LFP-Akku-Tausch bei 43.000 km

tl;dr: Mein 55er LFP zickt seit Februar, Akku wird jetzt auf Garantie getauscht.

Passiert wohl extrem selten, dass LFPs kaputt gehen. Model 3 SR+ 05/2021, das dürfte wohl einer der ganz frühen LFPs sein.

Die Symptome:

Das Fahrzeug hatte seit Februar unerklärliche Abfälle in der 100%-Reichweite (siehe auch hier), die sich selbst nach diversen Tiefschlaf-bei-unterschiedlichen-Ladeständen-Experimenten nicht erholt haben.

Die Chronolgie:

Januar 2023: Alles in Ordnung , 100%-Reichweite liegt bei 407 km, das ist lt. Teslafi Flottendurchschnitt, Akku hat 36.000 km.

Februar 2023: Erste 100%-Ladung mit nur noch 379 km. Akku hat 37.000 km.

März/April/Mai 2023: 100%-Reichweite erholt sich nicht mehr über 400km, sondern bleibt zwischen ca. 370 km und (selten) 393 km.

6. Juni 2023: Ich bringe das Fahrzeug ins SC. Mittlerweile 43.000 km. SC sagt, das Fahrzeug bräuchte einen „SOC reset“.

Hingebracht mit 369 km 100%-Reichweite hin, 2 Tage später abgeholt mit 272 km 100%-Reichweite.

Auf meine Rückfrage, ob das so in Ordnung sei, sagt der SC-Mitarbeiter wörtlich „technisch ist alles in Ordnung“ und dass sich das von selbst wieder fängt, ich solle das „im Fahralltag beobachten“.

Ich habe mich dann erst Mal etwas doof gefühlt, war sehr skeptisch und fand auch das generelle Service-Erlebnis nicht besonders prickelnd. Und das Fahrzeug in schlechterem Zustand zurück zu bekommen, als ich es hingebracht hatte… Außerdem eierte der Mitarbeiter mehr rum, als mir lieb war.

Zur Ehrenrettung des SC Hannover: Zwei andere Termine davor (zu wenig Kühlmittel, Tausch B-Säulen-Kamera) waren immer sehr professionell und es gab (außer an der Kommunikation) nichts auszusetzen.

In den nächsten Tagen ging die 100%-Reichweite des Fahrzeugs auch über mehrere Ladezyklen und Nacht-Tiefschlaf gerade mal auf ca. 300 km hoch.

Habe dann am 12.6. einen neuen Termin gemacht und das Fahrzeug heute (am 15.6.) wieder hin gebracht. Die Kommunikation vom SC in der App war wieder eher knapp „Haben Sie weitere USB-Sticks, Drittanbieter- Apps, etc in Benutzung?“ (übersetzt: „Sorgt vielleicht irgendwas dafür, dass ihr Auto nicht schlafen geht und deshalb das BMS nicht kalibrieren kann?“). Auf mein „nein, das Auto schläft regelmäßig, lange und gut“ kam dann nur noch „wir prüfen.“

Servicetermin heute:

Ich hatte mich mental echt schon massiv darauf vorbereitet, mit dem SC diskutieren zu müssen. Argumente zurechtgelegt usw. - schließlich hatte ich in der Vorgeschichte immer vermittelt bekommen, dass alles in Ordnung sei (und damit implizit, dass das Problem wohl eher bei mir liegt).

Um so erstaunter war ich, als mir der Service-Mensch im SC dann sagte „die neue Batterie kommt heute Nachmittag“. Wusste ich nichts davon, es gab zu dem Thema null Kommunikation. Statt mir bescheid zu geben, wurde der Batteietausch quasi in einem Nebensatz erwähnt.

Ich werde also wohl in ein paar Tagen mit einem neuen LFP-Akku vom Hof fahren.

Mein Fazit:

Während ich froh bin, dass das Problem jetzt endlich sauber diagnostiziert ist und offenbar auch gefixt wird, bleibt dann doch ein etwas schaler Nachgeschmack. Und der hat mit Kommunikation zu tun.

