Expresstrip nach Lappland

Im letzten Beitrag prognostizierte ich einen attraktiven Routenabschnitt entlang dem Vätternsee. Ich lag nicht falsch: Die Witterung bot mit einem attraktiven Sonnenuntergang eine zusätzlich romantisch gefärbte Atmosphäre.

Dank der Fahrassistenz des Tesla könnte man sich solch optische Genüssen abseits der Fahrtrichtung risikofreier als in anderen Fahrzeugen hingeben - oder sogar Fotos wie das Beispielhafte in voller Fahrt schießen.Solche farbigen Sonnenuntergänge sind in Skandinavien keine Seltenheit, eher alltäglich.

Die Fahrt auf den skandinavischen Autobahnen beherrscht der Tesla inzwischen so gut, dass er fast die gesamte Fahrt durch Schweden und Dänemark selbststeuernd unterwegs war. In Niedersachsen ist seit einigen Jahren das Fahren ab 17 erlaubt und soll jetzt auf noch jüngere Aspiranten als Fahren ab 16 ausgedehnt werden. Die Erfahrungen sind bisher ausgesprochen positiv. Voraussetzung für einen so jungen Mitmenschen ist neben dem Bestehen der Führerscheinprüfungen ein erfahrener erwachsener Autofahrer als Begleiter, dessen Flensburger Konto nicht mehr als 1 Punkt aufweist. Es ist also ein „Begleitetes Fahren“. Genau so mutet mich die Fahrassistenz des Tesla an: Als eigener Beifahrer hat man genug zu tun den eigentlichen Fahrer zu überwachen, anzuspornen oder gelegentlich auch zu helfen bzw. das Steuer zu übernehmen. Dennoch ist man gerade bei Nachtfahrten von den hohen Konzentrationserfordernissen des Vorausschauens entlastet und kann die Fahrt entspannter geniessen.

Dieser Bericht wurde nun nach der Rückkehr nach Hause verfasst - er wird dennoch nicht der Letzte sein. Erst einmal sei den geneigten Lesern ein guter Abend gewünscht: Heute geht es hier nicht mehr weiter

Keris

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Habe vielen Dank! Auch für Deine Bemerkung über das begleitende Fahren. Sehr guter Vergleich :slight_smile:

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Der Express steht wieder auf dem heimatlichen Hof.

Am 26. Juni gegen 10 Uhr war die Heimat in Niedersachsen wieder erreicht, 144,5 Stunden nach dem Start am 20.06. Vom 22.06 ca 04 Uhr bis zum 24.06 ca. 21 Uhr erfolgte ein stationärer Aufenthalt in Mittelfinnland. Die übrige Reisezeit betrug etwa 80 Stunden. Darin enthalten sind jeweils zwei Fährfahrten der Vogelfluglinie mit 20 Minuten bzw. 60 Minuten Dauer sowie eine Überfahrt von Turku nach Stockholm mit einer Dauer von 12 Stunden. Wird diese Fahrtzeit der Schiffe, in der der Tesla mitsamt Fahrer fremd bewegt wurde, von der Reisezeit subtrahiert verbleiben 65,34 Stunden Tesla-Fahrtzeit. Darin sind sämtliche Stops zum Laden sowie Schlaf-, Ruhe- und andere Pausen enthalten. Die gesamte in dieser Zeit mit dem Tesla auf eigener Achse zurück gelegte Fahrtstrecke beträgt laut „Tripmaster“ 4.185 Kilometer. Somit errechnet sich ein Stundenschnitt von 64 Km/h. Das bereits am Anfang der Berichte gesagte sei hier wiederholt: Es bestand kein Zeitdruck, es wurde nie ein Wecker oder anderes genutzt um Ruhepausen abzukürzen, es kamen mit Ausnahme einer gelegentlichen Tasse Kaffee keine Wachmacher oder Energiedrinks zum Einsatz: Die Lust am Fahren diktierte den Zeitplan.

Ohne die Lenkassistenz des Tesla wäre die vorstehende Auswertung deutlich anders ausgefallen. Eine Großteil der Strecke hat die Fahrassistenz unter der Aufsicht des Fahrers selbstständig zurück gelegt. Dieses „Begleitete Fahren“ lies die Tour für den Fahrer zu einem entspannenden Genuss werden, wobei dem „Fahrschüler“, dem Tesla, durchaus Hochachtung gezollt wird. Das Vertrauen in die Fahrkünste wuchs stetig, kritische Situationen oder gar Havarien gab es nicht. Für diese Tour durch mehrere Länder mit verschiedenen Fahrbahnmarkierungen haben sich die Fahrfähigkeiten als absolut praxistauglich erwiesen.

Der Tesla und ich sind über diese Tour echte Freunde geworden: So sehr dass ich schon geneigt war mit ihm zu reden, ihn gelegentlich zu kritisieren oder zu beruhigen, wenn er ängstliche Bremsversuche unternahm. Eben wie ein fortgeschrittener Fahranfänger.

Es hat Spass gemacht. Ich möchte dieses Auto nicht mehr missen - auch nicht für Reisen über große Entfernungen.

Ich werde mich nun wieder an normale Schlafenszeiten gewöhnen und wünsche allen Lesern eine gute Zeit

Keris

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Vielen Dank! Das liest sich sehr gut!

