Wir sind inzwischen wieder aus Sardinien zurück. Zugfahrzeug war das Model Y LR mit Eibachfedern, Spurverbreiterungen, 20 Zoll Induction Felgen und Crossclimate 2 Reifen, 3,1bar. Wohnwagen war der Eriba Touring 530 BJ 2020, Barum CP Reifen, 3,8bar. Gesamtgewicht ca. 4t., Strecke: Memmingen → Livorno, Livorno → Memmingen (jeweils via Brenner)
Hintergrund
Wir haben erst kürzlich unseren Knaus Boxstar verkauft mit dem wir fast ausschließlich Roadtrips gemacht haben - sprich: immer auf Achse, selten länger als 1 Tag am Stück am gleichen Ort, meistens freistehend oder auf Stellplätzen, selten Campingplatz. Die letzte Reise war ein 6000km Balkan-Roadtrip. Prinzipiell hat uns diese Art zu Reisen gefallen, wir hatten nur immer mehr das Gefühl überall nur vorbeizuhetzen und die schönen Orte nicht auskosten zu können. Einer der vielen Gründe warum wir uns entschlossen haben unsere Camping-Erfahrungen mit einem Wohnwagen fortzusetzen, war die gewonnene Flexibilität.
Eriba Touring
Für die erste Ausfahrt fiel die Wahl schnell auf den Eriba Touring. Die Platzverhältnisse sind vergleichbar mit einem Kastenwagen und seine kompakte/aerodynamische Form ist geradezu prädestiniert für E-Fahrzeuge. Für uns ist der 530er Touring auch der kleinstmögliche Wohnwagen, da uns ein Bett mit mindestens 2x1,4m sowie feste Wände wichtig sind (das Hubdach machen wir zum Schlafen zu). Unsere Meinung zu dem Touring bleibt nach der langen Reise aber zwiegespalten:
Pro:
- Verbrauch/Reichweite
- Design (ist sicher Geschmackssache, aber im Vergleich zum Touring sieht jeder andere Wohnwagen einfach langweilig aus)
- Werterhalt (dürfte konkurrenzlos gut sein)
- perfekte Belüftung durch Hubdach
Contra:
- unfassbar teuer für gebotene Ausstattung und billigen (wenn auch gut verarbeiteten) Möbelbau
- Platzverhältnisse sind nicht für jeden akzeptabel
Verbrauch (Werte jeweils laut Tesla-Anzeigen)
- Hinfahrt:
- Temperatur 10-13°C, überwiegend starker Regen, Wind?, Tempo fast durchgehend 82km/h, nie Windschatten, abends/nachts gefahren
- Verbrauch auf 750km: 28kwh/100km
- etwas enttäuschend, aber angesichts der schlechten Bedingungen verständlich
- Rückfahrt:
- Temperatur 23-28°C, sonnig, Tempo meist 88km/h mit LKW, rund 200km mit 95km/h ohne Windschatten, tagsüber gefahren
- Verbrauch auf 750km: 26kwh/100km
- Teilstrecken:
- 88km/h mit LKW: 24kwh/100km
- 95km/h solo: 28kwh/100km
- 110km/h solo: 36kwh/100km
- Fazit: super zufrieden, insbesondere der Verbrauch bei flotter Gangart war beeindruckend, die Rekuperation hat bestens funktioniert, bei sanftem One-Pedal-Fuß hat der Wohnwagen auch bergab kaum mitgebremst, selbst der Brenner ist im Durchschnittsverbrauch kaum aufgefallen.
Laden/Fahren
Wir mussten nur ein mal Abkoppeln: auf der Rückfahrt am 27.5. hatten wir nicht bedacht, dass am Brenner die Pfingst-Urlauber der Gegenrichtung am gleichen Ladepark laden. Es war die Hölle los… Ansonsten hat es immer auch so geklappt, insbesondere natürlich nachts… Gefahren sind wir fast ausschließlich mit Autopilot. Praktisch fehlerfrei und sehr ruhig.
Fazit:
Rein optisch sind wir in den Kleinen absolut verliebt. Ich hab auch noch nie soviel positives Feedback erlebt. Jeden Tag wurden wir mehrfach auf den schönen Touring angesprochen. Der Tesla als Zugfahrzeug war da (fast) Nebensache. Aber ich denke uns ist er einen Tick zu klein. Daher finde ich den Eriba Feeling einen superspannenden Kompromiss. Insbesondere als 470 oder 442. Am größenmäßig oberen Ende liebäugeln wir mit dem Sprite Cruzer, der durch seine 2,24m Aufbaubreite noch akzeptabel ist und uns von der Innenausstattung SEHR gefällt. Daher bin ich sehr happy dass hier im Forum beide vertreten sind und hoffe auf Berichte.
PS:
Meine Meinung zum Thema Wohnwagen-Größe und Elektroauto. Ich finde man muss nicht nur die persönlichen Präferenzen bedenken hinsichtlich Größe/Ausstattung, sondern auch das Reiseprofil. Wer in seinem Urlaub ein einziges Reiseziel hat, seinen Caravan dort hinzieht, dort ein paar Tage/Wochen verbringt und dann den Caravan nach Hause zieht - der sollte natürlich einfach den Caravan mitschleppen der ihm gefällt. Und wenn der 2,5m breit ist und 2,7m hoch, dann läd man halt ein bissel öfter. Je mehr das eigene Urlaubs-Profil in Richtung Roadtrip geht, desto weniger gibt es ein klar definiertes Reiseziel und desto eher wird der Caravan zur reinen Schlafstätte - die Effizienz wird aber umso wichtiger. Gerade in weniger touristischen Gebieten kann dann auch die Ladeinfrastruktur so schlecht sein, dass man die Strecken nur mit effizientem Caravan noch überbrücken kann. Ich persönlich sehe mich mehr in der Mitte und suche daher den Kompromiss auf Restkomfort und Reisetauglichkeit.