Bergen (Norwegen) beschließt Verfünffachung der Stadtmaut

Der Stadtrat in Bergen hat beschlossen an Tagen mit schlechter Luftqualität die Stadtmaut zu verfünffachen (225,- NOK = 23,69 €) und dafür den öffentlichen Nahverkehr kostenlos anzubieten.

Es wird auch in Erwägung gezogen das Beamte von zu Hause arbeiten sollen und das eventuell Schulen in dieser Zeit geschlossen werden.

Der Beschluß muß noch vom Verkehrsministerium genehmigt werden, wird aber wohl durchgehen (meiner Meinung nach).

Quelle: [url]http://www.bt.no/nyheter/lokalt/Gront-lys-for-225-kroner-i-bompenger-3562640.html[/url]

Hallo Stuttgart? Lest Ihr mit?

Wieso, die sind doch grün regiert, da ist mit der Ökologie per se alles im Lot! ;->

Gruß Mathie

Aua. Deine Häme wird auch durch ein Smiley nicht besser. Was die CDU mit dem Autoverkehr und dem ÖPNV in Stuttgart in 53 Jahren Alleinherrschaft angerichtet hat, kann auch eine grüne Landesregierung und ein grüner Bürgermeister in 4 Jahren nicht zurück drehen. Du als Immobilienentwickler kennst ja die Laufzeiten, bis bereit gestelltes Geld in tatsächliche Änderungen mündet. Davor kommt erst noch eine Gesetzgebung, die besagte Gelder bereit stellt.

In einer Demokratie muss halt erst mal jahrelang erfolglos an die Freiwilligkeit appelliert werden, bis klar ist, dass man die freien Bürger vor sich selbst schützen muss – in dem Fall: Die Schwachen vor dem Egoismus einzelner Starker, die auf den gewohnten Komfort der fossilen Individualmobilität) nicht verzichten wollen.

Ich verfolge die Aktivitäten der DUH, mittels der Gerichte die Behörden zum Handeln zu bringen. Das wäre mal ein Knaller in Stuttgart.

Ich habe aus diesem Grund und zu diesem Zweck einen Spenden-Dauerauftrag eingerichtet. Hoffentlich nützt es was, bevor wieder alle zur Tagesordnung übergehen… Man muss das aktuelle Momentum nutzen.

Haha, da muss auch ich meinen Senf dazu abgeben…
Kretschmann ist der CDU näher als seiner eigenen Partei. Siehe letzte Wochen des Wahlkampfes, etc.

und zurück zum Thema:
Die Norweger geben echt richtig Gas… (auch Thema 2025) da können sich noch viele andere ne Scheibe davon abschneiden.

So gut ich die Sache in Norwegen auch finde: Man muss sich immer vor Augen halten, dass sich dieses Land solche Entscheidungen dank Ölgeld locker leisten kann, und dass hier sicher auch irgendwo das schlechte Gewissen über den Reichtum durch Öl mitspielt. Selbst mit 100% E-Mobilität wäre Norwegen noch immer für sehr, sehr viel CO2 verantwortlich.

Daher klatsche ich Norwegen auch nur verhalten zu, denn diese Medaille hat definitiv zwei Seiten.

Hinzu kommt auch noch, dass Norwegen eben keine einheimische Autoindustrie samt Lobby hat und sich die Autos kaufen kann, die der Markt anbietet.
Bei 98% der Stromerzeugung durch Wasserkraft fällt auch die CO2-Komponente günstig aus und bei Strompreisen um die 5-6ct pro KWh wird die Entscheidung für E-Fahrzeuge nicht schwer

Hm ja, Norwegen ist reich durchs Öl, jedoch nicht mehr so sehr, seit der derzeitigen Öl- und Finanzkrise.

Nur sollte man etwas recherschieren und bedenken, wie der Reichtum zustande kommt.

Der vielzitierte Ölfond wurde in den 60er Jahren ins Leben gerufen um eine Armut, wie sie bis in die späten 50’er Jahre vorherrschte, in der Zukunft nicht mehr erleben zu müssen. Es ist ein Vorsorgefond für die Bevölkerung. Das damit rumspekuliert wird ist eine andere Sache und soll hier nicht Gegenstand sein. Der Ölfond hat also erst mal nix mit dem vielzitierten Reichtum und den umgesetzten Projekten zu tun.

Das was der norwegische Staat einnimmt (und er hat bis jetzt mit positiver Bilanz eingenommen) ist unter anderem hart besteuertes Mineralöl. Die Benzinpreise sind übrigens hier nicht sonderlich gesunken, trotz niedrigem Ölpreis, eben wegen der Steuern. Autos sind teuer, weil es eine einmalige Abgabe pro Fahrzeug gibt, die sich u.a. auf CO2-Ausstoß, Gewicht, und Leistung bezieht. Strom ist preiswert, weil das Land mit viel Wasser gesegnet ist und Strom als „Grundlebensmittel“ gesehen wird, da viele Haushalte nur über Strom geheizt werden können und auch vielleicht sollen (CO2, Feinstaub usw.)

Die weise Vorraussicht der Politiker in den 60ern für die Zukunft zu sparen, indem sie Rücklagen aus dem Ölgewinnen bildeten, war richtig, auch die in den 60ern einmalige Maßnahme das der Staat bei der Ölförderung ein deutliches Mitsprache- und Einnahmerecht hat. Ursprünglich wollte Phillips ganz Norwegen wie die afrikanische Ölstaaten ausbeuten. Die damaligen Politiker haben jedoch souverän für das Land gearbeitet. In letzter Zeit jedoch hat sich Norwegen zu lange auf dem Polster ausgeruht, anstatt in die Zukunft des Landes zu investieren (Infrastruktur, Gesundheitswesen usw.) wurde in Aktien investiert.

Derzeit scheint Norwegen aus einem Dornröschenschlaf zu erwachen, da sie einzusehen scheinen, das es sich nicht mehr lohnt nur auf dem Polster auszuruhen. Der Grund dazu war unter anderem, das unter der Regierung Stoltenberg plötzlich der „alte“ eiserne Grundsatz über Bord geworfen wurde ein Feldausbauprojekt nach dem Abschluß des vorhergehenden zu planen, sondern gleich in die vollen zu gehen und mehrere Projekte auf einmal zu realisieren. Das Resultat war, daß der Staat kurzfristig viel mehr durch die gleichzeitige Erschließung neuer Ölfelder verdienen konnte, die Rig-Gesellschaften standen Schlange, um in Norwegen bohren zu können und die Preise/Kosten explodierten. Dann kam Schieferöl (wo Statoil auch mal beteiligt war), die politische Situation mit Rußland, Embargos, die Bockigkeit der OPEC und andere Faktoren, die den Ölpreis in den Keller gehen ließen, was zu riesige Entlassungswellen, Vetragskündigungen für Bohrplattformen usw. führte.

Plötzlich war die Haupteinnahmequelle für den Staat, das Öl, nicht mehr stabil sondern über alle Maßen volatil.

Die Idee und die Richtung die Norwegen jetzt einzuschlagen scheint, liegt meiner Meinung nach darin begründet, eine Zukunft ohne eine vordergründige Ölabhängigkeit zu planen. Sie beginnen spät damit, aber sie beginnen damit immerhin!
Ein Ziel ist die Infrastruktur dafür aufzubauen. Im Nov. 2017 soll es möglich sein mit einem kleinen eAuto von Süden nach Norden zu fahren, weshalb alle 50km an den Hauptverbindungsadern mindestens 2 Schnellladestationen gebaut werden sollen. Wenn die Infrastruktur steht, hat man Mobilität und wenn diese vorhanden ist, ist es auch einfacher neue Arbeitsplätze zu generieren. Das Geld kommt von den Steuern, ja auch vom Öl, aber nicht vom Ölfond.

Was die CO2-Bilanz und das „schlechte Gewissen“ angeht, Die Ölproduktion, aber auch der Schiffs- und Flugverkehr generieren enorme CO2-Mengen. Deshalb wird zunehmend Landstrom benutzt, um Ölplattformen und Schiffe im Hafen mit Energie zu versorgen, alte Fähren werden beispielsweise auf Batteriefähren umgestellt, alles um damit die CO2-Bilanz zu verbessern. „Schlechtes Gewissen“ habe ich hier nicht bemerkt, eher ein größeres Bewußtsein für das hier und jetzt und die Aussichten für eine mögliche Zukunft.

Das ewige Gejammer die haben Geld und wir nicht, kann ich persönlich nicht mehr hören. Es kommt immer drauf an, was man selber oder das jeweilige Land mit seinen Möglichkeiten macht. Steuern werden sowohl in Deutschland als auch in Norwegen bezahlt. Ja, die Voraussetzungen mögen in Norwegen besser sein, was solls.
Wer Geld hat die Autohersteller zu spritzen, hat auch Geld etwas anderes sinnvolles damit zu machen.

Elektrische Grüße,
SB.

Edith: Rechtschreibfehler ausgebessert, es gibt bestimmt noch mehr …

Vielen Dank SB für diesen tollen Post!

Cheers Frank

Auch ich stimme zu. Es gibt von Deutschland aus gesehen keinen Grund, neidisch auf den Reichtum der Norweger zu blicken.

Wir sind einer der größten Kohleproduzenten. Doch diesen fossilen Schatz haben jahrzehntelang die Stromerzeuger verheizen dürfen, ohne dass dafür Geld in einen Staatsfonds geflossen ist. Ergebnis heute:

  1. RWE, e.on, Vattenfall und EnBW stehen mit leeren Taschen da und werden in ihrer heutigen Form die Energiewende nicht überstehen.
  2. Das Geld ist weg. Die Firmenanteile, gehalten von Stadtwerken und Kommunen, sind drastisch gefallen im Wert. Die Dividendenzahlungen wurden zusammen gestrichen.

Man könnte sagen, die Bodenschätze (also eigentlich Eigentum aller Bürger) wurden veruntreut. Halt wie in einer Bananenrepublik.

Ich denke mittlerweile ist klar, dass das „wie“ wegbleiben kann: wir sind in einer Bananenrepublik.

Cheers Frank

Schon klar dass die Großen Räder langsam gedreht werden.

Aber die Durchsetzung von Fahrverboten, um bei Luftbelastungen, die eine akute Gesundheitsgefährdung für die Bewohner des Stuttgarter Talkessels bedeuten, ein Umsteigen auf den Nahverkehr zu erzwingen, das hätte ich einer Grünen Regierung schon zugetraut.

Die Häme hätte ich mir tatsächlich sparen können, die Enttäuschung ist aber echt.

Gruß Mathie

Da wäre ich auch sofort dafür. Nur auf Basis welcher gesetzlichen Grundlage darf man die Mobilität hunderttausender Pendler beschneiden?

Edit: Sogar Bergen in Norwegen, deren vorbildliches Verhalten Anlass für diesem Thread ist, hat sich nur für einen monetären Anreiz entschieden.

Ich sehe es genau wie Mathie: wenn, dann hätte man das wohl von einer grünen Regierung als erstes erwarten dürfen. Anfangs sind die mit dem Fahrrad zum Bundestag gefahren, Autos waren per se unerwünscht. Und jetzt bekommen die nicht mal so eine Kleinigkeit gebacken.

@volker: es gibt keinen Vertrauensschutz dass man zu jeder Zeit mit seiner Umweltschleuder überall hin fahren kann. Außerdem ist ein Großteil der Pendler gar nicht aufs Auto angewiesen. Das ist reine Bequemlichkeit. Gerade in den Großstädten gibt es ÖPNV, die Entfernungen sind kurz, kann man auch mit dem Fahrrad zurücklegen.

Zumal Stuttgart die Stadt mit den meisten Staus ist, jeder Pendler steht im Schnitt 20 Min. im Stau.

War das jetzt bezogen auf das Endlager Olkiluoto? :sunglasses:

Fahrverbote haben nix gebracht. Es wurde sogar „Datumfahren“ eingeführt mit mäßigen Erfolg. Datumfahren = Montag dürfen die mit ungeraden Zahlen fahren und Dienstag die mit geraden Zahlen, usw. Der Kontrollaufwand war enorm und nicht durchhaltbar.

Die nicht so finanzstarken Massen sind mal wieder nicht relevant wenn es um das Wohl Aller geht. :wink:

Geht diese Diskussion wieder los. Deine „nicht so finanzstarken Massen“ können sich immerhin das teuerste aller Fortbewegungsmittel, nämlich das Auto, leisten, und fahren in der Regel aus Bequemlichkeit.

Die „wirklich nicht finanzstarken Bürger“ können sich gar kein Auto leisten !!

Deshalb müssten die „nicht so finanzstarken Massen“ über ein Fahrverbot doch höchst glücklich sein. Erstens sparen sie einen Haufen Geld und werden so finanzstärker. Zweitens leben sie länger weil sie weniger Abgase einatmen oder optimalerweise mit dem Fahrrad noch was für die persönliche Fitness tun.

Manchmal muss man eben zu seinem Glück gezwungen werden.

Ich bin bekanntermaßen Wenigfahrer - warum ? Weil ich bei jeder Gelegenheit mit dem Fahrrad fahre. Damit bin ich häufig sogar schneller (Rennrad) als mit dem Auto. Kein Stau, keine Parkplatzsuche, keine Energie verbraucht (außer Kalorien), Feinstaub vernichtet (auf den Hauptstraßen eingeatmet).

Also, was spricht gegen Fahrverbote, zumindest an Tagen wo sonst die Grenzwerte überschritten werden ? Von mir aus auch Fahrverbote für E-Fahrzeuge, denn die produzieren auch Feinstaub, nämlich Reifenabrieb und wirbeln Feinstaub auf.

Kann doch nicht sein dass von Regierungen die Gesetze einfach missachtet werden ??? Ich denke die Regierungen sollten Vorbildfunktion für den Bürger haben. Ansonsten denkt man ja: ok, die Regierung muss Gesetze nicht beachten, dann tue ich es einfach auch nicht.

Super, dass Du mit dem Fahrrad fährst! Nur kann das eben nicht jeder. Meine Schwester zum Beispiel nicht. Alleinerziehende Mutter. Mit Öffis bräuchte die über 2 Stunden zu ihrer Arbeitsstelle in Stuttgart, je Richtung wohlgemerkt. Mit dem Auto nur 60 Minuten, insgesamt. Und sie ist da nicht alleine in ihrer Arbeitsstelle. Das liegt an dem in einigen Kombinationen etwa unterirdischen öffentlichen Verkehrsnetz in Stuttgart. Aber klar, soll sie halt umziehen. Das Haus verkaufen. Kreditsumme erhöhen. Neues kaufen. Umziehen. Auto abschaffen. Alles mit Kindern. Ist ja zum Wohle aller. Dann kann sie auch wieder mit dem Fahrrad zur Arbeit, so wie es war, bevor sich das Land Baden-Württemberg entschloss ihre Dienststelle einfach mal so auf die andere Seite der Stadt zu legen.

Aber echt toll, dass dich als Selbstständiger ein Fahrverbot nicht treffen würde. :unamused: