Wir wohnen in einem Altau von 1968 mit nur 24er Außenwänden. Die Wände würden vor vielen Jahren mal saniert aber nur mit wenig Dämmung. Die meisten Rolladenkästen sind noch innenliegend und es gibt hier und da etwas ungewünschte Frischluft. Die Fenster wurden in zwei Schritten erneuert (teilweise Dreifachverglasung). Im Keller (komplett unterkellert) sind noch ein paar von den typischen alten einfachverglasten Dingern (da wird man nie fertig im Altbau). Vor der Dachsanierung haben wir im oberen Stockwerk im Winter kaum mehr als 18 °C hinbekommen mit der Ölheizung, die ungedämmte Zugtrepper runtergezogen hat man direkt auf die Ziegel geschaut. Das Dach haben wir erneuert (Dämmung 14 cm in Sparren und nochmal 10 cm Nut und Feder mit Verklebung auf Sparren). Unsere Bäder sind beide mit Fußbodenheizung saniert worden, alle anderen Räume haben Heizkörper (Konvektoren oder Röhren). So viel zur Ausgangssituation.
In 2005 sind wir auf Wärmepumpe umgestiegen, da der Tankraum komplett saniert hätte werden müssen und auch der Brenner schon viele Jahre gesehen hatte. Wir haben eine Luft/Wasser-WP gewählt (Erdbohrungen wären 2 Stck notwendig gewesen und viel zu teuer) mit Innenaufstellung. Heute würde ich mit Außenaufstellung vorziehen. Im oberen Stockwerk (überwiegend Schlafzimmer) sind die alten Konfektoren geblieben, unten haben wir fast alle Heizkörper gegen Röhrenheizkörper umgerüstet, außerdem im Wohnbereich einen großen Röhrenheizkörper (120 cm Breit, 200 cm hoch 4-reihig) installiert und einen zusätzlichen kleinen noch an anderer Stelle.
Wir sparen unterm Strich kein Geld, haben aber kein Problem, das Haus zu wärmen im Winter auch bei Minusgraden bei Vorlauftemperaturen von unter 50 °C. Es hat lange gedauert, bis ich mit den Parametern so weit war, wie ich mir das vorstelle und ohne laute Schreie meiner Frau. Den ersten Winter habe ich praktisch im Keller zugebracht
und der WP beim Regeln zugeschaut. Wir haben einen 850 L Puffer für das Heizungswasser, darin befindet sich eine Spirale für das Brauchwasser zur Erhitzung (also kein Legionellenproblem). Jahresverbrauch ist seit 2005 über alle Jahre ca. 9.000 kWh (das Haus ist 10x12 m mit Komplettunterkellerung, EG und OG Kniestock). Wir haben zusätzlich noch Solarunterstützung (5er-Kollektor innenliegend im Hausdach). Für einen Hausbesitzer eines modernen Hauses sicher unvorstellbare Verbräuche. Wie geschrieben, sind die Kosten zur Ölheizung vergleichbar. Was ich in diesem Jahr das erste Mal gemacht habe ist, die WP teilweise komplett aus zu stellen bzw. auf nur Brauchwasserbereitung zu konfigurieren (reine Faulheit… nein Dummheit).
Im Wohnbereich (offene Küche, Essen Wohnen) sind die Thermostate auf 4 gestellt (also > 21 °C), in den Bädern auf 5 und in den Schlafräumen auf 2 bis 3. Die Innenraumtemperatur erfasse ich für die Regelung der Vorlauftemperatur ausschließlich im Bereich Küche/Essen/Wohnen und regele auf Raumtemperatur 21 °C. Das klappt nicht, meinte der Heizungsbauer aber es klappt sehr gut
. Unsere Wärmepumpe hat noch eine alte Regelung, die eigentlich für Ölbrenner gedacht war. Die Bäder sind so leicht wärmer als der Wohnbereich, so wie wir es wollen. Zusatz-Elektroheizer z.B. in den Bädern brauchen wir keine was uns von manch einem im Vorfeld prophezeit wurde. Das waren aber die gleichen, die behaupten Altbau und WP geht nicht und wir würden im Winter frieren. Tun wir nicht, die Umrüstung auf größere Röhrenheizkörper und der zusätzliche Riese im Wohnbereich waren wohl ausschlaggebend. Die Wärmeverteilung ist deutlich angenehmer als mit Ölheizung, weil wir zusätzliche Heizkörper geschaffen haben und daher mit deutlich niedrigerer Vorlauftemperatur als mit der Ölheizung fahren können.
Nächste Überlegung ist, wenn die WP mal irgendwann den Geist aufgibt, ggf. getrennte Systeme zu fahren, da ich seit diesem Jahr auch einen 22 kWp PV-Anlage habe mit Speicher 19,5 kWh. Also eine kleine Brauchwasser-WP und die Heizung mit einer eigenen zu fahren. Da muss ich aber aktuell erst mal schauen, ob die PV inkl. Speicher genügend abwirft, damit Tesla und Warmwasser davon profitieren. Da fehlt mir Stand heute noch die Erfahrung. Die jetzige WP bedient sich nicht aus dem Speicher, nur aus direkter PV-Energie. Sie wird über’s Jahr gesehen also wenig von der PV-Anlage profitieren. Der Speicher ist aber viel zu klein oder man könnte auch sagen Speicher ist einfach viel zu teuer, als dass man da Stand heute auf eine sinnvolle Amortisation kommen würde. Das habe ich mehr aus Begeisterung für die Sache gemacht als auf Basis Verstand.
Mein Fazit, nach 15 Jahren: Altbau und WP geht sehr wohl, nur darf man nicht erwarten, dass am Ende eine (große) Ersparnis rausspringt. Dafür habe ich das nicht gemacht, da wäre die Sanierung der Ölheizung sicher günstiger gewesen aber ich wollte definitiv weg vom Öl. Man muss schon ein wenig umbauen (nicht nur die Heizung rein und fertig). Schwieriger aber ist sicher erstmal die Umstellung von Öl, da man eben nicht mehr einfach das Thermostat aufdreht und es wird schnell und spürbar wärmer. Am Anfang habe ich auch etwas übertrieben und meine Frau hat sich über kaltes Badewasser beschwert
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