Was die Bundestagswahl für Aktionäre bedeuten könnte

Um im Aktien-Thread keine politische Diskussion los zu treten, habe ich Mal diesen Thread gestartet, damit wir uns hier darüber austauschen können.

Es haben ja bereits einige Parteien ihr Wahlprogramm für die Bundestagswahl veröffentlicht. Durch die Corona Pandemie stehen wirtschaftliche Themen ziemlich im Fokus und die einzelnen Parteien haben jeweils ganz unterschiedliche Positionen wie die finanziellen Folgen der Pandemie gelöst werden sollen.

Unter anderem steht zur Diskussion, dass die Kapitalertragssteuer abgeschafft werden soll.

Die Grünen planen in dem Zusammenhang, statt der Kapitalertragssteuer die progressive Besteuerung wieder einzuführen. Was bedeutet, dass man für Kapitalerträge wieder den persönlichen Steuersatz zahlt, wie vor 2009 auch schon. Wer vor 2009 allerdings Aktien mehr als 1 Jahr gehalten hat, konnte diese steuerfrei verkaufen, den letzten Aspekt planen die Grünen nicht wieder einzuführen.

Die FDP fordert dagegen, die pauschalte Besteuerung der Kapitalerträge beizubehalten da diese einfach ist und wenig Bürokratie bedeutet. Zusätzlich setzen sie sich dafür ein, dass Gewinne aus Aktien, die mindestens 5 Jahre gehalten wurden, wieder steuerfrei werden.

Für die meisten Fahrer von E-Autos ist Umweltschutz und Nachhaltigkeit sicherlich ein bedeutendes Thema. Ich persönlich bin aber davon überzeugt, dass sich diese Themen trotzdem gut mit dem Kapitalismus vereinbaren lassen. Ich hoffe wir bekommen eine Regierung, die beide Aspekte in Einklang bringen kann.

Es lohnt sich in jedem Fall sich mit den einzelnen Wahlprogrammen unter verschiedenen Gesichtspunkten auseinander zu setzen.

Ich denke es sind zwei Themen: Zum einen die Kapitalertrags / Einkommenssteuer und auf der anderen die Wiedereinführung der Vermögenssteuer.

Für ersteres könnte es durchaus Sinn machen (so man noch in einer Ansprphase ist) aus Dividendenzahlern zu Nichtzahlern (also Tesla z. B., aber auch Berkshire Heathaway) umzuschichten

Bezüglich der Kapitalertragssteuer:

Der zu versteuernde Gewinn fiele (bei Nicht-Befreiung bei langer Haltedauer) dann ja bei der Veräußerung der Aktien an - was ist, wenn ich innerhalb des Depots umschichten muß um Risiken zu minimieren?

Ist das bei Unternehmen (die mit Aktien handeln) dann auch so?

@stelen Danke für deinen Beitrag zuvor im Aktien Thread. Den Aspekt der fairen Besteuerung unterstütze ich grundsätzlich auch. Ich zweifle allerdings daran, dass die Progressionsgrenzen besonders fair gesetzt sind (Stichwort: kalte Progression). Da wir im Internationalen Vergleich unter einer allgemein hohen Abgabenlast leiden, denke ich, dass wir es in Deutschland relativ schwer haben Vermögen aufzubauen.

Daher stößt es mir zugegebenermaßen etwas negativ auf, wenn ich von Politikern dauernd höre, dass wir eine noch höhere Steuerlast brauchen und den Reichen/Aktionären kann man es ja weg nehmen. Im Gegenteil, ich glaube wir brauchen mehr Anreize, dass Menschen Vermögen und Wohlstand aufbauen und im Zweifel nicht auf die Unterstützung vom Staat angewiesen sind.
Eine gewisse Skepsis bezüglich der Rente habe ich auch entwickelt und gehe davon aus, dass ich zu 100% privat vorsorgen muss.

Natürlich gibt es in Deutschland auch etliche Annehmlichkeiten, die man nicht unterschätzen sollte. Infrastruktur, Sicherheit und das Sozialsystem wären Dinge, wo man es in Deutschland vermutlich ganz gut hat. Dennoch haben wir hier genug Potential bei diesen Themen besser zu werden.

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Umschichten wäre im privaten Depot noch schmerzhafter als es heute schon ist. Dass die Besteuerung von Unternehmen sich ändern soll, habe ich noch nichts gehört. Soweit ich das verstanden habe ist in den Wahlprogrammen bisher nur von privaten Vermögen die Rede.

Daher zweifle ich auch ein bisschen an den Maßnahmen. Der wohlhabendste Teil der Menschen sind doch sowieso Unternehmer. Damit steckt der überwiegende Teil des Vermögens im Unternehmen. Ich denke, dass der Milliardär, der all sein Geld bei der Sparkasse liegen hat, die absolute Ausnahme ist.

Das hatte ich befürchtet - muss ich also jetzt meine eigene Aktien-Handels mbH/Verein/Stiftung (whatever it takes) gründen, damit ich ohne steuerliche Risiken meine eigene Rentenvorsorge betreiben kann?
Ist es nicht schon so schwer genug? Das ich mal gesetzliche Rente für die eingezahlten Beiträge bekomme die für mehr als die Stromrechnung reicht, halte ich inzwischen für ausgeschlossen, das Geld habe ich schon abgeschrieben.

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Man muß das ganze auch vor dem Hintergrund der kommenden Herausforderungen im Kampf gegen den Klimawandel sehen und wenn man in 100 Jahren unseren einzigen Planeten nicht mehr bewohnen kann, dann müssen wir jetzt sofort damit anfangen, mit viel Geld unsere Industrie und damit auch das tägliche Leben unser aller umzubauen.

ich höre inzwischen fast täglich aus den unerwartetsten Ecken (u.a. Blackrock!), daß auch die mit viel Geld eine Verantwortung für den Planeten hätten und höhere Abgaben auf Vermögen sinnvoll sein können (so ähnlich in etwa). Es setzt sich gerade (langsam) die Erkenntnis durch, daß wir nur diesen einen Planeten haben und es gemeinsamer größter Anstrengungen bedarf, diesen zu retten.
Peinlich darin ist nur, daß das Club of Rome das vor 50 Jahren so vorhergesagt hatte und alle es hätten wissen können.

Wer auch immer im Herbst die Bundestagwahl gewinnt wird um Klimapolitik nicht umhinkommen und das kostet immer Geld. Viel Geld.

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Eigentlich wäre es fair, in den Unternehmen die sich gerade eine goldene Nase verdienen mal etwas großzügiger hin zu langen.
Es kann ja nicht sein, dass manche an einer Pandemie zu Grunde gehen und andere mit dem Lachen nicht mehr fertig werden.
Ich selbst bin nur Angestellter, aber werde vermutlich aufgrund einer Prämienkomponente in meinem Gehalt die nächsten Jahre nie wieder so viel Geld verdienen.
Klar freue ich mich über das Geld, aber irgendwie ist es absurd.

Und das was mir in meinem kleinen Rahmen schon zu denken gibt, ist in einem viel größeren Rahmen noch viel extremer. Ich denke also schon, dass die Politik dringend in den großen Töpfen umrühren sollte. Ganz zu schweigen von Steuerschlupflöchern für die ganz großen wie Amazon.

Und da kann es jemanden als Aktionär zwar freuen, wenn das Investment in eines der großen Unternehmen schöne Rendite abwirft, aber auch da profitiert wieder nicht der Bürger mit geringem oder keinem Kapital auf der hohen Kante. Manche gehen jeden Tag arbeiten um sich ihr halbwegs angenehmes Leben im Einfamilienhaus leisten zu können. Da ist meistens kein Spielraum für große Sprünge am Aktienmarkt.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Pandemie vielen mit eh schon hohem Vermögen einfach noch mehr in die Taschen spült. Das muss nicht zwangsläufig so sein, ist aber mein Empfinden. Natürlich kann man das auch nicht verallgemeinern.

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Ich habe in den letzten Jahren den einen oder anderen Euro durch den Handel mit Tesla-Aktien gemacht. Natürlich habe ich dabei massiv on der pauschalen Besteuerung profitiert, da mein persönlicher Steuersatz erheblich darüber liegt (und vermutlich bei den meisten anderen auch, die mit Aktien handeln).

Aber war das fair?

Ich denke nicht.
Ich sehe nicht, warum meine Handeln mit Aktien weniger besteuert sein sollte, als „echte“ Arbeit.

Sollte ich in Zukunft 40 oder 50 % auf meine Aktiengewinne zahlen müssen, würde das zwar meine Gewinne deutlich mindern - aber ich fände es deutlich fairer anderen gegenüber.

Der Punkt der Komplexität ist sicher richtig. Ich gehe aber davon aus, dass die große Mehrzahl derjenigen, die mit Aktien handelt, vermutlich ohnehin eine Steuererklärung abgibt/abgeben muss.

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Ich verstehe das nach wie vor nicht, weshalb man auf Kursgewinnen so hohe Steuern zahlen muss, wo man doch auch dem Risiko ausgesetzt ist, massiv Geld zu verlieren. Gerade für "Klein-"Aktionäre, die aufgrund der aktuellen Zinspolitik fast zum Wechsel in Wertschriften genötigt werden, ist das doch daneben.

Konsequent fertig gedacht wäre eine genauere Kontrolle und Besteuerung der Unternehmensgewinne und der Dividenden. So wird wirtschaftliche Leistungsfähigkeit besteuert. Die Bereitschaft, Kapital als Risikokapital zur Verfügung zu stellen, im Erfolgsfalle zu besteuern, finde ich fragwürdig.

Dass für professionelle reine „Händler“ eine Art der Besteuerung vorgesehen sein muss, verstehe ich schon. Aber für Private ist das eine Strafe an der „sparenden“ Bevölkerung.

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Wurde ja im Aktienthread schon verlinkt. Mehr zahlen würden die, die >15.000 € Einnahmen an der Börse erzielen, das sind wohl die wenigsten einfachen Sparer

Das sehe ich genau so.

Von mir aus kann man ja eine Haltefrist einführen.

Aktien sehe ich als Altersvorsorge. Und wenn ich mit meinem bereits versteuerten Gehalt Aktien kaufe, so bin ich meiner Steuerpflicht doch schon nachgekommen.

Und wenn die Firma pleite macht, in die ich investiert bin? Ich soll das Risiko tragen, aber im Gegenzug Steuern zahlen, wenn ich richtig lag.

Wäre ich hier nicht so fest verwurzelt, würde ich in das schweizer Steuersystem flüchten. Definitiv. Überhaupt bin ich zur Zeit schon sehr sehr neidisch auf die Schweizer :pensive:

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Ich würde das eher als einen theoretischen Wunsch einstufen, dem mangels Praxisfähigkeit keine Taten folgen werden. Die Grünen wollen eine bessere Steuergerechtigkeit, klar, und dazu wäre eine Besteuerung unabhängig von der Einkommensart natürlich wünschenswert. Aber zurück nach 2009 würde vor allem bedeuten, dass man seine Aktieneinkünfte aktiv in der Steuererklärung angeben muss - wer das vergisst oder auch ‚vergisst‘, zahlt die Steuern dann eben gar nicht. Dagegen könnte man nur durch eine Schwächung des Datenschutzes vorgehen, und dass es dazu nicht kommt, ist den Grünen viel wichtiger als die Kapitalertragssteuer.

Hinzu kommt noch, dass die Grünen, auch wenn sie (hoffentlich, ehrlich gesagt) die Wahl gewinnen, nicht alleine regieren werden. Da die Linke auf Bundesebene schon allein wegen ihrer Außenpolitik weiterhin nicht regierungsfähig ist und das bei den Grünen auch so gesehen wird, muss einer der Partner die Union oder (IMHO weit weniger wahrscheinlich) die FDP sein. Für beide ist die Finanzwirtschaft ein Herzenanliegen, Siege hier kann man seiner Klientel gut als Kompromiss gegen Niederlagen beim Umweltschutz verkaufen, der wiederum den Grünen ein Herzensanliegen ist.

Nicht zuletzt sind die Zeiten vorbei, in denen es Revoluzzer in der grünen Führungsetage gab. :slight_smile: Die Grünen sind mittlerweile eine bürgerliche Partei und werden auch so regieren. Wer wissen will, wie es aussieht, wenn die Grünen regieren, kann das seit langem in Baden-Württemberg beobachten. Typisches Zitat von Kretschmann: ‚Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg fährt Daimler – Baschta!‘ So wird es im Bund auch sein. Realpolitik pur.

Wenn dann irgendwann mal eine Regierung gebildet wird, von wem auch immer, kann man sich in Ruhe den Koalitionsvertrag anschauen. Bis dahin würde ich nichts verändern. Panik ist selten ein guter Ratgeber. :stuck_out_tongue:

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Naja Schwächung des Datenschutzes beim Finanzamt? Die machen dann einfach jährliche Prüfungen bei allen deutschen Banken und jagen entsprechende „Kontrollmitteilungen“ raus

Ich kopier es nochmal hier rein, da der Beitrag mittlerweile ( zu Recht :smiley: ) irgendwo im Off-Topic Mülleimer verschwunden ist.
Progressive Besteuerung bedeutet doch, dass man nicht mehr die Kapitalertragssteuer zahlt sondern den persönlichen Steuersatz und davon profitiert man nur, wenn man unter 15k€ im Jahr verdient.

Nullzone 0 bis zu 9.408 €
Progressionszone 1 14-24% 9.409 € – 14.532 €
Progressionszone 2 24-42% 14.533 € – 57.051 €
Proportionalzone 1 42 % ab 57.052€

Sind das steuerbare Einkommen nach Abzug von abzugsberechtigten Posten? Füllt jeder in .DE eine Steuererklärung aus?

Das Geld das fehlt wird doch von der EZB im Rahmen des green deal (oder auch corona) bereitwillig „gedruckt“ (was in der Folge wieder Probleme aller Art mit sich bringt).

Nur sieht es momentan so aus, als wäre Deutschland das einzige Land in dem man auch beabsichtigt, diese Schulden auch wieder zurückzuzahlen - und sei es indem man höher besteuert oder das Renteneintrittsalter erhöht damit man länger gemolken werden kann.

Also wenn schon Steuergerechtigkeit und Rentengerechtigkeit dann bitte in ganz Europa.

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