Diese Woche war der Audi-Finanzvorstand Axel Strotbek, der sein Diplom am KIT (seinerzeit noch Universität Karlsruhe) gemacht hat, im Rahmen des Moduls Management Accounting für eine Sondervorlesung bei uns zu Gast. Darin haben wir erfahren, dass die Fahrzeugprojekte bei Audi intern anhand von CO2- und Renditewerten bewertet werden. Neue Geschäftsfelder/Projekte müssen schon zu Beginn mindestens ihre variablen und direkten fixen Kosten decken. Auch das Bonus/Malus System für die Berechnung des Flottenwertes kam zu Sprache.
Weiterhin habe ich erfahren, dass Audi nach VW nun auch wieder auf Gas setzen möchte, die Fahrzeuge heißen dann g-tron. Das sei nicht nur gut für die CO2 Bilanz, sondern auch für den Schadstoffausstoß hieß es. Die Meldung, dass die Bahn 250 ihrer Busse wieder von Gas auf Diesel umrüstet, weil die Betriebskosten im Schnitt 25% höher ausfallen, passt irgendwie nicht dazu.
In Zukunft möchte man dann Audi e-gas verwenden, welches in Anlagen wie der Pilotanlage in Werlte mit erneuerbarem Strom produziert werden soll. Auf meine Frage hin, ob es nicht sinnvoller sei den Strom direkt in einem BEV zu verfahren, anstatt erst mühsam durch eine grausame Wirkungsgradkette zu schieben, gab er sich ausweichend und sprach wieder davon dass dies ja alles mit erneuerbarem Strom geschehe.
Außerdem fragte ich ihn wie Audi seinen Slogan „Vorsprung durch Technik“ weiterhin rechtfertigen bzw. wiedergewinnen möchte, wo sie ihn doch 2012 nicht nur im Bereich des Antriebs, sondern auch in Bereichen der Konnektivität, Bedien- und Servicekonzept, Crashsicherheit etc. verloren habe. Auf diese Frage ging er leider gar nicht erst ein, sondern machte mit anderen Themen weiter.
Ein Kommilitone fragte darüber hinaus, ob man sich nicht neben den gesetzlichen Vorgaben für CO2 und Schadstoffe auch einmal eigene Ziele für eine saubere Mobilität setzen möchte. Auch diese Frage ließ er unbeantwortet und erzählte stattdessen viele andere Dinge.
Zusammenfassend: Auch wenn Audi derzeit den Anschein erweckt dass sie ihren ersten BEV ernst meinen, so habe ich während des Vortrags leider den Eindruck gewonnen, dass sie den auf das Unternehmen zukommenden Wandel noch immer nicht ernst genug nehmen. Lieber machen sie weiter Lobbyarbeit und beschäftigen sich mit ihren Verbrennern.
Die Tatsache, dass die Einhaltung der CO2-Flottenvorgaben offenbar ein großer Kraftakt zu sein scheint und nur mit enormem technologischen Aufwand überhaupt zu erreichen ist zeigt mir außerdem, dass die Motorentechnik an ihrem physikalischen/wirtschaftlichem Limit angekommen ist. Ich glaube nicht das wir noch signifikante Wirkungsgradsteigerungen sehen werden. Durch die erhöhte Komplexität werden die TCO eines solches Fahrzeugs (Reparaturen/Service) wohl noch steigen, was den Vorteil für die BEV nur erhöht.
Hoffen wir das Beste für Deutschland und seine Industrie.