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Das Leben bietet oft Unvorhergesehenes - vielleicht mag ich auch sagen Unvorhersehbares? So spülte es vor einem Dreivierteljahr auch ungeplant einen Tesla auf unseren Hof - doch dies findet man an anderer Stelle erläutert:Tesla vom Lande (Niedersachsen NI)

Jetzt präsentierte es mir einen Anlass den Expresstrip zum Nordkapp zu wiederholen: Nicht komplett und verändert - doch signifikante Teile davon - nämlich den Rückweg via Schweden und Dänemark. Es gilt jetzt den Ort meines vorstehend beschriebenen finnischen Stops zur Begehung des Juhannus-Fests in Mittelfinnland in Kürze zu erreichen. Dieses Mal zum festen Termin und somit planbar, was sich als gar nicht so einfach zu realisieren heraus stellte da in der Hochsaison bereits Fährverbindungen ausgebucht sind. Das Risiko einer Warteliste oder eventuelle Ausweichrouten die weiter und damit zeitfressender wären kann wegen der festen Terminanforderung in Finnland nicht eingegangen werden: So wurde die Fähre von Kappelskär (Schweden/nordöstlich Stockholm) nach Naantali (Finnland, nahe Turku) verbindlich gebucht. Es gilt sie morgen zur Abfahrt um 21 Uhr 30 rechtzeitig zu erreichen - über 1.000 Km stehen noch davor. Die bewährte Route via beider Fähren der Vogelfluglinie wurde auch gebucht: Hier ist die Wahl der Abfahrten frei - wir hoffen dass wir eine frühzeitige Passage erreichen. Ich schreibe wir: In diesem Falle sind wir zu zweit, weswegen auch ein etwas normalerer 24-Stunden Rhythmus anzustreben ist…

So werden wir denn hoffentlich berichten können wie das morgige Rennen verläuft und ob wir die Fähre erreicht haben -

bis dahin wünsche ich allen Interessierten einen kühlen Kopf (bei hiesigen 33°C)

Keris

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Guten Morgen die Runde

  • inzwischen dürften sich nach einer in Deutschland tropischen Nacht die meisten Köpfe ermattet aus dem sommerlichen Lager erhoben haben.

Wir hingegen sind schon länger unterwegs: Um 5 Uhr 55 erfolgte die Abfahrt in Hamburg. 20° - ein sommerlicher Morgen bot uns freie Fahrt auf der A 1 Richtung Fehmarn. Selbst die Baustelle in Lübeck - chronische Staustufe - konnte flüssig passiert werden sodass der Fähranleger Puttgarden planmäßig um 7 Uhr 5 erreicht war: Rechtzeitig um die Abfahrt um 7 Uhr 15 zu erwischen.

An Bord ging es auf die Suche nach einem Frühstück - die Kantinenatmosphäre des Schnellimbiss lockte uns so früh am Morgen nicht - als Alternative wählten wir das Bordrestaurant das ein akzeptables Frühstücksbüffet in ruhigem Umfeld und mit guter Aussicht zum Preis von 18.50 Euro bot. Nicht unbedingt ein Schnäppchenpreis - doch die Ruhe war es uns wert. So gestärkt und frisch gemacht ging es nach 50 Minuten wieder hinunter ins Autodeck um passend zur Ankunft die Plätze eingenommen zu haben. Wir konnten zuvorkommend früh das Schiff verlassen und standen als eines der ersten Fahrzeuge an der dänischen Grenzkontrolle - um tatsächlich die Pässe vorzeigen zu müssen. Nun denn - offensichtlich sind wir noch nicht aktenkundig geworden und durften einreisen.

So sind wird denn jetzt am schon bekannten Supercharger in Köge eingetroffen und trinken (das Wort geniessen geht mir in einem Schnellimbiss amerikanischen Ursprungs doch etwas schwer durch die Tasten-) Kaffee, während der Tesla eifrig KW injiziert bekommt. Letztere sind hier sogar sonnigen Ursprungs: Der Charger trägt Solarpaneele auf dem Dach.

So weit läuft also alles nach Plan: Wir werden weiter berichten

allen interessierten Lesern wünsche ich einen kühlen Kopf und schönen Tag

Keris

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Der Nachmittagskaffee wird nun in Form von Eis genossen: Bei 33° in Ödeshög am Vätternsee in Mittelschweden eine verlockende Alternative. Die Landschaft passt zum Wetter: Gemeinsam erwecken sie eher den Eindruck einer Fahrt entlang der Küsste des Mittelmeers. Am Himmel Puffwölkchen wie von Kinderhand gemalt: Skandinavisches Traumwetter

650 Fahrtkilometer liegen bereits hinter uns: Bis zum Hafen von Kappelskär gilt es noch 350 Weitere zurück zu legen. Zudem haben wir zwei Fährfahrten mit rund Eineinviertel Stunden Fahrtzeit sowie zusätzlicher Wartezeit absolviert: Alles in bisher 10 Stunden. Bei diesen Temperaturen dauert auch das Laden eines Tesla länger: Nur gut 80 KW schafft die Kühlung. Wenn sich dann noch ein weiterer Tesla bei insgesamt 8 Chargern von denen 7 unbelegt sind ausgerechnet den Nachbarcharger neben unserem aussucht bricht die Ladeleistung auf 24 KW herunter: Ärgerlich. Die Nutzung der Charger mit der empfehlenswerten Berücksichtigung der bestehenden Leistungsteilung der A und B Ladesäulen sollte besser bekannt gemacht werden.

Wie schon vor vier Wochen sind die meisten Charger unbelegt - trotz Saison und verstärktem Autoverkehr. Das Fahren in Schweden ist dennoch angenehm und kann zumeist problemlos dem Tesla überlassen werden. So bleibt viel Zeit die Landschaft entlang der Autobahn zu geniessen, die wir nun wieder entern werden.

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Supercharger Lagan - Schweden

Etwas abseits der Autobahn findet sich der Supercharger Lagan. Die von zwei Fahnenmasten flankierte Einfahrt von der Strasse wirkt mit den aufgestellten Briefkästen eher wie eine Privateinfahrt. Dennoch ist der Tesla-Fahrer hier richtig: Der Sandweg führt nach 200 Metern in den Hof eines schwedischen Gutshofes, der zu einem gemütlichen Hotel umgestaltet wurde. Am hintersten Parkplatz stehen die Charger. Dennoch lohnt hier der Aufenthalt für ein gescheites Mittagslunch oder eine Kaffeepause in gediegener historischer Atmosphäre am Ufer eines Sees.


