Energiesparende Fahrweise und -strecken

Guten Morgen,

mich würde mal interessieren, wie man ein Elektroauto am energiesparendsten fährt bzw. mit welchen Einstellungen, Fahrweise oder Strecken gespart werden kann und wie hoch die Einsparung ist.

Ich fahre seit einem halben Jahr einen Nissan Leaf (keine Sorge - Model 3 ist reserviert) und habe bereits folgende Erfahrungen gemacht:

  • Auf schlechten und kurvenreichen Straßen braucht man mehr Energie (ca. 10 bis 15 %).
  • Beim gleichmäßigen Fahren wird weniger Energie verbraucht als wenn man dauernd beschleunigt und wieder abbremsen muss (trotz Rekuperation).
  • ECO-Modus spart viel Energie (ca. 10 bis 15 %). Das Auto reagiert aber auch träger und ist nicht mehr so spritzig. Klimaanlage oder Heizung werden meines Wissens ebenfalls in der Leistung etwas gedrosselt.

Nun habe ich in meinem Leaf die Option zwischen D und B zu wählen. Das sind zwei unterschiedliche Rekuperationsstufen. In D rekuperiert er etwas weniger, bremst dafür aber auch nicht so schnell ab. In B rekuperiert er mehr und man muss bei Tempobegrenzungen oder Ortschaften eigentlich gar nicht mehr per Bremspedal abbremsen. Aber welche Einstellung verbraucht mehr Energie? Was wäre idealer?

Viele Grüße
Roland

So, wie du es beschreibst, wäre B besser. Beim Bremsen wird die kinetische Energie aus der Bewegung des Autos in eine andere Energieform umgewandelt. Beim Rekuperieren ist diese andere Energie (größtenteils) Strom, welcher in der Batterie gespeichert wird. Beim Bremsen ist das Wärme, welche einfach in die Umwelt entweicht.

Natürlich entsteht bei der Rekuperation auch an diversen Stellen etwas Wärme, so dass es Verluste gibt. Von daher ist gar nicht zu rekuperieren noch besser, bspw. durch Ausrollenlassen. Da mag man mit Stellung D näher rankommen, aber dann darf man auch tatsächlich nicht bremsen. Andererseits kann man auch bei der Stellung D durch entsprechende Betätigung des Strompedals sehr wenig rekuperieren. Diese Überlegungen sind allerdings recht theoretisch - sehr viel kann man damit nicht sparen. Lediglich richtiges Bremsen ist teuer.

BTW: Es könnte sein, dass in Stellung D das Bremspedal zunächst rekuperiert, bevor es die mechanische Bremse betätigt. Das sollte in der Bedienungsanleitung beschrieben sein. Trotzdem ist B besser, weil man weiß, wann tatsächlich die mechanische Bremse betätigt wird.

Vielen Dank für deine Antwort. Genau so sehe ich das auch.

Beim Leaf ist es tatsächlich so, dass bei der Betätigung des Bremspedals erst bis zum Maximum rekuperiert wird und erst dann die mechanische Bremse dazukommt. Das hat den großen Nachteil, dass man beim bremsen irgendwann an den Punkt kommt wo die mechanische Bremse einsetzt und dann ein deutlich Ruck zu spüren ist (alle Mitfahrer nicken dann). Das war (aus meiner Erinnerung) bei der Probefahrt im Tesla (vor ca. anderthalb Jahren) deutlich besser und der Übergang weitaus weniger zu spüren.

Zu den Einstellung im Leaf kann ich nichts sagen, aber vorausschauendes Fahren, das Vermeiden von Vollstrombeschleunigungen und hohen Geschwindigkeiten sowie seltene Benutzung des Bremspedals halten im MS den Verbrauch niedrig. Bin jetzt im Sommer in Berlin innerstädtisch auf 50km mit einem Schnitt von unter 140Wh/km unterwegs gewesen. Im Winter auf Kurzstrecken haut dafür die Heizung voll rein und der Verbrauch liegt beim Doppelten…

Gruß Mathie

Beim Tesla gibt es diesen Übergang nicht. Rekuperiert wird nur mit dem Fahrpedal. Das Bremspedal betätigt allein die mechanische Bremse.
Die Rekuperation kann man auf zwei verschiedene Stufen stellen: maximale Rekuperationsleistung 30kW und 60kW. Im Gegensatz zum BMW i3 nimmt ein Tesla die Rekuperationsleistung vor dem Stillstand weg, so dass man nicht zum Halt kommt.

