Hallo zusammen,
Nun ist ja einige Zeit in’s Land gegangen, wie versprochen noch ein Erfahrungsbericht mit dem i8 nachdem ich mich aus dem Forum selbst herausgehalten habe.
Wer sich nicht damit beschäftigt hat, der i8 ist eine spezielle Form des PHEV bei dem der Mittel-Benzinmotor (1,5L V3 Turbo mit 170 kW und 320 Nm) die Hinterachse antreibt und ein Elektromotor die Vorderachse mit 105 kW und 250 Nm. Durch dieses Konzept können die Werte der Achsen addiert werden. Die Fahrgastzelle (Life Modul) besteht aus CFK, der Rahmen (Drive Modul) aus Aluminium und es ist noch einiges an Magnesium verbaut. Die Türen öffnen nach dem Schmetterlingsprinzip und sind rahmenlos. Das spart viel Platz im Vergleich zu anderen Türkonzepten. Insgesamt bringt mein Roadster 1670 kg auf die Wage.
Nun die Werte kann man überall nachlesen. Was habe ich im wahrsten Sinne „erfahren“?
Ich fahre den i8 vorwiegend als EV im zugehörigen Modus der den Verbrenner nicht zuschaltet. Der 11,6 kWh Akku (9,4 nutzbar) liefert im Sommer ca. 50 und im Winter 40 km Reichweite rein elektrisch. Diese Reichweite wird auch sehr realistisch angezeigt. Geladen wird an meiner Infrastruktur von den beiden Teslas vorher, im Prinzip hat sich nichts geändert. Der i8 lädt mit 3,7kW über Typ2, nach weniger als 3 Stunden ist er wieder voll.
In einem Anflug von „Range Anxiety“ have ich dem V3 einen auf 42 L. vergrößerten Tank spendiert (ohne Aufpreis). Reichweiten von 500km sind bei 150 km/h vmax auf der Autobahn damit absolut realistisch, 400 km sind in unter 10 Min. nachgetankt.
Erst einmal zu den Problemen oder Mängeln bei der Übergabe:
- Es fehlten die Fußmatten; BMW hat diese nachbestellt und das Fahrzeug noch einmal innen und außen aufbereitet als sie angekommen waren.
Das war es, ziemlich einfach. BMW hat die Sommerräder gleich eingelagert und als sie im Frühling aufgezogen wurden war eine Macke (wohl vom Reifenhotel) an beiden Hinterrädern. BMW hat umgehend neue Felgen bestellt und die anderen ersetzt.
Der Lack (Sophisto Grau) wurde Keramik-versiegelt bei einem hier im Forum bekannten Unternehmen. Er ist mit dem Lack von Tesla nicht zu vergleichen, wir hatten die Autos direkt nebeneinander stehen nach der Versiegelung. Der Tesla Lack ist im Vergleich eine Orangenhaut mit Farbe.
Der i8 ist auf Effizienz getrimmt, im Winter auf 215er Reifen vorn und hinten, im Sommer hinten auf 245ern. Trotzdem liegen die 0-100 Fahrleistungen mit meinem 90D gleich auf, aber nur mit zugeschaltetem Verbrenner. 0-200 ist der i8 ein Monster, da kommt wenig mit. Aber so fährt man ihn eigentlich nicht richtig.
Im automatschen Hybrid-Modus macht man sich einfach keine Gedanken und fährt, je nach Traktionsbedarf arbeiten mal nur der e-Motor oder der Verbrenner oder beide. Ist ein Navigationsziel gesetzt versucht der i8 automatisch für Innenstadtstrecken immer genug im Akku zu haben für reinen EV Betrieb. Es gibt noch einen Eco-Pro Modus mit reduzierter Heizung und Kühlung sowie entschärftem Ansprechverhalten.
