Reifenabrieb - größeres Problem beim E-Auto?

Ich habe gerade eine interessante Diskussion verfolgt, bei der thematisiert wurde, dass E-Autos durch das tendenziell höhere Gewicht und das höhere Drehmoment zu mehr Reifenverschleiß führen können.

Dadurch gelangen dann natürlich auch mehr Partikel in die Umwelt.

Wenn ich es recht in Erinnerung habe, wurde erwähnt, dass ein Reifen in seinem Leben etwa 10% seiner Masse verlieren würde! Finde ich etwas erschreckend und war mir bisher nicht bewusst.

Hier der Link zum Video bei YouTube:
FC Live 2019 - What you need to know about particulate & tyre pollution

Genügt es, sanfter zu beschleunigen und nicht jedes Jahr einen Reifensatz zu verbrauchen? Oder wäre es sinnvoll auf härtere Reifen zu setzen, die länger halten?

Die Diskussion erwähnte, dass die Reifenindustrie wenig Anreiz hat, da etwas zu unternehmen. Wie können wir auf die Hersteller/Händler einwirken, Verbesserungen zu schaffen? Es scheint bisher keinerlei Bewusstsein zu diesem Thema zu existieren.

Der Reifenverschleiß hängt natürlich von Gewicht des Autos ab. Wenn man Elektroautos mit vergleichbaren Verbrennern vergleicht, gibt es evtl. einen leicht höheren Verschleiß. Der Fahrstil hat aber sicher einen größeren Einfluss. Auf der Rennstrecke hat man einen Reifensatz ziemlich schnell durch.

Auch Bremsen sind eine Quelle von Feinstaub. Und da sehen Elektroautos wieder deutlich besser aus. Ganz zu schweigen von den Abgasen. Unterm Strich ist der Vergleich also eine klare Sache, auch was das Thema Feinstaub betrifft.

„Unser“ Reifenhändler war beim ersten Elektroauto 2014 sehr skeptisch in jeder Hinsicht. Als sich dann herausstellte, dass wir häufiger neue Reifen benötigen als die Verbrenner, war er wieder versöhnt :slight_smile:
Ich denke, es ist das höhere Eigengewicht und dass immer wieder die Beschleunigung ausprobiert wird.

… ein wichtiges Thema. Es wird nur leider auch missbräuchlich eingesetzt oder ich habe die Diskussion anhand des SUV Booms nicht mit bekommen. Das Thema „hohes Gewicht“ der E-Mobile (und nur dort) höre ich auch in privaten Diskussionen regelmäßig, bei Nachfrage gibt es keine Kenntnis der tatsächlichen Differenz (zw. Model 3 und 3er BMW sind das je nach Ausführung knapp über 100kg).

Wie lässt sich die Relation Abrieb/Gewicht berechnen?

Wichtig ist insbesondere die Partikelgrösse: je kleiner, desto schädlicher (Lungengängigkeit, Eindringen in Blutkreislauf, Überwinden der Hirnschranke). Dazu folgender Artikel aus 2005, der in dieser Hinsicht weiterhin gültig ist:
spiegel.de/auto/aktuell/gum … 52025.html

Zitat:
Als besonders gefährlich gelten jene Partikel, die kleiner als 2,5 Mikrometer sind. Denn die passieren nicht nur den Kehlkopf und gelangen in die Bronchien, sondern auch in Lungenbläschen und damit sogar in den Blutkreislauf.
Die Feinstaubpartikel, die beim Reifenabrieb entstehen, sind in der Regel nicht ganz so klein, „toxikologisch also nicht so gefährlich wie der Dieselruß“, heißt es im Umweltbundesamt. Doch die Reifenteilchen mit einer Größe zwischen fünf und zehn Mikrometern sind trotzdem gesundheitsschädigend.
Zitat Ende

Reifenabrieb ist somit ein wichtiges Thema, aber bei weitem nicht der gefährlichste direkte Faktor für die Gesundheit. Der Anteil Reifenabrieb am schädlichen Mikroplastik ist aber hoch.

Am schlimmsten sind Benziner-Direkteinspritzer mit hohen Drücken ohne Partikelfilter. Und wie oft die Partikelfilter und andere Abgasreinigungsmechanismen wirklich arbeiten (ob Diesel oder Benziner), ist bekanntlich ungewiss.

