Energieversorgungssicherheit

Moderator Note: Die nachfolgende Diskussion wurde aus einem anderen Thema ausgegliedert.

Schon richtig, wenn man Fläche hat, sieht es verlockend aus, einfach Energiepflanzen anzubauen. Das Problem ist einzig, die Fläche hat man nicht. Zumindest keinen fruchtbaren Boden, und bei der wachsenden Bevölkerung veschärft sich das Problem noch. Wenn man alle derzeit ca. 2 Milliarden PKW weltweit auf diese Weise betreiben wollte, bräuchte man 20 Millionen Quadratkilometer zusätzliche landwirtschaftliche Nutzfläche. Die derzeitig intensivbewirtschaftete Fläche beläuft sich auf ca. 16 Millionen Quadratkilometer. Allein für die PKW-Flotte wäre also eine Steigerung der intensiven (und umweltschädlichen) Landwirtschaft um 125% (sic) nötig. Und das wäre nur die Spitze des Eisbergs.
Festzuhalten bleibt: Diese Möglichkeit bietet sich nicht.

Im Gegensatz dazu haben wir für PV geeignete Flächen im Überfluss. Zuoberst natürlich die globalen Wüsten, die 50% der Landfläche ausmachen, zum Anderen Dächer, Hausfassaden, Straßen (Solar Roadways) etc. Allein jedes Dach mit PV zu versehen, würde den Srombedarf Deutschlands komplett decken.

Welche Möglichkeit da jetzt machbar und umweltfreundlicher ist, das möge jeder für sich entscheiden.

PV braucht eben noch Speicher. Leider je nach Jahreszeit besonders große, ebenso wie Solarthermie. Es geht aber ja auch um Evolution. Es wäre schon mal toll wenn die Verbraucher etwas teurere, moderne Gaskraftwerke bereit wären zu bezahlen die gebaut wurden aber heute nicht eingesetzt werden weil nicht kommerziell sinnvoll solange Strom aus Kohle subventioniert wird und nicht die Vollkosten seiner Herstellung tragen muss. Alles beginnt aus meiner Sicht damit zu signalisieren: Ich kaufe keinen Strom der so hergestellt wurde. Ich akzeptiere auch einen höheren Strompreis. Und ich stelle mich nicht den Investitionen in ein verbessertes Netz und Speicher in den Weg. Oft scheinen in Deutschland die selben Leute von der Anti-Kohle-KW Demo weiterzuziehen um gegen die neue Stromtrasse zu demonstrieren die bei dezentralerer Herstellung des Stroms nötig wird.

Bei dezentraler SV braucht man keine neuen Netze. Man braucht noch nichtmal überregional agierende Netzbetreiber oder Energieversorger.

1* genau. Die Definition des Netzes sind eben keine Stromtrassen, sondern eben die dezentrale Vernetzung zB. von Solar und Wind

Ah ja,
dann darf ich Deiner Meinung nach also in den nächsten Wintern frieren (ohne Strom auch keine Heizung)?

So ein Quark :unamused:

Das „dezentrale Vernetzung zB. von Solar und Wind“ war von Dir und ich denke ohne Strom von außen (oder konventionellen Kraftwerken) kommt Ihr im Westerwald genauso wenig über den Winter wie wir im Sauerland.

Momentan haben wir 25% EE-Anteil im Stromnetz. Dies ist ein Durchschnittswert. An manchen Tagen übersteigt die EE-Produktion die Grenze von 50% des momentanen Strombedarfs, beispielsweise letztes Wochenende:
WE-KW25.png

Ein größerer Anteil erneuerbar erzeugten Stromes im Höchstspannungsnetz ist nur vordergründig ein räumliches Transport- und Verteilungsproblem. Die zusätzlichen Nord-Süd-Stromtrassen würden nur an wenigen Tagen gebraucht, und können ab 50% EE-Anteil auch nicht mehr helfen. Tatsächlich erforderlich sind Stromspeicher. Bei einem Fassungsvermögen von <50% der Tagesproduktion kann die Strommenge dann auch mit dem bestehenden Stromnetz transportiert und verteilt werden.

Elektrofahrzeuge können hierbei durch intelligente Ladesteuerung helfen. Wasserstofferzeugung im Prinzip auch, doch die Apparaturen dafür sind derart teuer, dass man die möglichst 24/7 laufen lassen will. Damit scheiden sie für ein Lastmanagement aus.

Jeder kann sich die 15 Minuten Scheiben der Deutschen Stromversorgung über das Jahr und alle Einspeisungen der Alternativen im selben Zeitraster ziehen.

Ich empfehle die Analyse dieser Daten.

Dabei stellt sich folgendes heraus:

  • die Alternativen fallen immer wieder mal auf null ( na ja: auf unter 0,1% der benötigten Menge zu diesem Zeitpunkt)

  • die zeitliche Ungleich-Verteilung ist leider nicht tag/nacht oder monat/monat ausgeglichen sondern zeigt einen Speichergang, der eine Phasenverschiebung von einem halben Jahr aufweist, d.h. Tages oder Monatsspeicher sind NICHT ausreichend, man benötigt Jahresspeicher, wenn mann mit diesen die Verbrauchskurve und die Produktionskurve Alternativ zur Deckung bringen will.

  • ein Jahresspeicher ist mangels Anzahl an roundtrips pro Zeiteinheit in keiner denkbaren Technologie wirtschaftlich darzustellen, im Gegenteil, das ist um Größenordnungen von jeder Wirtschaftlichkeit entfernt (das gilt auch für Druckluftspeicher und Alternativ to Gas o.ä.)

Ohne Kraftwerke geht es einfach nicht.

Gruß SRAM

Wenn ich mit meinen eAutos und PV auf dem Dach 70% meines Strombedarfs selbst erzeugen und verbrauchen kann, sowie 30% des erzeugten Stromes einspeisen und im Winter wieder beziehen kann, so bin ich bereit für den dann bezogenen Strom einen höheren Preis zu bezahlen.

Aber solange stromintensive Betriebe wie Raffinerien zur Herstellung von fossilen Treibstoffen, nicht nur von der EEG-Umlage befreit sind und auch weitgehen keine Netzentgelte bezahlen müssen, macht das wenig Sinn, wenn dann auch noch der Grundlaststrom aus dreckigen Braunkohlekraftwerken kommt.

Solange der Privarkunde die ganze Last alleine bezahlen muss und auch noch fremde Abgaben tragen muss, hört der Spass auf.

Viele Stadtwerke müssen von Ihren Gewinnen die Verluste von städtischen Einrichtungen mitfinanzieren, was eigentlich nicht sein dürfte.

Hallo Volker,
ich weiss das wird oft genannt, aber ein nicht unerheblich Teil der Kraftfahrzeuge wird für den Weg zur Arbeit verwendet und dort steht seltenst eine Lademöglichkeit bereit (man stelle sich mal einen Anteil von 90% E-Fahrzeugen vor), d.h. die Fahrzeuge muß geladen werden wenn sie zu Hause sind, das ist dann seltenst die Zeit des Solarpeaks.
Wenn ich ein Fahrzeug mit großem Akku kaufe, dann doch deshalb weil ich ihn brauche und nutzen möchte, zur Pufferung des stationären Stromnetzes sind doch stationäre Puffer viel eher für geeignet (kaum Gewichtsbeschränkung, optimierte Strategien, Widerstandsarme Verdrahtung,…).
Der Tank meines jetzigen Pkw ist ja auch kein Teil der nationalen Ölreseven.

So sehe ich das auch. Allerdings sind Speicher eine lange vernachlässigte Technologie die eher Forschungsgelder verdient als Brennstoffzellen. So sehe ich das nicht so schwarz, wenn Energie im Überfluss da ist dann ist der Wirkungsgrad nicht so wichtig bei der Speicherung.

Wind weht auch im Winter, die Sonne scheint auch :wink: PV hat ein jahresspeicher Problem, aber nicht alle regenerativen Energien.

Richtig. Wind und Solar ergänzen sich sogar recht exzellent (windenergy.com/community/blo … lationship). Außer in winterlichen Inversionslagen scheint meist die Sonne, wenn kein Wind weht und umgekehrt. Mehr als 1-2 Wochen Speicherkapazität halte ich daher bei einem sinnvollen Mix von Wind und Sonne für nicht notwendig, und da reden wir dann schon über eine einigermaßen realistische Größenordnung. In 10-15 Jahren werden industrielle Speicherbatterien z.B. auf NaS-Basis schätzungsweise noch 30-50€/ kWh kosten. :slight_smile:

Die genannten Analysen umfassen auch Wind, Wasser, Biomasse, etc. … eben ALLE Alternativen. Dennoch bleibt der Halbjahresversatz. Analysierte Jahre: 2010 bis incl. 2013. In diesem Falle sind drei Stichproben ausreichend, denn ein solches System MUSS IMMER funktionieren, auch unter den Randbedingungen dieser vier Jahre. Schließlich kann man kaum sagen „sorry, dieses Jahr war extrem, haben wir halt am 24.Dezember einen blackout produziert, was solls…“.

Gruß SRAM

Das ist nachweislich falsch: bitte die Analyse selber machen, mir glaubt Ihr sie ja doch nicht.

Ich leiste gerne dazu Hilfestellung wie man das macht und wo man welche Daten herbekommt, aber wer es nicht selber macht, der sagt dann hinterher wieder „Manipulation“. Darauf hab ich wenig Bock.

Gruß SRAM

SRAM
Fragen über Fragen…
betrachtest du bei deiner Analyse nur den nationalen Energiemarkt oder den europäischen Markt? Welchen Einfluß hätte z.B. der Bezug von Strom aus skandinavischen Wasserkraftwerken? Ist aus den Daten der letzten Jahre eine Verbesserung der Versorgungssicherheit ablesbar?
Bei all dem verstehe ich nicht warum wir - wenn wir (noch) große Krfatwerke brauchen - Braunkohle Kraftwerke rentabel halten (durch eine fehlende Verknappung der CO2 Zertifikate) und Gaskraftwerke damit unrentabel werden lassen…

Noch vor nicht allzu langer Zeit haben uns die Energieerzeuger erzählt ohne KKW würden die Lichter bei uns ausgehen… Nix gegen eine gute Datenanalyse - aber ich erinner mich das das Frauenhoferinstitut schon vor ein paar Jahren eine Simulation erstellt hat, die mittels einer intelligenten Netzsteuerung 100% Versorgungssicherheit nur mit regenerativen Energien nachgewiesen hat. Leider ist diese ganze Diskussion massiv Interessengesteuert und wenog kreativ. ich für meinen Teil finde es wenig sinnvoll fossile Brennstoffe zu verbrennen, wenn es Alternativen gibt. Außerdem fände ich es gut, wenn wir in Europa möglichst energieautark würden um die Abhängigkeit von „lupenreinen Demokraten“ und anderen korrupen und menschenverachtenden Regimen loszuwerden…

Mein Speicher würde (noch) Erdgasnetz heißen. In den sonnenarmen Monaten Nov-Feb. käme eine stromerzeugende Heizung zum Einsatz. Da diese nur 1 kW macht, ist es sinnvoll diesen in einem 24h Speicher zwischenzuspeichern, da der Verbrauch im Tages-/Nachtverlauf heftig schwankt.

Bei 5kW könnte man sogar noch (über Nacht) den Tesla laden.

Wenn der Speicher schon mal da ist, kann man ihn auch gut in den restlichen Monaten für PV-Strom nutzen.

Welche europäischen Ausgleichströme sollen den genutzt werden ?

UK: muß importieren
BENELUX: zu klein
FR: französische KKW als backup ?
Espana: kein Beitrag
Italy: massiver Import
Schweiz: im Winter wegen der fehlenden Schüttung (Schnee paßt so schwer durch die Turbinen) selber auf Importe angewiesen
Österreich: balanced, im Winter selbiges Problem wie Schweiz
Slowakei/Tschechien: marode KKW als backup ?
Polen: pure Kohle
Baltikum: zu klein
Finnland: finnische KKW als backup ?
Schweden: im Winter KKW weil Wasserkraft → siehe Schweiz
Norwegen: dito
Dänemark: zu klein

Norwegen ist sowieso einer meiner Lieblinge:

  • installiert sind 31 Gigawatt (Deutschland etwa 160)
  • im Winter ist ein Großteil nicht nutzbar
  • dann wird mit den Speicherkraftwerken schwedischer Strom aus KKW „gewaschen“
  • dennoch werden die daraus entstehenden Zertifikate insbesondere an Deutsche Gutmenschen verkauft

tatsächliche Lastflüsse kannst du hier einsehen:

entsoe.net/dashboard/show

(auf Land klicken, dann wirds noch sehr viel detaillierter)


Die Versorgungssicherheit hat in den letzten Jahren rapide abgenommen, die Zahl der Netzstörungen hat sich mehr als verzwanzigfacht (!). Noch war der ganz große bang nicht dabei und die bisherigen Störungen betrafen in den Auswirkungen nur empfindliche Anlagen, aber das ist so wie immer, wenn Sicherheitspolster abschmelzen: solange nichts passiert merkt die große Masse der Bevölkerung nichts,und wenn es dann passiert, dann kommen die ganzen Couchstrategen aus ihren Löchern gekrochen und kommen mit „das hätte man doch…“.

N-1 wird inzwischen schon standardmäßig verletzt und insbesondere in Februar 2012 haben uns nur einige 100 MW Notreserve aus der Schweiz und den Niederlanden gerettet. Inzwischen bedauern viele, dich sich damals rund um die Uhr bemüht haben den Karren aus dem Dreck zu ziehen, dieses: „hätten wir den Karren gegen die Wand fahren lassen, wäre die Bevölkerung aufgewacht“ ist oft unter vier Augen zu hören…

(siehe auch: energie-chronik.de/120503.htm )

Ich mach mir da keine Illusionen: es MUSS in Deutschland zum blackout kommen, bevor die Leute aufwachen. Ich bin vorbereitet (Möppel plus einen Wechselrichter für meinen Diesel für Rückeinspeisung (Inselbetrieb), sowie Butanbuddel für die Gasheizung), Wasser kein Problem, ich wohne direkt neben dem Wasserspeicher), allen anderen wünsche ich viel Glück.

Und meine Arbeitsstätte ist es ebenfalls: unsere Kraftwerke auf dem Werksgelände sind für Schwarzstart und Inselbetrieb ausgelegt und getestet (einschließlich dem Abwurf der externen Last) und selbst wenn kein Gas mehr aus der Pipeline kommt, können die Gasturbinen auch mit dem daneben stehenden Diesel aus dem Tank betrieben werden (Zweistoffturbinen). Außerdem sind es drei Kraftwerke mit zusammen 600 MW, so daß sogar bei Ausfall eines Kraftwerkes immer noch eine Grundproduktion aufrecht erhalten werden kann. Wasserwerke sind ebenfalls eigene auf dem Gelände. In Deutschland muß man heutzutage so ausgerüstet sein, wenn man sicher Produzieren will.

Gruß SRAM

Was für einen hast Du?
Als Bangebuchse wollte ich mir auch einen zulegen.

gähn. weil wir so wenig Kapas haben ist auch der Preis an der Börse so im Eimer