Hi !
Ich finde den Thread hier gut…
Kann ja mal meine Erfahrungen schildern…
Also meine Frau und ich haben natürlich geschäftliche accounts - klar - dagegen kann man sich nicht wehren.
Wir haben Accounts bei Apple (ID). Das läßt sich mit iOS auch kaum vermeiden.
Für die wirklich wichtigen Dinge betreiben wir einen eigenen Server für mail, Kalender, Kontakte, files, chat ist auch möglich…eigene hardware im eigenen Betrieb auf eigenem Grund - mit leider allen Konsequenzen daraus - dem Betrieb.
Wir unterscheiden dann sehr genau bei der Kommunikation, was wir über welchen account machen.
Wir sind nicht bei YT, twitter, facebook, WhatsApp. Threema ist im Einsatz.
Problem:
Wenn Du einen eigenen mailserver betreibst mit fester IP über Provider hinter NAT, dann stellt sich heraus, dass das Internet weitaus weniger frei ist, als man glaubt. Outgoing müssen wir einen relay-server bei einem deutschen hoster einsetzen, weil die IPs, die man von seinem provider bekommt i.d.R. alle blacklisted sind und man damit zwar fein mails empfangen kann, aber beim Senden bleibt man überwiegend in den SPAM filtern dieser Welt kleben - das funktionierte für uns nicht verläßlich. Es ist schwer, wirklich der Herr oder die Frau über seine eigenen Daten zu sein oder zu bleiben.
Unseren eigenen Server betreiben wir erfolgreich seit 2011 - inkl. device management über profiles und provisioning in house. Die Endgeräte unserer Kinder (7 und 11) sind über profile so eingestellt, dass wir aktuell nur das erlauben, was wir aus Elternsicht altersgemäß für richtig erachten.
Mit meiner Tochter hatte ich schon wahnwitzige Wortgefechte und Auseinandersetzungen zum Thema facebook, WhatsApp und co. . Sie ist aber bereits soweit, zu verstehen, warum wir das - auch in ihrem Alter - nicht gut finden und den Weg der Verwendung über Verstehen nicht beschreiten wollen. Das funktioniert recht gut.
Das Problem: DIE ANDEREN !!!
Soziale Medien und deren Verwendung werden so gut wie gar nicht von der Masse der Menschen bewertet. Trefflich regt man sich über den Zensus auf um seine Meinung im Gleichen Moment über facebook und twitter zu teilen und es auch der WhatsApp Gruppe mitzuteilen.
Wenn man dort nicht mit macht, dann werden die Kinder der Eltern, die darüber nachdenken und sich anders verhalten, schnell stigmatisiert und zu Aussenseitern. Der von uns selbst erschaffene gesellschaftliche Druck zur Nutzung dieser Medien - der dadurch selbstkreierte Gruppendruck oder Massenzwang wird zum Problem.
Du willst wissen, was die Elternvertretung in der Klasse Deiner Tochter gerade macht > WhatsApp. Das Fußballspiel Deines Sohnes wurde abgesagt ? - hey stand doch auf facebook oder hast Du es nicht in der WhatsApp Gruppe gelesen ? Was bist Du denn für einer - und Du machst was mit Computern ?
Leute - was ich mir schon anhören mußte…
Neulich konnten wir uns aber erstmals (über die DSGVO) durchsetzen, dass die Bilder der Klassenfahrt NICHT auf WhatsApp geteilt werden. Wir haben einfach unser Einverständnis nicht erklärt, nachdem wir eine Weile dafür gekämpft hatten, DASS unser Einverständnis dazu notwendig wäre.
Als Eltern ist man auch immer in der Pflicht, für die Belange seiner Kinder einzutreten, denn die verstehen das alles erst weitaus später !
WIR sind es selbst, die die Probleme verursachen.
Je mehr das Individuum in der Gesellschaft untergeht, je weniger man sein Gegenüber respektiert und anerkennt, je weniger wir uns für den anderen interessieren - umso mehr kommt in uns der Wunsch hoch, doch selber die Dinge in die Hand zu nehmen, denn jetzt kann man es.
Friends and follower ersetzen echte Freunde und mit dem smartphone kann ich es umsetzen. Noch vor 10 Jahren mußte man echt Plan haben, im Internet das zu veranstalten und so frequentiert zu werden, wie uns das heute diese Plattformen per touch & swipe erlauben - GANZ KOSTENFREI - vordergründig.
Für mich endet das immer in einer Wertediskussion. Je eher ich weiß, wer ich bin und was ich kann - je eher mir das widerfährt, was ich mir selber wünsche, je weniger benötige ich die Bestätigung durch andere - von aussen.
Soziale Medien sind in vielen Bereichen einfach nur der Ersatz für das, was man nicht hat - oder zu wenig und es bleibt famos einfach, das zu bekommen, was man sich dort erhoft, auch wenn es nur der Schein ist.
Für mich - auch als Vater - bleibt das ein schwieriges Feld - oftmals mit kaum einem Verständnis auf der Gegenseite.