Sind sicher sogar etwas mehr, allerdings nur ein kleiner Teil davon Feinstaub.
Wenn der Reifen härter ist, wird sich dann nicht im Gegenzug die Straße mehr abnutzen und auf diesem Weg Feinstaub freisetzen?
Das Problem ist übrigens bei Schienenfahrzeugen nicht wesentlich besser pro km und Person.

Mit fehlt noch die Langzeit Erfahrung, ich werde aber Mal die Haltbarkeit der Reifen meines Modell 3 mit dem Prius vergleichen. Rechnerisch ist die Druckbelastung pro Fläche beim Modell 3 20% geringer als beim Prius, mal sehen wie sich das ausgeht…

Air Cars brauchen keine Reifen :wink:

Mein erster Reifensatz beim ersten Model S (es waren damals die Good Year Ganzjahresreifen, die ich auch 3 komplette Jahre gefahren bin, ohne im Winter zu wechseln) haben knapp über 100.000 km gehalten. Soviel zum verstärkten Reifenabrieb bei E-Autos. :wink:

Mit Winterreifen 70.000 km und dann 4 mm Restprofil. Sommerreifen 60.000 km bis zum Erlaubten (der Straßenbelag und die Kurven in Schottland haben aber gemessene zusätzliche 10.000 km Profil gekostet. ). Mit dem Model S.
LGH

Die Diskussion, die ich im ersten Beitrag verlinkt habe stammt aus Großbritannien. Könnte das Problem dort verstärkt auftreten?

Mir ging es primär gar nicht um die allgegenwärtige Feinstaubdebatte. Ich fand nur die Zahl 10% vom Reifengewicht so erschreckend. Das sind für einen Reifensatz mal eben gut 4kg an „Emissionen“, die keiner sieht und die fast nirgendwo diskutiert wird. Vermutlich weil noch keine Schwebefahrzeuge erfunden sind und es daher nicht vermieden werden kann.

Ich frage mich, ob es technisch möglich wäre, Reifen zu bauen, die quasi „ewig“ halten. Das wäre unglaublich praktisch, wenn nicht ständig die Profiltiefe zu überprüfen wäre. träum

Die Diskussion erinnert mich etwas an die Lithiumdebatte: Natürlich brauchen auch unsere Elektroautos Reifen (meine halten immer so 45000 km auch mit Anhänger gemischt Model X). Kein Mensch interessiert sich beim Verbrenner für den Reifenverschleiß, beim Elektroauto ist es plötzlich wichtig. Es werden immer neue Ansatzpunkte gesucht, die heilige Kuh Elektroauto zu schlachten. :mrgreen:

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Die Diskussion ist außerdem ja nicht neu. Sommerloch?

@MichaMeier
Wir waren 2.700 km in Schottland unterwegs, ich habe vorher und nachher die Profitiefe gemessen, an mehreren Stellen. Meine Reifen fahren sich zu 100 % gleichmäßig ab. Mehr als 1/10 Unterschied gibt es nicht. In Schottland ist der Asphalt sehr rau, es gibt elendiglich viele Kurven und Bodenwellen. Dazu sind die meisten Straßen nur einspurig, zumindest diese welche wir fuhren. Man muss also alle Kurven ausfahren. Auch wenn man nie schnell fahren kann ist dort der Reifenverschleiß tatsächlich enorm.
LGH

Meine hinteres Winterreifen haben nur 20’000 km gehalten. Aber die waren dann auch so fertig das es an einiges Stellen gar kein Profil mehr gab. Das hat mich do schon sehr erschüttert. Zumal ich ein sanfter Fahrer bin. Ich fahre das Auto aber nicht als einziger in sofern weiss ich natürlich nicht ob andere das teil nicht driftend um die Kurve gejagt haben.

