Tesla musste Fahrzeugdaten an Ermittlungsbehörden herausgebe

Fefe schreibt:

Finde ich eine sehr gute Sache, Überwachung hin oder her.

Wer Mist baut, soll dafür auch gerade stehen. Gerade seitdem ich Kinder habe, hat sich da meine Meinung ziemlich geändert.

Hab den Artikel dazu gerade im Tagesspiegel gelesen:

tagesspiegel.de/berlin/ille … 33226.html

Solange die Daten per Gerichtsbeschluss legal beschlagnahmt wurden, halten sich meine Bauchschmerzen wegen Datenschutz in Grenzen. In wieweit Tesla die DSGVO beachtet, wäre ggf. zu prüfen, wenn das auch gegeben ist, hab ich da keine Bauchschmerzen.

Allerdings erscheint es mir fraglich, ob die Daten im Prozess einen großen Unterschied machen. Die gefährliche Raserei mit 197 km/h bei erlaubten 80 wurde ja vom Streifenwagen festgestellt und die Umstände, dass es offenbar ein Rennen mit einem Motorrad war, was aus der Angelegenheit eine mutmaßliche Straftat macht, wurde auch von der Streife beobachtet.

Die Feststellung auf Basis der Daten, dass der Teslafahrer, bevor er von der Streife ertappt wurde, noch 5% schneller fuhr, dürfte in das Urteil dagegen kaum beeinflussen.

Insofern haben die Daten von Tesla die Feststellungen der Streife bestätigt, aber wahrscheinlich keine Auswirkung auf das Strafmaß.

In sofern verstehe ich Fefes Kommentar zur Nützlichkeit der Daten nicht ganz. Aber ich verstehe Fefe sowieso gelegentlich nicht :wink:

Gruß Mathie

Ich würde schon gerne selbst entscheiden welche meiner Daten an Tesla gesendet werden und welche nicht. Kann ja gerne über das Tesla-Konto konfiguriert werden, damit ein Missbrauch des Fahrzeugs durch unbekannte Dritte trotzdem noch protokolliert wird. Aber grundsätzlich immer die Position zu funken, das mag in Deutschland funktionieren, in anderen Ländern wird dadurch die Freiheit Andersdenkender massiv eingeschränkt und das kann ich, beim besten Willen und trotz Kindern in meiner Familie, nicht positiv sehen.

Die Datenschutzhinweise von Tesla sind, gerade für ein US Unternehmen, am besseren Ende.

tesla.com/de_DE/about/legal … -statement

Dort wird untypisch sehr detailliert erklärt, welchen Daten, zB Geschwindigkeit, verarbeitet werden.

Werden die auch verarbeitet, wenn ich beim Daten senden alles auf Nein gestellt hab im Fahrzeug? Das ist für mich der entscheidende Punkt.

mE kannst Du es unterbinden

unter

Rechte und Wahlmöglichkeiten

Das Deaktivieren von Telematikprotokolldaten in Ihrem Fahrzeug.
Das Aktivieren oder Deaktivieren der Erhebung und Weitergabe von bestimmten Informationen, die weitergehende Funktionen in Ihrem Fahrzeug unterstützen.

fefe hat es doch ganz gut auf den Punkt gebracht:

Ja, es werden im allgemeinen von vielen Unternehmen viel zu viele Daten gesammelt.
Aber wenn es in diesem konkreten Beispiel hilft, dass der Fahrer von der Straße verschwindet, dann bin ich mehr als froh.

Die protokollierte Geschwindigkeit mag nicht viel höher sein, als die von den Beamten gemessene, aber das Protokoll zeigt hier bestimmt auch über welchen Zeitraum und welche Strecke die unverantwortliche Raserei ging. Das dürfte helfen, dass die Strafe entsprechend höher ausfällt. - Wenn auch bestimmt noch viel zu niedrig.

Das wäre optimal, das muss ich mir mal von Tesla bestätigen lassen, denn damit würde man allen Seiten gerecht werden.

@em.zwei:
„Auf diesen – im Gefolge der tödlichen Raserei auf dem Ku’damm vom Bundestag beschlossenen – Tatbestand stehen bis zu zwei Jahre Gefängnis und die Einziehung des in diesem Fall rund 100.000 Euro teuren Autos.“

Wenn der Richter nicht einknickt, dann gibt es durchaus die Möglichkeit hier hart durchzugreifen.

Stell einen Antrag auf Auskunft nach Art. 15 DSGVO. Aufgrund der Kenntnis, was sie in diesem Fall an Daten haben, kann man ja abgleichen.

Gerade solche Länder werden aber weiter an die Daten kommen. Nur ein Beispiel:
China will alle Fahrzeugdaten

+1

Davon gehe ich aus, obwohl ich Tesla auch zutraue im Affekt auf den Anruf der Sekretärin des Ordnungsamtes mit einem Dump aller deutschen Fahrzeugdaten zu reagieren.

Ein richterlicher Beschluss ist kaum eine Hürde in dem Fall. Vor 20 Jahren habe ich diese Diskussionen für den deutschen AOL Betreiber Bertelsmann geführt, das war enorm lustig :laughing:

OMG, 209 km/h und Rennen mit einem Motorrad! War aber bestimmt keine Hayabusa.

Ist aber auch sehr hoch angesetzt, so 80 km/h auf einer Stadtautobahn! Mit den inzwischen üblichen 60 km/h wäre doch die Straftat viel größer. Berlin ist halt sehr großzügig mit den Menschen dort. Bin mal gespannt, wie die IS-Rückkehrer wegen des Handyreparierens im Ausland belangt werden. Apple müßte eigentlich auch seine Großdaten zur Verfügung stellen, um den Kämpfern die Reparatur bestätigen zu können, oder?

