Bitte um fundierte Infos zur "Unschädlichkeit" von Li-Akkus

Hallo zusammen,

gestern ist ein ehemaliges Mitglied des Bundestags, mit dem ich persönlich bekannt bin, in meinem Model S Probe gefahren. Die Person war bereits sehr gut vor-informiert und von dem Fahrzeug in vielerlei Hinsicht (Fahrgefühl, Design, Verarbeitung, Beschleunigung (!), Gesamtkonzept, Reichweite, Supercharger, etc.) begeistert.
Nach der Probefahrt stand fest, dass das die Zukunft der (individuellen) Mobilität sei, das Thema Unterstützung brauche und einen grossen Impact auf die betrieblichen und sozialen Strukturen haben werde. Die Person kündigte an, persönlich mit dem Management- und Betriebsrats- Ebenen bei Daimler und VW/Audi sprechen zu wollen sowie politisch etwas Einfluss nehmen zu wollen.

So weit, so gut. Allerdings konnte ich eine Frage nicht felsenfest argumentieren und bitte deshalb hier um fundierte und belegbare Argumente/Daten: Wie „schädlich“ sind Li-Ion-Akkus in Bezug auf:

  • Ressoucenverbrauch (Menge Lithium und Kobalt im Akku pro Fahrzeug)
  • die mit den Ressourcenverbrauch verbundenen sozialen Aspekte beim Abbau (Rohstoffe aus Ländern mit problematischen/ausbeuterischen sozialen Strukturen)
  • die mit den Ressourcenverbrauch verbundenen umwelttechnischen Aspekte beim Abbau (eventuelle Verwüstung von Gebieten, entstehende Giftstoffe, etc.)
  • die zweitnutzung von „abgenutzten“ Akkus
  • die Recyclingfähigkeit der im Akku enthaltenen Rohstoffe
  • etc.

Ich würde dann der Person eine Zusammenfassung der abgestimmten Argumente zukommen lassen.
Ich bin überzeugt, dass das hier im Forum bereits reichlich diskutiert wurde und habe auch gesucht, leider bei der Fülle der Beiträge keine Chance auf Erfolg gehabt.
Könnt Ihr mir bitte weiterhelfen? Besten Dank im Voraus.

Niger-Delta? Brent Spar? Deepwater Horizon? Irak-Krieg…??
Man braucht schon sehr viel Phantasie, um sich etwas vorzustellen, was schlimmer sein könnte als Öl.
de.wikipedia.org/wiki/Liste_bede … f%C3%A4lle
de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_ … lattformen

Grundsätzliches: Öl wird verfeuert und ist dann weg. Was bleibt ist allerdings ein Loch in der Atmosphäre. Die Rohstoffe in einem Akku sind auch nach einer Zweit- oder Drittnutzung noch da (das Recycling ist bis jetzt recht aufwändig, aber möglich).

Ich weiß, das ist jetzt nicht das, was Du mit „fundierten Infos“ meintest. Auf die Schnelle ist es aber hoffentlich besser als nichts.

Tesla hat sich mit den Auswirkungen der Akkuproduktion intensiv auseinander gesetzt.

Ich würde mal die folgenden Quellen auswerten
Tesla Blog zur Gigafactory

  • Produktion zu 100% mit erneuerbarer Energie versorgt
  • Rohstoffe „guilt free“, also z.B. kein Kobalt aus Afrika. Nickel kommt aus Kanada
  • geplant ist ein 100% Wiederaufarbeitung gebrauchter Akkupacks
  • es sollen auch stationäre Batteriespeicher hergestellt werden

Tesla Blog zum Batterie Recycling
Tesla’s Closed Loop Battery Recycling Program

Jetziger Stand der Dinge ist, daß ein gebrauchter Akku nach Dienst im PKW noch als Pufferspeicher im Keller Dienst tuen kann. Nach 10 bis 15 Jahren wird er dann recycled, wobei zZT (!) „nur“ Stahl, Kobalt und Nickel zurückgewonnen werden, und zwar zu ca 98%. Lithium wird derzeit nicht recycled, da es billiger ist, es auf dem Weltmarkt einzukaufen. Die lithiumhaltige Schlacke aus dem Recycling-Prozess landet in der Zementindustrie als Füllstoff.
Diese Informationen hatte ich vor 1/2 J in Zusammenhang mit Angaben des größten US-Li-Ion-Recycling-Unternehmens gelesen (Name, Link etc leider vergessen).

