Nun, dann mal inhaltlich ans Eingemacht:
Ausstattung: One-fits-all
An der Ausstattung gibt es nicht viel zu konfigurieren. Motor-/Akkuauswahl, Lackfarbe, Farbe des Innenraums, Felgengröße, Anhängerkupplung und Software. Wobei sich die Anhängerkupplung auch nachrüsten lässt. Kostet dann 1500€ statt 1350€, die Nachrüstung erfolgt meist über den mobilen Service, es kommt also jemand bei euch zuhause/auf der Arbeit vorbei und rüstet die AHK nach, ohne Aufpreis. Auch die Software lässt sich ohne Nachteile auch später kaufen (würde ich auch empfehlen).
Bleiben als wesentliche Auswahlthemen: Motor-/Akkuvariante, Außenfarbe und die Farbe des Innenraums. Die Grundausstattung ist bei den Motor-/Akkuvarianten nahezu identisch.
Ich möchte nachfolgend auf das Model Y in der Basisvariante (abgekürzt auch MY SR genannt, SR steht für Standard Range) und das Model Y mit der Maximalen Reichweite/Long Range (abgekürzt MY LR, LR steht für Long Range) eingehen. Ein Model Y Performance haben wir nie besessen, daher halte ich mich da zurück und wer sich für das Fahrzeug interessiert benötigt meist keinen Einstiegs-Guide :).
Wie bereits gesagt, nutzt Tesla eine one-fits-all Strategie. Alle Tesla Model Y besitzen (in allen Ausstattungsvarianten):
- Klimaautomatik vorne und hinten
- Sitzheizung und Lenkradheizung
- Panoramaglasdach
- elektrisch verstellbare Sitze und Lenkrad
- Wärmepumpe
- Elektrischen Kofferraum
- Frunk
- …
Es gibt noch viele weitere Ausstattungen, die ich hier nicht alle aufzählen kann/möchte. Stattdessen möchte ich auf die wirklich wichtigen Themen eingehen, die einen als Neukunden interessieren und die man vor dem Kauf wissen sollte.
Dazu eine Warnung: Bei vielen Themen handelt es sich dabei um meine persönliche Sichtweise. Ich schreibe dies auch, da es hier teilweise hitzige Debatten zu manchen Themen mit unterschiedlichen Standpunkten gibt. Insgesamt würde ich jedoch behaupten, dass ich einen relativ normalen Standpunkt vertrete: Tesla baut tolle Autos, vor allem für den dafür aufgerufenen Preis. Aber ich besitze nicht den fast schon religiösen Fanatismus alles toll zu finden, was Tesla anpackt. Kritik muss erlaubt sein und beugt späteren Enttäuschungen vor. Man muss aber auch nicht alles schlecht reden.
Motor und Akku: Standard Range (SR) vs. Long Range (LR)
Als Einsteiger in den Bereich der Elektromobilität neigt man als Kunde dazu, zur Sicherheit den großen Akku zu nehmen. Meine Freundin und ich fahren mittlerweile beide das Model Y Standard Range und ich bin ein großer Fan dieses Fahrzeugs, da es bzgl. Preis/Leistung schlichtweg unschlagbar ist. Es gibt aber dennoch Anwendungen, für die der Long Range sinnvoll sein kann. Gehen wir das Thema mal durch:
Kurz die Daten:
SR hat ca. 300PS und im Alltag ca. 300km Reichweite
LR hat ca. 430PS und im Alltag ca. 380km Reichweite
Anmerkung: Tesla wirbt beim LR mit 514PS. Diese hat das Fahrzeug aber nur, wenn man die Boost-Funktion kostenpflichtig freischaltet.
Siehe auch: Wie viele Pferdestärken hat das Model Y Long Range?
Im Alltag haben jedenfalls beide Fahrzeuge genug Leistung.
Die Ausstattungen zwischen dem SR und LR sind nahezu identisch. Genauere Details in diesem Thread: Unterschiede Model Y SR vs. LR. Dies ist ein Sonderfall beim Model Y in Europa. Beim Model 3 besitzt die SR Version beispielsweise nur eine abgespeckte Soundanlage. Und in den USA wurde das Model Y SR erst kürzlich leicht verschlechtert bzgl. der Ausstattung. Dies ist in Europa bisher nicht der Fall.
Der wichtigste Unterschied zwischen SR und LR liegt in der Akkutechnologie und der Leistung.
Das SR besitzt eine LFP-Batterie mit ca. 60 kWh. Diese sind relativ neu in Elektroautos. Für den Hersteller bieten sie den Vorteil, dass sie vergleichsweise günstig sind. Für den Endkunden, dass sie unheimlich robust sind, was die Ladezyklen angeht und man kann das Fahrzeug auch problemlos über einen längeren Zeitraum bei 100% Ladung stehen lassen. Tesla empfiehlt sogar, den Akku wöchentlich auf 100% zu laden, um der Kalibrierung zu helfen. Ich selbst lade das Auto maximal alle 1-2 Monate mal auf 100%, es ist also kein Kriterium, das überbewertet werden sollte.
