Hallo zusammen,
ich würde gerne einmal über mein Tesla-(für mich)-Desaster berichten. Der Fall ist für mich mittlerweile abgeschlossen, etwa einen Monat her, sodass ich versuche möglichst Sachlich über meine Erfahrungen zu berichten.
06.03.2023:
Ein Tag vor meinem Geburtstag. Den wollten wir zusammen mit meiner Mutter bei ihr am Chiemsee, 700 km von zu Hause (Wuppertal), verbringen. Sollte die erste Langstrecke mit unserem Model Y LR aus 11/2022 werden. Vor dem Start der Fahrt hatte das Fahrzeug gerade einmal 2.500 km auf der Uhr.
Wir hatten noch eine Freundin dabei, die wir in Ingolstadt rauslassen wollten. Morgens um 7 ging es los und nach relativ viel Stau waren wir um 13:45 in Wertheim am ersten Supercharger. Da dieser recht voll war, entschieden wir uns nach 19kWh mit ~80kW weiter nach Geiselwind zum V3 zu fahren und machten uns wieder auf. Dort dann bis 90% geladen, sodass wir bis zum Chiemsee kommen sollten. Kurz in Ingolstadt von der Autobahn runter und die Freundin abgeliefert, Mutter angerufen, wann wir laut Navi da sein sollten und während der Auffahrt auf die Autobahn noch im Telefonat einen harten Ruck von hinten gespürt. Just in dem Moment ploppten mehrere Fehlermeldungen auf: „Heckmotor nicht verfügbar“, „Fahrzeug sicher abstellen“, „Fahrzeug schaltet ab“. Das alles natürlich gepaart mit dem typischen Fehlersound von Tesla im Sekundentakt. Noch in der Auffahrt wenige Meter hinter dem Kurvenscheitel kamen wir leider sehr gefährlich zum Stehen. Schalten in D oder R war nicht mehr möglich. Kilometerstand hier 3.006 km. Es war 17:25 Uhr
Überfordert mit der Gesamtsituation riefen wir über das Servicemenü die Notfallnummer von Tesla an. Dies war ein großer Fehler, doch dazu nachher mehr.
Tesla versprach uns in das nächste Service Center (München) schleppen zu lassen und uns ein Ersatzfahrzeug (Für drei tage) zur Verfügung zu stellen und wies uns an, die Polizei zu informieren. Dies hat meine Frau dann parallel zu meinem Gespräch mit Tesla getan. Nach dem Gespräch mit Tesla sollten wir dann hinter die Leitplanke und auf die Polizei warten. „Man würde sich melden, sobald es etwas neues gäbe.“ Die Polizei kam etwa 20 Minuten später, war sehr nett und fragte, ob das Auto bewegt werden könne, da es dort sehr schlecht stehe. Ich erzählte voriges, wollte es aber versuchen und konnte das Auto tatsächlich in D schalten. Fehlermeldungen waren jetzt: „Heckmotor nicht verfügbar“, „Steigung meiden, Geschwindigkeit auf 110km/h beschränkt“. Wir wurden dann von der Polizei bis zum Schutzstreifen eine Ausfahrt weiter begleitet und sollten dort auf den Abschlepper warten.
Zwischenzeitlich meldete sich Enterprise um uns einen Ersatzwagen zur Verfügung zu stellen. Dieser sollte uns gebracht werden, es stehe aber nur ein Fiat 500 Hybrid zur Verfügung. Auch der Abschleppdienst meldete sich und erfragte unsere genaue Position und sagte, dass er etwa eine halbe Stunde bräuchte. Ich versuchte zwischenzeitlich Tesla nochmals zu erreichen und wollte den Ersatzwagen / Loaner für die Zeit bis zur Reparatur zu klären, doch die Person am Telefon konnte mit meinem Fall nichts anfangen, da ich ja nichts neues aufgeben wolle. 2 Minuten später rief mich die EXAKT gleiche Person wieder an und wollte mich auf den neuen Stand bringen. Scheinbar ist ihr mein Fall plötzlich als Ticket zugespielt worden. Ende vom Lied: Ersatzwagen maximal 3 Tage, Loaner müsse ich mit dem SC klären.
Okay, wir kommen erstmal zum Ziel und im Zweifelsfall auch zwei Tage später mit dem Ersatzwagen zurück, immerhin. Abschlepper kam und hat uns erstmal 15km weiter auf einen Betriebshof gestellt. Von da aus sollte das Auto dann am nächsten Tag nach München gebracht werden. Enterprise kam wenige Minuten später und brachte uns den Fiat 500. Glücklicherweise hatten wir nur Gepäck für einen Tag dabei und haben alles in dem Auto untergebracht bekommen.
Keine 50 km später hatten wir dann auch noch einen Wildunfall, aber das tut hier nichts weiter zur Sache. Den Mietwagen konnten wir einen Tag später in Rosenheim anstandslos tauschen, Handling von Enterprise erstklassig. Wir sind dann um 23 Uhr sicher, völlig fertig am Chiemsee angekommen.