Das ist eben genau Aufgabe der Politik, hier wider der Billig-Strategien von Märkten Anreize zu setzen, auch das Lithium noch zu recyceln und nicht billig kinderarbeitstechnisch zu kaufen…
Ansonsten sind natürlich Eingriffe in der Natur ins Verhältnis zu setzen, wie Volker.Berlin oben erwähnte!

Servus Zappa,
ich versuch mal wiederzugeben (aber ohne Quellen) was so die letzten Jahre bei mir zu diesem Thema hängen geblieben ist. Da mir dieses Thema sehr wichtig war, habe ich mich sehr intensiv durchgelesen. Das dies nun Alles stimmt will ich nicht behaupten. Am Ende kam für mich jedenfalls raus, dass Lithium relativ harmlos ist. Über die restlichen Inhaltsstoffe möchte ich zunächst nichts sagen, dazu reicht meine Zeit nicht.
Das Argument mit dem Lithium kommt sehr oft. In einem Tesla werden in etwa, eher maximal 5 kg Lithiumcarbonat verwendet. Dieses kostet derzeit auf dem Weltmarkt rund 4 €. Tesla hat zumindest die vergangenen Jahre rund 10 % der weltweit erzeugten Akkus gekauft. Das weltweite Lithiumvorkommen reicht wohl für einige Milliarden E-Autos, zumindest wenn man es sonst nirgends brauchen würde. Das größte Lithiumvorkommen in Europa gibt es in Österreich / Kärnten / Wolfsberg / Gebiet Weinebene. Da es seit vielen Jahren unwirtschaftlich ist, wird dort derzeit nichts abgebaut, das soll sich aber angeblich ändern.
[url]http://de.wikipedia.org/wiki/Global_Strategic_Metals[/url]
Da das Lithiumcarbonat aber im Akku nicht verbraucht wird, wäre es auch möglich dieses zurückzugewinnen. Außerdem ist Lithium nicht unbedingt der Rohstoff welcher für immer in Akkus verwendet werden muss. Da die Akkus zwar mit der Zeit an Kapazität, jedoch nicht an Effizienz verlieren ist der Plan Sie als Hausspeicher oder ähnliches weiter zu verwenden…damit ist das Thema des Recyclings, noch lange keines…
Soweit ich es beurteilen kann hält sich die Giftigkeit auch in Grenzen, im Vergleich zu Erdöl und dessen Produkten. Lithium kommt eher in den großen Wüsten der Welt, Australien, Kanada, Südamerika, Rußland, Salzseen, Atacama, Nevada (siehe Gigafactory) usw. vor. Das sind eher nicht die klassischen Konfliktländer. Es sind auch eher nicht die Länder in welchen die Ausbeutung, durch Kinder usf. das größte Problem ist.
[url]Lithium – Wikipedia
Unter Berücksichtigung all dieser und vieler weiterer Punkte, ist Lithium ein relativ kleines Übel.

Bevor ein Aufschrei ertönt: ich weiß es ist „brandgefährlich“, aber Benzin und Wasserstoff, oder manches Mittel in Autoklimaanlagen ist es auch.

LGH…muß arbeiten gehen.

Beim Lithium sind es typisch 86 g Lithium / kWh Akku.

Sonst gilt das 3 statt 300 Tonnen Prinzio

Der pro Kopf und Lebenszeitverbrauch ist derzeit in Deutschland
300 Tonnen Öl Gas und Kohle, die mit
500 Tonnen Sauerstoff zu
800 Tonnen CO2 verbrannt werden.

