Tesla in Osteuropa

Bitte beim Thema bleiben. Vermutete militärische Aktionen und Gegenaktionen gehören nicht dazu.

Respekt! Das ist mal ein Beweis der Reichweite! Wie lange hast du für die Strecke gebraucht?

google.de/maps/dir/Minsk,+Weißrussland/Białystok,+Polen/@53.3033477,25.2590112,8z/data=!4m13!4m12!1m5!1m1!1s0x46dbcfd35b1e6ad3:0xb61b853ddb570d9!2m2!1d27.5615244!2d53.9045398!1m5!1m1!1s0x471ffc048f41971d:0x72317dcc8bf07b2c!2m2!1d23.1688403!2d53.1324886

Keine Ahnung, da wir zahlreiche Zwischenstopps hatten und die Route nicht in einem Stück fuhren. Jedenfalls nicht so lange, dass es mir wie eine Qual vorgekommen wäre. Was wir an Zeit für Laden mehr brauchten, haben wir durch die nur 70-minütige Grenzabfertigung wieder eingespart.

Danke für den Bericht! Hast Du irgendeine Quelle für Infos über vorhandene oder geplante Ladeinfrastruktur in Belarus oder Russland - gerne auch auf Russisch?

OpenChargemap und GE haben da leider nicht allzuviele Daten.

Falls Du von Minsk noch weiter nach Osten fahren solltest, wäre ich an weiteren Infos zur Route sehr interessiert. Würde eigentlich gerne mal mit dem Auto nach Moskau fahren.

Die nächste Reise ist zwar schon mit Flugzeug und Leihwagen gebucht, aber vielleicht im nächsten Jahr…

Beste Grüße

Mathie

In Belarus will nach Berichten von 2013 Belorusneft ein Netz bauen - aber es dauerte dann ja schon bis 2015, bis die ersten 2 Schnelllader standen. In Minsk an der Belaruszentrale existiert neben der schon bestehenden AC-Säule bereits das Fundament für einen weiteren Schnelllader. Über neue Säulen von Belorusneft kannst du dich auf deren Website informieren. Da gibt es eine Karte mit allen Tankstellen des Unternehmens, und du kannst auch nach angebotenen Kraftstoffen/Services selektieren. Aufladen von Elektroautos steht ganz oben in der Auswahlliste.

Das Problem beim Ausbau dürfte das sehr schlechte Stromnetz sein. Die Weltbank führte Belarus vorletztes Jahr weltweit auf Platz 171 von 183 beim Thema Stromversorgung. Man rückte 2014 zwar einige Dutzend Plätze nach vorn - aber leicht dürfte es beim Bau von Schnellladern wohl dennoch nicht sein. Der Chef des Ladesäulenherstellers sagte mir, dass schon ein kleines Shoppingcenter neben dem Schnelllader in Minsk so große Spannungsschwankungen verursacht, das sie die Ladesoftware daraufhin anpassen mussten. Und die Säule steht neben einem garagengroßen Trafo.

Die vorhandene Infrastruktur in Minsk und auf der Route nach Litauen werden wir demnächst abfahren und die Infos bei GE nachtragen.

Richtung Moskau fahren wir nicht weiter. Wir würden dann aber ein Hotel in Smolensk mit Lademöglichkeit suchen. Bialystok-Minsk und Minsk-Smolensk sind mit je einer Ladung problemlos machbar, Smolensk-Moskau mit angepasster Fahrweise.

Bezugnehmend auf meinen Tesla Moment in Minsk haben wir heute ein wenig gegoogelt. Dass der Chefredakteur des Onlinemagazins Onliner.by schon letztes Jahr einen Tesla importierte, wussten wir - der wurde aber offenbar schon wieder verkauft. Der von mir gesehene weiße Tesla dürfte der hier sein.

Interessant auch, dass es eine aktive Carspotter-Szene in Minsk zu geben scheint, die Richtung Russland durchreisende Model S dokumentiert. :slight_smile:

Jetzt musst Du uns noch verraten was Dich veranlasst durchs tiefste Osteuropa zu fahren… reiner Ladesäulentourismus?

Ich mache Urlaub in einem schönen Land.

