Von Süddeutschland zum Polarkreis u. zurück (8.000 km)

Über Ostern testeten wir unser Model 3 LR auf Langstreckentauglichkeit. Geplant war eine Rundreise durch Nordschweden. Bei den Vorbereitungen waren verschiedene Reiseberichte hier im Forum sehr hilfreich, daher möchte ich mich nun revanchieren und über unsere Reise berichten.

Die wichtigsten Fakten in Kurzform

  • Reisezeit: April 2022
  • Gesamtstrecke: ziemlich genau 8.000 km
  • Durchschnittsverbrauch lt. Tripanzeige: 167 Wh/km
  • Anreise nach Schweden: über Dänemark und die großen Brücken (Storebaelt und Öresund)
  • nördlichster Punkt: Abisko
  • Reiseroute in Schweden: Stockholm - Umea - Lulea - Jukkasjärvi - Gällivare - Arvidsjaur - Storuman - Umea - Stockholm
  • Ladestationen: Supercharger auf der Strecke, Tesla Destination Charger in Hotels, Wallboxes oder Schuko-Dosen in Hotels
  • Probleme, Lademöglichkeiten zu finden: keine
  • technische Probleme des Autos: keine
  • benötigtes Bargeld: keines, Kreditkarten / deutsche Girocard werden überall akzeptiert
  • Highlights: Storforsen-Stromschnellen, Ice track in Lulea, Eishotel Jukkasjärvi, Fahrtstrecke Arvidsjaur - Mo i Rana - Storuman

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Tag 1: nach Husum

Einmal quer durch Deutschland, überwiegend auf der A7. Der übliche Mix aus Baustellen, dem einen oder anderen kurzen Stau, aber insgesamt ein problemloser und ereignisarmer Fahrtag.

  • Ladestationen: SuC Gramschatzer Wald, Lutterberg, Bispingen; Tesla Destination Charger Hotel Theodor Storm in Husum
  • Tipp: Wer so was noch nicht kennt: Während dem Laden in Bispingen einfach einen kurzen Blick in die Indoor-Skihalle werfen.

Tag 2: Husum - Stockholm

Längste Tagesetappe der Reise. Entlang der Strecke gibt es sicher vieles, was man sich ansehen könnte. Aufgrund der langen Strecke wurde es aber ein reiner Fahrtag. Was hier ja schon viele berichtet haben, kann ich bestätigen: die Tesla-Dichte in Dänemark ist unglaublich. Keine 30 Sekunden vergehen, ohne dass auf der Gegenfahrbahn ein Tesla entgegen kommt. Entsprechend voll sind die Supercharger, aber dank ausreichend vieler Stalls gab es keine Wartezeiten.


Die beiden großen Brücken über den Storebelt und den Öresund sind beeindruckende Bauwerke, die allerdings ordentlich Maut kosten. Für die Öresund-Brücke haben wir im Vorfeld online ein Ticket für Hin- und Rückfahrt gebucht. Damit fährt man dann einfach durch die Mautstation, per Kamera wird das Kennzeichen gescannt und die Schranke öffnet sich. Bei der Storebelt-Brücke gab es kein Online-Ticket, aber es war dann fast genauso einfach: kurz die Kreditkarte an das Lesegerät gehalten und die Schranke ging auf.

Die sonstige Strecke ist weitgehend unspektakulär, aber nett. Schön ist der Teil entlang am Vättern, einem der großen Seen im südlichen Schweden.
In Stockholm gibt es eine City-Maut, die aber vollautomatisch per Kennzeichenscan erfasst wird. Man bekommt die Rechnung wohl einfach nach Hause geschickt, heißt es im Netz. Noch ist allerdings nichts angekommen.
Unsere Reise war als Nordschweden-Reise geplant, daher war Stockholm lediglich ein Übernachtungsstopp.

  • Ladestationen: SuC Koge, Markaryd, Norrköping; Tesla Destination Charger Hotel Birger Jarl in Stockholm
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Tag 3: Stockholm - Umea

Letzter ausschließlicher Fahrtag. Es ging entlang der Ostseeküste über Gävle, Sundsvall, Örnsköldsvik nach Umea. So langsam wurde es winterlich. Auf den Wiesen lag noch Schnee, die Seen waren noch zugefroren.

  • Ladestationen: SuC Sundsvall, Umea; Wallbox Hotel in Umea

Das Hotel in Umea hatte eine Wallbox zur kostenlosen Benutzung, die aber nicht reserviert werden konnte. Bei unserer Ankunft war sie belegt. Daher haben wir erst einmal am Supercharger in Umea einige kWh nachgeladen, so lange der Akku von der Fahrt noch warm war. Später war die Wallbox dann frei, so dass wir über Nacht den Akku noch voll machen konnten. Schnell ging es sowieso nicht, es wurde nur 1-phasig mit 16A geladen.

Tag 4: Umea und Umgebung

Ein Spaziergang um und über den Nydalasjön, ein kleiner See am Stadtrand von Umea, der noch komplett zugefroren und mit festem Schnee bedeckt war.


Später eine kurze Fahrt nach Vindeln, ca. 60 km nördlich, zum Vindelforsarna, den Stromschnellen des Flusses Vindelälven.

  • Ladestationen: Wallbox Hotel in Umea

Tag 5: Umea - Lulea

Weiter auf der E4 entlang der Ostsee nach Norden bis nach Lulea. Viel Wald. Kurzer Zwischenstop in Skelleftea mit Spaziergang durch Bonnstan, einem historischen Kirchendorf.


Kurz vor Lulea machten wir noch einen Abstecher nach Norden zu den Storforsen-Stromschnellen. Diese sind sehr beeindruckend, auf jeden Fall einen Besuch wert.

  • Ladestationen: SuC Skelleftea
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Oh wunderbar - Danke für die Bilder und den Bericht. Freue mich auf die weiteren Teile! :slight_smile:

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Tag 6: Lulea und Umgebung

Die Kernstadt von Lulea liegt auf einer Halbinsel. Auf der zugefrorenen Ostsee wird im Winter die „ice road“ präpariert, auf der man spazierengehen, Fahrrad fahren oder mit den einfachen Schlitten befahren kann, die man kostenlos ausleihen kann.


Ein paar Kilometer außerhalb liegt Gammelstaden, ebenfalls ein Kirchendorf, allerdings wesentlich größer als in Skelleftea, Unesco Weltkulturerbe.

  • Ladestationen: Tesla Destination Charger im Hotel
  • Tipp: Restaurant Pastabacken in Lulea, günstig, aber sehr lecker

Tag 7: Lulea - Jukkasjärvi

Wieder ein Fahrtag, wir haben den Polarkreis überquert. Im April merkt man davon nicht allzu viel, Tag und Nacht sind um diese Jahreszeit relativ „normal“, wie wir es von Deutschland gewohnt sind. Aber eine große Infotafel weißt darauf hin, leider schon so verwittert, dass man fast nichts mehr davon lesen kann. Unser Tesla hat sich inzwischen äußerlich bereits an die einheimischen Fahrzeuge angepasst und aus „midnight silver metallic“ ist „light dusty gray“ geworden.

  • Ladestationen: SuC Puolitkasvaara, Schuko-Box am Hotel in Jukkasjärvi

Das Hotel in Jukkasjärvi (Icehotel) hat noch keine echte Lademöglichkeit, ist für die Zukunft aber geplant, wie man mir an der Rezeption sagte. Man bot mir aber an, die Schuko-Boxen zu nutzen, die in Schweden an fast jedem Parkplatz installiert sind, um die Kabel für die Motorheizung der Verbrenner anzuschließen. Ich musste den Ladestrom allerdings auf 6A reduzieren, da ansonsten die Sicherung herausflog. Aber über Nacht kommen damit auch wieder einige Prozent dazu.
Da wir relativ früh da waren, nutzten wir die Zeit, um das Eishotel zu besichtigen, eines der absoluten Highlights auf unserer Reise. Übernachtet haben wir allerdings dann in einem normalen Zimmer.



  • Tipp: Etwa 30 Minuten von Jukkasjärvi entfernt ist das Esrange Space Center, ein Ballon- und Raketenstartplatz für Höhenforschungsraketen. Auf das Gelände selbst kommt man nicht, aber es gibt beim Eingang ein kleines Besucherzentrum mit Informationstafeln, Ausstellungsstücken und Info-Filmchen. Für Raumfahrtinteressierte durchaus interessant.
    Achtung: Die Lademöglichkeit, die von manchen Apps hier angezeigt wird, liegt im abgesperrten Teil des Geländes und ist nicht zugänglich.

Tag 8: Jukkasjärvi und Umgebung

Der Plan war, nach Abisko und noch etwas weiter in Richtung Norwegen in die Berge zu fahren. Leider war das Wetter ausnahmsweise nicht sehr gut, so dass man von den Bergen wenig sah.

  • Ladestationen: SuC Abisko, Schuko-Box am Hotel in Jukkasjärvi

Der Supercharger in Abisko besticht durch eine einmalige Lage: direkt an den Skiliften mit vermutlich grandiosem Ausblick bei besserem Wetter. Man muss einige Serpentinen hochfahren. Sie waren mit Schneematsch bedeckt, was mit Allrad überhaupt kein Problem war. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass dieser Supercharger bei stärkerem Schneefall eventuell nur schwer erreichbar ist. Das sollte man bei seiner Ladeplanung berücksichtigen.


  • Besonderheit: Die Streckenberechnung durch das Tesla-Navi war seltsam. Es wollte partout einen kurzen Abschnitt vor Abisko nicht befahren, weshalb es eine Umleitung plante, die wegen Mangel an kürzeren Alternativen über Finnland führte. Das hatte zur Folge, dass das Navi 20 km vor Abisko immer noch eine Fahrzeit von über 8 Stunden anzeigte und ganz panisch darauf hinwies, dass das Ziel ohne Nachladen nicht mehr zu erreichen ist. Google Maps zeigte interessanterweise genau das gleiche Verhalten. Tatsächlich war die Straße aber völlig problemlos befahrbar, auch keine Baustelle oder ähnliches war zu sehen. Inzwischen (Mitte Mai) plant Google Maps die Strecke wieder ohne Umweg. Vermutlich ein Datenbankfehler.
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Tag 9: Jukkasjärvi - Gällivare

Unspektakuläre Fahrt nach Gällivare. Wie immer viel Wald. Abstecher in den Nationalpark Stora Sjöfallet mit Besuch des dortigen Info-Zentrums, in dem man viel über die samische Lebensweise und die Natur dort erfahren kann.


  • Ladestationen: SuC Puolitkasvaara, öffentl. Ladestation am Rathaus in Gällivare

Am Parkplatz beim Info-Zentrum des Nationalparks war eine Ladestation von Vattenfall. Ich hatte mir vor Reisebeginn als Lade-Backup die InCharge-App von Vattenfall installiert und mich dort registiert. Nun wollte ich das mal ausprobieren. Prompt hat es nicht funktioniert. Die Station wurde in der App zwar angezeigt, aber der Ladevorgang ließ sich nicht starten. Für uns kein Problem, da es noch locker wieder zurück reichte. Da wird einem so richtig bewusst, wie komfortabel und zuverlässig die SuC sind.
Das Hotel in Gällivare bot keine Lademöglichkeit, wies mich aber auf eine öffentliche Ladestation am Rathaus nur 200m weiter hin. Diese war frei und sogar noch kostenlos! Spät am Abend war das Auto dann wieder ausreichend voll und ich stellte es wieder auf den Hotelparkplatz, damit ich den Ladeplatz nicht unnötig über Nacht blockierte.

Tag 10: Gällivare - Arvidsjaur

Fahrtag

  • Ladestation: Tesla Destination Charger am Hotel in Arvidsjaur

Tag 11: Arvidsjaur - Mo i Rana - Storuman

Die direkte Strecke nach Storuman wäre nicht lang gewesen. Wir entschieden uns statt dessen, die landschaftlich wesentlich reizvollere Strecke über Arjeplog - Mo i Rana (Norwegen) - Forsmark zu nehmen. Eine sehr gute Entscheidung, es war eine der schönsten Abschnitte auf unserer Reise.




  • Ladestationen: SuC Storuman
    Am Hotel gab es keine Lademöglichkeit, aber dafür einen Supercharger im Ort.

Tag 12 bis 15: Storuman - Umea - Stockholm - Husum

Rückfahrt, im Wesentlichen analog zur Hinfahrt

  • Ladestationen: Wallbox Hotel Umea, SuC Hudiksval, Tesla Destination Charger Hotel Birger Jarl Stockholm, SuC Jönköping, SuC Koge, SuC Aabenraa, Tesla Destination Charger Husum, SuC Bispingen, SuC Lutterberg, SuC Gramschatzer Wald, Supercharger Ellwangen
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Was für ein toller Reisebericht! Danke dafür!
In der Provinz Småland war ich mit dem Model 3 auch schon. Wunderschöne Ecke.
Und Lücken im Mobilfunknetz gibt es in Schweden anscheinend gar keine…

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Und die Skihalle in Bispingen ist schon krass, das stimmt!

Das ist mir zZt zu viel Schnee (freue ich mich gerade doch so sehr über den kommenden Sommer) - ich bewahre mir den Bericht für die Winterzeit auf. Dann kann ich stimmungsmäßig besser „mitkommen“ :wink:
Danke dir trotzdem fürs teilen!

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