Hallo werte Tesla-Gemeinde,
da ich hier immer wieder gerne mitlese und mich das Thema Elektromobilität vermutlich genauso fasziniert wie euch, bin ich nun auf diese Mappe gestoßen.
Moderator Note: Dieser Beitrag wurde aus einem anderen Thread ausgelagert Schweiz: Infomappe für ins Handschuhfach
Ich finde das Konzept dahinter toll doch es gibt meiner Meinung nach einen ganz großen Punkt der mir hier im Forum immer wieder sauer aufstößt und das ist das Thema „Brennstoffzelle bzw. Wasserstoff“. Ich weiß, dass das Thema gerade bei Tesla-Fahrern verdammt umstritten ist und viele das Ganze für absoluten Schwachsinn halten, doch allmählich nehmen die Behauptungen und vermeintlichen Pauschalaussagen zu diesem Thema überhand. Ich stelle auch immer wieder fest, dass diejenigen über teils sehr veraltetes Wissen verfügen und anhand dieser Grundlage versuchen gegen das Brennstoffzellenauto zu argumentieren.
Doch gerade die Seite unter der Rubrik: „Das Auto der Zukunft fährt mit Wasserstoff“- Falsch! kann man meiner Meinung nach so nicht stehen lassen. Der Ersteller dieser Mappe lässt an diesem Punkt jegliche Objektivität außen vor und dies wird beim Durchlesen relativ schnell offensichtlich.
1.) Ist die Überschrift eine Pauschalaussage aller ersten Güte. Woher wissen Sie, dass das Brennstoffzellenauto keine Zukunft hat? Machen Sie das nur anhand eines Nachteils dieser Technik fest?
Gerade der Satz:„Deshalb verabschieden sich die Hersteller langsam aber sicher vom Wasserstoffauto.“ Mit Verlaub…das genaue Gegenteil ist der Fall: Toyota, Honda, Hyundai haben bereits ein Auto herausgebracht. Toyota arbeitet nachdem Mirai bereits an einem Nachfolger der preislich unter diesem sein wird. Hyundai arbeitet an der nächsten Version seines ix35 Fuel Cell. BMW arbeitet zusammen mit Toyota an einem Fahrzeug und Daimler bringt 2017 den GLC mit Brennstoffzelle an den Start. Audi hat nun vollständig die Entwicklung von VW übernommen und konzentriert sich nun auf diesen Antrieb. Kein Hersteller außer Tesla hat sich bis jetzt klar von Brennstoffzellenfahrzeugen distanziert und werden dies in den nächsten Jahren auch nicht tun da Japan, Kalifornien und Deutschland (CEP) diese Technologie sowie den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur stark fördern. Damit kommen wir zum Zweiten Punkt:
2.) „An Tankstellen die nicht existieren und zudem sehr teuer sind“. Wie sah unser Tankstellennetz vor 3 Jahren aus? Wie sah das Superchargernetz von Tesla vor 3 Jahren aus? Kathastrophal! Absolut nicht mit dem zu vergleichen was heute schon steht und selbst hier besteht enormer Handlungsbedarf. Gerade das fehlende Superchargernetz der alten Automobilhersteller und die daraus resultierende Abhängigkeit auf das zurückgreifende Kartengewimmel verschiedenster Ladesäulenbetreiber macht einen Irre. Doch gerade die Deutschen Hersteller haben klar gemacht, dass sie keine Tankstellenbetreiber werden wollen und das Tesla Modell vermutlich nicht übernehmen möchten. Fährt man einen i3 sieht es mit der 50KW „Schnellladesäule“ aber ziemlich düster aus im Vergleich zu dem was Tesla aufgebaut hat. Durch das Laden zu Hause kann das batteriebetriebene Fahrzeug diesen Nachteil zwar etwas kompensieren, aber was ich damit sagen möchte ist das beide Technologien massiven Nachholbedarf haben. Außerdem ist den Betreibern der Wasserstofftankstellen der Preis einer solchen Tankstelle vermutlich egal, da hier in erster Linie die Marktdurchdringung Vorrang hat. Würde sich das Ganze auf lange Sicht nicht rentieren, würden die Betreiber gar nicht erst auf die Idee kommen solche Dinge anzubieten. Die Ölkonzerne versuchen hier ihr bestehendes Marktmodell aufrecht zu erhalten, wie es vermutlich jede andere Firma auch machen würde. Dahinter steckt keine böse Lobby die uns weiterhin der Abhängigkeit aussetzen möchte…diese Firmen tun dies in erster Linie um zu überleben. Das Thema Dampfreformierung hinterlässt zwar einen umwelttechnischen faden Beigeschmack, aber manche dieser Firmen denken auch über die Erzeugung durch Erneuerbare Energien nach.