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Indianersommer (Ruska-aika) in Schweden bereits im Juli?
Diese Zeilen werden am 25./26.Juli 2018 verfasst: Mitten im skandinavischen Sommer. Allerdings auch mitten in einer riesigen Serie von Waldbränden, die ganz Schweden überziehen und zwischenzeitlich internationale Hilfe erfordert haben. So ist ein nagelneues Löschfahrzeug unseres Heimatortes Hoya mit einer Gruppe von 52 freiwilligen Feuerwehrleuten aus dem Landkreis Nienburg mit weiteren Fahrzeugen im Einsatz in Schweden. Wenn wir während unserer Fahrt aus dem Fenster blicken wundert uns die rasante Ausbreitung der Feuer nicht: Die Wälder zeigen Herbstfärbung, die Birken vertrocknen, das Nadelholz leidet unter der Trockenheit und die Landwirte haben nur wenig zu ernten. Dürre in einem Land, dem es sonst nicht an Wasser gebricht!

Für 21 Uhr 30 war die Abfahrt unserer Fähre in Kappelskär angekündigt, um 20 Uhr 30 sollte der Schalter zum Einchecken geschlossen werden. Um 20 Uhr 35 trafen wir endlich dort ein: Um bereits erwartet und freudig begrüßt zu werden: Wir mussten nur noch unsere Personalpapiere vorlegen dass wir wir sind - sämtliche Daten des Tickets waren bereits präsent und wir anhand der Autonummer identifiziert. Zügig ging es aufs Schiff, auch in eine geräumige Kabine und dann, noch vor dem Ablegen (des Schiffes) ans Buffett. Die gereichten und im Reisepreis inbegriffenen Speisen konnte man essen - die Menge war dafür unbegrenzt. Die Finnswan, mit der wir fuhren, ein Schiff der Finnlines (zu Grimaldi gehörig) ist eine LKW-Fähre, die auch ein paar PKW und Wohnmobile mitnimmt. Entsprechend ist das Klientel: Alle und alles recht robust. Die Wohnmobile erhielten auf dem Autodeck alle Stromanschluss - wir haben nicht gefragt, womöglich hätte auch der Tesla sein Kabel einstecken dürfen.

Warum war aber unsere Ankunft am Fähranleger zeitlich so knapp geworden?
Der Ertrag des Ladens während des Mittagessens war wegen eines bereits beschriebenen Mitladens eines weiteren Tesla an der gleichen Säule nur mäßig ausgefallen: So mussten wir vor Stockholm nach einer weiteren Ladestation Ausschau halten. Zunächst gerieten wir aber auf der Autobahn in einen Stau, weil Motorradfahrer auf der Bahn verunglückt waren. Nun wurde es zeitlich schon etwas knapper, doch hätte alles gut gepasst, wenn wir den Supercharger Tystberga südlich Stockholm gefunden hätten: Haben wir aber nicht! Nach mehreren Runden am Ziel der Routenführung durchs Dorf und Interview eines Tankwarts gaben wir auf und fuhren weiter nach Stockholm. Es würde nicht bis Kappleskär reichen: Also einen Umweg gewählt und den Charger Sollentuna nördlich Stockholm Richtung Sundsvall angesteuert. Dort 15 Minuten geladen und ab nach Kappelskär. Dir Strasse dorthin wird ausgebaut: Mit einigen Engstellen wo jeweils der Gegenverkehr Vorfahrt hatte. Entgegen kam natürlich gerade die gesamte Schiffsladung Fahrzeuge, sodass weitere Zeit wartend verbracht wurde. Zu guter Letzt klappte die Abfertigung noch und unser Puls beruhigte sich wieder: Siehe den Anfang dieses Berichts. Rund 1050 Kilometer standen auf dem Tripmaster - und am nächsten Morgen sind wir, 24 Stunden nach dem Start, in Finnland.

Dort geht es weiter - im nächsten Bericht.

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Tystberga? Der ist aus Westen nur über zurück auf der Strasse oder vorher raus und durch den Wald zu erreichen. Ist direkt an der Tankstellenausfahrt. Durch den Wald an die Rückseite ist das Tor bisher offen gewesen. Auf dem Rückweg ja kein Problem da man direkt Ausfahrt kann.
Gerne weiter berichten.

Gegen 14 Uhr sind wir an unserem Ziel im zentralen Seenfinnland eingetroffen: 1484 Kilometer zeigt der Tripmaster als Fahrtstrecke mit dem Tesla an. 32 Stunden Reisezeit, von denen rund 10 Stunden auf insgesamt 3 Schiffen verbracht wurden, sodass 22 Stunden effektive Fahrtzeit übrig bleiben, die mit Fahren, Laden und Pausieren einen Stundenschnitt von 67 Km/h ergeben: Nicht viel Differenz zu dem Stundenschnitt von 64 Km/h den ich allein vier Wochen zuvor erreicht hatte.

Heute morgen galt es nach der Ankunft zunächst den Supercharger Paimiera anzulaufen. Die 35 Kilometer bis dorthin sortierte sich das Navigationssystem des Tesla sehr mühsam, sodass wir die ersten 20 Km nach der Erinnerung ohne navigatorische Unterstützung zurück legen mussten. Unser Tesla wähnte sich immer noch in Schweden und bekam die finnischen GPS Satelliten nicht auf die Reihe. Eine ordentliche Ladung Strom für den Tesla und eine Mütze voll Schlaf für die Reisenden und es ging auf der Autobahn zunächst Richtung Helsinki, dann Richtung Lahti bis zum Supercharger Vierumäki. Dort ordentlich voll geladen und den Bauch voll geschlagen um gut gestärkt am Ziel anzukommen.