Dies muss ersetzt werden durch 3 Tonnen Energietechnik, die alle paar Jahrzehnte recycelt wird.
Bei den 3 Tonnen habe ich nur die gesamte stationäre Energiebereitstellung gerechnet.
Aber selbst bei jeder 2. hat ein Elektroauto mit 60 kWh Akku im Schnitt, kommen da nur wenie hundert kg dazu.

Des weiteren wird übersehen, dass der Ölpreis, auch der heutige, wesentlich aus dem Preisgefüge der anderen Energieträger ausgebrochen ist.
In den letzten 15 Jahren haben viele Länder ein Handelsbilanzdefizit größer als der Wert der Ölimporte aufgebaut. Dies blockiert die Entwicklung vieler Entwicklungsländer.

Im Extremfall sind die Kosten für den Ölimport 8 mal größer als Solarstrom - Preisbasis US$ 100.

Hi !
Ich finde, daß es nach wie vor richtig und wichtig ist, Aufklärung und Beeinflussung zu betreiben. Wenn es Menschen unter uns gibt, die ggf. auch Verbindungen in die Politik haben (habe ich auch), ist Dein Ansatz absolut richtig und zu unterstützen. Wenn die meisten Menschen Akku oder Batterie hören, dann verbinden sie das mit der alten „Blei / Säure“ oder „Blei / Gel“ Technik. Das soll also unsere Zukunft sein ? Viele winken da schon wieder ab, haben all’ die Schwermetalle im Kopf. Wenn wir also die Möglichkeit haben, hier an entsprechender Stelle zu wirken, sollte ein jeder von uns das auch tun. Die Probefahrt in einem Models S hat schon so manchem die Augen geöffnet.

@Zappa: Du hast gefragt - jetzt mußte lesen :slight_smile: !

Viel Spaß !
elektromobilitaet_broschuere.pdf (1.94 MB)
2012-3-Reutlinger-Diskussionsbeitraege-Mark-Mngmt-E-Mobility-Batterie.pdf (1.26 MB)
Rohstoffsteckbrief_Lithium.pdf (904 KB)
continental_elektromobilitaet.pdf (1.83 MB)

Und weitere links…

Weil größer als 2MB ! Selber runterladen !

Sehr guter Report über die Zukunft von Lithium als Rohstoff für AKKUS vom Fauenhofer Institut !

isi.fraunhofer.de/isi-wAsset … logien.pdf

Tesla Battery Report - lesenswert (volle Version nur gegen Kauf…)

advancedautobat.com/industr … report.pdf

Abschlussbericht von LiTh O REC - Recycling von Li Io Akkus !

erneuerbar-mobil.de/de/proje … thorec.pdf

:slight_smile:

Also im Wesentlichen ist es auch folgendes…

Chile und Bolivien beginnen eine große Rolle beim Thema Lithium als Rohstoff einzunehmen - quasi aktuell das neue Öl in der E-Mobilität. China ist nach wie vor ein global player bei den seltenen Erden.

Eine - zwar zwei Jahre alte Zahl - aber mal ein Richtwert: Bei der 3,6 V Technologie benötigt man ca. 1g Lithium pro 4-5 Wh. So versteht man dann auch ungefähr die genannten Zahlen bei den Rohstoffvorräten.

Tesla - so meine Informationen - will auch mit der GigaFactory seine Lithium Bedarfe aus heimischen Quellen decken - also weniger Südamerika. Bei Chile und auch Bolivien wäre in Zukunft auf die Umstände des Abbaus von Lithium in puncto Umweltverträglichkeit zu achten.

super - hoch interessant! Danke für die Links und das Material…

MSDS sind da ganz nützlich:

na.industrial.panasonic.com/site … _sheet.pdf

Lithium: sciencelab.com/msds.php?msdsId=9927559
Kobalt: wogen.com/fileadmin/user_upl … Cobalt.pdf
Lithiumhexafluorophosphat: fishersci.ca/viewmsds.do?catNo=AC191261000
Ethylencarbonat: sciencelab.com/msds.php?msdsId=9923969
Dethylcarbonat: sciencelab.com/msds.php?msdsId=9923746

P.S.: abschnittsweise noch kein vollständiger Datensatz, d.h. es gibt noch einige Gebiete in denen Drachen lauern können

Gruß SRAM

Die Material Safety Data Sheets sind natürlich sehr trockener Stoff - ich denke mit „Unschädlichkeit“ sind Auswirkungen der Rohstoffgewinnung auf die Anwohner/Gesellschaften in den Herkunftsländern gemeint. Da sind die Fakten wesentlich schwieriger zu beschaffen geschweige denn zu interpretieren.

