Golf GTE - Probefahrt

Golf GTE war für ein Probetag mein Tesla Ersatz.

Ja, ich bin schwach geworden.
Das darf man verzeihen, wenn man schon mehr als 200 Tage auf sein Model S wartet. :open_mouth:

Kurz: Ich habe den Golf GTE auf meiner Pendlerstrecke bewegt: 60km hin + 60km zurück.
Diese Strecke kenne ich gut und kann daher das Fahrgefühl besser vergleichen.

Meine Strecke im Detail:
39 km Landstraße und Dörfer
12 km Autobahn (ohne Limit)
07 km Autobahn (Limit 100)
02 km Stadt

Das Ganze dann am Abend wieder zurück.

Vorüberlegung
Interessant ist, wie sich die Batterieladung schlagen wird. Theoretisch bis zu 50 km Reichweite per Werksangabe. Das habe ich nie geglaubt, wenn man „normale“ Fahrparameter zu Grunde legt. Ich habe mir überlegt, dass wenigstens 30 km möglich sein sollten plus etwas mehr, je nach Zurückhaltung bei der Fahrweise.

Aufladen
Am Vorabend habe ich den GTE bekommen mit leerer Batterie - 3 km Restreichweite. Das habe ich mir so gewünscht, da ich das Aufladen selbst erfahren wollte. Der Anschluss ist einfach Schuko. Das Ladekabel hat ein Elektronik mit Ladeanzeigen integriert. Meine PV Anlage hatte bis 21:30 noch Energie geliefert. Kurz vorher habe ich den Ladestecker gezogen. Aufladung bis dahin: 36 km. Dann habe ich den Timer des GTE programmiert auf Abfahrt 07:00. Zu diesem Zeitpunkt sollte der GTE den Rest morgens nachgeladen haben und das Fahrzeug vorklimatisiert sein.
Am nächsten Morgen kurz nach Sieben: Aufladung 48 km und gekühlt auf 22 Celsius. Scheint also geklappt zu haben.

Der Weg zur Arbeit
Im „E-Modus“ losgefahren und bergige Landstraße mit allen Geschwindigkeiten bis 100 km/h. Keine spritzigen Überholmanöver gewagt. Einfach nur fahren. Nach 38 km kurz vor Autobahnanfang ging die Batterie auf „0“. Das sind mehr als meine konservative Annahme (30 km plus).
Der 1.4 L Motor übernahm und auf der Autobahn ging es mit 100 bis 140 km/h weiter. Interessant: Immer wenn wieder abgebremst werden musste, dann hat die Reku die Batterie geladen. Nachdem schon 2 km Reichweite gesammelt waren, habe ich kurz den Modus auf „Batterie nachladen“ gestellt. Hier lädt der Benziner die Batterie aktiv auf. Man kann über diese Funktion geteilter Meinung sein. Der Effekt ist, dass ich nach der ersten Autobahn-Etappe ca 11 km Reichweite (inkl. Reku) hatte. Die zweite Autobahn mit 100 km/h Limit segelten wir dann wieder im E-Modus. Kurz durch die Stadt und am Ziel waren noch 2 km Restreichweite vorhanden. Interessant: Wir verbrauchten für das Reststück weniger Batteriereichweite als reale Streckenkilometer. Die Reststrecke war partiell gering abschüssig.

Aufladen
Am Zielort Ladekabel ausgepackt und durch das Fenster der Firmenwerkstatt gelegt und eingesteckt. Das Aufladen begann um 08:00 und war bereits vor 12:00 beendet. Da es sehr warmes Wetter war (30 Celsius) habe ich den Ladetimer auf Abfahrtzeit mit Klimatisierung gestellt. Perfekt: bei Abfahrt war es angenehm temperiert. Nur die Ladeanzeige zeigte unter 44 km Reichweite an. (Vielleicht hat jemand aus der Werkstatt den Stecker vorher abgeschaltet?)

Heimweg
Stadt und Autobahn (Limit 100) im E-Modus. Autobahn ohne Limit 140-200 km/h mit Verbrenner. Dabei wieder die Batterie auf 35 km Reichweite hochgezogen. Anschließend Landstraße knapp 40 km. Die letzten Kilometer kurz vor Zielort gemischt E und Verbrenner.