In Finnland wird recht konservativ Auto gefahren - Geschwindigkeitsvorschriften werden meist recht genau eingehalten. Bei der Zahl der Starenkästen vielleicht nicht verwunderlich, orientiert sich die Höhe eines in Finnland erhobenen Bussgeldes doch am Einkommen des Betroffenen. Zur Ermittlung der Höhe hat jeder Streifenwagen in Finnland eine Onlineschaltung zum Finanzamt und kann das jeweilige Einkommen dort sofort abfragen. Als die Sheriffs der Stadt Nokia zu Zeiten, als es den Konzern Nokia noch gab und es ihm wirtschaftlich gut ging, dessen Geschäftsführers wegen eines Geschwindigkeitsverstosses habhaft wurden musste dieser die Kleinigkeit von 136.000 Euro als Bussgeld zahlen. Die Haushaltskasse des Städtchens Nokia war saniert… Falls es den geneigten Leser in Finnland einmal entsprechend erwischen sollte mag er die finnischen Polizisten womöglich damit überraschen, dass gerade in seinem Beruf in Deutschland nur wahre Hungerlöhne gezahlt werden… - denn der finnische Draht reicht nicht bis zum deutschen Finanzamt und es bleibt den Polizisten nur den Betroffenen selbst zu fragen welche Einkünfte er erzielt.

Jeder Starenkasten wird in Finnland freundlicherweise durch ein Schild angekündigt: Dies erleichtert es doch erheblich annehmbare Fahrtzeiten auf den durchweg bestens ausgebauten und freien Strassen zu erzielen. Oder man überlässt dem Tesla das Fahren und geniesst die finnische Ruhe und die beruhigende Landschaft: Fahrturlaub im Urlaub.

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Der finnische Sommer ist gewaltig: In diesem Jahr besonders. Helsinki ist ohnehin nicht selten die europäische Hauptstadt mit den höchsten Mittagstemperaturen - entsprechend spielt sich das Leben dort im Sommer auf der Strasse ab. Die Felsen und Wasserflächen sorgen mit ihrer Wärmespeicherfunktion in Finnland dafür dass es nachts nur wenig abkühlt - wobei die Nächte im Sommer ohnehin nur sehr kurz währen. Um 11 Uhr vormittags sind jetzt schon wieder 29°: Der See bietet eine oft in Anspruch genommene Abkühlung.

Der Tesla lädt derweil beim freundlichen Bauern Strom: Die 16 A Steckdose an der Scheune liefert diesen zum üblichen finnischen Tarif von 4 €-ct pro kWh - hinzu kommt allerdings noch die Netzgebühr sodass der Endpreis um die 10 ct liegt. In Finnland ein echtes Argument auf Elektromobilität umzusteigen - nur ist der Strom atomaren Ursprungs. Zwei Atomkraftwerke sind in Betrieb, ein Drittes wird seit 10 Jahren nicht fertig. Die Finnen vertrauen dabei auf russische Technik: Bei dem vorherrschendem Westwind wären die Russen die ersten die von einer atomaren Havarie Finnlands getroffen werden würden und haben deshalb ein vitales Eigeninteresse dass die finnischen Anlagen sicher funktionieren.

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Der Tripmaster dieser Tour zeigt 1940 Gesamtkilometer Tesla-Fahrtstrecke: Die ersten 500 Km der Rückfahrt sind absolviert und wir geniessen noch einmal finnischen Kaffee in der ABC-Station Paimio, während der Tesla lädt. ABC ist eine finnische Raststättenkette die jeweils einen Supermarkt, Tankstelle, Café (Finnisch: Baari) und Restaurant bietet. Alles zu akzeptablen Preisen, nicht auf deutschen Autobahnraststättennieveau. Dazu gibt es immer freies Internet mit hohen Geschwindigkeiten, wie übrigens auch das mobile Telefon- und Datennetz in Finnland deutlich besser als in Deutschland ausgebaut ist. In diesem Bereich war Finnland schon immer weit vorn: Kein Zufall dass der vormalige Nokia Konzern seinen Sitz und Ursprung dort hat.

Es ist Sonntag Abend, es herrschen draußen 30° und wir befinden uns 40-50 Km vor dem Ziel, dem Hafen von Naantali, wo unsere Fähre nach Schweden um 22 Uhr 30 ablegen soll. Eine Staubschicht hat sich stellenweise auf den Tesla gelegt - geeignet um die Strömungsverhältnisse entlang der Karosserie sichtbar zu machen. Es ist Staub der Strasse, der finnischen Landstrasse. In der Tat, es gibt sie hier noch: Gut gepflegte Sandstrassen. Der Belag besteht aus einem festen Sand/Schottergemisch, das mit einem Verfestiger versehen ist. Regelmässig werden solche Strassen gehobelt, um entstandene Schlaglöcher, Spurrillen oder vor allem „Wellblech“ zu beseitigen. Das „Wellblech“ ist ein Phänomen, dass sich nicht selten bei solchem Belag zeigt: Entsprechend den vom Dachdecker bekannten Wellblechplatten bilden sich Riffel in gleichmäßigem Abstand auf den Strassen, die das langsame Fahren sehr unschön gestalten. Oft kann man mit 80 oder 90 Stundenkilometern die Auswirkungen eines solchen Strassenzustandes erheblich reduzieren. Ohnehin kann man auf solcherart gepflegten finnischen Strassen entsprechende Geschwindigkeiten fahren: Auch schneller, wer es mag. Zu beachten sind dabei die auf der Strasse liegenden Steinchen, die dem Namen „Rollsplitt“ seine Berechtigung verleihen und in Kurven oder einfachen Lenkbewegungen entsprechende Auswirkungen wie Glätte zeitigen. In einer zu schnell angegangenen Kurve fordert die Physik ihren Tribut, solches auch beim schweren Tesla, und trägt das Fahrzeug aus der Kurve hinaus. Wer sich an Walter Röhrl ein Beispiel nimmt und das Driften beherrscht wird auf solchen Strassen viel Freude haben: Auch mit dem Tesla.

