Sixt: Tesla? Nein, danke! (Artikel Süddeutsche)

Erich Sixt hat sich (mal wieder) zum Thema Elektromobilität geäussert - allerdings eben aus Sicht seiner Unternehmung, die sicher spezielle Randbedingungen hat. Aber pointiert ist es, wie von ihm auch nicht anders zu erwarten.

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Kernthesen:
a) Reparaturzeiten bei Tesla seien sehr lang
b) Wiederverkaufswert sei nicht sehr erfreulich
c) Reichweiten sind nicht gross genug

Den ersten Punkt (Reparaturhäufigkeit, Ersatzteilverfügbarkeit und Wartezeit) kann ich bestätigen. Wir haben den Roadster und verschiedene Model S fast von Anfang an (siehe Signatur). Reparaturen sind ein Desaster und meist auch nicht sehr professionell aus meiner Erfahrung im Sinne der Haltbarkeit oder Qualität - da muss Tesla noch besser werden. Am ersten MS wurde ziemlich viel getauscht, auch Elektronik, der Bildschirm, Klimaanlage, daneben alle möglichen Anbauteile, Gurten usw. Es hat leider jedes Mal lange gedauert (längster Stillstand waren mehr als vier Wochen). Das müsste sich dringend verbessern, sollen solche Autos auch das Erstfahrzeug (oder einziges Fahrzeug) für jemand werden. Das zweite MS war etwas besser, aber auch da dauerten die zahlreicheren Reparaturen (einschl. Batterietausch wegen Defekt) jedes Mal zu lang.

Wiederverkaufswert vom Roadster kenne ich nicht, wir haben unseren behalten. Beim MS war er deutlich schlechter als andere E-Fahrzeuge, auch schlechter als Verbrenner - aber deutlich besser, als ich es erwartet hatte. Da der Markt ganz jung und die Zahl der Käufer gering ist, hatte ich einen wesentlich höheren Verlust erwartet. Aber vielleicht muss man auch erst mehr Erfahrung bzgl. des optimalen Zeitpunkts für den Verkauf abwarten. Bzgl. Sixt könnte ich mir vorstellen, sind gerade Batterieautos aus Vermietungen nicht beliebt, weil da niemand Rücksicht nimmt.

Reichweite zu kurz? Heute wohl meist nicht mehr. Allerdings könnte ich mir im Vermietgeschäft vorstellen, dass teilweise sehr grosse Reichweiten nötig werden, wenn Flüge und/oder Züge ausfallen und damit ganze Flugzeuge auf Autos umgebucht werden. Hier müssen dann in kurzer Zeit sehr grosse Strecken zurückgelegt werden. Nachladen müsste wahrscheinlich in ein oder zwei Stunden geschehen, was bzgl. Infrastruktur möglich, aber herausfordernd ist, weil die ganze Last in mehr oder weniger einem Parkhaus anfällt. Aber gerade bei den typischen Urlaubsdestinationen sehe ich BEV im Vorteil, weil man kurz vor Rückgabe keine Tankstelle ansteuern muss und/oder die Angestellten nicht tanken müssen. Allerdings würden die typischen Autotouren in den USA oft nicht mehr sicher funktionieren. Das Reichweitenargument finde ich noch am ehesten zu diskutieren.

Wahrscheinlich brauchen BEV im normalen Vermietbusiness einfach noch länger. In spezialisierten Nischenanbietern funktioniert es ja schon, dort primär im City-Bereich. In Kalifornien war und bin ich schon oft und viel mit Brennstoffzell-Fahrzeugen unterwegs gewesen (anfangs Hyundai ix35, der noch Probleme hatte, Mercedes B-Klasse, die sehr gut war, dann Toyota Mirai, auch ganz ordentlich, Hyundai Nexo, ebenfalls gut). Die Mieter dieser Fahrzeuge wussten offenbar immer, was auf sie zukommt und wie es funktioniert - National und Hertz berichteten nie von Problemen und waren mit dem Programm sogar sehr zufrieden.

Plug-Ins gibt es bei verschiedenen Firmen, aber es fehlt praktisch überall die Infrastruktur, daher werden sie als Hybrid (ohne Plug-In) betrieben.

Sollte man ggf an den bestehenden: Sixt/Elektromobilität anknüpfen.

Ich denke, weil das Thema Tesla grade aufploppt, will Sixt den Medienrummel für sich selbst nutzen.

Natürlich ist Sixt über den Verkaufspreis not amused.

Schließlich bekommen sie ja von Audi / BMW / Mercedes einen großzügigen Discount (man munkelt in Richtung 50 %) auf den Listenpreis und können nach zwei Jahren ihre Fahrzeuge abstoßen - teilweise sogar noch mit Gewinn.

Da aber Tesla auch Sixt keinen Discount gibt …

Das ist noch untertrieben. Sixt hat in den Anfangsjahren von Tesla in Deutschland Leasing für das Model S angeboten. Das war ein riesiges Verlustgeschäft, weil sie die Rückläufer nicht mal annähernd kostendeckend verkaufen konnten. Die standen Monate in Garching herum.

Genau so sehe ich das auch. Die grossen Autovermieter machen ihr Geschäft heute mehr mit dem Verkauf ihrer vom Hersteller hoch rabattierten Autos als mit dem reinen Vermieten. Das ist Herr Sixt natürlich sauer, dass er von Tesla keine 50% Rabatt bekommt, sondern den Listenpreis bezahlen muss. Das ist schlecht für sein Geschäftsmodell.

Zumal bald jeder seinen tesla selber vermieten kann. Dann ist das Geschäft für Sixt obsolet.