Ja ich verstehe, dass Akku-Geschichten tricky sind und dass Kunden oft nicht verstehen (und ja eigentlich auch nicht verstehen müssen), warum das BMS besonders beim LFP-Akku bestimmte Bedingungen braucht, um zu einer sauberen und plausiblen Kalibrierung zu kommen. Und ich gehe auch davon aus, dass es deshalb genügend Situationen gibt, in denen Kunden zu unrecht beunruhigt sind und wo die SC-Mitarbeiter dann einige Geduld brauchen.

Verstehe ich alles.

Trotzdem fand ich die Kommunikation beim ersten SC-Termin letzte Woche ehrlich gesagt daneben und ich kann nur vermuten, dass gerade aus irgendwelchen Gründen nur das B-Team da war.

Und auch diese Woche hätte ich zumindest einen kurzen Hinweis vorab erwartet, dass der Akku getauscht werden muss. Das hätte mir einigen Stress und viel Ungewissheit erspart.

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Ich korrigiere: mit einem generalüberholten LFP-Akku :wink:
Wäre mir zumindest neu, dass Tesla neue Akkus zum tauschen verwendet. Die sind bei den alten Model S immer alle refurbished gewesen. Kann natürlich bei LFP anders sein, aufgrund der Seltenheit des Tausches.

Aber das ist doch garkeine schlechte Service-Erfahrung, bin überrascht das das so schnell ging. Kommunikation mit Tesla ist immer schwierig, aber das lief ja noch okay.

Das ist auch der erste LFP Defekt den ich hier lese.

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Hast recht, könnte auch refurbished sein. Keine Ahnung, ob und wie Tesla das bei den LFPs macht. Sind ja glaube ich prismatische Zellen von CATL. Da könnten sie auch einzelne Klötze tauschen.

Und ja, ich konnte auch mit viel Google-Fu keinen anderen LFP-Tausch finden.

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Ja, bist vermutlich der erste, der einen LFP Akku tausch im Model 3 dokumentiert (mal von Unfallfahrzeugen abgesehen). Halt uns doch mal auf dem laufenden wie das Ganze ausgeht. Selbst aus dem China Blog (小特 - 首选特斯拉中文社区) ist mir kein LFP Akku tausch bekannt. :slight_smile:

Die ersten LFP Akkus wurden (meine ich) in Q2 2020 in China ausgeliefert, die ersten EU Model 3 Fahrzeuge mit dem LFP Akku sind aus Q4 2020.

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Was passiert eigentlich wenn die Akkus als Strukturelement fest verbaut werden?- wenn man einen Defekt am Akku hat?
Muss dann das ganze Auto getauscht werden?

Nein, der Akku kann bei Tesla normal (im Ganzen) getauscht werden, das Fahrzeug ist ohne Akku nur nicht „Crashsicher“.

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Dankeschön

Hier siehst du, wie es beim Y ausschaut:

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Da bist Du aber jetzt ein echter Vorreiter und alle sind auf die Rechnung gespannt. Auch wenn Du 0€ zahlen wirst.

Wäre klasse, wenn Du die Rechnungsdaten zeigen würdest :slightly_smiling_face:

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Yippie \o/ endlich mal die Nummer eins sein :smile:

Klar, werde berichten. Aktuell steht er in der Halle und das Service-Ticket sagt Dienstag.

Lt. Tesla-App ist der alte Akku noch drin. Vielleicht stehen sie ja alle nur staunend um die Ersatzbatterie, weil sie die noch nie in freier Wildbahn gesehen haben.

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Wie stehen denn die Chancen in so einem Fall ein 60er Pack zu bekommen?
Eher schlecht oder?

Das würde mich auch interessieren, mit wie viel Euronen so ein LFP Akku gerechnet wird. Aber zumindest schön, dass die Sache so schnell abgewickelt wird :+1:t3:

Ich würde mich nicht beschweren, falls sie mir einen 60er verbauen, aber damit rechne ich mal eher nicht.

Hängt an so vielen Faktoren.

Sind die Akkus Interface-kompatibel? (Weiß ich nicht. Da reicht schon eine mimimal andere Kühlschlauch-Geometrie und dann geht‘s nicht)

Gehen die 55er oft genug kaputt, dass sich das Generalüberholen überhaupt lohnt für Tesla? (da die offenbar super selten kaputt gehen, habe ich zumindest Hoffnung, einen neuen zu bekommen)

Falls sie einen 60er verbauen (z.B. aus Rationalisierungsgründen), würde der dann auf 55 gelockt sein, um keine falschen Anreize zu schaffen?