Wie überhaupt das Model S das beste Winterfahrzeug ist, dass ein Finne, den wir an einem Supercharger trafen und der beruflich viel mit dem Pkw unterwegs ist, seiner Einschätzung nach je besaß. Obwohl in Finnland Spikes erlaubt sind und die Strassen im Winter nicht mit Salz gestreut werden und oft eine glatte, fest gefahrene Schneedecke aufweisen. Sein Urteil deckt sich mit unserer eigenen Einschätzung, die wir beim vergangenen Wintereinbruch tätigten. Wir waren oft das erste Fahrzeug das die dritte (Überhol-)Spur auf der Autobahn befuhr und waren dabei wohl doppelt so schnell wie die anderen Fahrzeuge unterwegs, hatten aber dennoch den kürzeren Bremsweg. Waren es die Winterreifen die wir gerade vorher hatten aufziehen lassen, waren es die typischen Fahreigenschaften des Model S? Das Gesamtpaket zumindest erscheint uns schwer schlagbar: Wir würden mit diesem Tesla und diesen Reifen, ohne Spikes, angstfrei durch den skandinavischen Winter fahren.

Nun aber ist Hochsommer, wir schalten via Tesla-APP nun besser die Klimaanlage an um die Weiterfahrt nicht in einer „Sauna“ beginnen zu müssen und bereiten uns auf den Abschied von Finnland vor. Die Abschiedssauna, die wir im Fahrzeug vermeiden möchten, gab es gestern im großen Rahmen an einem finnischen See in Form der Rauchsauna, zu diesem Thema später noch einige weitere Gedanken und Beobachtungen.

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Keris , Danke für Deinen schönen Reisebericht, ich habe immer brav mitgelesen wollte aber nicht stören. :wink:
LGH

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Unsere Fähre, die Finnfellow, traf gleich nach unserer Ankunft im Hafen Naantali ein und wurde entladen, während wir eingedenk der erwarteten Qualität des im Schiff gereichten Abendmahls aus dem Kofferraum des Tesla einen Snack bezogen. In diesem Fall womöglich nicht ganz begründet, denn beim Frühstück entpuppte sich das Restaurant der Finnfellow als adretter und besser gepflegter als das des Schwesterschiffes mit dem wir die Hinfahrt absolvierten, auch die Speisen erschienen verlockender.

Nun - uns schmeckte der Inhalt unserer Kühlbox, als eine junge Dame mit Rollkoffer auf unseren Tesla und uns auf der Kofferraumkante sitzend zusteuerte. So kamen wir zu einer zeitweiligen Mitfahrerin, Miisa aus Helsinki, einer jungen Architektin. Sie war auf dem Weg nach Stockholm um ihre Schwester anlässlich einer Familienfeier zu besuchen und hatte diese Reise mit dem Fahrrad geplant und auch die Fährpassage auf der Finnfellow entsprechend gebucht. Nun war ihr Fahrrad aber am Vormittag zusammen gebrochen, sodass sie es nicht mehr nutzen konnte. So gelang es ihr noch rechtzeitig einen Rollkoffer auszuleihen um den Inhalt der Fahrradtaschen umzuladen und sich mit ihm zur Fähre zu begeben. Da diese Finnlines Fähre aber eine reine Fahrzeugfähre ist wurde sie nicht aufs Schiff gelassen. Ein Fahrrad hätte genügt, unser spassig gemeinter Vorschlag sich auf den Rollkoffer als Fahrzeug zu setzen fand keine Akzeptanz. Mit vielen Augenaufschlägen gelang es ihr die Abfertigung zu erweichen sie an Bord eines anderen Motorfahrzeuges aufs Schiff zu lassen. So stieg sie denn bei uns ein und half uns die Wartezeit angenehm plaudernd verbringen zu können. Heute Morgen, nach einem durchaus essbarem Frühstück, stieg sie wieder bei uns ein, gelang auf diese Art wieder rollend von Bord und wurde von uns in einen der nächsten Orte abseits unserer Route gebracht, wo ihr Schwager sie in Empfang nahm.

Die Finnfellow entspricht der Finnswan unserer Hinfahrt, erscheint allerdings älter und verbrauchter, hat dafür das bessere Restaurant.

Dieser Bericht entsteht nun wieder am Supercharger Ödeshög: Wir haben auf unserer Rückfahrt durch Schweden bereits wieder den Vätternsee erreicht, der Tripmaster weist 2335 Km nach. Die Fahrt verläuft zügig bei gutem Wetter, 27° und wenig Verkehr auf der Strasse. Lediglich das Navigationssystem des Tesla benötigte wieder über eine Stunde bis es sich nach der Fährüberfahrt in Schweden zurecht fand. Doch in Stockholm herrscht ein gutes Autobahnsystem mit guter Beschilderung vor, sodass wir auch so problemlos den Weg gen Süden fanden.

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Ich bin den geneigten Lesern noch eine Ergänzung zur Ladestation Tystberga, südlich von Stockholm, schuldig. Auf der Hinfahrt haben wir sie, dem Navigationssystem folgend, abseits der Autobahn vergeblich in einem nahe gelegenem Ort gesucht. Warum uns das Navi bei der Eingabe des Ziels „Supercharger Tystberga“ dorthin führte hat sich uns bis heute nicht erschlossen. Siggy (memberlist.php?mode=viewprofile&u=510) hatte vorstehend in diesem Reisebericht schon Hinweise zur „Einseitigkeit“ dieser Autobahnladestation gegeben.