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Vorab noch ein paar Worte zu Belarus selbst - auch als Reaktion auf die Frage, was ich dort überhaupt mache und auf Franko30’ absurde Einwände: Die deutschen Medienberichte sind vollkommen einseitig und übertreiben die Situation im Land total. Ja, es ist eine Diktatur - aber wenn man nicht gerade politische Statements abgibt, zu Menschenversammlungen aufruft oder eine gut laufende, private Firma hat, dann merkt man vom politischen System nichts. Man muss sich hier nicht ängstlich oder bedroht fühlen - im Gegenteil. Als unpolitischer Tourist dürfte das Land sicherer sein als z.B. viele arabische Staaten. Hier wird niemand jahrelang ins Gefängnis gesteckt, weil im Profil der Schuhsohle eine Mariuana-Kippe klebte.

Und selbst wer sich politisch engagiert, wird nicht gleich wie in Saudi-Arabien fast zu Tode ausgepeitscht. Organisatoren politischer Kundgebungen werden erst einmal mit sanftem Druck wie verhältnismäßig geringen Bußgeldern darauf hingewiesen, dass das unerwünscht sei. Das ist nicht schön - aber wer in Frankfurt am Main an einer politischen, friedlichen Kundgebung gegen die Troika-Politik teilnimmt, wird auch in der prallen Sonne 12h ohne Toiletten, Wasser und Nahrung eingekesselt und dann mit Gewalt zur Personalienfeststellung gezerrt.

Das Land mit Sanktionen zu belegen und zu ignorieren, nur weil ein Diktatur seine Macht zuweilen zum Nachteil der Menschen ausnutzt, schadet am Ende 10 Mio Belarussen, die einfach nur an der wirtschaftlichen Entwicklung teil- und ein besseres Leben haben wollen. Sanktionen und Ignoranz ändern die Situation nicht, sie verschlimmern sie für die Menschen im Land nur. Stattdessen sollte im Gegenteil das Land aktiv besucht werden, damit die Menschen 1. die Chance haben, Devisen zu verdienen und 2. öfter Kontakt zu westlichen Gedanken, Wertvorstellungen und Ideen bekommen. Zu fragen wäre auch, weshalb Belarus total sanktioniert und ignoriert wird, gleichzeitig aber das deutlich repressivere Saudi-Arabien hofiert.

Und auch was den Entwicklungsstand angeht, ist es hier normal. Die großen Straßen sind in der Mehrheit von sehr guter Qualität - es gibt auch keine Dauerbaustellen wie in Deutschland. Erst wer in kleine Stichstraßen zu Dörfern fährt, muss sich auf Schlaglöcher gefasst machen. Die Städte sind sauberer als Berlin und Minsk unterscheidet sich bis auf die bessere Sauberkeit nicht großartig von deutschen Großstädten.

Hat man erst einmal das etwas komplizierte Visa- und Einreiseprozedere hinter sich gebracht, kann man als Tourist viele Annehmlichkeiten genießen. Die Restaurants sind viel günstiger als in Deutschland und dabei trotzdem genauso gut, die Hotels bei vergleichbarer Qualität zu deutschen Hotels ebenso. Taxis sind so billig, dass es günstiger ist als selbstfahren. Benzin interessiert hier sicher keinen, kostet aber kaum mehr als 70 Cent pro Liter. Strom 8-10 Cent. Parkplätze gibt es selbst in Minsk in der City zahlreich und immer kostenlos - ich konnte immer da vor der Tür parken, wo ich auch hinwollte und musste nicht erst einen Parkplatz suchen. Die Straßen sind merklich leerer als in Deutschland, Stau hatte ich nie. Bedingt durch die geringere Bevölkerungsdichte hat man außerhalb der Städte viel ruhige Natur. Totgefahrene Tiere sieht man fast nie - dafür zahllose an den Straßenrändern und auf den Feldern stehende Störche und Füchse. Nachts hat man noch die Chance, Sterne en masse zu sehen.

Ich wüsste also außer dem komplizierten Einreiseprocedere keinen Grund, hier nicht Urlaub zu machen. Schon um sich angesichts der einseitigen deutschen Medienberichterstattung ein eigenes Bild zu machen.

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In dieser Woche fuhren wir von Minsk aus Richtung Litauen, um die beiden von der staatlichen Erdölgesellschaft Belorusneft gebauten Schnelllader an der Autobahn/Schnellstraße zu testen.