Erkenntnis
Auch wenn ich nicht Golf-Fan bin und dem Hybrid Konzept etwas reserviert gegenüberstehe: mein Fazit und Eindruck ist positiv.

  • Das Zusammenspiel funktioniert. Ich wollte überwiegend E fahren. Die Strecke war weiter als die Batteriereichweite. Die Hybrid-Kombination war gefordert und ca. 45 von 60 km (je Richtung) waren E.
  • Die Dynamische Aufladung während der schnellen Autobahnfahrt hat etwas geholfen (ca. 4 bzw 10 km).
  • Das 6Gang-DSG arbeitet anständig. Weitere Tests waren aus Zeitmangel nicht möglich
  • Der E-Motor liegt wohl hinter dem DSG? Das hat Vorteile (wenn da schon ein Automatikgetriebe da ist). Aber auch einen Nachteil. Wenn man auf das Pedal tritt, dann merkt man, dass der E-Motor vorwärts will, aber das DSG erst einmal herumdiskutiert (wie ein künstliches Turboloch). Bitte hier nicht das kompromisslose E-Fahrerlebnis bzgl. unmittelbarer Beschleunigung erwarten. Hier verhält sich das DSG so wie bei Verbrenner Modus bekannt.
  • Der E-Motor (80 kW) bewegt den GTE sehr souverän. Das hat mir am besten gefallen.
  • Wenn man will kann man bei brutalem Pedaltritt den GTE in den Kampfmodus schicken und der Verbrenner springt an und hilft mit. Danach kann man sofort wieder in den E-Modus zurück.
  • Im E-Modus hört man Reifen und Räder im Innenraum sehr prägnant. (das kann der eGolf vermutlich besser?)
  • Leichtes Straßenbahngeräusch vom E-Motor bei Beschleunigung.
  • Verbrennergeräusch bleibt dezent. Aber wehe man tritt durch (dröhn)
  • Umschaltung E->Verbrenner nicht merkbar. Abrollgeräusch eher dominanter.
  • Wetter über 30 Celsius. Klimaanlage lief durchgehend und ausgezeichnet.
  • meine erste Erfahrung mit TACC. Funktionierte tatsächlich (Jetzt weiß ich, wovon ihr redet)
  • GTE Modus Taste für den Rennfahrer: brauchte ich nicht, auch bei zügiger Fahrt

Soweit, was mir gerade einfällt. Das ist kein eingehender Test des GTE. Vielmehr war die Aufgabe, das 99% Alltagsprofil durchzuspielen und den Nutzen zu erfahren… Ich sage es mal so: Wenn Golf, dann eGolf oder GTE.

Vielleicht eine Ergänzung zum Model S als Zweitwagen.
Meine Tochter war ebenfalls positiv angetan.
Ihr Urteil: „Wenn ich mal ein Auto habe, dann muss es Elektrisch fahren können.“
Und: „Jetzt wissen wir, warum wir uns auf den Tesla so freuen können.“ :wink:

Danke für Deinen Bericht.

Was wurde denn für ein Verbrauch (Benzin und Strom) bei Deiner Testfahrt angezeigt?
Der GTE hat dafür Anzeigen (ab Tanken, letzte Fahrt, Gesamt).

Ich habe übrigens auch einen GTE für einen Mitarbeiter als Firmenwagen laufen. Leider hat der Wagen noch einen Bug und die Standklimatisierung funktioniert nicht :frowning:

Ich habe die Angaben auf dem großen Display beobachtet und kam mit diesen nicht zurecht.
Aus der Beobachtung heraus kam ich zu der Erkenntnis, dass die Berechnung etwas „speziell“ ist. Der Rechner kennt nur volle 100 km im Quotienten?
Beispiel: man fährt 50 km und hat wegen voller Batterie nur 1L Benzin verbraucht -> Anzeige = 1L / 100 km
Analog dazu die elektrische Verbrauchsanzeige.

Daher kam ich mit der Displayanzeige nicht zurecht.