Von Stockholm nach Süden fahrend findet sich der Supercharger planmässig neben der Autobahn, neben einer Diners Station. So weit so gut - doch ist diese Ladestation eben nicht direkt aus der entgegengesetzten Fahrtrichtung zu erreichen. Richtung Stockholm unterwegs müsste man also die Autobahn an der nächsten Ausfahrt verlassen, in Gegenrichtung zurück und auf den Rasthof fahren. Nun mag der Strom dort den Umweg wert sein, vor allem wenn der Eigene zur Neige geht. Die Diners Station rechtfertigt für uns einen Umweg nicht: Wir ersparen uns und anderen ausführlichere Kommentare.

Dem Tesla ging es gut: Er konnte die Fahrt frisch geladen fortsetzen und brachte uns zum Supercharger Lagan, wo wir im bereits vorgestelltem Gutshaus-Hotel eine nettes Mittagessen in angenehmer Atmosphäre genossen. Das Lokal war gut besucht: Trotz seiner einsamen aber idyllischen Lage. Es scheint ein beliebtes Speiselokal auch für die Einheimischen zu sein und damit den kleinen Abstecher von der Autobahn wert.

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3000 Kilometer hat dieser Kurztrip nach Finnland dem Bordsystem des Tesla hinzugefügt (siehe Foto): Von Hamburg bis Hamburg gerechnet. Der letzte Teil der Rückfahrt verlief unproblematisch: Bei beiden Fähren der Vogelfluglinie gab es annehmbar kurze Wartezeiten und wir konnten die Überfahrt im Wind im T-Shirt an Deck geniessen: Kaiserwetter eben. Wieder an Land war es dann ein Genuss den Tesla wieder mit „etwas“ höheren Geschwindigkeiten zu bewegen: Wenig Verkehr, eine weitgehend freie linke Spur und ein Ferrari der selbige „freiräumte“, dem wir uns in sicherem Abstand anschließen konnten, brachten uns schnell nach Hause.

Ich bin noch die Niederlegung einiger Beobachtungen zum Sauna-Nachmittag in Finnland schuldig. Wie angedeutet gab es ein großes Treffen zur Rauchsauna: Eine historische finnische Form der Sauna die bereits vor längerer Zeit in diesem Reisebericht näher erläutert wurde. An diesem Sonnabend-Nachmittag trafen sich nun eine Menge Familien und Angehörige aller Alterskassen zum Saunieren, Klönen, Schwimmen, Baden, Grillen, Essen, Trinken: Zum Leben-Geniessen. Manche kannten sich gut, andere begegneten sich einmal im Jahr, andere eigentlich nie: Dem unbeteiligtem Beobachter wäre es am Abend kaum möglich gewesen aus seinen Beobachtungen zu schlussfolgern, welches Kind zu wem gehört. Alle Kinder - die sich vorher nicht unbedingt kannten - spielten herrlich, abenteuerlich, vor allem natürlich am Sandstrand und im Wasser, mit viel Gejohle und Gerufe, doch ohne ein bißchen Streit. Irgendein Erwachsener sass immer auf dem Steg und beobachtete das Geschehen, wenn ihm kalt wurde und er/sie in die Sauna wollte wurde der/die Nächstbeste gebeten zu bleiben und acht zu geben, gelegentlich ging die Saunatür auf, ein Ruf erscholl: „Passt jemand auf die beiden Dreijährigen auf die jetzt ins Wasser gehen“ und die Tür wurde hinter den beiden wieder geschlossen. Genau so wurden sich bereits bläulich verfärbende Jungen in die Sauna geschoben und in die Dunkelheit des Schwitzgelasses gerufen: „Passt bitte jemand auf dass die beiden erst wieder rausgehen wenn sie warm sind“ während drinnen mit spitzen Schreien den beiden „Eisblöcken“ auf den Bänken Platz gemacht wurde.

Die Sauna wird in Finnland geschlechtsgetrennt genutzt: Nur Familie und sehr enge Bekannte saunieren gemeinsam mit beiden Geschlechtern. Auch dieses verlief an diesem Nachmittag wie üblich sehr liberal - steht die Sauna mit dem Schwimmsteg doch 10 Meter neben dem Grillplatz. Wer mochte hüllte sich in ein Handtuch, wer nichts „Sehen“ wollte setzte sich halt mit dem Rücken zur Sauna - die Kinder achteten ohnehin nicht drauf welches Geschlecht bzw. welche Familie in der Sauna gerade „dran“ war: Sie wollten nur schnell „rein“ weil sie froren oder schnell wieder „raus“ weil „die anderen“ doch im Wasser auf sie warteten.

Die Erwachsenen die die Sauna vor- oder hinter sich hatten sassen um den Grill oder das Lagerfeuer herum tauschten das Essen aus - nein, stellten die mitgebrachten Leckereien auf den großen Büffettisch von dem sich jeder das ihm Genehme aussuchte. Ebenso geschah es mit den Getränken. Dunkel wurde es nicht, doch ruhiger: Irgendwann schliefen die ersten Kinder in den Autos, einige der Gäste machten ihr Boot klar und fuhren damit gen Heimat, andere gingen zu Fuss nach Hause oder wurden gefahren: Den Steinen der Sauna war nur noch spärlich Dampf zu entlocken: Nachgeheizt werden kann eine Rauchsauna nicht - auch die letzten Jungen trockneten sich nach geschätzt 12 Saunagängen nunmehr bibbernd ab: Die Ballschlachten im Wasser und das Wettschwimmen waren unentschieden ausgegangen: Das Gewinnen war nie wichtig - der Spass war es.

Ein unbeschwerter Nachmittag mit Gästen der unterschiedlichsten Schichten, komplett ohne Streit, ohne ermahnende Mütter und rufende Väter, ohne schlichtende Grosseltern oder weinende Enkel, ohne Drohungen und Kämpfe: Ach wenn doch alle Gäste auf diesem Planeten so stressfrei miteinander Umgang haben - miteinander leben könnten und würden.