EMPA-Studie:

empa.ch/plugin/template/empa … 73/—/l=1

Ihr seid echt die Besten - dieses Forum ist bezüglich Fachkompetenz, Geschwindigkeit und Gesprächston unschlagbar!
Vielen Dank für die vielen Informationen und Links. Ich werde ALLE sichten, zusammenfassen, weiterleiten und Euch über den weiteren Verlauf auf dem Laufenden halten. Sofern ich ihn erfahre, bzw. mit einer entsprechenden Laufzeit.
LG

Zu dieser Diskussion möchte ich nur folgendes bemerken und mich ansonsten raushalten:

Diese läuft immer nach demselben Schema ab -->

  • Substanz X wird gebraucht. Es ist eine commodity.

  • einfache Nachsuche zeigt (oh Wunder): das Spektrum der Firmen im Nachhaltigkeitsindex von WWF und/oder Greenpeace (wobei die Differenzen zwischen beiden bei mir auch oft zur Erheiterung beitragen :wink: ) reicht vom Status „Blutdiamant / Kinder-KZ“ bis „altruistische Stiftung“, die Mehrzahl liegt im Mittelfeld…

  • „Befürworter“ wissen jetzt natürlich ganz sicher, daß jedes Gramm der benötigten Substanz von der „Guten“ Firma von der „Altruistischen Fraktion“ stammt…

  • „Gegner“ haben genau dieselbe Sicherheit, daß jedes Gramm mit dem „Blut unschuldiger Kinder“ erkauft wurde…

Die anschließende Diskussion läuft dann nach dem Schema ab:

…während der Einwand des Pragmatikers, daß bei einer Commodity eh alles in einem gemeinsamen Topf landet und daraus der Markt bedient wird, mithin also ein Mix anzusetzen wäre, ungehört verhallt…

Gruß SRAM

Nochmals ein Tesla-Blog, allerdings von 2008 und daher wohl nur für die Roadster-Zellen relevant:

teslamotors.com/blog/mythbus … tery-packs

Die Model S Traktionsbatterie erfüllt mindestens die gleichen Anforderungen hinsichtlich RoHS. Was anderes kann man ja gar nicht mehr in Verkehr bringen.

  • kein Blei
  • kein Cadmium
  • kein Quecksilber
  • keine sechswertigen Chrom-Verbindungen (Cr6+)
  • keine polybromierierten Biphenyle (PBB)
  • keine polybromierierten Diphenyl-Ether (PBDE)

Mit den MSDS von SRAM kann man dann noch die anderen Metalle und vor allem den Elektrolyten bewerten.

Wo sind denn die „MSDS“ für Rohöl plus aller Zusatzstoffe bis zum „edlen“ Superplus,
Gefahreneinstufung, natürlich unabhängig von jeweiligen ihrem Anteil?

In dem Zusammenhang vielleicht auch ganz interessant das Ergebnis einer Email-Konversation, die ich im Februar 2012 mit Tesla geführt habe:

(Hervorhebung von mir)

Hi !

Das ist richtig. So bin ich auch informiert. Die i-Platform von BMW geht da z.B. andere Wege - im Bereich Motor. (Permanentmagnete).
Wir dürfen aber auch nicht die ganze Elektronik vergessen. ICs, Leiterplatten oder andere entspr. Bauteile in diesen Komponenten enthalten ebenfalls seltene Erden. Es würde auch kein iPhone oder keinen Laptop ohne diese Rohstoffe geben.

Was die Antriebseinheit anbelangt, ist Tesla aktuell da sauber.