Also ich habe die Situation seit knapp 1 1/2 Jahren und 33tkm in Berlin. Im Großen und Ganzen geht das meist problemlos, mit gelegentlichem Stress muss man aber rechnen.
Mein Fahrprofil ist etwas anders, ich habe keinen fixen Arbeitsweg und fahre relativ wenig in der Stadt (kommt aber natürlich durchaus auch vor), mehr längere Strecken, viel im Umland, viel aber auch Langstrecken (eine „Langstrecke“ ist bei mir alles, wo ich unterwegs laden muss, also so ab 300km insgesamt). Dadurch lade ich typischerweise ungefähr 1x in der Woche zu Hause und den Rest unterwegs, entweder an Schnellladern auf Langstrecken oder am Ziel.
Aus meiner Erfahrung würde ich Dir in Deinem Fall schonmal zum LR raten.
Die Reichweitenunterschiede mögen auf dem Papier erstmal nicht so groß aussehen, weil man den LR im Alltag nur auf so 80% laden sollte und das „Standard“ Model 3 auf 100% laden kann, aber tagelang mit 100% rumstehen sollte man das auch nicht lassen und man kann das halt als Laternenparker wahnsinnig schlecht timen.
Und als Laternenparker ist - zumindest bei mir hier - Felxibilität durch nichts zu ersetzen.
Die Ladesituation hier bei mir ist an sich gut - ich habe 4 Ladesäulen im Umkreis von 300m und nochmal so viele im Umkreis von 500m (je zwei Ladepunkte) aber es gibt auch viele Elektroautos inzwischen und gerade in der Woche sind die Säulen tagsüber häufig alle voll, ich kann also nicht immer laden, wie ich will, zumindest nicht bequem.
Außerdem habe ich bei mir noch eine sehr angespannte Parksituation, es gibt Zeiten, wo es wirklich nervig ist, einen Parkplatz zu finden, in denen will ich ungern mein Auto von der Ladesäule weg umparken müssen.
Was in den letzten Monaten (seit dem neuen Bußgeldkatalog) deutlich besser geworden ist, ist das „Zuparken“ der Ladesäulen insbesondere durch Verbrenner. Könnte ich auch ein bisschen mitschuldig (
) dran sein, denn ich habe eine Zeit lang relativ häufig Falschparker da auch abschleppen lassen, die Polizei hier ist da inzwischen durchaus auch auf Zack. Wenn Leute das erstmal regelmäßig sehen, wie Falschparker da abgeschleppt werden, dann schreckt das offenbar doch etwas ab…
Ich würde mich an Deiner Stelle auch auf jeden Fall nach Lademöglichkeiten in der Nähe Deiner Arbeit und nach Schnellladern auf dem Weg umsehen. Wenn Du an einem vorbeikommst (muss ja nicht immer ein Supercharger sein) kannst Du idealerweise in kurzer Zeit mal schnell einen halben Akku voll laden oder so.
Für mich haben sich daher so ein paar Szenarien herausgestellt:
- Ich fahre den Wagen immer erstmal bis so 30% runter, dann lade ich, wenn es gerade günstig ist und eine Säule frei ist je nach meinen geplanten Fahrten in der nächsten Zeit auf 70-85%. Wenn ich nichts finde, kann ich dann immer auch noch eine Fahrt später laden.
- Ich lade wenn immer möglich am Ziel („steht er, dann lädt er“). Viele Leute erzählen immer, dass sie viel an Supermärkten etc. laden, das ist sicher ideal, ich habe leider keine, zu denen ich regelmäßig fahre und an denen man laden kann, aber ich fahre auch gezielt öffentliche Ladesäulen an meinen Zielen zum „Parken“ an, auch in Parkhäusern etc. Bei allem, wo man weniger als 4 Stunden und mehr als eine halbe Stunde an einem Ziel ist, kann man da ganz wunderbar ohne Aufwand Strom tanken.
- Ich verwende manchmal das Laden als „Parkpuffer“. Heute war so ein Fall, ich komme gerade vom Umparken zurück. Als ich mittags nach Hause kam, waren alle Parkplätze hier voll und viel Suchverkehr aber eine Ladesäule war frei, deshalb habe ich mich erstmal da dran gehängt, statt lange zu suchen. Jetzt vor ner halben Stunde war es wesentlich entspannter beim Umparken habe ich sofort einen Parkplatz gefunden. Ich lade aus dem Grund auch meist alltags nicht allzu hoch, dann habe ich auch nach kürzeren Strecken zumindest noch „Platz“ für eine Stunde Laden oder so. Letzteres würde ich bei Deinen 80-100km am Tag vermutlich nicht machen, auch mit 90% ruinierst Du Dir den Akku ja nicht gleich komplett.
- Ich achte bei Langstrecken darauf, nicht „mit dem letzten Elektron“ nach Hause zu kommen. Ein paarmal hatte ich das schon, dass ich spät abends mit unter 10% von der Langstrecke kam und nichts in der Nähe frei war, ich versuche jetzt eher mit mindestens 20% Restakku anzukommen, dass ich nicht unbedingt laden muss.
Also wie ich schon geschrieben habe: geht alles, man muss sich vor allem Flexibilität erhalten: großer Akku, nicht auf „möglichst selten“ sondern eher auf „möglichst, wenn es gut passt“ Laden gehen.
Kann aber natürlich bei Dir auch anders aussehen. Wenn Du „Deine“ Stamm-Ladesäule in der Nähe findest und die eigentlich auch immer frei ist, dann kannst Du das natürlich auch so timen, wie es für Deinen Ablauf ideal ist.
Für mich bedeutet das so aber, dass ich tatsächlich relativ selten Zusatzaufwand habe. Heut zB habe ich nochmal 5 Minuten umgeparkt, die hätte ich aber vermutlich ansonsten doppelt und dreifach mittags in die Parkplatzsuche investieren können.
Häufig wird auch die Parkplatzsuche an Zielen etwas einfacher. Ich steuere dann zB gezielt Ladesäulen an, bei denen mir 2 freie Ladepunkte in der EnBW-App angezeigt werden, da ist die Chance dann doch ganz gut, dass einer davon auch noch frei ist, wenn ich ankomme, und dann habe ich meinen Parkplatz und kann laden.
Man stellt daher so seine Fahrgewohnheiten etwas um, unbedingt mehr Zeit muss einen das dann aber eben nicht kosten.