Auf dem Weg wurden wir erst einmal von der Transportpolizei angehalten. Auf dem Weg von Baranovichi nach Minsk hatte unser Maut-Transponder nicht funktioniert. In deutschen Foren wurde empfohlen, den Empfänger unter dem Spiegel anzukleben, damit er Empfang hat. Beim Tesla klappte das nicht. Problem in Belarus: Wenn man das bemerkt, ist man schon unter der Mautbrücke durchgefahren. Und wer ohne funktionierenden Transponder unter der Mautbrücke durchfährt, ist Bußgeldpflichtig. Selbst dann, wenn man wie wir danach an einer Mautstelle anhält und das Nichtfunktionieren meldet. Beim Tesla muss man den Transponder direkt unterhalb der Dachkante ankleben.

Na jedenfalls wussten das die vier an einer völlig anderen Autobahn stehenden Transportpolizisten. Sie begrüßten uns schon mit der Nachricht, dass wir vier Tage zuvor ohne funktionierenden Transponder fuhren und das jetzt 100 Euro koste.

Da sie den angeklebten Transponder und den zweiten Halter unter dem Spiegel, unser aufgeladenes Guthaben und den Fakt sahen, dass wir den Transponder direkt hinter der Grenze kauften, waren sie aber sehr freundlich und gaben uns sogar Hinweise, wie wir die 100 Euro Bußgeld zurückbekämen. Über ein auf der Website abrufbares Formular (sogar auf englisch) kann man den Fall schildern, dann würden die Fotos der Mautbrücke kontrolliert und wenn da der Transponder zu sehen sei, gäbe es die 100 Euro zurück. Bezahlen kann man übrigens nur per Kreditkarte - Bargeld dürfen sie nicht annehmen. Auch eine Methode der Korruptionsprävention.

Meine Freundin war überzeugt, dass in Belarus niemand Tesla kenne und sich auch niemand dafür interessiere. Zu teuer sei das Auto und ohnehin könne man es gar nicht kaufen - weshalb sollte es also jemand kennen. Da sie mir immer wieder belarussische Online-Artikel zu Tesla zeigte, ließ mich anderes glauben. Und so kam es auch.

An der ersten Tankstelle mit Schnelllader angekommen, standen schon zwei Mitarbeiter der Tankstelle neben dem Auto. Die Mentalität der Belarussen in Bezug auf Elektroautos ist komplett anders als in Deutschland. In Deutschland erlebe ich öfter eher ablehnende bis skeptische oder gleichgültige Haltung (gerade auch von Tankstellen-Mitarbeitern), in Belarus natürliche Freude und offenes Interesse an einer objektiven Meinungsbildung über Elektroautos. An der Tankstelle freuten sich die Mitarbeiter sichtlich, dass den (kostenlosen) Schnelllader mal jemand benutze. Nacheinander kamen sie alle raus und schauten, fragten, machten Fotos. Dazu kamen noch einige Tankstellenkunden.

Ein Ukrainer (Tankstellenkunde) wusste sogar, dass es in seinem Land mehr Ladesäulen als in Polen gäbe und das Parlament trotz Krise bald ein Fördergesetz beschließen wird, das Elektroautos in der Ukraine merklich günstiger machen wird.

An der nächsten Tankstelle kam wieder ein Mitarbeiter raus, noch bevor wir ausgestiegen waren. Er rief gleich noch zwei Kollegen an, die wenige Minuten später mit dem Auto anrauschten, um den Tesla auch anzuschauen. Die ganzen glaube 45min der Ladung waren wir umringt von den fragenden Mitarbeitern, die auch immer wieder rauskamen, wenn gerade kein Kunde da war.

Belorusneft baute übrigens alle Säulen mit Dach zumindest über der Säule.

Wir konnten auch zwei Probefahrten durchführen, die sichtlich begeisterten. Ich denke, wir konnten ein positives Bild von Elektroautos und den Deutschen an sich vermitteln. Dazu muss ich erwähnen, dass laut meiner Freundin Fahrer von 100.000 Euro Autos in Belarus eher von zweifelhaftem Charakter sind und sich für gewöhnlich für deutlich bessere Menschen mit mehr Rechten halten als den Rest der Menschen. In einem Land, in dem ein Arzt 165 Euro im Monat verdient und in dem es Privateigentum an Unternehmen nur bedingt gibt, ist es auch schwierig, mit normaler Arbeit das Geld für so ein Auto zu verdienen. Umso größer dürfte der Kontrast zu uns gewesen sein, die wir den Menschen gern und umfassend alles am Auto erklärten und sogar zu Probefahrten einluden.

Auf den Straßen sind die Reaktionen auch zu 100% positiv. Vor allem junge Menschen kennen Tesla und reagieren merklich auf das Auto. Immer wieder grüßten uns junge Männer in den Dörfern oder machten Gesten der Anerkennung und Freude über das Auto.

