Auch wenn das Thema autonomes Fahren auch an anderer Stelle diskutiert wird, werfe ich es mal hier ein:
Ein Problem bei exponentiellen Entwicklungen ist, dass sie schwer vorhersagbar sind, insbesondere zu Beginn. Wenn man aber erkennt, dass die Kurve abhebt, wird man von der Entwicklung überrascht. Das meiste im Bereich Machine Learning sind exponentielle Entwicklungen und ich habe schon vor einiger Zeit von jemanden aus diesem Bereich etwas gehört, was sinngemäß in die Richtung ging: man kann maximal 2 Jahre vor einer echten Disruption annähernd absehen, was auf uns zukommen wird. Das betraf nicht autonomes Fahren, sondern Legal Tech und sonstige KI-Anwendungen. Dort kann man das in Teilen schon beobachten, dass Dinge passieren, die man vor zwei Jahren für unmöglich gehalten hat.
Will sagen: Wenn wir nicht versuchen, uns vorzustellen, was möglich sein könnte, verschlafen wir den Punkt, ab dem klar ist, was passieren wird.
Die Situation wird beim autonomen Fahren so ähnlich sein. Falls (!) der Ansatz mit Machine Learning funktioniert, wird die Lernkurve des Systems irgendwann abheben. Alle Spieler im Bereich autonomes Fahren arbeiten auf die eine oder andere Art mit Machine Learning. Eine Erkenntnis, die irgendwann klar wurde, ist: Wir kommen von Level 1/2 nicht zu Level 3/4/5, indem wir Assistenzsysteme immer weiter verbessern. Eine noch feinere Abstandsregel und Spurkontrolle mag zwar besser sein als der aktuelle AP, wenn es darum geht, Phantombremsungen zu vermeiden, sie wird aber limitiert sein auf Abstand und Spurhalten. Das kann ich ergänzen um einen tollen Spurwechselassistenten, der bestimmt auch Spurwechsel sanfter macht als der AP. Am Ende wird es aber ohne KI nicht funktionieren (und zwar egal ob Lidar oder nicht). Die kann anfangs die jeweiligen Teilaufgaben schlechter als ein darauf spezialisiertes System, ist aber zu einer exponentiellen Entwicklung fähig.
Ist Tesla da anderen voraus? Keine Ahnung. Wenn ich die Entwicklung des AP2.5 über die zwei Jahre, die ich nun damit rumfahre, linear fortschreibe, passiert da zu meinen Lebzeiten nichts. Ist da aber eine kleine exponentielle Komponente drin, weiß ich, dass der menschliche Verstand nur sehr schwer Prognosen abgeben kann und man daher vermutlich falsch liegt, wenn man es doch tut. Auch/erst recht Elon. Wenn aber bei irgendjemand die exponentielle Kurve abhebt und man erkennen kann, wer Vorsprung hat, wird es für andere praktisch unmöglich sein, den noch aufzuholen. Das macht den Bereich so unglaublich spannend.
Darum finde ich es schon jetzt sehr interessant, die kleinen Schritte zu beobachten, die das System immer besser wird. Bis es wirklich gut ist, erfreue ich mich an den von OSE bemerkten Punkten wie Antrieb und Integration in ein Gesamtsystem.
Entspannte Grüße
WhiteTie
PS: Da, wo Tesla Aufholbedarf hat, gibt es keine exponentiellen Entwicklungen, im Gegenteil. Dort nähern sich Kurven asymptotisch einem denkbaren Optimum. Das sollte man auch nicht vergessen, wenn man unterschiedliche Themen vergleicht.