Zwei aktuelle Beiträge von amerikanischen „GreenCar“-Seiten zeigen mir, wie weit entfernt wir in Deutschland davon sind, „Leitmarkt für Elektromobilität“ zu sein:
Deutschland ist so viel kleiner als die USA und sogar kleiner als Kalifornien, da sollte es doch nun wirklich ein Leichtes sein, innerhalb kürzester Zeit eine Ladeinfrastruktur aufzuziehen, die bis in jeden Winkel reicht. Was die Esten schaffen, schaffen wir nicht? Wer’s noch nicht erraten hat, ich bin ziemlich frustiert im Hinblick auf die deutsche Politik für alternative Antriebe. Und dabei habe ich noch gar kein Elektro-Auto! Falls es bis jetzt noch nicht klar gewesen sein sollte, dann ist es jetzt nur allzu offensichtlich: Die in Deutschland ansässige Auto-Industrie hat viel zu viel Einfluss in Berlin – trotz der geographischen Entfernungen – und denkt selbst nur in kurzfristigen Zeiträumen.
nicht böse sein aber dein Beitrag offenbart bereits was die Amis uns hier voraus haben:
In Deutschland wird einfach zu oft erwartet und formuliert, dass „die Politik“ es richten soll. Von einigen Achtungserfolgen wie dem EEG abgesehen ist da aber in den letzten Jahrzehnten wenig „gestalterische Kraft“ für das 21. Jahrhundert für mich zu erkennen.
In Amiland ist m.E. die Einschätzung eher die: wer will der soll halt, Politik hat sich rauszuhalten oder soll die Hindernisse aus dem Weg räumen. Das Ergebnis sind solche Innovationen wie Tesla und, leider, auch Derivate auf Immobilienkredite
Das schöne an der Elektromobilität ist doch, dass wir als Enthusiasten mit unserer Initiative und unserem Geld noch was bewegen können. Zum Beispiel den electric Highway mit HPCs in Deutschland errichten. Oder ein Netz von Drehstromkisten erstellen. Oder, so wie Wido, eine Ladestation im Bausatz erstellen, die open source ist (code.google.com/p/open-evse/) und auf die eigenen Bedürfnisse anpassen. Oder das ganze Königreich erst mit Tesla dann mit „normalen“ Ladestationen überziehen, wie Kevin Sharpe es tut. Da können die Politiker wenig dabei helfen.
Die öffentliche Meinung wird nur ganz langsam umschwingen. Es dauert, bis die Leute verstehen, dass Grünstrom, Elektroautos und Energie sparen prima zusammen passt. Am besten, in dem sie bei anderen sehen, die es vormachen. Hier ist ein schöner TED Vortrag dazu - mir gefällt die „Adoption“ Kurve bei 11:10 so gut vialogue.wordpress.com/2010/05/2 … re-action/
Touché! In jedem Fall vielen Dank für den Hinweis auf das Video. Hat Spaß gemacht, TED lohnt sich immer wieder. Auch wenn der Vortragsstil von Simon Sinek doch seeehr amerikanisch ist… Aber das kann man einem Amerikaner ja kaum zum Vorwurf machen.
Inhaltlich gebe ich Dir recht und kann Dich nur bestärken. Ich lebe auch bewusst so, wie ich lebe, und versuche, die Welt und die Zukunft meiner Kindern durch mein ganz konkretes Handeln zu gestalten. Zu sagen, dass die Politik sich in Amerika raus hält, und dass elektrische Mobilität ohne politisch gesetzte Rahmenbedingungen dieselbe Chance hätte, halte ich für, nicht böse sein O:-) , naiv. Monetäre Kaufanreize (Steuerrabatte und direkte Zuschüsse) und nicht-monetäre Incentives (HOV-Sticker) helfen meines Erachtens auf mehreren Ebenen: Sie können ganz direkt eine Kaufentscheidung, die auf der Kippen steht, in einer Richtung beeinflussen. Sie bieten einen gesellschaftlich anerkannten Vorwand für solche, die „das richtige“ tun wollen, aber in ihrer Peergroup nicht „dumm auffallen“ wollen (ich bin ja gar kein Öko, aber die HOV-Lane…). Und nicht zuletzt demonstrieren sie einen gesellschaftlichen Konsens und eine gesellschaftliche Akzeptanz, und können meiner Meinung nach wesentlich zu einem Mentalitätswandel beitragen.
Wir E-nthusiasten sind doch gesellschaftlich betrachtet auf absehbare Zeit Außenseiter, und dafür mache ich sehr wohl die Politik mitverantwortlich. Das beeinflusst zwar nicht meine persönliche Entscheidung für elektrische Mobilität, aber ich empfinde Frustration und Ohnmacht, denn davon, dass ich persönlich kein Öl mehr verbrenne, wird die Welt noch nicht besser. Umso ohnmächtiger fühle ich mich, wenn zu erkennen ist, dass manche Politiker sehr wohl wissen, was für das Land am besten wäre, aber am Ende doch die kurzfristigen Interessen der Industrie über die langfristigen Interessen der Gesellschaft stellen…
Hallo Volker.Berlin, es gibt Hoffnungsschimmer für die Elektromobilität: im RTL Radio war heute früh zu hören, dass der Berliner Senat die Anzahl der derzeitigen Elektroladestellen von circa 300 auf circa 1100 erhöhen möchte. Und zwar die öffentlichen! In welchem Zeitraum, habe ich leider nicht mehr mitbekommen. 104.6 RTL testet ja zur Zeit einen Nissan Leaf. Und im redaktionellen Textbeitrag berichten sie immer davon.
Und ich muss noch nachreichen, dass Berlins größte Boulevardzeitung die B.Z. von der Eröffnung unserer Elektroladestelle in Berlin-Eiswerder berichten möchte. Die Einladung zur Öffnung ist hier im Forum rausgegangen. Findet am 9. März statt.