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Dieser Lappland-Express Fortsetzungsbericht ist schon ein wenig älter - bei identischem Fahrzeug (Model S 100 D), identischen Protagonisten (2 + Pudel) und identischem Reiseziel (Mittelfinnland) erscheint es mir sinnvoll, eine Fahrt zu anderer Jahreszeit (Weihnachten/Sylvester 2019/20) den zurückliegenden Schilderungen anzufügen.

Diese Winterfahrt, diesmal in Ruhe voraus geplant, sollte einen gewissen Erholungscharakter zeitigen - so wurde eine direkte Fährverbindung von Deutschland nach Finnland gewählt. Die Auswahl ist nicht groß: Lediglich Finnlines (Reederei zu Grimaldi gehörend) bietet direkte Überfahrten an. Auf der Route Travemünde-Helsinki fahren bei täglicher Abfahrt LKW-Fähren, die dem Baumuster der schon vorstehend zwischen Schweden und Finnland verkehrenden Fähren entsprechen (siehe Foto vom 30.07.2018 in diesem Thread) und nur wenige Hundert Passagiere mitnehmen. Die Abfahrt erfolgt laut Fahrplan ab Travemünde-Skandinavienkai nachts um 3 Uhr. Ein Check in für PKW erfolgt zwischen 21 und 23 Uhr. Da die Fähre zu unserer Abfahrt früh einlief begann die Pkw-Verladung bereits bevor alle LKWs bzw. Trailer entladen waren gegen 23 Uhr. Beim Check-in erhält man bereits sämtliche Essens- und Zugangskarten, sodass die Kabine an Bord sofort bezogen werden kann. Ein frühes Ins-Bett-Gehen hingegen rentiert sich nicht, da die Passagiere zur inzwischen obligatorischen Rettungsübung noch einmal an Deck gerufen und die Rettungs-Anweisungen per Lautsprecher in die Kabinen übertragen werden.

Eine vorherige Anfrage an die Reederei das E-Mobil auf dem Autodeck laden zu können wurde vehement abschlägig beschieden. Nun ist uns aus vorhergehenden Fahrten vertraut dass unser Wohnmobil dort problemlos Strom bekommt. Aus rein wissenschaftlichen Gründen wurde Solches nun auch mit dem Tesla versucht: Der Stromanschluss gelang, Spannung lag an, doch ein Laden war, laut Tesla-Fehlermeldung wegen Störung der Ladeeinrichtung, nicht möglich. Nun - wir hatten am letzten Supercharger vor Lübeck an der A 1 in Braak (bei Hamburg) voll geladen, sodass die Batterien an Bord noch zu mindestens 2/3 voll waren und wir auch während der Wartezeit im Fahrzeug nicht gefroren (weil geheizt) hatten. Not herrschte somit nicht: Der nächste Supercharger war 125 Km nördlich Helsinki zu erwarten.

Es waren nicht wenige Hunde an Bord: Die Reederei hat sich auf den gestiegenen Bedarf eingestellt und die Anzahl der Hundekabinen erheblich erhöht. Als besonders angenehm empfanden wir die erfolgte Zusammenlegung zweier vorheriger Hundekabinen zu einer Junior-Suite für Hundebesitzer: Sie gefiel allen drei hier vertretenen Mitreisenden sehr. Leider gibt es bisher erst eine solche Suite an Bord.

Der Seetag verlief ereignisarm - durfte der Hund doch nirgendwo hin mitgenommen werden, sodass die Reise weitgehend in der Kabine verbracht wurde. Andere Vierbeiner protestierten nämlich doch, weil ihre Besitzer gemeinsam zum Essen gegangen waren und Ihren treuen Begleiter währenddessen allein in der Kabine zurück gelassen hatten. Gassi-Gehen ist auf beiden Schiffsseiten im gleichen Deck möglich - mit dem üblichen Sandkasten im Angebot. Interessanter war der Wind, der mit beachtlicher Stärke von vorn kam und auf dem nassen, glatten Deck auch bei 4-Pfoten-Antrieb einem zügigen Vortrieb nachhaltig entgegen stand.

Besagter Wind hemmte nicht nur das Vorankommen der Hunde an Deck sondern brachte auch das Schiff ins Rollen, was den Appetit so mancher Passagiere zum abendlichen Buffett dämpfte. Auch aus dem Autodeck klagten einige der Pkws mittels ihrer Alarmanlagen über den Seegang - der Tesla hingegen verhielt sich ruhig. Man hätte ihn ohnehin nicht tröstend besuchen können: Während der Überfahrt bleibt der Zugang zum Autodeck versperrt.

So nähern wir uns dem Winter mit einer geruhsamen Nacht vor der Schärenwelt Finnlands

erholsame Stunden bis zur Ankunft seien auch dem geneigten Leser gewünscht

Keris

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Das Schiff sollte planmässig um 9 Uhr finnischer Zeit (der in Deutschland herrschenden MEZ eine Stunde voraus) in Helsinki einlaufen: Zu diesem Zeitpunkt wurden die LKW- und Wohnmobilfahrer zu Ihren Fahrzeugen in das Autodeck gerufen und konnten die Fähre umgehend nach dem Anlegen verlassen. Die ein Stockwerk höher untergebrachten PKWs hingegen konnten erst nach Anlanden der vor diesem Deck stehenden Trailer ausfahren, sodass wir mitsamt der übrigen PKW Fahrer noch eine halbe Stunde in der Kabine und weitere 30 Minuten im Tesla auf dem Autodeck ausharren durften, bis auch unsere Ausfahrt frei gegeben werden konnte. Die Fähre lag außerhalb Helsinkis im weitläufigen Industriehafen, aus dem keine individuelle Ausfahrt mit dem Pkw gestattet ist. Die vom Schiff gekommenen Autos wurden immer in Gruppen von etwa 30 Fahrzeugen gesammelt und dann von einem Kleinbus im Konvoi zur Zollabfertigung geleitet. Dort standen gut 15 Zöllner und spähten nach den Autonummern: EU-Fahrzeuge wurde durchgewinkt, was unseren Schweizer Nachbarn und Angehöriger anderer Nicht-EU-Staaten widerfuhr konnten wir nicht mit erleben.