Das ist überraschend. Mit dem Leaf habe ich keine persönliche Erfahrung, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass man den Übergang von Rekuperation zu Friktionsbremse beim Toyota Prius und beim Renault Zoe nicht spürt, obwohl die Auslegung zwischen Gas und Bremse ähnlich ist, wie im Leaf. Im Gegenteil: Man muss bei diesen Fahrzeugen sehr aufmerksam die Anzeigen beobachten, wenn man maximal Rekuperieren möchte ohne Energie „aufzurauchen“.

Bei unserem Leaf spürt man es nicht, sondern hört es…
Sobald die Mechanik greift, klacken kurz die Bremsklötze in der Führung :wink:
Aber vorausschauender fahren ist leichter, da die Bremse recht giftig ist …

Grüße

Mario

Zur ursprünglichen Frage: Es gibt eine klare und einleuchtende Priorisierung zum energiesparenden Fahren:

  1. Weder bremsen noch rekuperieren, sondern möglichst gleichmäßig fahren und ausrollen lassen: Die Energie muss nur einmal von chemisch (Batterie) in elektrisch (Motor) und dann kinetisch (Bewegung) gewandelt werden. Die Verluste durch Wind- und Rollwiderstand sind unvermeidlich und weitgehend unabhängig von Bremsen und Beschleunigung (nicht jedoch von der Geschwindigkeit: größere Geschwindigkeit = größerer Widerstand).
  2. Rekuperieren: Energie wird drei Mal umgewandelt vom Akku zur Straße und wieder zum Akku und wieder zur Straße. Dabei entstehen erhebliche Verluste (Wärme), weshalb man nur rekuperieren sollte, wenn man nicht ausrollen kann.
  3. Friktionsbremse: Die kinetische Energie wird vollständig in Wärme umgewandelt und kann nicht mehr für den Vortrieb genutzt werden. Energetisch ungünstig, aber manchmal wichtig, um Kaltverformung zu vermeiden. :wink:

Treffen die Punkte 1 und 3 nicht auf alle Fahrzeuge zu, unabhängig von der Antriebsart?

Punkt 1 nicht unbedingt, da Verbrenner einen stark last- und drehzahlabhängigen Wirkungsgrad haben. Es kann also z.B. Sinn machen, im Verbrenner relativ auf die Zielgeschwindigkeit zu beschleunigen, während beim E-Auto langsameres Beschleunigen wegern der geringeren ohmschen Verluste günstiger ist.

Punkt 2 stimmt für alle E-Autos.

Punk 3 stimmt für alle Autos.

Für Teslas noch ein spezieller Tip:

Auf langen Strecken: hinter einen LKW, Autopilot an, Abstand 4-5 (* nicht weniger wegen Steinschlagrisiko und gesetzlichem Mindestabstand).

Verbrauch im Sommer jetzt genial niedrig, ich hatte je nach Windrichtung/Geschwindigkeit zwischen 110 und 135 Wh/km. Damit kommt man dann knapp 500 Kilometer weit im normalen Bereich (90%-5%).

Zum Teil hilft hier der noch leicht vorhandene Windschatten des LKW, zum Teil die gleichmäßige Fahrweise, zum Teil das DWL (=Drive with Load), dass die meisten LKW an Steigungen natürlich durchführen müssen (werden langsamer berg hoch und wieder schneller berg runter). Das kitztelt noch ein paar Elektronen mehr aus der Batterie raus als wenn man bergauf richtig viel Strom entnimmt.

Ist außerdem die schnellste Reisegeschwindigkeit, wenn man sich außerhalb des mit SuC versorgten Bereiches bewegt und nur mit 11kW nachladen kann.