Achja, weiß jemand, ob‘s auf Tauschakku dann wieder volle 8 Jahre / 160.000 km Garantie gibt?

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Mein 10/2020 Model 3 SR+ liegt bei knapp über 20k km auf der Uhr kommt auch nicht mehr über 385km angezeigter Reichweite, wenn ich an AC langsam von ganz Unten auf Voll auflade.

Kannst du mal etwas mehr Infos geben was du dem SuC mitgeteilt hast, dass sie das mal messen und den SoC Reset machen? Ich halte das auch für einen relativ großen Abfall in der Zeit. Ich habe den Wagen letztes Jahr im November mit 13.000km auf der Uhr übernommen. Da wurde noch 398km bei 100% Ladung angezeigt.

Noch ein kleiner Nachtrag.
Ich habe laut BC einen Verbrauch von 135-145 Wh/km. Nach 280-300km ist der Akkustand aber schon auf 10% geschrumpft. Klar es geht auch über Standby und so etwas Energie verloren. Das erscheint mir gesamt aber dennoch zu viel was aus dem Akku fehlen soll. Wenn ich von 5 auf 100% lade und den Rest berechne komme ich auf 50 - 51kWh, die der Wagen angeblich aufgenommen hat. Der Wagen/ die App zeigen ja an wie viel Strom in den Akku geladen wurde.

die Werte sind normal, habe ich auch ca mit etwas über 50k km. Gleiches Modell, erster LFP

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Hier mein (in den letzten Monaten angelesenes) gefährliches Halbwissen dazu:

Reichweitenthemen sind komplex und was im Fahrzeug bei 100% SOC angezeigt wird, hängt vom Zustand des Akku und von der Kalibrierung des BMS ab. Diese findet automatisch statt. Je nach Akkutyp muss dazu das Fahrzeug einige Stunden (LFP) oder zumindest eine halbe Stunde (NCM/NCA) tief schlafen. Und das mehrfach und bei unterschiedlichen Ladeständen. Kann das Auto selten schlafen (z.B. durch Dauer-Sentry oder Apps, die es ständig wecken), oder wird es immer auf ähnlichem Ladestand gehalten, dann kann die Kalibrierung mit der Zeit driften, d.h. das BMS weiß dann nicht mehr genau, wo z.B. die untere Kapazitätsgrenze des Akkus liegt. Im Zweifel entscheidet das BMS dann konservativ, d.h. es verschiebt die Untergrenze nach oben, reduziert also die Kapazität. Beim LFP ist diese Drift entladekurvenbedingt ausgeprägter.

BMS kalibriert sich am saubersten, wenn das Fahrzeug bei unterschiedlichen Ladeständen über Nacht schlafen kann (Tipp, den ich irgendwo gelesen habe: LED-Lämpchen in den Zigarettenanzünder. Geht aus, wenn die Kiste schläft). Mal bei unter 5%, mal bei 98%, mal bei 30% usw.

Wenn dann die Reichweite immer noch deutlich unter dem Flottenschnitt bleibt, könnte was am Akku sein, dann würde ich mal Servicetermin machen.

Wichtig: kaputte LFPs sind offenbar extrem selten, die meisten geringere-Reichweite-Probleme dürften tatsächlich von BMS-Drift kommen.

Tesla habe ich durch mehrfaches wieder-auf-der-Matte-stehen letztendlich genügend Anlass gegeben, doch mal tiefer rein zu schauen. Anfangs haben sie mich da verständlicherweise gefühlt nicht ganz so ernst genommen. Durch Datensammeln (Hier: Teslafi, siehe Kurve ganz oben im Thread) und durch mehrfaches Nachhaken (d.h. Servicetermin machen, hinfahren, mit Daten wedeln) haben sie dann letztendlich doch mal tiefer reingeschaut.

Oder wie der Brite sagt:
The squeaky wheel gets the oil :wink:

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Die ersten M3 SR mit LFP Akku (und ohne Wärmepumpe) hatten bei Auslieferung eine angezeigte max Reichweite von 409km.
Du hast jetzt noch 385km.
Degradation 1-385/409=0,0586
→ knapp 6%

Das scheint mir ein ziemlich guter Wert zu sein.
Immerhin ist dein M3 über 2,5 Jahre alt.