Ein weiterer Vorteil sind die LFP Batterien von BYD, die seit kurzem im Model Y SR zum Einsatz kommen. Diese haben eine unglaublich hohe Ladegeschwindigkeit (unter 20 Minuten von 10-80%), laden auch bei Kälte noch extrem schnell und benötigen nur sehr wenig Energie zum Vorkonditionieren (also Vorheizen) des Akkus zum Schnellladen. Wir haben diese Batterien in unseren Y SR und man kriegt beim Schnellladen das Grinsen nicht aus dem Gesicht - auch wenn man vorher einen LR hatte.
Der LR besitzt dagegen eine klassische Li-Ion Batterie mit ca. 80kWh. Im Alltag sollte diese in einem Ladezustand zwischen 20 und 80% gehalten werden. Die hohen Ladegeschwindigkeiten lassen sich nur bei niedrigen Akkuständen erreichen. Der Akku wird schon ziemlich lange praktisch ohne Veränderung im MY LR verbaut und eine Technologieupgrade dürfte bald fällig sein.
Viel Text, ohne bei der Auswahl wirklich zu helfen, daher nach den technischen Informationen nun meine persönliche Meinung:
Es gibt Anwendungsszenarien in denen der LR Sinn macht. Wenn man bspw. die Leistung haben will. Sei es weil man Spaß daran hat, oder weil man häufig mit nem Anhänger/Wohnwagen unterwegs ist. Ist letzteres der Fall sind auch die 20kWh, die der LR zusätzlich hat, sehr nützlich.
Allgemein empfehle ich jedoch das Model Y SR mit BYD Akku. Die Reichweite ist absolut ausreichend, wir fahren damit häufig Langstrecke ohne irgendwelche Einschränkungen und das obwohl wir Laternenparker sind, also keine feste Lademöglichkeit zuhause haben. Der Akku ist robust und lädt unfassbar schnell. Meist muss man sich auf Langstrecke bei den Pausen sogar beeilen, da bei den Superchargern ab 5 Minuten nach der Vollladung Gebühren anfallen.Für die Beurteilung ob SR oder LR, empfiehlt sich die folgende Frage: Wie weit fahre ich üblicherweise, bis ich eine Pause brauche. Über 250 Kilometer? Dann könnte der LR die bessere Wahl sein, wenn man nicht gewillt ist sich umzustellen.
Ansonsten würde ich immer den SR empfehlen.
Zwei wichtige Hinweise noch zum SR:
Tesla verbaut seit kurzem auch wieder CATL LFP Batterien in Berlin statt der BYD LFP Batterien. Befindet sich an der 7. Stelle der Fahrzeug-VIN ein E, so besitzt das Fahrzeug eine BYD Batterie. Befindet sich an der 7. Stelle ein F, so ist es die CATL-Batterie. Der passende Thread dazu findet sich hier: Model Y RWD 2024 aus Grünheide wieder mit CATL Akku?. Auch die CATL-Batterien haben ihre Befürworter, da sie ca. 4kWh mehr Energie besitzen. Dafür ist die Ladegeschwindigkeit am Schnelllader etwas langsamer und es wird mehr Energie zum Vorkonditionieren der Batterie für den Schnelllader benötigt. Ist vor allem dann ein Thema, wenn man häufig auf Schnelllader angewiesen ist, da man zuhause keine Lademöglichkeit hat. Wir hatten früher in unseren Fahrzeugen auch die CATL Batterien und ich können nur zu den BYD Batterien raten.Es gibt Gerüchte dazu, dass die BYD-Batterie schneller degradieren soll. Dies scheint jedoch nicht wirklich der Fall zu sein, es wird lediglich bei der CATL-Batterie die anfängliche Degradation nicht angezeigt. Wen das Thema interessiert, für den gibt es in diesem Thread genauere Infos.
Technische Informationen zum Thema Motoren findet man hier:
Wiki Model 3 / Model Y - Motoren / Drive UnitsTechnische Informationen zum Thema Batterien findet man hier:
Wiki Akkuwiki - Model 3 / Model Y
Fahrerassistenzsysteme
Ein wirkliches heikles Thema bei Tesla, daher werde ich es etwas ausführlicher behandeln. Während Tesla allgemein aus den Medien für seine Arbeit am autonomen Fahren bekannt ist, sorgen die Fahrerassistenzsysteme hier im Forum oft für hitzige Debatten. Viele Neukunden sind enttäuscht angesichts dessen, was sie bisher von anderen Herstellern gewohnt waren und auch viele Bestandskunden haben einen Mix aus Resignation und Enttäuschung aufgrund des mangelnden Fortschritts bei manchen Themen.