So praktiziert in Spanien, und obwohl es langsamer voran geht kommt man dann auch mit den 11 und 22 kW Ladern ganz gut über die Runden.

Vielen Dank für eure zahlreichen Tipps und Beiträge.

Warum ist das eigentlich so? Hat das einen technischen Hintergrund oder wäre das ohne weiteres durch Software implementierbar?

Ich weiß es nicht sicher, aber eine Vermutung wäre, dass halt doch nochmal ab und zu die Bremsscheiben ein bisschen poliert werden sollen.

Ein anderer Punkt ist, dass sich das herunterbremsen bis zum Stillstand mit dem „Creep“ (Anfahren beim Loslassen der Bremse, wie alte Automatik-Fahrzeuge) beißt. Für eins muss man sich entscheiden: Stillstand oder anrollen? Natürlich könnte man dann bei den Leuten, die Creep abgeschaltet haben, trotzdem noch bis zum Stillstand herunterbremsen…

Vielleicht ist es keiner der beiden Punkte, oder beide, oder noch was anderes… wer weiß? :wink:

@thorstenmueller: Vielleicht lohnt die geringe Rekuperationsleistung bei Schrittgeschwindigkeit nicht mehr die Energie um die Magnete im Motor zu erregen? Ist pure Spekulation, habe keine Ahnung, wie viel Energie dazu nötig ist.

Ich finde es angenehm, dass das MS bei Schrittgeschwindigkeit ausrollt, damit kann ich den Anhaltepunkt sehr exakt bestimmen ohne nochmal Strom zu geben. Würde die Reku ganz bis zum Stillstand bremsen, müsste ich wahrscheinlich öfters nochmal ein bisschen Strom geben um die letzten ein oder zwei Meter zu schaffen. Finde es intuitiver den Punkt des Stillstandes durch Treten des Bremspedals und nicht durch Treten des Strompedals zu bestimmen. Vielleicht auch nur, weil ich mir dies in einem Jahr Teslafahren so angewöhnt habe.

Gruß Mathie

Wer Windschatten deutlich spürt ist in DE mit 1/2 Tacho (40-50 M. bei LKW erforderlicher Abstand) allerdings immer zu dicht dran. Der Effekt ist gewaltig weil bei den Geschwindigkeiten Aerodynamic Drag als Ursache für den Verbrauch klar dominiert.

Meine Vermutung ist, dass Tesla diese Funktionsweise als sicherer ansieht, was ich gut nachvollziehen kann.
Es ist einfach sicherer, wenn man auf ein stehendes Hindernis zurollt, den Fuß kurz vor Stillstand auf der Bremse zu haben anstatt auf dem Gas.
Oder, wenn man z.B. abbiegt und einen Radfahrer oder Fußgänger übersehen hat: einfach voll auf die Bremse latschen! Der i3-Fahrer muss vermutlich noch den Fuß vom Gas auf die Bremse wechseln, während der Tesla schon steht :wink:

Nach meiner Erfahrung: zuerst Urlaubsmodus einschalten (im Kopf), Armbanduhr wegschließen, gemütlich dahinsegeln. Ab zwei MS hintereinander ist es noch gelassener. Wenn ein Tesla Roadster mitfährt, diesen in die Mitte nehmen und Fahrweise voll nach diesem richten.

Und nach Möglichkeit im Sommer fahren. Ich konnte heute 4 SuC überspringen.
Ich werde ihn bald vermissen [SMILING FACE WITH OPEN MOUTH]

mal ne blöde Frage…

LKW Windschatten Fahrten.

Bringen die wirklich was? Wenn man die Strömung eines LKWs im hinteren Bereich sich anschaut, müsste man mit dem eigenen Wagen schon im Bereich von 5 Metern fahren, um davon zu profitieren. Im normalen Sicherheitsabstand ist das eher hinderlich. Die Luftbrechung ist sicher besser, vorallem bei dem tollen cw Wert eines MS, wenn man alleine fährt.