viel ist passiert in den letzten >3 Jahren, und so habe ich mir auch nochmal meine Gedanken gemacht.
Hauptunterschiede:
HPC Dichte Mittlerweile gibt es nicht nur ein viel besseres SUC Netzwerk, sondern auch alle möglichen Drittanbieter (EnBW, Ionity, Fastnet,…). Daher gehe ich in meiner Berechnung davon aus dass es einen SuC gibt, sobald man einen braucht. Heute mag das noch nicht immer stimmen, perspektivisch (SuC Ausbau, Deutschlandnetz,…) wird es aber so sein.
Effizienz Das Model 3 ist sehr effizient, auch bei hohen Geschwindigkeiten. Daher lohnt es sich hier nochmal einen Blick zu riskieren.
Ladegeschwindigkeit Dank V3 SuC und neuen Akkus (insbesondere LFP) kann man heute einen Akku schneller als je zuvor wieder aufladen.
Daher stelle ich im folgenden meine eigenen Berechnungen vor. Als Annahme dazu dienen:
Fahrzeug: Als Beispiel nehme ich das Tesla Model 3 SR+ mit 55kWh LFP Akku
Ladekurve: Aus diversen Versuchen hat sich für mich folgendes Bild ergeben
Energieverbrauch: Im Certificate of Conformity steht der (idealisierte) Energieverbrauch als F=f0+f1v+f2v^2 (f0=149.92N, f1=0.6299Nh/km,f2=0.02482Nh^2/km^2)
Als freie Parameter bleiben die Reisegeschwindigkeit und der Ladehub. Angenommen wird das man immer bis 0% fährt und dann wieder lädt. Geladen wird jeweils ein delta SOC (dSOC), bei dSOC=40% wird der Akku also immer auf 0% entladen und dann wieder auf 40% geladen. Pro Ladevorgang werden 6 min für die Fahrt von der Autobahn zum SuC und zurück sowie zum an- und abstöpseln berechnet. Gefahren wird konstant bei der Reisegeschwindigkeit. Das ist also eine rein hypothetische Überlegung
Gestartet wird mit 100%, es wird immer auf dSOC aufgeladen, es sei denn man kann es bis ins Ziel schaffen, dann wird so aufgeladen dass man mit 10% ins Ziel kommt. Das Ziel lag im folgenden Beispiel bei 1000km.
Sehr interessante Auswertungen, vielen Dank dafür!
Ich finde solche Berechnungen interessant, um ein Gefühl für die Auswirkungen zu bekommen. In der Praxis wird man sich daran aber nicht präzise orientieren, da (zumindest in meinem Fall) das Ladeverhalten von einigen nicht vorhersehbaren Umständen abhängt. Die wären z.B.:
Wenn ich ein Verlangen nach Pause habe oder auf die Toilette muss, nutze ich die Zeit zum Laden.
Wenn ein Supercharger zu stark belegt ist, lade ich ggf. gar nicht oder nur kurz und fahre bis zum nächsten.
Wenn ich es eilig habe, weil ich auf einen Termin muss, lade ich auch mal nur 10 Minuten und dafür am Rückweg nochmal.
Wenn ich am Zielort eine Lademöglichkeit habe, lade ich evtl. gar nicht.
Und so weiter.
Was ich toll finde ist, dass die Supercharger-Dichte so hoch ist, dass man sein Fahr- und Ladeverhalten beliebig variieren kann, ohne sich Gedanken machen zu müssen.
Im Vergleich zum Model 3 SR+ sieht man dass das „Tuch“ in der vorderen Ecke deutlich weiter hoch geht. Das heißt bei hohen Geschwindigkeiten (=hoher Verbrauch) und hohen Ladehüben wird die Gesamtzeit deutlich länger. Begründet liegt das meiner Meinung nach in der langsameren Ladekurve im Vergleich zum „moderneren“ LFP Akku.
Das sieht man auch im Optimum, dies liegt bei diesem Model S bei 180 km/h und dSOC=40%, wobei auch dann noch 9,2h für die idealen 1000km benötigt werden, also eine gute Stunde länger als beim Model 3 SR+. Niedriger Verbrauch und schnelleres Laden schlagen in diesem Fall den fast 50% größeren Akku.
Wie @sub-xero schon sagte, meistens wiegen äußere Einflüsse deutlich stärker als die ideale Ladestrategie. Aber trotzdem finde ich es interessant zu wissen was für ein schnelles vorankommen der ideale Ansatz ist. Dann kann man sich die beste Strategie überlegen die mit den äußeren Umständen vereinbar ist.
Danke für die Analyse!
Das bestätigt ungefähr meine Erfahrungen mit der reduzierten Ladekurve beim S85. Auf einigen Autobahnen kann ich diese Strategie (180 km/h, 40% Ladehub) tatsächlich durchziehen, da es kaum Tempolimits und ausreichend SuCs gibt. Aber leider fehlt mir gerade im Nordosten noch hier und da ein Supercharger und mit der unfertigen A14 auch eine Autobahn.
Die Lücke auf der A2 bei Braunschweig wird zum Glück bald geschlossen sein, so dass der optimalen Reisegeschwindigkeit in Richtung Westen bald nur noch die häufigen Staus entgegen stehen.
Alles in allem etwas ernüchternd für 1000 km „nur“ etwa 6 Stunden zu fahren aber gut 3 Stunden zu laden.