Im Folgenden werde ich die wichtigsten Themen durchgehen. Falls man jedoch keine Lust hat so viel zu lesen, möchte ich gerne vorab meine persönliche Einschätzung zum Thema Fahrerassistenzsysteme bei Tesla äußern:
Verglichen mit den Fahrzeugen, die man in Deutschland als Mittelklasse bezeichnet, ist Tesla bestenfalls Durchschnitt. Nimmt man zur Mittelklasse auch noch die Oberklasse mit dazu, dürfte Tesla sich im unteren Drittel befinden. Das ist nicht schlimm und für den Preis auch vollkommen ok. Man sollte es nur wissen, damit man angesichts der Berichterstattung zum Thema „autonomes Fahren“ und Tesla nicht mit der falschen Erwartungshaltung herangeht und enttäuscht wird.
Tesla lässt seine Kunden durch häufige Updates die Entwicklung „miterleben“. Und Tesla hat zweifelsohne auch großes Potential, aber steht sich häufig genug auch schlicht selbst im Weg. Zudem ist zu erwähnen, dass Tesla die Entwicklung des autonomen Fahrens in den USA stark vorantriebt, in Europa ist aber das Gegenteil der Fall (ja, tatsächlich eine Rückentwicklung).
Einparksensorik
Ein leidiges Thema. Tesla hat 2022 angefangen die allgemein als Stand der Technik geltenden Ultraschallsensoren (USS) von den Fahrzeugen zu entfernen, bzw. die Fahrzeuge ohne diese Sensoren ausgeliefert. Die Parksensorik soll dann ausschließlich durch die bereits im Fahrzeug eingebauten Kameras erfolgen. Warum die Sensoren entfernt wurden, ist nicht wirklich klar. Zunächst schien es als Kosteneinsparmaßnahme. Tesla hat diese Sensoren aber mittlerweile auch von Model S und X entfernt. Zumal waren alle Fahrzeuge, die für den chinesischen Markt bestimmt waren, noch lange Zeit mit diesen Sensoren ausgestattet.
Nun, warum es ein leidiges Thema ist: Die ohne USS ausgelieferten Fahrzeuge hatten ca. ein Jahr lang gar keine Parksensorik. Es kam dann eine rudimentäre Parksensorik und im Dezember 2023 dann ein doch recht brauchbares System, welches ein 3D-Abbild der Umgebung anzeigt.Wer sich näher mit dem Thema beschäftigen möchte, bzw. die Debatte verfolgen will, wird hier fündig:
Tesla Vision statt Ultraschallsensoren (USS)
Ein gutes Video von Nico Pliquett zum aktuellen Stand gibt es unter nachfolgendem Link.
NEU: Tesla Vision Park Assist - 360-Kamera und USS waren gestern… (Weihnachtsupdate 2023)
An der Stelle vielleicht noch die Warnung, dass Nico sein Geld mit Tesla verdient (Besitzer von shop4tesla) und dazu neigt die Dinge bzgl. Tesla stellenweise sehr positiv zu sehen. Aber wie sich das Fahrzeug schlägt, kann man in dem Video ganz gut selbst sehen/beurteilen.Meine persönliche Meinung zu dem Thema:
Beide System haben Vor- und Nachteile, sowohl ein System basierend auf USS als auch die jetzt vorhandene rein kamerabasierte Lösung. So erkennen USS bspw. keine Bordsteinkanten. Kameras haben Probleme mit kleinen Hindernissen vor dem Fahrzeug. Ideal wäre eine Kombination aus beiden Systemen. Tesla ist jedoch leider kein Freund von Redundanz, daher muss man wohl mit dem leben, was man hier kriegt. Und nicht falsch verstehen, das ist mittlerweile ausreichend. Aber es würde besser gehen.
Regensensorik
Auch hier setzt Tesla auf ein rein kamerabasiertes System, während andere Hersteller üblicherweise einen expliziten Sensor nutzen. Das Ergebnis… naja…
Es gibt Leute, die mit der Regensensorik durchaus zufrieden sind. Viele (mich eingeschlossen) berichten jedoch von häufigem Trockenwischen oder kein Wischen/zu langsames Wischen bei starkem Regen und bei Gischt.Das Thema hat bei Tesla aus zwei Gründen einen besonderen Stellenwert:
- Man konnte den Scheibenwischer früher nicht komplett ausschalten, wenn man mit dem Autopiloten gefahren ist. Es musste die niedrigste Stufe oder halt eben die Automatik aktiviert sein. Ist dann sehr ärgerlich, wenn kein Regen vorhanden ist und das Fahrzeug meint, permanent wischen zu müssen. Durch das Weihnachtsupdate 2023 wurde das Problem entschärft, der Scheibenwischer lässt sich jetzt auch bei der Nutzung des Autopiloten vollständig abschalten.