Sobald man in den Sport Modus geht sitzt man in einem neuen Auto. Beide Motoren sind eingeschaltet. Der e-Motor wird vorwiegend als „Booster“ eingesetzt. Nicht ganz intuitiv: Auf Langstrecke ist Sport Modus, manuell in den 6. Gang geschaltet, der Modus der Wahl. Die Grundleistung wird vom Verbrenner bereitgestellt, leichte Beschleunigungen vom e-Motor. Ich habe bei 150 km/h vmax um die 5 Liter gebraucht. Allerdings kommt Langstrecke nicht oft vor bei mir. Mein Verbrauch insgesamt liegt mit 3,1 L. Benzin (fallend mit jedem Tag den ich wieder die Langstrecken Testfahrten kompensiere) bei weniger als der Hälfte der i8 Community (6,7 L.) was immer noch wenig ist für so ein Auto aber halt weit weg von den 2,1 die angegeben werden. Für mein Fahrprofil und Ladeverhalten sollten die 2,1 L. ganz gut hinkommen.
Der i8 untersteuert in Kurven im reinen EV Modus wie ein Fronttriebler auf 215er Vorderrädern es halt tut, allerdings wegen des geringeren Gewichts in etwa gleich auf mit meinem S90D der beim etwa gleichen Tempo über alle Räder schieben anfängt. Alles weit jenseit dessen was realistisch im Straßenverkehr passiert. Im Sport Modus ist das Auto quasi nicht aus der Ruhe zu bringen.
Displays: 3 Stück, zentral und höher als im MS oder M3 ein Touchscreen, Instrumente hinter dem Lenkrad und ein hervorragendes HUD. Ich benutze fast nur das HUD. Das Anzeigekonzept des M3 war einer der Showstopper für mich.
Ach ja, es gehen 3 Cabin Size Trolleys in den i8R auch wenn das Dach unten ist, das ist zwar weniger als in ein MS 
aber mehr als genug für mich. Der Kofferraum reicht völlig für die Wochenendeinkäufe.
Jetzt zu den Mängeln und Fehlern der Software:
Das war wieder einfach.
Meine 30.000 FLACs werden sofort per Ordner und nach wenigen Minuten per ID Tags bereitgestellt, mit Cover Image Karussel, etc. Dieser Vorgang hat sich nicht widerholt weil anders als Tesla BMW einen Index schreibt der einmal gelesenen Tags. Um überhaupt neue Files zu lesen muss sich die Volume ID ändern. Die Connected Services inkl. Concierge, Parklückenfinder, etc. aber auch Basisfunktionen wie Remote Klimatisierung, etc. funktionieren halt. Dazu gibt’s nicht viel zu sagen. OTA ist bei Tesla nach meiner Erfahrung klar eine Notlösung weil alles ständig unfertig ist. BMW hat OTA auch für einige Apps aber die Kernfunktionen des Fahrzeuges sind einfach fertig und brauchen das nicht.
Mein Fazit:
Der i8 Roadster ist ziemlich einzigartig. Nicht nur in seinem Design, auch geräuschlos offen fahren kann sonst wohl derzeit nur der Tesla Roadster, der aber nicht in der Fahrzeugkategorie mitspielen kann. Er hat für mich persönlich aufgrund des kleineren Akkus auf absehbare Zeit die deutlich bessere CO2 Bilanz, aber natürlich nur weil ich ihn immer lade und vorwiegend elektrisch Kurzstrecke fahre. Er ist für mich mehrere Autos in Einem: Lautloses EV, kernig (synthetisch nachgeholfen) klingender Sportwagen, Cabrio, …
Der Vergleich der hier ja viele interessieren wird zum MS90D (hatte nie ein M3 und mag nicht nach 2 Stunden Probefahrt vergleichen):
Aus Sicht des i8:
+++ Verarbeitungsqualität
+++ Optik
- Fahreigenschaften
+++ Software
++ Fahrerinformation
+++ Connected Services
- CO2 Bilanz
- Abmessungen
- Spurt auf 200
O Preis
- Spurt auf 100
– Zahl der Sitzplätze
— Stauraum
und außer Konkurrenz:
++++ Service
Ich möchte keine Diskussion antreten, nur einmal eine Sicht aus einer anderen Perspektive anbieten. Für mich war der Wechsel richtig, für viele andere wäre der i8 komplett inakzeptabel. Jeder Jeck ist eben anders.
Alles Gute allen hier, melde mich ab,
Leto
. Wir durften den Vorgänger mal fahren, ein Freund von uns fährt ihn mit unter 1l/100km, zur Arbeit und zurück ist bei ihm locker elektrisch machbar.