Am nächsten Tag versucht mit Tesla telefonisch Kontakt aufzunehmen, aussichtslos. Man wurde nur auf das SC verwiesen, welches natürlich 100km entfernt und nicht erreichbar war. Man könne ja einen Service Call über die App aufmachen. Frühester Termin in 2 Wochen, großartig.
Gegen Mittag meldete sich der Abschleppdienst und würde das Auto jetzt nach München bringen. Prima! Gegen 14 Uhr ist es dann dort angekommen und wurde auf den Hof gestellt.
Am 08.03. auf dem Rückweg sind wir im Service Center vorbei und wollten einmal mit dem SC über einen Loaner sprechen. Mitarbeiter von Tesla wimmelten uns ab und sagten, man müsse für Service auf die Klingel drücken und warten bis wer kommt… Nunja, dieses Ereignis hat komplett den Service von Tesla wiedergespiegelt: Nicht vorhanden! Eine halbe Stunde und 10x Klingeln später kam dann auch endlich jemand mit einem Laptop und hat zumindest einmal mit uns geredet. Loaner habe man nicht da, könnte man nichts machen. Zur Dauer könne man nichts sagen, Fahrtkosten zur Abholung oder Verbringung des Fahrzeugs ist mein Problem. Er würde sich aber melden, wenn ein Loaner frei würde, damit ich diesen (Aus Wuppertal) abholen könne. Ein Loaner über Düsseldorf oder Köln bereitzustellen sei nicht möglich. Aber, wir würden ganz oben auf der Liste stehen.
Völlig frustriert ging es dann ab nach Hause. Die Fahrt verlief ereignislos und mit Enterprise wurde die Abholung für den nächsten Tag bei uns zu Hause vereinbart. Wieder mal problemlos. Wir hatten nun kein Auto mehr, würden aber 80% unserer täglichen Fahrten schon irgendwie hinbekommen.
Nach 7 Tagen stand das Model Y noch immer unbewegt und undiagnostiziert bei Tesla in München. Nach 10 Tagen gab es dann endlich mal eine Diagnose: „Ein Teil am hinteren Motor müsse getauscht werden und die Wärmepumpe würde auf Verdacht getauscht werden.“ Vorraussichtliche Fertigstellung 06.04. 09:15!
Auf eine Rückfrage am 04.04., ob ich mir jetzt ein Zugticket und eine Übernachtung in München buchen solle, damit ich am 06.04. das Auto morgens abholen könne, kam nur zurück, dass man sich melden würde, wenn das Auto fertig sei. Ich entschied mich dann am Ostersamstag (08.04.) zu fahren und gegebenenfalls zu stornieren, da das Risiko sonst zu groß sei in München zu stecken, falls das Auto doch nicht fertig würde.
Turns out: richtige Entscheidung. Das Auto wurde zwar fertig, jedoch erst kurz vor Dienstschluss um 17:52. Da ich einen dringenden Termin um 19:00 Uhr hatte, wäre das komplett in die Hose gegangen. Achja: Was natürlich ausblieb war der Anruf, dass ein Loaner verfügbar wäre.
Am 08.04. ging es dann ereignislos mit dem ICE nach München und Mittags mit dem Tesla zurück, so der Plan. Nunja, alle Radkappen lagen im Kofferraum und eigentlich wollte ich sie drauf haben. Natürlich musste ich erst wieder zig mal klingeln und auf einen willigen Servicemitarbeiter warten. Drauf waren die Kappen, als das Auto da ankam, also sollten sie auch drauf sein, wenn ich das Auto abhole. Nach einer weiteren halben Stunde ging es dann also zurück. Die Fahrt verlief ereignislos und nach einem Monat hatten wir endlich wieder ein Auto.
Reparatur war okay, das kann ich nicht bemängeln, aber der Umgang mit dem Kunden ist absolut unterste Schublade.
Im Nachhinein weiß ich jetzt, dass ich den Tesla Service so niemals mehr beauftragen würde, denn der Schutzbrief in meiner KFZ-Versicherung hätte mir mind. eine Woche ein Fahrzeug bereitgestellt und mir mein Auto sogar bis nach Düsseldorf zum SC gebracht.
Ja, ich weiß inzwischen, dass Tesla keine Mobilitätsgarantie bietet. Dennoch finde ich es nahezu grenzend an unverschämt dann auch noch Zugticket und ggf. Hotel auf mich abzuwälzen.
Um das klarzustellen: Ich liebe dieses Auto und freue mich jeden Tag damit fahren zu können, aber der Service macht dieses Gesamtpaket echt problematisch. Ich weiß auch, dass solche Fehler bei Neufahrzeugen gar nicht unüblich sind und einfach auftreten können. Jemandem empfehlen einen Tesla zu kaufen kann ich mit dieser Erfahrung aber nur sehr schwer.