Hallo liebe Mitforisten,
es gibt ja immer wieder die Behauptung, das Stromnetz bricht zusammen, falls alle Leute in Deutschland um Punkt 16 Uhr Feierabend haben und um Punkt 16:29,5 Uhr (durchschn. Pendelzeit sind wohl 59 Minuten ) das Fahrzeug in die „Supercharging-Steckdose“ stecken, da sie nur kurz reingehen, sich duschen und dann 400-500km durch die Gegend fahren (weshalb das Auto direkt wieder voll sein muss).
Ok, genug der Absurditäten ;D
Mich fuchst grad die Idee, die Leistungsfähigkeit der beiden Liefersysteme zu vergleichen, da ich online dazu nicht allzuviel finden kann.
Kennt zufällig jemand die Antworten auf die Fragen:
Wie viel (Kilo-/Mega-/Giga-/Terra-/whatever-)Watt kann das deutsche Stromnetz zur Verfügung stellen?
Wie viel Sprit (Benzin/Diesel/Gas/whatever) kann das deutsche „Verbrennernetz“ zur Verfügung stellen?
Denn ich kann es mir beileibe nicht vorstellen, dass hocheffiziente Fortbewegung mit Elektromobilen, die von einem „AlwaysOn“-System mit Energie versorgt werden, schlechter ist als ein „Raffinierung -> Lastwagen -> Tankstellen“-System.
Kennt dazu jemand eine Studie oder einen Bericht wo das bereits verglichen wird?
(Ideal wäre der Wert der täglich lieferbaren Fahrkilometer durch das „Elektromobilitätsnetz“ und das „Verbrennernetz“)
Es gibt ca. 16.000 Tankstellen - rechnen wir mal mit 10 Säulen, 2min Tanken und 2min bezahlen (meistens ja nur eine Kasse !):
Macht bei 50Mio PKW pro Tankstelle 3100 Fahrzeuge - also eine Schlange von 30km.
Bei sagen wir mal 4min pro Fahrzeug dauert es also 206h oder ca. 8.6 Tage bis alle einmal durch sind
Schneller wenn 2 Kassen offen sind und zwischendurch muß 3mal der Tankwagen kommen.
„Täglich lieferbar“ setzt eine zeitlich und räumlich gleichverteilte Nutzung voraus, das dürfte in beiden Fällen schwierig sein.
Andere Frage wäre z.B.: Wie viele Supercharger braucht es entlang einer Autobahn (wenn alle elektrisch fahren):
Das hängt in erster Linie nicht von der Anzahl der in Deutschland gemeldeten PKW ab, sondern vom (maximalen) Durchsatz dieser Autobahn:
Bei 16.000 Fahrzeugen (das ist das Maximum was ich finden konnte) pro h und einem Verbrauch von ca. 18kw müssen auf 100km Strecke ca. 288.000kWh Strom pro Stunde nachgeladen werden können.
Also grob geschätzt: alle 20km müssen 400 Ladesäulen a 150kW stehen, bei 12.000km Autobahn also insgesamt 240.000 Säulen, mehr gibt die Straße eh nicht her.
16.000 Fahrzeuge die Stunde kommt mir viel vor.
Wenn die alle den Sicherheitsabstand einhalten oder nur leicht unterschreiten, dann kommt alle 50m ein neues Fahrzeug. Das wäre eine Strecke von 800 km oder eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 100 km/h bei 8 Spuren, also 4 in jede Richtung.
Außerdem hast du unten einen Rechenfehler:
Bei 288.000 kWh Strombedarf pro 100 km und einer Ladeleistung von 150 kW (abgesehen davon, dass das als Durchschnittsleistung zu hoch ist) brauchen wir bei 12.000 km Autobahn 230.400 Säulen insgesamt. (288.000 / 150 x 12.000 / 100)
Andersrum: Um die 288.000 kWh zu decken, bräuchte man knapp 2.000 Charger mit 150 kW Durchschnitt, also alle 20 km 400 Stück. Weitergerechnet dann 400 x 12.000 / 20 = 240.000
Der worst-case ist sicher Pfingsten BaWü+Bayern - da sind die BABs gefühlt von 12Uhr mittags 48h lang komplett dicht, allerdings dürfte der Durchsatz da auch keine 2000Fzg/h erreichen, es war ja Dauerstau (und bei geringeren Geschwindigkeiten ist der Verbrauch auch wieder geringer).
Tipp: nur so viel Ladestationen bauen, das der Durchsatz der Straße maximiert wird
Hier bekommt man einen groben Überblick über die Pipelines in Deutschland und den angrenzenden Ländern media.springernature.com/lw785/ … 1_HTML.gif
sowie zu den Raffineriekapazitäten (diese sind aufgrund deren Kuppelproduktionen immer auf den Rohstoff Rohöl bezogen, also so als wenn man die Autokapazität eines Herstellers z.B. anhand der von ihm eingebauten Reifen beurteilen würde).
Noch etwas zu den Pipelines:
die SPSE-Rohölpipeline geht bis zum Hafen in Marseille, das ist im Bild so nicht ersichtlich.
die RMR-Dieselpipeline bis zur Miro (ein Raffinerie-Joint Venture in Karlsruhe) ist für die Deckung des Dieselmangels bei uns im Süden zuständig (Europa importiert Diesel und exportiert seine Benzinüberschüsse, der Öffentlichkeit bekannt als „Rotterdamer Spotmarkt“-Preis). Allerdings wird darüber auch noch eine kleine Menge Rohbenzin (einige hunderttausend Tonnen Naphtha pro Jahr) für zwei chemische Anlagen in den Süden transportiert.
Noch ein Hinweis: Ich denke nur ein Bruchteil der Autofahrer auf der Autobahn sind auf einer Langstrecke unterwegs und benötigen einen Schnelllader. Einige könnten voll-geladen von Zuhause/Firma und/oder laden am Ziel. Wie hoch wohl dieser Anteil ist? Vielleicht 50%? Oder größer?