Betrachten wir uns doch mal die beteiligten Stakeholder.
Da ist
- die EU, die per Placebo-Verordnung Stimmung für E-Autos machen will,
- der deutsche Gesetzgeber, der bei diesem Thema völlig hilflos ist. Nichts verstanden, keine Fragen,
- aber der deutsche Gesetzgeber bekommt immer feuchte Träume, wenn er etwas regulieren kann,
- die deutsche Automobilindustrie, die langsam merkt, dass sie in 10 Jahren unter den Denkmalschutz fallen wird,
- die Energieversorger-Konzerne mit ihren Gewerkschaften, die ihren Strom loswerden wollen,
- Tesla, die sich überall auf der Welt den Gesetzen anpassen muss.
Es gibt nur zwei Autos (‚Volumenmodelle‘), die derzeit mit CCS geladen werden können. Allerdings sind die Schnellladungen nur optional in einem Teil dieser Autos verbaut. Dies sind BMW i3 und VW E-Golf. Wir können also davon ausgehen, dass Lobbyisten dieser beiden Hersteller unseren Politikern die wichtigsten Passagen diktiert haben.
Der CCS-Stecker wurde von der Automobilindustrie als Standard verabschiedet. Ein typisches bürokratisches Riesenteil, das zwei Standards (Typ2 und CHAdeMO) miteinander verheiratet. Wie man es geschafft hat CCS gegen Renault (Nissan) europäisch durchzusetzen, bleibt mir ein Rätsel. Vermutlich hat es hier eine Nebenabrede auf anderen Gebieten gegeben.
Ziel der Energieversorger muss es sein, den Strom möglichst flächendeckend teuer verkaufen zu können. Zugleich müssen Arbeitsplätze geschaffen bzw. gehalten werden, die ohne die Bürokratie entfallen würden. Bestes Beispiel ist die neueste Regulierung der Photovoltaikanlagen. Was ich im vergangenen Jahr an Formularen für Energieversorger und Bundesnetzagentur ausgefüllt hatte, war krass. Der Aufwand hat sich mächtig erhöht. Als neuestes werden jetzt Funktionstest für Abschaltungen gefordert. Das wird irgendwann zur jährlichen Übung werden.
Ähnliches werden wir bei den Ladestationen sehen. Die Bundesnetzagentur und jede Menge Verbände der Elektrowirtschaft haben es in der Vergangenheit geschafft, uns einen superteuren Allstrom-FI völlig mehrwertfrei in die Wallboxen zu verordnen. Sie werden dafür sorgen, dass jede Säule pro Jahr einen Hunderter kosten wird.
Ich halte die LSV für völligen Unsinn. Und eine Verbesserung kann ich nicht erkennen. Vor allem für uns Tesla-Fahrer nicht, die sich eventuell in Zukunft ihre Ladestationen mit Kleinwagen werden teilen müssen.
Allerdings gibt es einen Vorteil für Tesla, den unser weit vorausdenkender Elon etwas versteckt angedeutet hat.
Hier das Gedankenexperiment: Stellen wir uns vor, jeder neu gebaute SuC-Stall wird mit einem CCS 43,1kW Anschluss ausgestattet. i3 und E-Golf-Fahrer können sich für 2.500 EUR Flatrate in das Netz einkaufen. Wir erinnern uns: Elon hatte damals auch Daimler eine Teilhabe am SuC-Grid angeboten. Doch sie wollten für den B250e keine Schnelllademöglichkeit. Im Gedankenexperiment können nun alle CCS-Kleinwagen laden. Und während sie dort mit müden 43,1kW - sinkend mit dem Füllstand auf 27kW - laden, saugen sich rund um diese Fahrzeuge die Teslas ihren Saft rein und sind gleich wieder weg. Was gäbe es für das Model 3 für eine bessere Reklame, als die ständige Überzahl an Teslas um die Autos der Konkurrenz. Die 1.000 EUR Zusatzkosten für den CCS-Anschluss am Stall sind für die damit verbundene Werbung ein Schnäppchen. Eine Kundenwanderung hin zu Tesla wird damit hoch wahrscheinlich.
So, wie Tesla seine Patente als Marktführer frei gegeben hat, war es für Tesla schon immer das erklärte Ziel, seine Ladestationen mit anderen zu sharen. Es wäre schön gewesen, wenn man dazu nicht einen zweiten, deutschen, bürokratischen Stecker benötigt hätte. Aber das bleibt am Ende Peanuts.