieters müssten damit wohl Anreize/Verpflichtungen für den Bau neuer Anlagen, entweder in Norwegen, hierzulande oder sonstwo verbunden sein? Ihr seht, ich verstehe es irgendwie nicht… Auch die Erklärung mit dem „Stromsee“ erscheint mir eher oberflächlich. Ich bezweifle z.B. auch, dass wenn heute alle zu Greenpeace wechseln würden, morgen plötzlich überall Akkus stehen würden, um 100% Ökostrom-Nutzung zu ermöglichen.