Kommen wir aber nun zum letzten Punkt:
3.) Ja, der Brennstoffzellenantrieb verbraucht deutlich mehr Energie als das batteriebetriebene Fahrzeug. Das ist ein großer Nachteil dieser Technik, aber noch lange kein K.O Kriterium. Wir fahren seit über 100 Jahren mit einem Antrieb der dümmer nicht sein könnte. Der Wirkungsgrad ist noch schlechter als der der Brennstoffzelle, C02-Außstoß und gefährliche Schadstoffemissionen…und das Beste? Der Treibstoff ist auch noch endlich! Trotzdem gibt es Leute die diesen Antrieb ganz klar favorisieren. Ob wegen der hohen Leistung auf der Rennstrecke, wegen des geilen Sounds oder aufgrund der faszinierenden Technik an dem so mancher in jungen Jahren schon mal selber rum geschraubt hat. Das Alles fällt mit der Elektromobilität flach…auch mit einem Model S…und vermutlich auch mit einem Brennstoffzellenauto.
Jede Technik hat Vor- und Nachteile…und in der Regel ist das mehr als nur einer!
„Die Verwendung von Wasserstoff als Energieträger hat genau einen Vorteil: Schnelleres Betanken“
Das ist richtig…aber danach kommt ja Garnichts mehr? Was ist mit der höheren Reichweite dieser Fahrzeuge? Das liest man nahezu zu jedem Artikel mit diesem Thema. Das Versuchsfahrzeug von BMW mit CCH2 Speicherung packt 7,1 kg, was so viel wie über 700km Reichweite mit der Brennstoffzellentechnik von Toyota bedeuten würde. Dann können diese Fahrzeuge im Vergleich zu BEV’s in 5min wieder komplett vollgetankt werden (Eine Angabe die mir dort oben übrigens fehlt).
Was aber am häufigsten Unterschlagen wird und das lese ich nahezu überall, ist der Reichweitenverlust von BEV’s bei kälteren Außentemperaturen (vor allem im Winter). Beim Tesla sind die Verluste weniger schlimm, aber gerade bei Fahrzeugen mit kleinerer Batterie wird’s im Winter richtig eng. Hier punktet ein Brennstoffzellenfahrzeug mit der benötigten Wärmeerzeugung sowohl durch den Kompressor zum Ansaugen der Luft, als durch die Brennstoffzelle selbst. Im Klartext…Reichweitenverlust an kalten Tagen =0 !
Ein weiterer Punkt kann eine fehlende Möglichkeit zum Laden des Fahrzeugs zu Hause sein. Wenn ich ein Normalbürger mit normalem Verdienst bin, in einer Mietwohnung wohne ohne Garage und Abstellmöglichkeit meines Fahrzeugs mit Ladesäule, ist Elektromobilität in Form von Batterie so gut wie gestorben. Hier kann ein Brennstoffzellenfahrzeug einen klassischen Verbrenner in ein paar Jahren ablösen.
Außerdem benötigt man bei einem solchen Fahrzeug nicht zwangsweise einen Akku. Es gibt diverse Möglichkeiten das Ganze auch über Supercaps zu machen.
Alles in Allem vermisse ich hier ganz klar den fehlenden Willen auch das positive in anderen Antriebsformen zu sehen, vor allem da es sich anscheinend nicht um einen Tesla handelt, was ich sehr Schade finde. Das Ziel hierbei sollte sein „Aufklärung“ zu leisten. Dieses Thema wurde hierbei völlig verfehlt!
Entweder berichtet man objektiv zu diesem Thema und erläutert den Leuten Elektromobilität anhand aller Möglichkeiten und versucht aufzuzeigen wie man am schnellsten vom Verbrenner loskommt oder man lässt das Thema ganz weg. Dann halte ich von solchen „Informationen“ allerdings auch nicht sonderlich viel.
In diesem Sinne…möge Fegefeuer beginnen!^^