Eingedenk der Erfahrungen, die wir mit dem Tesla-Navigationssystem anläßlich anderer Fährfahrten gemacht hatten, befand sich eine Papierlandkarte an Bord, die uns wie in alten Zeiten das Auffinden der Autobahn Richtung Norden ermöglichte. Laut dem Tesla eigenen Navi-System befanden wir uns in Hamburg - wieso Hamburg, wo wir doch in Travemünde auf die Fähre gefahren sind? Der das Fahrzeug darstellende Pfeil bewegte sich tapfer querfeldein durch die Stadt um dann flussabwärts jenseits aller Brücken und Fähren die Elbe zu kreuzen. Nun denn: Wir resignierten und starteten das Fahrzeugsystem neu - nur um den bisherigen Zustand erneut dargestellt zu bekommen. Nach einiger Zeit färbte sich der Bildschirm schwarz: Wir entdeckten dass die Darstellung jetzt in einer extremen Vergrößerung erfolgte. Das Herauszoomen ließ uns in einem blauen Feld auftauchen, dass sich bei weiterem Herauszoomen als das nördliche Eismeer entpuppte das von dem roten Tesla-Pfeil durchkreuzt wurde.

Schneereste fanden wir beim Anlanden in Helsinki vor, je weiter wir nach Norden vordrangen desto weißer wurde die Umgebung. Die von uns befahrene Hauptstrasse bzw. Autobahn hingegen war abgestreut und schneefrei. Die vorgegebenen Tempolimits wurden von den Finnen weiterhin penibel eingehalten, bei der Zahl der vorgefundener „Starenkästen“ (etwa alle 10 Km einer in jeder Fahrtrichtung) und den aufgerufenen Tarifen nicht verwunderlich.

Der Supercharger in Vierumäki war unser erstes Ziel - mangels Orientierungsvermögen des bordeigenen Navi-systems konnte er leider nicht als Ziel vorgegeben und das Fahrzeug somit nicht zum Laden vorbereitet werden. Erwartungsgemäß begann die Ladung sehr verhalten, um nach längerer Zeit dann doch die 100 Kw/h Marke zu überschreiten. Wir verbrachten die Zeit in der schon seit dem Sommer bekannten Raststation, in der ein kleiner Supermarkt dem vorweihnachtlichem Einkaufsandrang widerstand.

Präsente und Weihnachtsverpflegung schon stressfrei besorgt zu haben zu haben wünscht am Tag vor Heiligabend allen

Keris

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Der Supercharger in Vierumäki war zu einem Drittel von on Finnland zugelassenen Teslas (3 und S) belegt, die Raststation zur Mittagszeit gut besucht. Auch wir stärkten uns und nutzten das in solchen Stationen in diesem Land übliche System: Man wählt sich ein warmes Gericht aus und bestellt und bezahlt es. Es wird dann am Tisch serviert, während man sich selbst um die im Preis inbegriffene Getränkeversorgung kümmert: Säfte und Kaffee. Selbst ein Nachtisch ist im Preis inbegriffen, während eine Selbstbedienung an der Salatbar extra hätte bezahlt werden müssen.

In Bezug auf den Nachtisch imponierte uns erneut der gelassene Umgang der Finnen mit Kindern: In der durchaus weitläufigen Raststätte die zudem mit über 100 Gästen belegt war machten sich auch die Kleinsten, alters- und pampersbedingt nur mühevoll laufend, mit einem Teller allein auf den teils langen Weg um einen Nachschlag des Desserts zu ergattern. Der verbalen Kommunikation noch nicht mächtig wurde der Teller vor dem entsprechendem Tisch dem nächstbesten „Großen“ entgegengehalten, der sich erbarmte und das Gewünschte auffüllte. Keine besorgt rufenden oder suchenden Eltern, keine genervt auf Kinder reagierende Gäste - ein allgemein trautes und friedliches Familienleben. Lag es nur an Weihnachten oder an der finnischen Gelassenheit?

Zurück zum Auto gab es die „Ladung abgeschlossen“ Meldung des Tesla und - Überraschung - ein Navigationssystem das das Nordmeer verlassen und den richtigen Standort gefunden hatte. Wir konnten die Fahrt in den Winter fortsetzen: Die Staatsstrasse 5 war gut geräumt, während der Schnee im umgebenden Wald an Höhe gewann. Das lediglich durch die Radarkästen und die sich artig an den Geschwindigkeitsgeboten orientierenden Finnen gebremste Vorankommen gestaltete sich wie im Sommer.

Irgendwann führte uns unser Weg zum Ziel dann von der 5 herunter und setzte sich auf Sandstrassen fort. Auf denen wird kein Salz gestreut, der Schnee fährt sich fest und bildet einen ebenen Strassenbelag: Bei Frost gibt es auch keine im Sommer so nervige "Wellblech"bildung: Die Strassen lassen sich bestens befahren. Unser Tesla kann darauf mit seinen Winterreifen gut mit den Einheimischen mithalten, die meist Spikesreifen aufgezogen haben. Die schon weiter vorn in diesem Thread genannten guten Winterfahrteigenschaften des Model S mit den gewählten Winterreifen können wir somit auch in diesem Fall voll bestätigen: Der Schnee auf der Strasse stört überhaupt nicht. Die Tageslichthelligkeit ist natürlich beschränkt, sodass das Erkennen von Kurven, Senken, Gräben usw. erschwert gelingt: Im Vorteil ist wer den Strassenverlauf kennt.

Noch einen besinnlichen Weihnachtstag wünscht allen

Keris

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