Warum ist das immer nur ein Problem beim E-Auto...

Nahezu jedes neue Haus wird aktuell mit einer WP ausgestattet und da viele dieser Häuser noch immer nicht gut gedämmt sind ballern die WP gut mal 3000kWh Heizenergie in vier Monaten raus…

=> Achtung das Netz bricht zusammen wenn alle WPs einsetzen? Komisch kein Wort, aber 10 E-Autos führen zum unvermeidlichen Blackout.

Ich sehe immer mehr E-Geräte , bricht jetzt wegen diesen Geräten das Stromnetz ein? Nie was davon gehört.

Gartenbewässerung, der volle Trend… Liest man täglich davon dass die Wasserversorgung (Wassernetze) das nicht aushalten? kaum…

Hauptsächlich bei Wind, Sonne und dem E-Auto hört man die seltsamsten Dinge!

An was liegt das?

Meine Theorie (Das meiste trifft aber auch auf die anderen Vorbehalte gegen E-Mobilität zu):

  • Grundsätzliches Misstrauen weiter Bevölkerungsschichten gegenüber neuer Technik/Unbekanntem.
  • Mangelnde Fachkenntnis, Beurteilung allgemeiner Themen anhand persönlicher Erfahrungen, die zwar vergleichbar erscheinen, es aber nicht sind, z.B. wenn beim Betrieb zweier Wasserkocher an einem Stromkreis die Sicherung rausfliegt…
  • Verteidigungshaltung, um bisheriges Verhalten nicht in Frage stellen zu müssen, nach dem Motto: Man will mir meinen Diesel madig machen und behauptet, er sei umweltschädlich, dabei sind die genannten Alternativen auch nicht besser.
  • Hass auf die „Ökos“ und „Gutmenschen“, die den Schutz der Umwelt über die Interessen der Autofahrer stellen wollen.
  • Unterschwelliges Gefühl, durch den Trend zur E-Mobilität „zurechtgewiesen“ oder bevormundet zu sein. Jeder E-Auto-Fahrerin wird als Provokation in der Form Begriffen: „Seht her, warum fahrt Ihr noch Diesel oder Benzin, es geht doch auch anders.“ Da muss dann etwas gefunden werden, um zu rechtfertigen, warum man das selbst nicht macht.

Das ist sicher ein guter Grund, bei der WP war das auch oft so, aber da ging es eher um die Technik an sich, wo kein Feuer da nicht warm… Heute stellt das kaum jemand in Frage. Dass aber die WP zum massiven Problem werden können für das Netz steht kaum in der Presse und wenn nicht so aggressiv.

So wie ich das verstanden habe kommt die Panikmache wohl auch daher, das die Stadtwerke / Versorger mit einem sehr hohen „Gleichzeitigkeitsfaktor“ rechnen, also unterstellen, das alle E-Autofahrer um 17h nach Haus kommen und alle gleichzeitig anstecken.

gregorsamsa hats gut zusammen gefasst auf den Punkt gebracht.

Wobei ich die letzten drei Punkte als die der Realität am nächsten ansehe.
Zumindest spiegeln diese drei das am meisten wieder, was mit täglich begegnet.

Um eine weitere Antwort reinzubringen:

Gegen die WP wird kein Lobbyismus betrieben bzw. sie stellt keine Gefahr für große bestehende Firmen/Zweige dar.
Das Autos ist des Deutschen liebstes Kind…

Ich denke der Energiebedarf eines E-Autos wird, relativ zu anderen Verbrauchern, allgemein stark überschätzt.

Ehrlich gesagt glaube ich kaum, dass die Panikmache ausgerechnet beim E-Auto wirklich technische Gründe hat. Den Gleichzeitigkeitsfaktor hätte man ja bei der WP umso mehr, die Witterung ist ja meist in einer bestimmten Region ähnlich, d.h. wenn es kalt ist, heizen die Leute ja auch gleichzeitig.
Und die Stadtwerke, oder jetzt vor einigen Tagen E.On (E.On macht virtuellen Stresstest…), sind ja eben gerade nicht die, die hier die große Panik machen, sondern es sind Leute, die gar nichts davon verstehen.

Ich glaube, es sind wirklich hauptsächlich psychologische und politische Gründe, warum man auf dieses Thema so abfährt. Das Schreckgespenst „Netzüberlastung“ im Zusammenhang mit E-Mobilität wird ja auch selten allein ins Feld geführt, sondern immer im Verbund mit anderen Scheinargumenten gegen Elektroautos.

@OSED: Du sprichst mir aus der Seele!

