Schweiz: Energieetikette 2020 (Personenwagen)

Mich würde eure Meinung zur neuen Energieetikette des BFE ab 2020 interessieren.

Wie auch schon ihre Vorgängerinnen ist sie nicht deckungsgleich mit der EU-Variante. Ich würde meinen, die Schweiz hat hier einen besseren Weg gewählt. Zum Beispiel werden die Kriterien für die farbigen Buchstaben jedes Jahr verschärft, und wir haben 2026 nicht plötzlich Fahrzeuge mit „A+“ in der schlechtesten Kategorie, so wie aktuell bei den Kühlschränken :smiley: Zum anderen wird ein „Benzinäquivalent“ ausgewiesen, unter welchem sich der Durchschnittsbürger ein ganz einfaches, aber anschauliches Bild der Effizienz machen kann (Tesla Model 3 SR+: 1.6 Liter BÄ auf 100 km, BMW 320d 6.5 Liter BÄ, beide WLTP).

Die Etikette ist dreigeteilt:
oben: Angaben zum Fahrzeug
mittig: CO2-Emissionen
unten: Energieeffizienz (Achtung, hat nichts mit der Mitte zu tun! Toyota Mirai (Wasserstoff) hat bspw. 0g CO2 und landet dennoch in der zweitschlechtesten Kategorie „F“, in der EU wär’s ein supertolles „A+“)

Bisher floss das Gewicht in die Berechnung der Energieeffizienz mit ein. Das führte dann zu solchen Auswüchsen:

  • Audi A8 50 TDI quattro tiptronic, 148 g CO2 (NEFZ), Kategorie „D“
  • Renault Twingo SCe 75 Life, 102 g CO2 (NEFZ), ebenfalls Kategorie „D“

Diese unsägliche praxis hat ab 1. Januar 2020 endlich ein Ende.

Hier ein paar Beispiele mit neuer Berechnungsgrundlage:
Tesla Model 3 SR+, 2019 vs. 2020


Tesla Model X P100D, nur 2020

BMW i3 (Elektrisch) vs. Renault Clio (Benzin), beide 2020


Ich finde, das BFE hat tolle Gelegenheiten verpasst. Klar, die Umstellung auf WLTP ist eine gute Sache und auch die Weglassung des Fahrzeuggewichts war überfällig. Aber dass nun beim Elektroauto wieder die blanken „Null Gramm CO2 pro Kilometer“ stehen ist doch wirklich dumm. Dabei hätte man eine so tolle Gegenüberstellung bereits ab 2017 mit den „CO2-Emissionen aus der Treibstoff- und/oder der Strombereitstellung“ drauf gehabt, welche bisher sogar oftmals den Verbrenner durch den blossen Tankvorgang gegenüber dem geladenen und 100 km gefahrenen (!) Elektroauto deklassiert haben. (vgl. Gegenüberstellung im „Mythbuster“)

Auch finde ich komisch, wie der BMW i3 (1.75 l Benz.Äq. nach bisheriger Rechnung) in der gleichen Effizienzkategorie wie der Renault Clio 130 mit seinen 6.3 Litern (360% des Energieverbrauchs für die gleiche Strecke also!) landen kann. Ich weiss, es geht hier um „Primärenergie-Benzinäquivalente“ und da steht nunmal das Elektroauto zusammen mit Atomstrom im Mix und dessen Effizienz via Dampfturbine von gerademal 40% (?) nicht mehr ganz so effizient da. Auf meine Frage hin, wie denn die Effizienz von einem nicht endlichen Rohstoff wie bspw. Wasserkraft, die immer und immer wieder genutzt werden kann, zu bewerten sei, wusste man beim BFE auch keine schlüssige Antwort, da extern berechnet. (Mein pragmatischer Vorschlag: 100%)

Auch habe ich die Formeln im Begleitdokument gewälzt, sie sind gelinde gesagt „beeinflussbar“ wenn ihr mich fragt. Ich will dem BFE keine Beeinflussung durch die Importeure unterstellen, da laufen die Mailboxen wahrscheinlich gerade heiss, wenn die fetten Karren mit den dicken Margen und der bisher vermeintlich guten Effizienz künftig so schlecht dastehen, schliesslich geht es auch um Steuervorteile für die Besitzer und ähnliches. Aber der Normalverbraucher versteht Beispiele wie obiges (BMW i3 vs. Renault Clio) schlicht nicht.

Unter dem Strich: Aufregen lohnt sich (wahrscheinlich) nicht. Denn selbst der 2668kg (nach Typengenehmingung) Tesla-Bomber landet in der besten Kategorie und das ist es, was die Leute interessiert. :unamused: