Tesla ist in vielen Bereichen branchenführend, insbesondere was den Antriebsstrang von Elektroautos angeht und auch bei der Ladeinfrastruktur. Gleichzeitig beschäftigt sich das Unternehmen auch mit Solaranlagen und Batteriespeichern, wenn auch mit deutlich geringerer Priorität.
In Deutschland sind aktuell die Preise für Solaranlagen aufgrund von Lieferengpässen bei Solarmodulen und durch die hohe Nachfrage nach Solaranlagen stark gestiegen. Gleichzeitig ist die Einspeisevergütung so stark gefallen, dass eine neu auf einem Hausdach errichtete Solaranlage sich praktisch nur noch mit einem möglichst hohen Eigenverbrauch als Investition rechnet. Dieser lässt sich durch eine separate Batterie erreichen, welche jedoch aktuell noch zu teuer sind und zudem oft eine unnötige Belastung für die Umwelt darstellen.
Gleichzeitig steigt die Anzahl von Elektroautos rapide an. Es liegt auf der Hand, dass die Fahrzeugakkus von Eigenheimbesitzern mit einer Solaranlage in vielen Fällen als Solarspeicher genutzt werden können, so dass die Rendite der Solaranlage deutlich ansteigt. Die Ladehübe sind für die großen Fahrzeugakkus relativ gering, mittlerweile überleben die Akkus meist ohnehin das Fahrzeug, somit wäre es auch eine Schonung der Ressourcen im Vergleich zu einer separat gekauften Speicherbatterie.
Vor dem Hintergrund ist es doch etwas verwunderlich, dass Tesla im Bereich bidirektionales Laden nicht marktführend auftritt, bzw. auch keine konkreten Pläne dafür bekannt sind (gut, für Tesla nicht untypisch, mich würde es auch nicht wundern, wenn neu ausgelieferte Fahrzeuge das von heute auf morgen können).
Neben japanischen Herstellern tritt ausgerechnet VW hier mit der großen Ankündigung auf, dass alle ID-Fahrzeuge bereits zum bidirektionalen Laden fähig sind und dies in 2023 als OTA-Update nachgeliefert werden soll. Bleibt abzuwarten ob das wirklich passiert, OTA scheint bei VW so ein Thema zu sein.
Aus meiner Sicht könnte die Möglichkeit des bidirektionalen Ladens ein Kaufkriterium für Elektrofahrzeuge werden für Personen, welche ein Eigenheim besitzen mit einer kürzlich errichteten Solaranlage mit entsprechend geringer garantierter Einspeisevergütung.
Einfache Beispielrechnung, konservativ gerechnet:
10kWp Solaranlage, welche 9.000 kWh pro Jahr erzeugt.
10 Cent Einspeisevergütung pro kWh für Solarstrom (für neu errichtete Anlagen gibt es mittlerweile unter 7 Cent)
30 Cent Kosten pro kWh für extern gekauften Strom
Regulär beträgt die Eigennutzung des erzeugten Solarstroms ca. 30%. Mit einem Elektroauto, welches regelmäßig gefahren wird ca. 50%.
Annahme: Durch das bidirektionale Laden lässt sich die Eigennutzung des Solarstroms von 50% auf 70% steigern, also um 1800kWh.
1800kWh, welche weniger extern zugekauft werden müssen, mit einer preislichen Differenz von 30 Cent zu 10 Cent bedeuten eine jährliche Ersparnis von 360€/Jahr.
Gerechnet auf eine Lebenszeit der Solaranlage von 25 Jahren wären dies 9.000€ und würde somit die Rendite einer Solaranlage deutlich steigern. Die Rechnung ist recht konservativ, steigt der Strompreis bspw. auf durchschnittlich 40 Cent und errichtet man die Solaranlage erst Mitte des Jahres (6,5 Cent Einspeisevergütung) ergeben sich pro Jahr 603€ Einsparungen, bzw. 15.075€ auf 25 Jahre Laufzeit der Solaranlage.
Ich will meinen Eltern keinen VW empfehlen müssen, damit sich die Solaranlage rechnet. Sind Gründe bekannt, warum Tesla diese Technik nicht einsetzt oder vorantreibt?