„Wer nicht aus seinen Fehlern lernt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ :slight_smile:
Mein voriges Auto (Leergewicht auch schon gut 1.700 kg) habe ich nach 126.000 km mit je einem Satz Sommer- und Winterreifen verkauft, mit denen ich es erworben hatte. Das Profil bei beiden Reifensätzen war weniger geworden, aber noch gut im legalen Bereich.
Geht doch. :wink:

Sehe ich auch so :exclamation:
Der Propeller 525 i hatte bei viel Fahrspaß ähnliches Verhalten beim Reifen :smiley:

Von den letzten 3 Audis hatten 2 einen wesentlich höheren Verschleiß, primär wegen des schlechten Fahrwerkes ab Werk. Quattro.
Der letzte Audi war dann etwas normaler, wog 100kg weniger als der Tesla. Sind also vergleichbare Fhz.
Aktuell ist der gleiche Reifen auf dem Tesla etwas haltbarer und läuft gleichmäßiger ab als auf dem Audi.
Nachteil bei den Verbrennern war das hohe Gewicht auf der Vorderachse.
Die Reifenmarken sind auch unterschiedlich, ebenso wie die Fahrwerke. Als eigenes Extrem habe ich einen Pirelli nach 20.000km glatt abgefahren, ein Chinareifen auf demselben Auto war besser und hielt 30.000km. Aktuell derselbe Reifen auf dem Tesla ist nicht schlechter.

Braucht das E Auto häufiger neue Scheibenwischer ?

Ich brauche mit dem Model S nicht mehr oder weniger Reifen als mit dem ähnlich schweren und auch halbwegs gut motorisierten 5er BMW davor. Ein Satz hält ca. 40.000km.

So siehts aus. Ist bei mir auch so. Der Fahrstil und der Reifen selber haben einen wesentlich grösseren Einfluss - übrigens natürlich auch die Fahrbahnbeschaffenheit - ist ja klar. Beim Reifen zählt der wear level index. Ist wie im Rennsport - weiche Reifen = mehr Grip = schnell weg ! Ein guter qualifier hält drei Runden. Einrollen, schnelle Runde (hier muss er funktionieren) und Auslaufrunde (hier darf er nicht zusammenbrechen / versagen). Beton hat kleinere Reibwerte als sehr guter Asphalt u.s.w.u.s.f. ! Ich würde sogar soweit gehen, dass die Lastunterbrechungen beim Schalten - sei es nun manuell oder automatisch - dem Reifen mehr zusetzen, als eine Beschleunigung die gleichmässiger ist.

Die Sommer- und Winterreifen auf meinem Model S 85D halten bislang immer jeweils ca. 40.000 km: die Aussage von MartinBru kann ich also bestätigen. Im Moment fahre ich Dunlop (Sommer) und Nokian (Winter).

Mein Reifenhändler meinte, er würde noch ein anderes Model S mit Reifen ausstatten: der betreffende Fahrer würde etwa alle 10.000 km bei ihm aufschlagen. Es hängt also offenbar nicht (nur) an der Frage E-Auto oder Verbrenner, sondern vor allem am Fahrstil. Wenn ich an jeder Ampel die volle Leistung des E-Autos abrufe, halten die Reifen eben nicht sehr lange. Bei mir ist es auch so, dass ich seit dessen Einführung im „Lässig“-Modus fahre.

Das tue ich eigentlich sogar. :wink: Seit Auslieferung wurde bei meinem Model S der Ludicrous Mode noch nie deaktiviert. :smiling_imp: :sunglasses:

Die ASR regelt aber so fein, dass die Reifen gar nicht rutschen. Da wird also nichts übermäßig an Profil vernichtet. Wo ich es gemütlich angehe sind die Kurven, da die Seitenkräfte für mich und vor allem die Passagiere ungemütlicher sind, als die Längskräfte.

Meine Vermutung ist daher, dass die Beschleunigung aufgrund der guten Regelung gar nicht so schlimm ist und sich das Schicksal der Reifen in den Kurven entscheidet.

Auch kann ich keinen großen Unterschied in der Reifenmarke ausmachen. Ich hatte schon Goodyear, Michelin und Pirelli auf diversen Autos und die 40.000er-Regel trifft fast immer exakt zu. Auch diesmal wieder. Nach diesem Sommer werden die ab Werk montierten Reifen aus sein und die Winterreifen waren im März auch am Ende. Vor dem nächsten Winter werden also wieder ungefähr 75-80.000km abgespult sein mit 2 Reifensätzen.