Dieser Lappland-Express Fortsetzungsbericht ist schon ein wenig älter - bei identischem Fahrzeug (Model S 100 D), identischen Protagonisten (2 + Pudel) und identischem Reiseziel (Mittelfinnland) erscheint es mir sinnvoll, eine Fahrt zu anderer Jahreszeit (Weihnachten/Sylvester 2019/20) den zurückliegenden Schilderungen anzufügen.
Diese Winterfahrt, diesmal in Ruhe voraus geplant, sollte einen gewissen Erholungscharakter zeitigen - so wurde eine direkte Fährverbindung von Deutschland nach Finnland gewählt. Die Auswahl ist nicht groß: Lediglich Finnlines (Reederei zu Grimaldi gehörend) bietet direkte Überfahrten an. Auf der Route Travemünde-Helsinki fahren bei täglicher Abfahrt LKW-Fähren, die dem Baumuster der schon vorstehend zwischen Schweden und Finnland verkehrenden Fähren entsprechen (siehe Foto vom 30.07.2018 in diesem Thread) und nur wenige Hundert Passagiere mitnehmen. Die Abfahrt erfolgt laut Fahrplan ab Travemünde-Skandinavienkai nachts um 3 Uhr. Ein Check in für PKW erfolgt zwischen 21 und 23 Uhr. Da die Fähre zu unserer Abfahrt früh einlief begann die Pkw-Verladung bereits bevor alle LKWs bzw. Trailer entladen waren gegen 23 Uhr. Beim Check-in erhält man bereits sämtliche Essens- und Zugangskarten, sodass die Kabine an Bord sofort bezogen werden kann. Ein frühes Ins-Bett-Gehen hingegen rentiert sich nicht, da die Passagiere zur inzwischen obligatorischen Rettungsübung noch einmal an Deck gerufen und die Rettungs-Anweisungen per Lautsprecher in die Kabinen übertragen werden.
Eine vorherige Anfrage an die Reederei das E-Mobil auf dem Autodeck laden zu können wurde vehement abschlägig beschieden. Nun ist uns aus vorhergehenden Fahrten vertraut dass unser Wohnmobil dort problemlos Strom bekommt. Aus rein wissenschaftlichen Gründen wurde Solches nun auch mit dem Tesla versucht: Der Stromanschluss gelang, Spannung lag an, doch ein Laden war, laut Tesla-Fehlermeldung wegen Störung der Ladeeinrichtung, nicht möglich. Nun - wir hatten am letzten Supercharger vor Lübeck an der A 1 in Braak (bei Hamburg) voll geladen, sodass die Batterien an Bord noch zu mindestens 2/3 voll waren und wir auch während der Wartezeit im Fahrzeug nicht gefroren (weil geheizt) hatten. Not herrschte somit nicht: Der nächste Supercharger war 125 Km nördlich Helsinki zu erwarten.
Es waren nicht wenige Hunde an Bord: Die Reederei hat sich auf den gestiegenen Bedarf eingestellt und die Anzahl der Hundekabinen erheblich erhöht. Als besonders angenehm empfanden wir die erfolgte Zusammenlegung zweier vorheriger Hundekabinen zu einer Junior-Suite für Hundebesitzer: Sie gefiel allen drei hier vertretenen Mitreisenden sehr. Leider gibt es bisher erst eine solche Suite an Bord.
Der Seetag verlief ereignisarm - durfte der Hund doch nirgendwo hin mitgenommen werden, sodass die Reise weitgehend in der Kabine verbracht wurde. Andere Vierbeiner protestierten nämlich doch, weil ihre Besitzer gemeinsam zum Essen gegangen waren und Ihren treuen Begleiter währenddessen allein in der Kabine zurück gelassen hatten. Gassi-Gehen ist auf beiden Schiffsseiten im gleichen Deck möglich - mit dem üblichen Sandkasten im Angebot. Interessanter war der Wind, der mit beachtlicher Stärke von vorn kam und auf dem nassen, glatten Deck auch bei 4-Pfoten-Antrieb einem zügigen Vortrieb nachhaltig entgegen stand.
Besagter Wind hemmte nicht nur das Vorankommen der Hunde an Deck sondern brachte auch das Schiff ins Rollen, was den Appetit so mancher Passagiere zum abendlichen Buffett dämpfte. Auch aus dem Autodeck klagten einige der Pkws mittels ihrer Alarmanlagen über den Seegang - der Tesla hingegen verhielt sich ruhig. Man hätte ihn ohnehin nicht tröstend besuchen können: Während der Überfahrt bleibt der Zugang zum Autodeck versperrt.
So nähern wir uns dem Winter mit einer geruhsamen Nacht vor der Schärenwelt Finnlands
erholsame Stunden bis zur Ankunft seien auch dem geneigten Leser gewünscht
Keris