ABER: ich habe mit geladener Batterie ca. 48 km prognostizierter Reichweite ca. 39 km am Stück geschafft auf Landstraße ohne zu trödeln. Für mich war DAS die wichtigste Aussage. Ich nehme an, der 1.4L Vebrenner ist vergleichbar mit anderen Golf Typen?

Danke für den interessanten Bericht. Für mich liest es sich so, als ob der VW jetzt schone alle (technischen) Bausteine zusammen hätte für einen Model 3-Fighter. Warum nur bringen sie es nicht auf den Markt?

Vielleicht weil sie keine Bezugsquelle für Batterien für 100.000 Fahrzeuge pro Quartal haben?

Schöner praxisorientierter Test,

Der Benzinverbrauch würde mich auch Interessieren,wenn der Benzinmotor den Akku wehrend der Fahrt aufläht, steigt der Benzinverbrauch
stark überdurchschnittlich an, da Ineffizient.

Der Golf GTE in 2017-2018 mit 100 km E-Reichweite, wäre der Knaller.

Bei einer derart miesen Auslastung der bestehenden und zukünftigen Produktionskapazitäten glaube ich das kaum: batteriezukunft.de/studien/l … s-ev-price

Gruß SRAM

Na ja, es ist immer „ineffizient“ den Akku mit Benzin aufzuladen. Aber ich wollte es einaml ausprobieren. Es sind nur einige kW, die laden aber ein mehrfaches schneller als am SCHUKO ! Ein Gedanke, den ich auf der positiven Seite sehe ist: Der Verbrenner muss den Golf mit 120-140 km/h bewegen. Vielleicht bewegt die zusätzliche Belastung durch Aufladung den Verbrenner in einen günstigeren Punkt der Effizienz? Damit wäre der add-on an Energie nicht so hoch, wie man befürchten müßte. Gewollter Zusatzeffekt: Für die Anschließende Autobahn mit Limit 100 und Stadt ist wieder ausreichend Batterie für E-Mode bereit. Damit wird der Verbrenner anschließend nicht mehr benötigt. Das hat ja dann auch genau so geklappt.

Vielleicht kann das einer ausrechnen?

Für meine Anforderung 2x 60 km wäre das wirklich ein Knaller. Den fehlenden Rest kann ich in der Firma dazu laden. Für 99% Anwendung null tanken.

Durch die Anbindung des Elektromotors über das DSG Getriebe ruckelt der Antrieb leicht und die Kraftentfaltung ist nicht linear wie bei einem Elektroauto. Es ruckelt sogar bei der Rekuperation wenn das DSG die Gänge sortiert.

Aber: Man gewöhnt sich daran und mangels Alternativen würde ich den GTE derzeit schon auch empfehlen. Aber in 3 Jahren reicht das nicht mehr. Da muss VW noch nachlegen. Der E-Motor gehört weg vom DSG an die Hinterachse, dann wird das noch besser.

Die Reichweitenprognose von 48 Kilometer erscheint mir unrealistisch zu sein. Auf meinem Arbeitsweg mit 6 Kilometer habe ich bei dezenter Fahrweise 12 Kilometer Reichweite verbraucht.

Das ist ja, was ich erwähnte. Bei Abfahrt zeigt das Display „48 km“. Erreicht habe ich 38 bis 39 km. Das fand ich schon ganz gut. Der Display Wert bei Abfahrt ist einfach zu optimistisch - irgendwie VW Datenblatt orientiert. Wenn ich den GTE länger Probe fahren würde, dann wird die Strecke leicht zügiger durchfahren. Das kann den Verbrauch erhöhen und die Reichweite etwas kürzen.

Das ist eben etwas speziell. Beim Ampera, I3, Model S etc… wird der Verbrauch der Vergangenheit hochgerechnet um eine realistische Angabe machen zu können. Bei VW wird wohl immer mit 48 Kilometer Reichweite gestartet. Gut dass man sich darauf nicht verlassen muss. Auch die Verbrauchsangaben in den Menüs sind völlig absurd und unverständlich. Da steht dann auch mal einen elektrischen Verbrauch von 3 kwh/100 km.

Hier fehlt bei den Entwicklern entweder noch das Verständnis für die Problematik oder es wird absichtlich suboptimal gemacht damit der Kunde nicht zuviel Geschmack am Elektroauto findet.