Hr. Sixt ist ein Profi in dem Geschäft und macht es seit Jahrzehnten erfolgreich. Auf seine marktwirtschaftliche Einschätzung würde ich mich verlassen. Aber er drückt seine Meinung auch immer klar und pointiert aus. Natürlich schafft er es so in die Medien - aber er ist auch bei allen Auftritten so, selbst dort, wo es primär nicht um Journalisten geht.

Aus eigener Erfahrung mit dem MS habe ich eben den Wiederverkaufswert kommentiert - relativ bescheiden. Wahrscheinlich sind nur sehr „besondere“ Autos wie der i3 einigermassen stabil, oder wie beim smart, der sehr gefragt ist, aber lange Lieferzeiten hat. Bei den sonstigen EV sieht Hr. Sixts Aussage gar nicht falsch aus in meinen Augen, übrigens auch in den USA.

Das mit den Rabatten dürfte reine Spekulation sein und dies dürfte selbst zwischen den Modellen stark schwanken. Auf irgendwelche Gerüchte würde ich mich da nicht verlassen. Aber die grossen Autovermieter dürften Beschaffung, Aufbereitung und Weitergabe sehr optimiert haben und bspw. den besten Verkaufszeitpunkt per Algorithmus ermitteln. Tesla kann hier sicher keinen Rabatt anbieten, wenn kaum Marge da ist, kann man nicht noch einen Rabatt on top geben. Und die Fahrzeuge gibt es auch noch nicht so lange, als dass man den Auslauf einer Modellfamilie irgendwie mit zusätzlichem Absatz in den Vermietermarkt „puffern“ könnte.

Das mit dem Selbervermieten gibt es schon lange und ist nicht mal herstellerspezifisch. Aber die Besitzer wollten das in der Masse eben bisher nicht. In Nischen wird es funktionieren, aber einen Mietwagenpark in Masse, Steuerung und Professionalität wird es sicher nicht ersetzen können. Da steckt so viel Logistik und Expertise dahinter.

Halte ich für eine sehr gewagte These…
Will die Masse nicht oder kann sie gar nicht? Schon mal ein Auto vermietet?
Die Masse wollte noch nie was, was nicht schnell und bequem geht. Vor 20 Jahren hätte sich auch schon jeder Internet besorgen können, aber es war noch weit weg, von einfach und bequem. Also hats keinen gejuckt. Heute gibt es den Internetzugang zum Telefon quasi „dazu“. Einschalten, lossurfen. Keine Expertise mehr nötig.

Wenn die bequeme Vermietoption, mit dem Auto einfach „dazu“ kommt, kann man imo Einen darauf lassen, dass die Masse es dann auch nutzen wird.

Verkausrabatte für Flottenkäufer sind das eine.
Aber die Preispolitik von Tesla ist eine andere, insbesondere für das SIXT Leasing-Geschäft.

Mein Model S P85D war bei SIXT geleast. Der kalkulierte Restkaufwert war auf einmal, nach der irren Preissenkung vom April 2019, obsolet, und der Wagen dürfte zu dem Preis absolut unverkäuflich gewesen sein, wohlgemerkt ein scheckheftgepflegtes Auto ohne jegliche Mängel.

Das Sixt aus dem Leasing raus ist, kann ich sogar verstehen.

vermieten:
Kapier ich nicht, insbesondere den Reichweitenschwachsinn:
Bei Sixt kann man in Spanien zumindest sicher auch BMW i3 mieten, das Reichweitenmonster schlechthin…

Für meinen Ex-Sixt i3 mit Liste 52k habe ich mit 1 Jahr und 4.oookm keine 30k bezahlt …

Sixt betreibt dort EV, wo es der Marke irgendwie gut tut oder es Fördermittel gab. Das macht auch Sinn: In bestimmten Nischen, in denen Leute auch noch mehr dafür ausgeben.

Das Selbstvermieten von Autos habe ich zweifach früher erlebt. Es waren immer Versuche mit sogar motivierten Leuten. Das mag in Nischen funktionieren, den Massenfuhrpark an Flughäfen (die einzig wirklich relevanten Teile des Business) wird es wohl kaum ersetzen. Zumindest nicht den eher höherpreisigen Teil, den Sixt von diesem Markt bedient mit höherwertigen Fahrzeugen. Im Commodity-Bereich mag das gut gehen. Im ganz speziellen Bereich (Transporter) gibt es das schon hier und da.

Ob es funktioniert, wird sich mal zeigen. Im Prinzip gibt es alles dazu. Aber auch Carsharing funktioniert in der Theorie. In der Praxis konkurrenziert es den ÖV am meisten, ist finanziell fast immer defizitär und funktioniert nur in ausgesprochen kleinen Nischen usw.

Wenn die den für 26’000 gekauft haben ist das doch ein super Geschäft gewesen.

Wie oben geschrieben, der i3 ist wegen seiner eigenwilligen Form anders. Vom i3 auf Tesla zu schliessen, wäre riskant. Es gibt für Tesla genug Beispiele, die eher nahe des Leaf liegen. Und da haben EV eben leider einen doch relativ hohen Wertverlust, wie es Erich Sixt ja auch schreibt.

Soso, Herr Sixt hält also nichts von E-Autos.
Darum parken hier gerade drei Zoe an den Ladesäulen und die Sixt-Hotline ist überlastet.

Er sagte ja selber, in Nischen und hier und da etwas. Auch an wenigen Flughäfen hat Sixt E-Fahrzeuge. Aber speziell hat er sich ja zu Tesla geäussert, dass ihm die eingangs zitierten Punkte negativ auffallen (schlechte Verfügbarkeit Ersatzteile und lange Reparaturzeiten, hoher Wertverlust, zu lange Ladezeit und geringe Reichweite, die speziell im Vermietgeschäft nicht funktionieren).

Zum Zoe hat er sich nicht geäussert.