Timmelsjoch und Jaufenpass

Am Wochenende habe ich eine erneute Ausfahrt in die Berge gemacht. Es ging vom Starnberger See über den Fernpass ins Ötztal und dann über das Timmelsjoch (2509m) und den Jaufenpass (2094m) nach Mauls knapp südlich von Sterzing. Das dortige Hotel hatte einen CEE 16A Anschluss. Damit war diesmal im Gegensatz zum Stilfser Joch und zur Silvretta Hochalpenstraße keine Zwischenladung in St. Anton erforderlich.

Allerdings sind wir mit maximaler Range Ladung losgefahren, da wir nicht wussten, was uns an Verbrauch erwarten würde. Entsprechend langsam haben wir die Autobahn bei bestem Wetter nach Garmisch mit untypischen 100km/h zurück gelegt. Diese ersten Anfänge einer kleinen Reichweitenangst vor einer Strecke von 260km durch das Hochgebirge waren jedoch vollkommen unbegründet. Wie es sich beim Stilfser Joch trotz mitunter die Reifen quälender Fahrweise andeutete und dann auf der Silvrettta bestätigte, ist unser Model S ein reines Verbrauchswunder in den Bergen. Das wurde hier ja schon mal berichtet. Auf der ganzen Tour habe ich im Schnitt nur 181Wh/km gebraucht. Das macht eine Reichweite in den Bergen von über 400km.

Allerdings muss man dabei berücksichtigen, dass die Fahrten bergauf der reinsten (temporären) Reichweitenkiller sind. Wenn die Ladung reicht, um es über die Passhöhe zu schaffen, dann bekommt man die gesamte Abfahrt ‚umsonst‘ und der Wagen lädt bei hohen Pässen noch ein paar Zig-Kilometer wieder in den Akku zurück. Auf dieser Fahrt galt es also nicht bis nach Sterzing zu kommen, sondern die Passhöhe des Jaufenpasses zu schaffen. Entsprechend soft habe ich das ‚Gaspedal‘ auf dem Hinweg gestreichelt. Doch die Angst war völlig unbegründet. Auf der Höhe des Jaufenpasses hatte ich noch eine Reichweite von über 120km.

Der Rückweg ging wieder über den Jaufenpass und das Timmeljoch. Allerdings dieses Mal leider mit Nebel. Den Südanstieg konnte ich dieses Mal schneller angehen, da der Pass am Sonntag Vormittag fast völlig leer war. 500Wh/km hatte ich oben auf der Höhe. Doch als wir wieder im Tal waren, zeigte das Trip Meter nur 178Wh/km an. Sicherlich hat dazu auch die gewonnene Höhendifferenz von ca. 200m geholfen.

Diesen unglaublich niedrigen Durchschnittsverbrauch im Gebirge von 181Wh/km erkläre ich mir durch die niedrigen Geschwindigkeiten, während denen Luft- und Rollwiderstand gering sind. Dabei sieht es für mich so aus, als ob die Elektronik und der Antriebsstrang bei allen Leistungsanforderungen einen gleich hohen exzellenten Wirkungsgrad haben. Man kann also die Berge nahezu so heizen wie man will. Es wird dem Verbrauch nichts anhaben. Ganz anders bei den Verbrennern. Wenn die den Berg hochheizen, dann sind die Verbräuche durch die hohen Drehzahlen extrem und es gibt bergab auch nix mehr zurück.

Anbei ein paar Schnappschüsse von der Fahrt.

Anbei noch das Trip-Meter.
Oben Rückfahrt. Trip A Gesamter Ausflug

20141005_trip.jpg

Danke für diese tolle Reisereportage!

Das kann man abschätzen: ganz grob gilt, nicht nur für Tesla S, sondern praktisch für alle gängigen e-Autos:
100 Höhenmeter bergauf kosten ca. 4 km Reichweite.
100 Höhenmeter bergab bringen ca. 3 km Reichweite.
Und die Höhenunterschiede kann man erkennen, wenn man seine Strecke z.B. hier plant: geo.ebp.ch/gelaendeprofil/ Art der Route: ‚Autoprofil‘ wählen. Dabei werden allerdings Tunnel ignoriert, d.h. das Tool kennt nur das Gelände, als gäbe es keine Straßentunnel.

Und keine Talbrücken…

Vielen Dank für den Bericht. Sowas hatte ich mir schon lange mal vorgenommen zu posten da es absolut nennenswert ist!

Schön und gut, aber ich hatte es auch nicht geglaubt bis ich es selber erlebt hatte. Man hat ja einen sportlichen Fahrstil usw. :wink:
Aber siehe da, mit 80% Ladung kann man tatsächlich easy ins Berner Oberland und 5 Pässe hoch und runter heizen. Das ist wohl kaum jedem Flachland Bewohner bewusst.

Horst beeindruckend! Es wäre Interessant diese Strecke mit einem i3 oder E-Golf zu fahren um die Effizienz zu vergleichen.
Insbesondere der i3 sollte gute Wert bringen da keine höheren Geschwindigkeiten (Aerodynamik) gefahren werden.

Im Normalfall bringt Rekuperation bei E-Fahrzeugen nie mehr als 20% zurückgewonnen Km, ist es möglich diese Strecken ohne Rekuperation zu fahren? Dieser Vergleich währe mal Interessant.

Die gleichen Erfahrungen habe ich mit dem Zoe im Erzgebirge gemacht. Schafft man es über den Scheitel, ist die Reichweite identisch mit Flachland. Und bei jeder Abfahrt, bei der ich ewig lange rekuperierend den Berg herunterfuhr, war in meinem Kopf nur ein Gedanke: Was für eine absurde Verschwendung das Verbrennerfahren gerade im Bergland ist.

Schade, dass die deutsche Motorpresse den Berg immer nur benutzt, um absurd hohe Verbräuche mit ebenso absurd niedrigen Reichweiten zu produzieren und damit jedem Gebirgsbewohner zeigt: Elektroautos sind für mich nichts.

Auf die Rekuperation zu verzichten, d.h. zu segeln, bringt nach meiner Beobachtung durchaus Effizienzvorteile, allerdings nur bei leichtem Gefälle. Das Model S ist ein sehr guter „Segler“ und wird auf Alpenpässen viel zu schnell, so dass Du viel zu bald wieder bremsen musst, spätestens vor der nächsten Kehre. Selbst wenn Du dieses Anbremsen mit Rekuperation durchführst, hast Du trotzdem keinen Vorteil gegenüber permanentem Rekuperieren.

Woher kommt denn diese Information? Das höre/lese ich zum ersten Mal!

Hier: derstandard.at/1345165357906/Rek … torraedern
Hier zb.: ralfwagner.de/mini/technik/ereku.htm

Hier auch zur Reku: goingelectric.de/forum/bmw-i … t3851.html

Ist auch bei E-Motorräder und E-Bikes bekannt. Die Strecke sollte ein Model S mal ohne Reku fahren dann könnte man das ermitteln.

Braucht man gar nicht zu fahren. Bekommt man auch logisch hin. Den Jaufen rauf hatte ich 500 Wh/km. Bergab hatte ich nie nennenswert zu beschleunigen. Bei gleich langem und steilem Abstieg kommt dabei gemittelt ohne Rekuperation 250Wh/km oder ein ganz bißchen mehr heraus. Ach ja, ein paar heiße Bremsen auch. Und das dürfte der energetische, große Brocken sein. Wenn wir nun von diesen 250Wh/km 70% wieder rausholen, dann sind das 175Wh/km bergab. Teilt man das durch 2 und schreibt man das dem Gesamtverbrauch gut, so kommen wir auf rund 170Wh/km. Das passt ganz gut, da ich die restliche Strecke der Tour schneller mit höherem Verbrauch gefahren bin.

P.S.: So einen Verbrauchstest ohne Rekuperation würde ich nie fahren, dazu sind mir meine Bremsen zu schade.

Davon gehe ich auch aus. Da der i3 auch deutlich leichter ist, sollte mgh den Akku weniger belasten. Dennoch würden beide Wagen von uns aus die Pässe nicht mal erreichen. Wer aber in einer bergigen Region wohnt und nicht höchste Pässe überwinden muss, der kann mit einem E-Auto richtig viel sparen.

„„P.S.: So einen Verbrauchtest ohne Remuneration würde ich nie fahren, dazu sind mir meine Bremsen zu schade.““

Horst :smiley: klar ist es schade um die Bremsen, trotzdem wäre ein Praxistest Interessant. Im Praxisbetrieb wird man nicht mehr als 20% Reichweite über Rekuperation
zurück bekommen. Horst wieviel % Reichweite konntest du bei deiner Abfahrt wieder zurück bekommen?

Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass die 20% nie und nimmer stimmen können. Wenn ich hier bei uns nach einer Ladung starte (und somit der Verbrauch genullt ist) und die 300 Höhenmeter ins nächste Dorf runterfahre, kann ich danach 15km fahren, bis meine Verbrauchsanzeige bei 0Wh/km ankommt. Ich rekuperiere also ca. 15*190Wh = 2.85kWh.

Der Vergleich mit E-Motorrädern und E-Bikes ist hoffentlich nicht ernst gemeint, vmax.

+1

20% ist kompletter Blödsinn. Es sind ganz sicher mehr als 50%, nach meiner Erfahrung eher 75.

Bei einem der Links oben ralfwagner.de/mini/technik/ereku.htm ging es vor vielen Jahren um den Einbau einer Rekuperation ins EL !!! :confused: Das hat mit unserem Model S überhaupt nichts mehr zu tun

Die 20% und die 70% können gleichzeitig stimmen. Nämlich dann, wenn man einen leichten Abhang hinunter fährt. Wie am Brenner. Da hatte ich am Ende nur 10km wieder reingefahren. Aber!! Ich habe die ganze Strecke 0 Verbrauch gehabt. Vergleicht man jedoch gegen einen normalen Verbrauch auf gleichlanger, ebener Strecke, dann sind es 70%. Rechnet man die 10km zur Gesamtstrecke des Brenner-Abstiegs, dann sind die 20% nicht so weit daneben.

Beim Timmelsjoch und Jaufenpass ist es aber anders. Hier sind die Rampen extrem steil. Hier habe ich tatsächlich mehr als 50% zurück bekommen. Ich glaube es waren +25km beim Herunterfahren der Westrampe des Jaufenpasses. Die ist 19,4km lang. Leider springt die Typical Reichweite beim Model S nur in Schritten von 5km bei der Rekuperation. Damit konnten es auch 29km gewesen sein.

Wirkungsgrad Reku heute Abend gemessen: viewtopic.php?f=55&t=4608

Ich glaube, dass vmax genauso wie wir beim ersten Mal durchlesen selbst nicht verstanden hat, was er selber geschrieben hat. Es geht (ihm) nicht darum, wie viel Prozent der zusaetzlich benötigten Energie Beim Berg auffahren anschließend beim Berg abfahren wieder zurückgewonnen werden kann, sondern um wie viel Prozent sich die Reichweite dank Rekuperation erhöht. Ein ziemlich uninteressanter Wert, wie ich finde.

Uli