- Teslas besitzen keinen eigenen Wischerhebel. Am linken Lenkstockhebel ist ein Knopf, der den Scheibenwischer einmalig betätigt. Wenn man diesen drückt, wird auch automatisch ein Auswahlmenü auf dem Display angezeigt, um die entsprechende Wischerstufe einzustellen. Ist allerdings nicht wirklich ergonomisch, bzw. lenkt schon ein gutes Stück von der Fahrt ab, insbesondere bei Regen ein kleines Element auf dem Display treffen zu müssen. Alternativ kann mittlerweile nach der Betätigung des Wischknopfes auch die entsprechende Wischstufe über das linke Scrollrad am Lenkrad verstellt werden. Lenkt deutlich weniger von der Fahrt ab, vergisst man aber gerne mal im Eifer des Gefechts.
Das Fehlen eines eigenen Wischerhebels ist wohl mit ein Grund, warum der Wischerautomatik bei Tesla eine solche Bedeutung zukommt.Wer sich weiter in das Thema einlesen will, findet hier den passenden Thread:
Regensensor und Scheibenwischerautomatik im Model 3 und Y (Teil 2)
Autopilot
Die Bezeichnung „Autopilot“ erweckt teilweise falsche Erwartungen, letztendlich handelt es sich um einen Abstandstempomaten (ACC) mit diversen Einstellmöglichkeiten, wie man es auch von anderen Herstellern kennt. Funktioniert eigentlich ganz gut, bremst bis in den Stillstand und fährt im Stau auch selbstständig wieder los.
Was allerdings stört, sind sogenannte Phantombremsungen. Dabei erkennt der Tesla entweder ein Verkehrsschild falsch, entnimmt falsche Geschwindigkeitsdaten aus einer Karte oder erkennt ein Hindernis, wo keines ist (bspw. Schatten durch eine Brücke über der Autobahn). Dabei ist unter einer Phantombremsung keine Vollbremsung zu verstehen, auch wenn mache dies hier im Forum so bezeichnen. Nach meinem Verständnis ist eine Vollbremsung eine so starke Bremsung, dass das ABS zum Einsatz kommt. Dies ist bei einer Phantombremsung nicht der Fall. Aber man erschreckt sich doch sehr, wenn man keine Bremsung erwartet und der Tesla auf der Autobahn plötzlich meint, das Tempo von 130 auf 40 reduzieren zu müssen.
Besonders ärgerlich ist das Thema, weil die Phantombremsung meist und zudem noch reproduzierbar durch falsch in einer Karte hinterlegte Geschwindigkeitsdaten erfolgt, auf die das Fahrzeug zurückgreift (an der Stelle war bspw. dann früher mal eine Baustelle).
Im Alltag gewöhnt man sich so halbwegs daran. Ich würde sagen, dass ich aktuell ca. alle 30km auf der Autobahn einen solchen Phantombremsung habe.
Da die Tempomatfunktion des Autopiloten sonst ziemlich zuverlässig funktioniert, gewöhnt man sich als Tesla-Fahrer an, den rechten Fuß bei einer Fahrt mit dem Autopiloten über dem Gaspedal schweben zu lassen, um ausreichend schnell reagieren zu können, wenn das Fahrzeug überraschend langsamer wird.Ziemlich nervig, ja. Und nicht gerade wenige wünschen sich einen simplen „dummen“ Tempomaten zurück. Es besteht aber Hoffnung, dass dieses Thema in Zukunft besser wird (und es war zugegebenermaßen auch schon mal deutlich schlimmer, als es aktuell ist).
Wen das Thema weiter interessiert, hier zwei passende Threads dazu:
Phantombremsung M3
Phantombremsungen Map Deutschland
Spurhalteassistent
Ein Thema, bei dem Tesla richtig gut ist. Ja, der Spurhalteassistent ist nicht perfekt. Aber in meinen Augen richtig gut und muss sich definitiv vor keinem anderen Hersteller verstecken.
Schildererkennung
Wer von einem deutschen Hersteller zu Tesla wechselt, wird nicht zufrieden sein. Ja, Tesla kann Schilder erkennen, aber teilweise sind diese nicht korrekt und noch viel öfter werden sie durch falsch in einer Karte hinterlegte Geschwindigkeitsdaten überschrieben, was dann auch ganz gerne mal „Phantombremsungen“ auslösen kann (siehe auch das Thema Autopilot). Kurz gesagt, es geht besser.
Informationen zu dem Thema finden sich hier:
Assistenzsysteme: Tempomat, Schildererkennung, AP, EAP, FSD usw (Teil 4)