Meine Theorie: Angst vor Veränderung.

Gerade gestern hatte ich wieder eine der unzähligen H2-Diskussionen:
Man will das Handling wie bisher - mit möglichst wenig Veränderungen: Wenn schon eine andere Technologie, dann bitte H2, dann da kann ich wie gewohnt zur Tankstelle fahren. Natürlich wieder mit dem üblichen Argument: Wenn noch mehr E-Fahrzeuge kommen, bricht das Stromnetz zusammen. Quelle: Der Nachbar, der bei einem großen Unternehmen arbeitet, das sich mit Lastmanagement beschäftigt. Auf die Frage, ob der Nachbar nicht vielleicht Ängste schürt, um seine Produkte zu verkaufen, wurde dann ziemlich schnell das Thema gewechselt.

Auch was das Haus betrifft, da kannst Du den Leute noch so vorschwärmen, welche Vorzüge ein Passivhaus hat. Das ist und bleibt einfach ein „komisches Haus“. Mit den üblichen Vorurteilen: Da darf man ja kein Fenster aufmachen, trockene Luft, ungesund, viel teurer, … bis hin zu: sieht scheiße aus.

Und wenn einer nicht weiß, dass er bei mir in einem Passivhaus ist, ist der einzige Kommentar. Du hast es aber warm hier. (zumindest im Winter).

Ich glaube, der Mensch ist einfach für Vorbehalte besonders empfänglich, wenn diese Vorbehalte einem dabei unterstützen, dass man sich nicht verändern muss.

Oder wie schon mein alter Dozent an der Uni damals sagt:

  1. Des war scho imma so.
  2. Des hemma noch nie so g’macht.
  3. Wo käme ma denn hie, wenn was des plötzlich annaschd mache däde.

+1 :slight_smile:

Das hört sich nach Pfälzisch oder Kurpfälzisch an…
Die schwäbische Variante davon wäre:

„Do hot mae Vaddr gmigget, ond do migg i ao, ond wenn’s dr Berg nufgoht!“

Da fehlt noch ein Punkt, den ihr bisher gar nicht benannt habt: Besitzstandswahrung!

Man kann nämlich auch mal anders herum fragen: wer legt den Menschen denn diese kruden Argumente in den Mund - sprich: wer sorgt dafür, dass sie regelmäßig wieder in den Medien auftauchen?

Da gibt es einige große Konzerne, die ein vitales Interesse an genau dieser Meinungsmache haben.

Edith fügt noch hinzu: selbige sorgen auch dafür, dass unsere (gewählten) Entscheidungsträger mit schöner Regelmäßigkeit mit entsprechenden Studien / Informationen gefüttert werden. Dsa ganze nennt man übrigens Lobbyismus…

Die Entwicklung der WP kann doch auch exemplarisch sein.
Wir haben in 2003 im Neubau im Nordosten von D eine 15 KW WP eingebaut, Technik aus Österreich, damals dort der Normalfall. Der nicht bestellte Schornsteinfeger konnte gar nicht fassen, daß er bei uns nichts zu suchen hatte, habe ihm das damals höflich gezeigt. Das Umfeld „Was macht ihr im Winter?“ und so selten blöde Anmerkungen. Nun läuft die WP schon 16 Jahre und wir haben auch schon 100 qm angebaut. Öl oder Gas hätte ich die Jahre nicht bezahlen wollen.
Nun wieder die Nummer mit dem Auto „Was machst du im Büro?“ Sind angemerkt 10 KM von daheim…
Hauptsache die Kinder finden es Klasse ohne brumbrum, dafür mit Spotify :smiley:

Ich werde es nie vergessen… Wir hatten mal eine Ausstellung bei einer Gewerbeschau. Damals war ich mit dem Roadster vor Ort und einem Solarmodul. Es kamen wirklich Menschen vorbei die mich beschimpft haben, dass wir alles kaputt machen würden (hauptsächlich betagtere). Und die Netze und BlaBlaBla…

Vor wenigen Wochen hatte ich die Bekanntschaft mit einem Schnaps Brenner machen dürfen. Er hat mir sofort die Story vom Pferd erzählt von wegen Netze, EE Strom E-Autos und und und… Ich habe ihm dann nur gesagt, dass ich keine Lust habe mit ihm darüber zu sprechen und ihm zu verstehen gegeben dass ich vermutlich so viel vom Schnaps Brennen verstehe wie er von Stromnetzen. Ist vielleicht extrem ignorant aber ich hab da auch nicht immer Bock dazu.

