Gruss aus der Schweiz 2.0

Grüezi mittenand,

am 19. Dezember 2013 habe ich im noch jungfräulichen Forum mein erstes Model S vorgestellt, das ich im Sommer 2013 übernommen habe. Von Volker.Berlin wurde ich herzlich begrüsst. Damals gab’s noch einen Menschenauflauf, wenn ich mit dem MS parkte, SC ein Exoticum, Zukunft des e-Mobils sehr umstritten.

Knapp sieben Jahre später habe ich mit zwei MS (85 und 90D) knapp 300.000 km zurückgelegt und fahre seit Februar 2020 ein MX Raven long range, obwohl ich das Auto anfangs optisch scheusslich fand. Darum gab es auch zwischendurch einen Volvo X90 Hybrid; ich brauchte ein Auto mit Haken und der S kann das nicht. Doch nach 6 Monaten schwedisch-chinesischer Wertarbeit hatte ich keine Lust mehr ein zugegebenermassen wunderschönes Auto zu fahren, dessen Batterie nach 30 km leer ist ist und dann ein gedopter 2l Benziner 2.3 Tonnen schieben darf mit obszönen Verbräuchen, auch bei moderaten Schweizer Verhältnissen.

Nun steht der X da und wir haben uns inzwischen angefreundet auf 12.000 km in vier Monaten, auch wenn es mir manchmal schwerfällt. Gerne möchte ich meine Erfahrungen teilen und evtl. gibt es den einen oder anderen Hinweis. Vorweg: als „early adopter“ bin ich ein grosser Anhänger der Tesla Philosophie und betrachte mich und mein Auto als Teil eines wegweisenden Projektes; das, falls jemand meine Beurteilung als zu fundamental empfindet.

Der Verbrauch in den kühlen Monaten lag bisher bei ca. 220, ein akzeptabler Wert, ich gehe davon aus, im Jahresschnitt auf 200 zu kommen.

Verarbeitung im Vergleich zu den früheren MS tadellos, Features wie Gepäckraum Management etc. fehlt immer noch. Die Boardcomputer Angaben sind unverändert spärlich, Banalitäten wie Durchschnittsgeschwindigkeit etc. fehlen.

Das Batterie Management hat sich offensichtlich deutlich weiterentwickelt; der Schutz der Batterie steht im Vergleich zu meinen beiden MS deutlich im Vordergrund. Die Rekuperation bei kalten Aussentemperaturen ist quasi inexistent. Passfahrten bergab bedeuten Fuss auf der Bremse. Das ist zwar ein Schritt zurück in die Steinzeit, aber verständlich, vor dem Hintergrund, dass Tesla den Batterien offensichtlich noch mehr Augenmerk schenkt als bisher: Vorheizen, Vorkühlen etc. Aus Sicht Nutzer ist das ein Rückschritt (Fahrkomfort, Verbrauch), aus Sicht Batterie bedeutet es Schutz vor vorzeitigem Verschleiss.

Scheibenwischerautomatik
Diese Funktion ist beim X schlicht unbrauchbar, deswegen deaktiviert. Das Modell S hat hier hervorragend funktioniert.

Schildererkennung - Geschwindigkeit
Ich hatte verstanden, dass auch das Modell X über eine kameragestützte visuelle Wahrnehmung von Schildern verfügt. Dies funktioniert bei meinem Modell X zu 0 %. Bisher wurde kein einziges Schild, dass nicht in der Karte hinterlegt ist, erkannt. Das ist diametral zu den Erfahrungen mit dem Model S. Auch die Verknüpfung von Tempomat und Schildererkennung ist eher die seltene Aussnahme.

Autopilot
Der Autopilot ist eventuell besser als bei meinem letzten Model S mit AP1 in bestimmten Baustellensituationen (Das 2013 MS hatte nix, nicht mal ein Abstandsradar). Ansonsten nervt es mit regelmässigen Fehlfunktionen, mit Hinweisen auf mangelhafte Hardware Unterstützung. Insgesamt stelle ich keine Verbesserung fest zu meinem letzten MS 90D 2016. Mit AP zu navigieren ist ein Witz, Spurwechsel ein Geduldsspiel und die Anzeige eines empfohlenen Spurwechsels regelmässig unbrauchbar, warum soll ich auf der leeren Autobahn auf die dritte Spur wechseln oder hinter einem langsamen Fahrzeug nach rechts einscheren. Der grosse Unterschied ist jedoch eine Fehlfunktion. Mein Modell X bremst grundlos auf der Autobahn, auf der Landstrasse, bei Tag, bei Nacht urplötzlich und abrupt, vermutlich bis zum Stillstand, wenn ich nicht eingreifen würde. Dies hat mich mehrere Male auf der Autobahn in prekäre Situation gebracht, da der Hintermann kaum reagieren konnte. Nur durch manuellen Eingriff meinerseits, sprich „Vollgas“, konnte eine Kollision von hinten vermieden werden. Dieses Phänomen tritt auf bei Betrieb über Autopilot, aber auch bei Tempomat Betrieb. Das jeweilige Szenario ist nicht reproduzierbar, es gibt kein Muster, warum das passiert. Meine Frau, die bisher unser Teslas gerne gefahren hat, aktiviert keine Assistenzfunktionen mehr. Ihr ist das Risiko zu gross.

Türen - Falconwings
Die Türen sind spektakulär, der echte Nutzen sicherlich zu hinterfragen, eine gut gemachte Schiebetür wäre uncool, aber vermutlich praktischer. Doch das ist Geschmackssache. Keine Geschmackssache ist, dass die Türen eigentlich nie ganz öffnen und das auch noch unterschiedlich, das Anlernen georefernziert nicht funktioniert (er merkt sich keine Einstellungen). Bei geschätzten 90 % der Türöffnungen unter freiem Himmel kann beim Betätigen der Taste die Tür weiter geöffnet werden. Das ist lästig und gefährlich.

Fernlichtassistent
Bei Autobahnfahrten mit sichtbarem Gegenverkehr wird dieser nicht erkannt, ein Abblenden erfolgt nicht. Vorausfahrende Fahrzeuge werden spät erkannt, ein manuelles Ablenden ist auch hier erforderlich.

So, ansonsten ist das Auto trotz monströsem Gewicht und im Vergleich zu anderen Autos im SUV/Spacecar Segment geringerer Nutzbarkeit, sehr agil und insgesamt eine Wohltat.

Gruss vom Zürichsee
Dieter

Einen Gruss aus dem Thal!

Hallo Dieter

Danke für deine ausführliche Vorstellung und interessanten Erfahrungen.

Auch Gruss aus dem Thal :wink:

Elvis

Dieter, bist du so nett und ergänzt irgendwo das BJ deines X damit klar wird wie der Unterschied zu heutigen ist. Sonst denkt jeder der es liest du sprichst von einem aktuell neuen Model

Viele Grüsse
Eric

Danke für den Hinweis Eric,

es handellt sich um ein MX Long Range Februar 2020 (sollte eigentlich das aktuelle Modell sein).

Exakt: Bestellt Oktober 2019, Auslieferung 24. Januar 2020