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Exakt: Gleiches Modell bei mir M3SR55+P keine WP, schon 85TKM gelaufen, 380 bis 385
km werden noch bei 100% angezeigt; gestern gute 350 km damit gekommen, viel Stau - und Wärme mag der LFP sowieso - so was wie ein alter Golf mit 1,9 TDI aus 1996 - wie sagt man, ein „Eisenschwein“?:stuck_out_tongue_winking_eye: :rofl: :joy:

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Also vier mal so viel Laufleistung wie meiner. Ich komme mit Ach und Krach die 350 km weit, wenn ich hier durch die Orte fahre. Dass der LFP Wärme mag ist ja allseits bekannt. Ich hatte ihn neulich bei 31°C Außentemperatur am SuC hängen, weil ich auf meiner normalen Einkaufstour nach 20km doch noch mal laden musste. Der Wagen stand davor gut 1,5h in der prallen Sonne. Beschert hat mir das bei 15% SoC ganze 68kW Ladeleistung nach weitern 15km mit Vorheizen zum SuC. Die Zeit in der Sonne hätte die Temp schon gut in die Höhe drücken müssen.

Ich halte die ca 6% Degradation in gut 2,5 Jahren schon für recht hoch. Wenn ich das mit meinen vorherigen Elektroautos vergleiche ist der Verlust gerade zu erschreckend.
Die WLTP Reichweite wurde beim 55er LFP doch auch mal nach oben korrigiert bevor der 60kWh Akku kam. Daher sollte es noch mehr theoretische Reichweite sein die verloren ging.

@chrismarquardt mein Model 3 schläft regelmäßig und wahrscheinlich auch lang genug. Ich habe nichts außer der Tesla App laufen. Parken, auch über Nacht oder den halben Tag wenn ich arbeite steht der Wagen bei unterschiedlichsten SoC. Von 5 bis 100% ist alles dabei. Das ganze über Stunden.
Wie geschrieben komme ich trotz eines Verbrauchs unter dem angegebenen WLTP Wert nicht annähernd in die Nähe des Selbigen. Was der Wagen behauptet wie viel geladen wurde ist trotz, dass es die Angabe ist was im Akku landet, nicht ansatzweise nutzbar. Wenn ich mich so an die letzten Vollladungen erinnere ist der Wagen bei 41- 43 entnommenen kWh bin ich bei 8-10% SoC. Bei 41 kWh entnommen und 92% Verbrauch ist das auf eine nutzbare Kapazität von 51,X kWh im Neuzustand schon fast 10% Degradation, die mein Wagen hat.
Oft ist es so, dass ich schon nach entnommenen ca 38kWh laden muss, weil dann nur noch irgendwas 12-15% angezeigt werden. Ich habe gerne ein paar Elektronen mehr im Auto, weil es immer mal sein kann, dass ich aus familiären medizinischen Gründen 60 - 80km (eine Strecke) fahren muss und da keine Ladepause machen kann.

Da ich keine weiteren Tools als die Tesla App nutze weiß ich nicht wo der Flottendurchschnitt liegt.

Evtl mache ich mal ein Ticket beim SeC Hannover auf und unterhalte mich mit denen. Dein Wagen sollte dort ja bekannt sein. Vielleicht sehen sie ja ein ähnliches Verhalten bei meinem wie es bei dir war. Hannover sind zwar gut 350km von mir entfernt, aber zur ersten unverbindlichen Kontaktaufnahme sollte das gehen. Ich merke das auch nächste Woche mal im SeC FFM an, wenn ich wegen undichter Scheiben (müssen eingestellt werden) dort bin.

Ich würde das SC Hannover jetzt nicht unbedingt als besonders scharf auf Akku-Tausch bezeichnen. Ich habe schon mehrere Anläufe gebraucht, bis sie dann mal tiefer geschaut haben und den Fehler hatten. Die Initiative ging da immer von mir aus und es kam mir Anfangs schon gefühlt etwas Skepsis entgegen. Beim LFP-Akku aber auch verständlich.

Bei echten Akku-Problemen, die Du im Idealfall auch mit ein paar Daten belegen kannst, sollte da eigentlich jedes SC aktiv werden und zumindest mal remote eine Diagnose fahren. Dazu musst Du aus meiner Sicht keine 350km nach Hannover kommen.

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