Unzuverlässig hoch 3

Hallo,

meine anfängliche Freude auf das Fahren mit unserem Model S ist nun dahin. Es war mir klar das man bei einem gebrauchten Fahrzeug mit Unzulänglichkeiten und Reparaturen rechnen muss, doch was sich mittlerweile angesammelt hat ist, gelinde gesagt, eine Zumutung.
Wir haben unseren „Mjölnir“ ein S85 aus 12/2014 im Juni 2019 mit 202.000 Km gekauft und haben die ersten 2 Monate wirklich genossen. Dann ging es los:
Wir waren in Wien 120Km von daheim in einer Tiefgarage und als wir zum Auto zurückkamen ging nichts mehr, es lies sich nicht öffnen und gab auch sonst keinen Muckser von sich. Also bei der Tesla Pannenhilfe angerufen und nach 10 Minuten Wartezeit ging jemand ran, der leider nur englisch konnte. Die nötigen Begriffe waren mir adhoc nicht eingefallen und so gab ich nach einiger Zeit auf und rief dafür den ÖAMTC ( österreichische Version vom ADAC) an. Der Pannendienst kam und wir gaben über die Frontnase Starthilfe. Juhuu…alles läuft wieder, bis zum übernächsten Tag. Gleiches Problem, diesmal wusste ich gleich wie ich zumindest losfahren kann, per Starthilfe vom ÖAMTC. Direkt zum Servicecenter („nur“ 85Km entfernt), dort wurde mir gesagt das es angeblich ein unterbrochenes Softwareupdate war und Mjölnir wurde für 85,-€ geupdatet. 2 Tage war alles Ok, dann wollte ich von der Arbeit zurückfahren, alles tot. Ein Arbeitskollege gab mir die altbekannte Starthilfe und wieder gings zum Servicecenter. Dort sollte das Auto erstmal bleiben und ich bekam einen Loaner, mit der Ankündigung das dies pro Tag 120,-€ kosten würde, sollte es kein Garantiefall sein. Dies habe ich bisher bei allen Werkstattaufenthalten die ich bis dato hatte noch nie erlebt, der Leihwagen war grundsätzlich gratis, wie auch immer, Teslafahren ist anders.
Nach dem Wochenende erhielt ich die Meldung das mein Auto fertig sei. Als Diagnose wurde mir vor Ort gesagt das ein Massekabel korrodiert sei und die Probleme verursacht hat. Die Reparatur musste ich zahlen (249,-€), aber immerhin war der Loaner kostenlos.
4 Wochen lang ungetrübte Freude, dann, mal wieder nach der Arbeit, morgens um 5 Uhr wollte ich losfahren, doch die Feststellbremse war fest. Auch kurzes anfahren brachte keinen Erfolg. Meine neuen Freunde vom ÖAMTC kamen dann um 8 Uhr und lösten die Feststellbremse mittels manuellem Rückstellen per 12V. Also mal wieder zum Servicecenter, dort wurde ich freundlicherweise eingeschoben und nach 2,5 Stunden Reparatur bei der, sicherheitshalber, beide Feststellbremszylinder getauscht wurden, konnte ich (um 1250,-€ ärmer) heimfahren.
Im Dezember fuhren wir nach Köln um Bekannte zu besuchen, wobei ich sowohl auf dem Hinweg, wie auch auf dem Rückweg 3/4 der Strecke ohne Tempomat fahren musste, da dieser ohne weitere Fehlermeldung nicht zu benutzen war.
Termin per App gemacht und für den 9. Januar einen bekommen, der 1 Tag vorher auf den 13.01. verlegt wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde auch gleich der linke Frontscheinwerfer getauscht, den meine Teilkaskoversicherung dankenswerterweise abzüglich meiner Selbstbeteiligung übernahm.
Angeblich waren die Aussetzer des Tempomaten inklusive Autopilot natürlich durch den beschlagenen Scheinwerfer entstanden, so das in diesem Fall keine Kosten ausser meiner Selbstbeteiligung anfielen.
Und da sich Mjölnir scheinbar in den Kopf gesetzt hat alle 4 Wochen etwas Neues zu haben bekam ich heute Früh die Meldung das das Fahren nicht möglich sei, weil die Spannung nicht ausreichend sei, bei 191Km Restreichweite. Beim ersten Nachschauen funktionierten noch beide Bildschirme, so das ich dem Pannendienst von Tesla alles sagen konnte was angezeigt wird. Aussage der Pannenhilfe: es sieht so aus als wäre ein Relais von der Batterie defekt was KEINEN GARANTIEFALL darstellen würde, da nur die Antriebsmotoren und der Acku selbst darunter fallen würden.
Am Montag wird Mjölnir per ÖAMTC zum Servicecenter gebracht, da Tesla fürs Abschleppen bezahlt werden möchte.
Kaum hatte ich diese Hiobsbotschaft verdaut ging unsere Haustürklingel. Vor der Tür stand der Fahrer eines Golfs und zeigte auf seinen Wagen. Direkt dahinter stand Mjölnir, er hatte sich selbstständig gemacht und durch die leichte Abschüssigkeit des Parkplatzes, gottseidank ohne Schaden anzurichten, auf den Golf aufgefahren. Mit der freundlichen Hilfe von Passanten haben wir ihn zurückgeschoben und mit Keilen gesichert. Ich ins Auto um zu sehen was der Grund war, doch beide Bildschirme blieben schwarz. Jetzt mal im Ernst, stellt Euch vor ich hätte auf der Strasse geparkt und das Auto wäre in eine Fussgängerzone gerollt, oder gerast, je nach Gefälle.

Ich fahre nun seid 40 Jahren Auto und bin in der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal liegengeblieben oder sogar abgeschleppt worden. Meines Autos bis dato waren bei Erwerb mindestens 6 Jahre alt, was die Aussage im Servicecenter das ich ja ein altes Auto hätte impliziert das Teslas bitte nur bis zum Ablauf der Vollgarantie bewegt werden sollten, da danach alles alt ist und demzufolge in kürzester Zeit „verrecken“ wird.
Mein Vertrauen in die Zuverlässigkeit des Autos ist jedenfalls gegen null gesunken und ich überlege ernsthaft ihn nach der Reparatur zu verkaufen.
Ich benötige ein Auto auf das ich mich verlassen kann, wobei, ich kann mich beim Tesla auch verlassen, nämlich das im 4-8 Wochenrythmus irgendetwas den Geist aufgibt.
Ich mag mir gar nicht vorstellen wie die Terminvergabe aussehen wird wenn erstmal die ganzen Model 3 in die Jahre kommen, wenn es jetzt schon mindestens 2 Wochen braucht um einen zu ergattern.

Eigentlich dachte ich das mir das Aufzählen hier meine Wut ein wenig schmälert, doch das kann ich bisher nicht feststellen.
Vielleicht hilft es zumindest anderen bei ungewohnten Problemen, die ich hatte, zu wissen woran es liegen könnte.

So unterschiedlich können die Erfahrungen sein. Ich selbst habe ein fast ein Jahr älteres Auto als du. Ich bin noch nie liegen geblieben. Sämtliche Probleme konnten von Tesla bisher gelöst werden. Viele waren das nicht. DU getauscht, Batterie gewechselt, was ja bei den ‚alten‘ Modellen eine Zeit lang üblich war.

Ich denke, dein Auto benötigt eine gründliche Inspektion anstelle der punktuellen Reparaturen.

Gibt es in deiner Nähe einen Sachverständigen wie Ove Kröger, der das Auto auf Herz und Nieren untersuchen kann?

SO kann es doch nicht weiter gehen, da gebe ich dir recht. Das ist allerdings auch nicht der Normalfall. Wie du bestimmt gelesen hast, gibt es Model S mit einer Million km Laufleistung, die weniger Probleme haben, als deines.

was soll man dazu sagen. Natürlich können sich an einem Wagen mit 200k Kilometer Dinge ansammeln die wenn sie dann nacheinander eintreffen einen sehr negative Eindruck hinterlassen. Eventuell ist der Vorbesitzer 200k Kilometer ohne Probleme gefahren und hatte einen ganz anderen Eindruck. Wenn jetzt noch MCU Ausfall eine defekte Klima, defektes Luftfahrwerk, Laderausfall und ein paar weiter noralgische Punkte hinzukommen hast du wirklich Pech gehabt. Ändert dann aber auch nix daran das das Model S eigentlich ein zuverlässiges Langstreckenauto ist.

Um sicher zu gehen das kein Investitionsstau vorhanden ist würde ich den Vorschlag von cko beherzigen und ihn mal von unabhängiger Stelle untersuchen lassen.

Wo hast du das Fahrzeug gekauft? Privat, Händler, Tesla?

von Privat gekauft, und zu Ove fahren ist nicht mal eben so gemacht da ich in Österreich wohne. Die Historie habe ich vorliegen, da ist alles ordnungsgemäss erledigt worden, da war der Vorbesitzer sehr pingelig und hat diesbezüglich im Servicecenter einen „gewissen“ Ruf.

Ja, klingt nicht gut. Würde mich auch nerven. Hilfe gibt es aber nur bei einem wirklich erfahrenen Sachverständigen, sicher auch in Österreich. Klingt nach mehreren Problemherden. Viel Glück!

Ich meine wenn mal etwas kaputt geht ist das relativ normal, aber beim Tesla ist dann das ganze Auto tot, ohne die Möglichkeit zumindest zur Werkstatt auf eigener Achse fahren zu können. Ein Sachverständiger hilft da nur bedingt weiter da bisher alle Schäden keine Garantiefälle waren, wobei beim Massekabel noch ein paar Zweifel bestehen, da im Februar 2019 erst die 12V-Batterie ersetzt wurde und das Servicecenter das korrodierte Kabel hätte sehen müssen.

Bzgl Sachverständigem: at-zimmermann (auch hier im Forum vertreten) ist meine ich aus dem bayrischen. Ist definitiv näher als das Nordlicht Ove Kröger :wink:
Vielleicht bei dem mal anfragen?

wenn man berücksichtigt, dass der Wagen ja auch erheblich weniger gekostet hat, als ein Neuwagen, sollte so ein 5%-10%-iges Budget vom Kaufpreis für REPARATUREN einkalkuliert werden. Dass man einen Fehler manchmal erst beim dritten Versuch findet, ist auch normal. Das habe ich bei vielen Verbrennern auch schon erlebt.

Vielleicht mildert es die Wut ein bißchen, wenn man sich vergegenwärtigt, daß der Vergleich eines Tesla mit einem Auto schief ist. Ja, auch ein Tesla fährt, aber es ist imho ein Computer, der fährt. Und von Computern weiß man, daß sie hin und wieder Probleme machen, die nicht immer konsequent auftreten, sondern manchmal nach dem nächsten starten oder booten wie weggewischt sind. Und manchmal drei Starts später wieder da sind. :slight_smile:
Ich wünsche Dir, daß die Probleme ab sofort verschwinden und Du wieder Freude an Deinen BEV bekommst, canonier.
Der Tipp mit der gründlichen Inspektion ist sicher eine Überlegung wert.

Es geht mir vordergründig NICHT um die Reparaturkosten, das war mir klar das ich ein gewisses Budget einplanen muss bei einem Fahrzeug ohne Garantie. Mir geht es darum das ich im 8 Wochen-Rythmus für 1-4 Tage ohne Auto dastehe und jedesmal im Vollstress stehe alles zu organisieren, da ich Schichtarbeiter bin. Das ist die eigentlich untragbare Situation.

Das kann ich gut verstehen und würde mich auch sehr nerven.

Die Frage ist, war das nun eine unglückliche Sequenz die sich nun ausgelebt hat so dass du nun Ruhe hast?

Ja das ist immer stressig. Vor meinem Model S hatte ich eine 2015er Mercedes V-Klasse wo ich innert 2 Jahren 14x (!) ausserplanmässig zur Garage fahren musste. Von defekter Batterie bis defektem Steuergerät war alles dabei. Und das Ding hatte noch keine 50’000km runter. Man kann Glück oder Pech haben. Manchmal sind es Kleinigkeiten mit grosser Wirkung. Aber die Mehrheit ist sich sicher einig; das Model S ist ein grundsolides Fahrzeug.

Aber auch klar ist. An einem Fahrzeug in diese Preisklasse können sich auch Kleinigkeiten summieren und bei 200’000km Laufleistung ist die Wahrscheinlichkeit für solche Kleinigkeiten nun mal höher. Nun wünsche ich Dir einfach das Du lange Zeit Ruhe hast und viel Glück für die nächsten 200’000km.

BTW wenn der Tempomat ausfällt, stehen bleiben, Pippipause und anschließend sollte er wieder funktionieren. Vielleicht war auch einfach der Sensor verdreckt.

Jürgen Zimmermann (http://www.autoteile-zimmermann.de) hat sich auf Teslas spezialisiert und hat seine Werkstatt bei Landsberg am Lech. Okay, sind von dir ein paar Kilometer, vielleicht fährst du ja mal da der Gegend vorbei.

Oh wie sehr kann ich das nachfühlen. Als Lokführer habe ich mir einen Fiat Doblo neu gekauft. Schön gross, nagelneu mit 5 Jahren Garantie. Das perfekte Auto das mich zuverlässig zu jeder Zeit zur Arbeit bringt. 4 Jahre abbezahlen und anschliessend 6 Jahre auf einen Tesla sparen. Das war der Plan. Die Realität sah dann leider anders aus. Nach viereinhalb Jahren musste ich das Fahrzeug verkaufen. Es ist in der Zeit fünf mal liegen geblieben.

Nach einem halben Jahr sparen hatte ich natürlich nicht das Geld für einen Tesla zusammen. Daher musste ich einen gebrauchten kaufen den ich auch wieder finanziert habe (Das war nicht mein Plan, schliesslich wollte ich einen mit AP und Dual Motor). Glückliche Umstände haben dazu beigetragen, dass ich diese Finanzierung mittlerweile ab bezahlt habe.

Mein Tesla wurde im Dezember 2013 gebaut. Bis April hat er noch Garantie. Dem entsprechend sind bei mir noch keine Reparaturkosten aufgetreten. Die getauschte DU und die Batterie waren sowieso eingeplant, da die alten Fahrzeuge da ja urspünglich noch Probleme hatten.

Ich bin sehr gespannt wie viel von dem, was ich mir jetzt für ein neues Fahrzeug zusammen spare, ich für den aktuellen Tesla einsetzen muss um ihn in Schuss zu halten und zu pflegen. Ich habe ja mittlerweile etliche Retrofits machen lassen. Nichts davon war wirklich notwendig.

Liegen geblieben bin ich bisher noch nicht.

ich warte mal ab was das SC am Montag sagt, Eure aufmunternden Worte haben mich fast überzeugt Mjölnir noch eine Chance zu geben, irgendwann wird schon Schluss sein mit den Wehwehchen.

Ich glaube sogar, das Model S kann man fast ewig fahren, wenn man etwas in Pflege und Wartung investiert oder selber macht. Auch die Feststellbremse leidet nur an einer kleinen Dichtung, und wenn diese beizeiten gewechselt wird, würde die FSB wohl auch sehr viel länger halten. Das SC sagte mir mal, dass das Model S zu 98% aus Aluminium bestünde und daher Rost kein Thema wäre. Ich habe es dennoch mit Konservierung eingesprüht, als es auf der Hebebühne war. Die Bremsbeläge sollte man auch einmal im Jahr ausbauen und mit entsprechendem Schmiermittel wieder einsetzen, damit sie nicht festgehen. Dabei bin ich mit ca 25.000 km/Jahr nicht mal ein Vielfahrer…allerdings völlig ohne Reparaturen bislang…das wünsch ich dem TE nun auch !

Das klingt sehr vielversprechend, mir ist nur noch nicht klar wie ich die Elektrik warten und pflegen soll. Für April ist jedenfalls ein EMMC-Tausch bei Luckyluke geplant, falls unser Auto dann noch/wieder läuft. Die Bremsen trockne ich auf jeden Fall nach jeder Regenfahrt durch kurzes Anbremsen, einerseits damit die Scheiben keinen Flugrost ansetzen und andererseits damit die Zylinder nicht festgammeln.