Dabei sterben durch Alkohol tausende von Menschen, Familien gehen zu Grunde, schere Straftaten sind die Folge wo sich der Alkohol sogar noch mildernd auswirken kann. Geh ich zu dem hin und frag ihn wie er sich das vorstellt?

Grundsätzlich bin ich bei Dir, aber ich denke, dass disruptive Entwicklungen im Autobereich nochmal ganz besonders kritisch beäugt werden. Wie man seine Wohnung heizt, ist die eine Sache, aber ich denke, hier in West-Mitteleuropa geht man bei diesem Thema wesentlich pragmatischer vor, als wenn es ums Auto geht. Das Auto ist emotional und symbolisch so dermaßen aufgeladen, dass sich regelmäßig die hitzigsten Stammtischdiskussionen daran entzünden. Eine saftige Erhöhung der Spritpreise wird z.B. offenbar als viel größeres Problem angesehen, als wenn der Erdgaspreis zum Heizen des Hauses ansteigt. Und zur Heizung eines Hauses kann man noch immer ungestraft Kommentare und Verbesserungsvorschläge abgeben, aber wehe man redet das Auto eines Gesprächspartners schlecht…

Ich denke, auch dies ist ein Grund für das bisweilen krampfhafte Hervorholen von Argumenten gegen die E-Mobilität.

Ich verstehe ja wirklich wenn jemand sagt für ihn sei das BEV noch nichts. Es gibt so viele Menschen die da keinen Kopf dafür haben das kann man, wenn auch schwer, akzeptieren. Mir geht es ja um die Sache mit dem Netz, eine WP belastet meiner Ansicht nach das Netz viel stärker weil die Gleichzeitigkeit gegeben ist, viele Heizstäbe noch am Start sind gerade wenn es in der Nacht mal bitter kalt wird und die LWWP keine COP für das WW mehr aus der Hüfte bekommt.

Auch wie von em. beschrieben wenn jemand kein PH baut kann ich das zwar nur schwer aber auch noch verstehen.

Nimm Gartenbewässerung, was auch immer… Nirgendwo ist das Netz ein Problem. Nur beim BEV und bei den EEs…

Ich tue mich da echt schwer damit das zu ertragen.

Sorry, kann nichts zum Thema beitragen, aber ich würde es gerne besser verfolgen können. Könntest du da bitte die ganzen Abkürzungen der Lesbarkeit halber ausschreiben?

BEV => E-Auto (Batterie-Electric Vehicle)
WP => Wärmepumpe
LWWP => Luft Wasser Wärmepumpe
COP => Verhältnis elektrischer Antriebsenergie zu thermischer Energie.
PH => Passivhaus
EEs => Erneuerbare Energien

Als jemand, der mal Energie- und Hochspannungstechnik studiert hat und der am letzten Samstag einen leckeren Birnenschnaps gebrannt hat, kann ich dir sagen, dass Schnapsbrennen zwar eine Kunst ist, aber bei weitem nicht so komplex wie unser Stromnetz. :slight_smile:

Mit Pferden dagegen kenne ich mich gar nicht aus. :frowning:

PS: Unsere Gartenbewässerung wird von einer Regenwasserzisterne gespeist. Ich will ja nicht, dass in unserer Straße die Wasserversorgung zusammenbricht.
Aber im Ernst: Unser Nachbar hatte wirklich Angst, dass ihm das Wasser ausgeht, als ich einen Brunnen habe bohren lassen.

Naja, also letztes Jahr gab es schon in einigen Regionen Verbote, den Rasen zu bewässern.
Ich habe es jetzt nicht auf dem Schirm, wie es in Brandenburg aussah (wo die Dürre mit am stärksten war), aber im Emsland hatten viele Kommunen eine entsprechende Notverordnung erlassen.

Aber ich gebe dir Recht:
Bei den E-Autos hört und liest man es ständig und seit Jahren, beim Wasser wurde es erstmals letztes Jahr etwas breiter in die Öffentlichkeit getragen, weil es da in einigen Regionen wirklich zu einem extremen Engpass kam.

Ich behaupte einfach mal, dass in so manchen Wohnsiedlungen die uralten Kühlschränke in den Geräteschuppen mehr Strom für die Erfrischungsgetränke und den Grillgut-Vorrat ziehen als wenn in jedem zehnten Haushalt ein Elektroauto nachts aufgeladen wird.

Weil es ein erfundenes Problem ist. Beim E-Auto speziell, aber auch bei erneuerbarer Energie generell, werden plötzlich unüberwindbare Probleme erfunden und an den Haaren herbeigezogen. Über die Beweggründe kann man lange diskutieren…

Danke dir :wink: