Hm ja, Norwegen ist reich durchs Öl, jedoch nicht mehr so sehr, seit der derzeitigen Öl- und Finanzkrise.
Nur sollte man etwas recherschieren und bedenken, wie der Reichtum zustande kommt.
Der vielzitierte Ölfond wurde in den 60er Jahren ins Leben gerufen um eine Armut, wie sie bis in die späten 50’er Jahre vorherrschte, in der Zukunft nicht mehr erleben zu müssen. Es ist ein Vorsorgefond für die Bevölkerung. Das damit rumspekuliert wird ist eine andere Sache und soll hier nicht Gegenstand sein. Der Ölfond hat also erst mal nix mit dem vielzitierten Reichtum und den umgesetzten Projekten zu tun.
Das was der norwegische Staat einnimmt (und er hat bis jetzt mit positiver Bilanz eingenommen) ist unter anderem hart besteuertes Mineralöl. Die Benzinpreise sind übrigens hier nicht sonderlich gesunken, trotz niedrigem Ölpreis, eben wegen der Steuern. Autos sind teuer, weil es eine einmalige Abgabe pro Fahrzeug gibt, die sich u.a. auf CO2-Ausstoß, Gewicht, und Leistung bezieht. Strom ist preiswert, weil das Land mit viel Wasser gesegnet ist und Strom als „Grundlebensmittel“ gesehen wird, da viele Haushalte nur über Strom geheizt werden können und auch vielleicht sollen (CO2, Feinstaub usw.)
Die weise Vorraussicht der Politiker in den 60ern für die Zukunft zu sparen, indem sie Rücklagen aus dem Ölgewinnen bildeten, war richtig, auch die in den 60ern einmalige Maßnahme das der Staat bei der Ölförderung ein deutliches Mitsprache- und Einnahmerecht hat. Ursprünglich wollte Phillips ganz Norwegen wie die afrikanische Ölstaaten ausbeuten. Die damaligen Politiker haben jedoch souverän für das Land gearbeitet. In letzter Zeit jedoch hat sich Norwegen zu lange auf dem Polster ausgeruht, anstatt in die Zukunft des Landes zu investieren (Infrastruktur, Gesundheitswesen usw.) wurde in Aktien investiert.
Derzeit scheint Norwegen aus einem Dornröschenschlaf zu erwachen, da sie einzusehen scheinen, das es sich nicht mehr lohnt nur auf dem Polster auszuruhen. Der Grund dazu war unter anderem, das unter der Regierung Stoltenberg plötzlich der „alte“ eiserne Grundsatz über Bord geworfen wurde ein Feldausbauprojekt nach dem Abschluß des vorhergehenden zu planen, sondern gleich in die vollen zu gehen und mehrere Projekte auf einmal zu realisieren. Das Resultat war, daß der Staat kurzfristig viel mehr durch die gleichzeitige Erschließung neuer Ölfelder verdienen konnte, die Rig-Gesellschaften standen Schlange, um in Norwegen bohren zu können und die Preise/Kosten explodierten. Dann kam Schieferöl (wo Statoil auch mal beteiligt war), die politische Situation mit Rußland, Embargos, die Bockigkeit der OPEC und andere Faktoren, die den Ölpreis in den Keller gehen ließen, was zu riesige Entlassungswellen, Vetragskündigungen für Bohrplattformen usw. führte.
Plötzlich war die Haupteinnahmequelle für den Staat, das Öl, nicht mehr stabil sondern über alle Maßen volatil.
Die Idee und die Richtung die Norwegen jetzt einzuschlagen scheint, liegt meiner Meinung nach darin begründet, eine Zukunft ohne eine vordergründige Ölabhängigkeit zu planen. Sie beginnen spät damit, aber sie beginnen damit immerhin!
Ein Ziel ist die Infrastruktur dafür aufzubauen. Im Nov. 2017 soll es möglich sein mit einem kleinen eAuto von Süden nach Norden zu fahren, weshalb alle 50km an den Hauptverbindungsadern mindestens 2 Schnellladestationen gebaut werden sollen. Wenn die Infrastruktur steht, hat man Mobilität und wenn diese vorhanden ist, ist es auch einfacher neue Arbeitsplätze zu generieren. Das Geld kommt von den Steuern, ja auch vom Öl, aber nicht vom Ölfond.
Was die CO2-Bilanz und das „schlechte Gewissen“ angeht, Die Ölproduktion, aber auch der Schiffs- und Flugverkehr generieren enorme CO2-Mengen. Deshalb wird zunehmend Landstrom benutzt, um Ölplattformen und Schiffe im Hafen mit Energie zu versorgen, alte Fähren werden beispielsweise auf Batteriefähren umgestellt, alles um damit die CO2-Bilanz zu verbessern. „Schlechtes Gewissen“ habe ich hier nicht bemerkt, eher ein größeres Bewußtsein für das hier und jetzt und die Aussichten für eine mögliche Zukunft.
Das ewige Gejammer die haben Geld und wir nicht, kann ich persönlich nicht mehr hören. Es kommt immer drauf an, was man selber oder das jeweilige Land mit seinen Möglichkeiten macht. Steuern werden sowohl in Deutschland als auch in Norwegen bezahlt. Ja, die Voraussetzungen mögen in Norwegen besser sein, was solls.
Wer Geld hat die Autohersteller zu spritzen, hat auch Geld etwas anderes sinnvolles damit zu machen.
Elektrische Grüße,
SB.
Edith: Rechtschreibfehler ausgebessert, es gibt bestimmt noch mehr …