Werden hier im Forum viele Beiträge mit Derailing-Kommentaren beglückt, oder habe ich einfach nur Pech gehabt?

Wenn diese Daten und die Position moderner Fahrzeuge schon so feinmaschig erfasst wird, wäre es doch sinnvoll sie präventiv zu nutzen und die Fahrzeuge selektiv abzuregeln. Ist natürlich noch etwas Zukunftsmusik, aber spätestens bein voll autonomen Fahren sicher Standard.

Im Grunde war das natürlich die ganze Zeit klar und ich habe mich mit dem Kauf meines Tesla bewusst damit abgefunden. Ich kann aber überhaupt nicht behaupten, dass ich damit glücklich bin, und ich kann auch nicht erkennen, inwiefern das ein „Gegenbeispiel“ zur Forderung nach Datensparsamkeit sein soll.

Wer dieses Forum aufmerksam liest, weiß, dass ich für Tempolimits und eine strenge Überwachung derselben bin, und dass ich auch Kinder habe. Dennoch finde ich es nicht richtig, dass diese Daten einfach abgerufen werden können, egal von wem. Der Grat zwischen „guter“ und „schlechter“ Nutzung solcher Daten ist sehr schmal und kann sich im Laufe der Zeit unmerklich oder – im Falle eines Regimewechsels – auch schlagartig verschieben. Es gibt nur einen einzigen wirksamen Schutz gegen Datenmissbrauch, und das ist Datensparsamkeit. Alles andere ist über kurz oder lang Augenwischerei.

Ein Rechtsstaat ist schön, so lange man ihn hat, aber er ist kein Naturgesetz sondern im Gegenteil eine recht fragile, menschengemachte Angelegenheit.

Data is a liability, not an asset“ ist immer noch mein Lieblingssatz zu diesem Thema.

Bei näherer Betrachtung ist dieses Ereignis sogar ein Gegenbeispiel für den behaupteten Nutzen der Datensammelei. In diesem konkreten Fall war der Gerichtsbeschluss zur Herausgabe gespeicherter Fahrzeugdaten nämlich vollkommen unnötig und hat nichts Wesentliches zur Feststellung oder Aufklärung der Straftat beigetragen. Der Tesla-Fahrer wurde mit konventionellen Methoden mit 197 km/h geblitzt, und ein Polizist konnte bezeugen, dass es sich nicht nur um zu schnelles Fahren, sondern um ein Straßenrennen handelte. Das ist doch eine traumhafte Aktenlage, was will man denn da noch mehr?

Ich kann mich noch erinnern als um 2002 herum mein damaliger Arbeitgeber zwecks besserer Termindisponierung erwägt hatte, GPS in die Firmenwagen (die auch privat genutzt wurden) einzubauen. Was war das für ein Aufschrei! Es wäre ja denkbar dass der Chef mitbekommt, dass ich mich gerade woanders bewerbe. Oder bis zwei Uhr Früh im Bordell war. Oder zum Aidstest bei der Aidshilfe bin. Und so weiter.

Viel später ist das eigentlich Gang und Gebe und ein Vorfall wie dieser ist durchaus bedenklich, Volker hat das mehr als gut ausgeführt. In einer coolen Verpackung (ein tolles Auto) lassen wir uns gerne eine 24/7 Überwachung gefallen.

Mich erinnert das an diesen Cartoon. Er ist aus 2006, ich bewundere wie der Cartoonzeichner das damals schon vorhergesehen hat.

rfid_cartoon_df20060116.jpg

Irgendwo hier schrub mal Jemand, bzw. es waren auch viele der Meinung, dass wenn man immer alles richtig macht … :mrgreen:

Ich sehe das nicht so, habe es aber beim Kauf vom Tesla auch geahnt und in Kauf genommen. Das passiert aber bei anderen Marken auch. Und wenn nicht übers Auto, dann übers Handy. Dein Bewegungsprofil lässt sich ja fast lückenlos verfolgen. Andererseits finde ich es ganz gut zu sehen wo meine Freundin gerade mit dem Auto ist und vor allem wie schnell sie fährt :mrgreen: Das ist der Luxus von heute. Ganz früher war es Geld, dann Zeit und nun Daten.

Solange Tesla die Daten nur auf richterlichen Beschluss herausgibt, habe ich persönlich kein Problem damit.
Ganz im Gegenteil: Immerhin können die Daten ja auch dazu genutzt werden, meine Unschuld zu beweisen.

Nach Ablauf einer bestimmten Zeitspanne werden die Fahrzeugdaten anonymisiert und können somit keinem speziellen Fahrzeug oder Fahrer mehr zugeordnet werden, sondern nur noch einer Fahrzeugkonfiguration (z. B. Model S, 2015, RWD, AP1, …).
Man kann als Fahrzeughalter jedoch bei Bedarf auch einen vollständigen Dump anfertigen lassen, der dann nicht abläuft, so dass man im Falle eines Falles (mit einem richterlichen Beschluss) auf diese fahrzeugbezogenen Daten zurückgreifen kann.
So hatte ich z. B. einen Dump anfertigen lassen, als mir ein LKW auf mein stehendes Model S aufgefahren war. Glücklicherweise brauchte ich diese Daten jedoch nicht, aber ich hätte sie im Falle eines Falles hervorragend nutzen können, um meine Unschuld zu beweisen.