Danke für deine intensive Auseinandersetzung mit der für uns ungewöhnlichen Situation und der persönlichen Darstellung :exclamation:

Danke für den informativen Bericht Teekay. Belaruss hatte ich so noch nicht auf dem Schirm für eine Reise.
Gruß Siggy

Wie lief/läuft eigentlich die ganze Onlineverbindung des Autos ? Konnten die Karten oft geladen werden und war Onlinemusik möglich ?

Grüße René

Bis zur polnisch-belarusisschen Grenze gibts Internet in guter Qualität. In Belarus gibts zwar guten Empfang, aber mangels von Tesla gebuchten Roamings keinen Internetzugang im Tesla. Schlimmer noch: Das Navignon hat auch keine Kartendaten für Belarus, so dass auch die Offline-Navigation ausfällt. Hier sollte Tesla wenigstens die Option von kostenpflichtigen Kartendownloads anbieten, immerhin gibts von Navignon selbst Karten bis zur russischen Grenze.

Und mit externem Mobilrouter/Mobiltelefon mit Internet Sharing über Wifi gibt’s auch keine Onlinekarte?

Doch, das klappt natürlich immer. Aber Routenplanung geht dann trotzdem nicht, denn die läuft über Navignon und blendet dann nur die Route in Google Maps ein.

Mir wurde jetzt übrigens eine CEE rot installiert und ich kann statt mit 6A einphasig mit 10A dreiphasig laden - und die Spannung ist sogar noch 5V höher als vorher bei 6A einphasig. Theoretisch ginge sogar 16A, kurz getestet - aber niemand hier weiß, mit wieviel A der ganze Hausanschluss abgesichert ist. Die Sicherung hinter dem Zähler hat 40A - aber auf dem Zähler selbst steht nur „10-20A“.

@Teekay: Dem interessanten Bericht zu Folge, nehme ich an, dass du oder deine Freundin fliessend russisch spricht, damit man besser in Kontakt kommt.
Leider habe ich von den russisch stämmigen in D In den letzten Jahren immer den Eindruck, dass man sich mit „Muskelmasse“ schützen muss. Ist der Eindruck falsch?
Gute Fahrt, Conni

Also ich hab bislang noch keine Situation erlebt, in der ich mich hätte verteidigen müssen oder in der der Fortgang des Kontakts zu einer Verteidigungssituation hätte führen können.

Abgesehen davon, dass einen hier jeder bis zum Platzen mit Essen vollstopfen will, wenn man irgendwo eingeladen wird. Wenn man satt ist und sich die Teller auf dem Tisch leeren, wird nochmal alles nachgelegt, bis es aussieht wie zu Beginn des Essens.

Die bedrohlichsten Situationen entstanden bisher in Läden, in denen die Verkäufer in praktisch allen Fällen ein Gesicht machen, als wäre es eine extreme Belastung für sie, irgendetwas verkaufen zu müssen. :slight_smile:

Selbst die Polizisten sind alle freundlich gewesen - selbst an dem Tag, an dem ich versehentlich mit abgelaufenem Visum im Zug saß (hatte bei der Beantragung des Visums nicht bedacht, dass der spät abends abfahrende Zug erst weit nach Mitternacht die Grenze passieren wird). Das gab eine etwas längere Kontrolle und ich musste währenddessen den Zug verlassen - das war alles - danach konnte ich mit dem selben Zug weiterfahren. Übrigens damals komplett ohne Russischkenntnisse und ohne Englischkenntnisse auf Seiten der Polizei. Möchte nicht wissen, was in Deutschland bei einem de facto unerlaubten Aufenthalt geschehen wäre.

Bis jetzt hat auch jeder Polizist länger über den Tesla als über Pässe, Visa, Zollformulare oder Mautzahlungen reden wollen. Inklusive der freundlichen Bitte, mal rein interessehalber den Frunk anschauen zu dürfen.

Im Übrigen sind Belarussen nicht Russen.

Aha, danke, wichtiger Hinweis. Wieder was dazugelernt.

Danke, hatten überlegt im nächsten Jahr durch alle Länder Europas zu fahren. habe noch mäßige Russischkenntnisse aus Urzeiten…
Durch die einseitige Berichterstattung in den hiesigen Medien wurde in den letzten Jahren sehr viel Angst geschürt. Aber scheinbar ist das Auto ein interessanter Botschafter, der Grenzen überwindet…

Viel Spaß weiterhin, Gruß Conni