Hallo zusammen !
Ich kann das Anliegen des TE absolut nachvollziehen - es ist auch berechtigt. OSE hat es schon richtig geschrieben - Neues hat es in DE recht schwer. Auch die Bedenken seines Chefs sind nachvollziehbar und sollten nicht so flapsig übergangenen werden.
Im Sinne der E-Mobilität macht es keinen Sinn darauf zu verweisen, dass weitaus mehr Verbrenner brennen, als E-Fahrzeuge. Das ist schlicht und einfach der Anzahl der Fahrzeuge im Markt geschuldet. Man mag sich trefflich darüber streiten, wie groß die Selbstentzündungsgefahr sein mag und da zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Es ist aber niemandem gedient, so zu tun, als ob wir bei der E-Mobilität in der Masse keine Aufgaben im Bereich Retten und Löschen haben werden.
Seit ich im Bereich Erneuerbare und E-Mobilität unterwegs bin, mache ich irgendwie jedes Jahr eine größere (für mich) Aktion. Sei es mit Kindern oder Erwachsenen - darüber kann man hin und wieder bei den Teslamomenten etwas lesen.
Wie es der Zufall so will, ist dieses Jahr tatsächlich das Thema Freiwillige Feuerwehr dran.
Ich hatte unserer Wehr vor zwei Jahren mal angeboten, um den Tesla zu schleichen. Daraus geworden ist nun, dass wir im Juni bei einem großen Training der Wehren im Landkreis in der lokalen Feuerwehrtechnischen Zentrale ein Wochenende zum Thema „Technische Hilfeleistung“ mitgestalten werden.
Das ganze ist als Zirkeltraining gestaltet - neben Themen wie „PKW unter Schlepper“, „Abstützen von Gebäuden“, „Rettung aus LKW“ u.v.m. hat es das Thema „Fahrzeuge mit E-Motor“ nun auch geschafft. Ich habe pro Gruppe 90 min - es gibt einen theoretischen und einen praktischen Teil. Ich werde mit dem Tesla und unserer ZOE vor Ort sein. Wir können die Fahrzeuge auch vor Wetter geschützt in der Technikhalle auf eine Grube stellen, um mal drunter zu schauen. Das ganze läuft Sa./So. für interessierte Wehren aus dem Landkreis.
Meine Recherchephase ist zu 90% beendet. Ich beginne im März mit der Erstellung der Schulungsunterlagen. Nächstes Planungstreffen ist Mitte März.
Warum erzähle ich das ? Die Frage des TE war ja - wie ist der Ausbildungsstand der freiwilligen Feuerwehren. Die Antwort ist die - SEHR UNTERSCHIEDLICH !
Muss man sich Sorgen machen ? NEIN !
Warum nicht ? Die Wehren funktionieren alle ähnlich. Prio A) Rettung von Menschenleben mit Prio auch A) körperliche Unversehrtheit der Einsatzkräfte !
Es ist ein natürliches Anliegen der Wehren, dass ihre Einsatzkräfte entspr. Einsätze unbeschadet überstehen. Deshalb werden sie auch ständig fortgebildet. OSE hat das schon super geschrieben. Anfang des Jahrtausends hatten wir das ganze Thema schon im PV Bereich. Damit kommt man sehr gut klar mittlerweile. Jetzt kommt das Thema E-Mobilität und ich muss da manchmal auch schmunzeln. Das Thema PV-Speicehr zu Hause ist da durchaus ähnlich zu betrachten - naja…
Es ist grundfalsch, zu glauben, dass Wehren auf dem Gebiet der E-Mobilität nichts machen müßten - vor allem mit der Argumentation, dass E-Autos kaum brennen. Darum geht es überhaupt nicht. LiION-AKKUs sind besonders zu behandeln. Am Einsatzort gelten die Einsatzgrundsätze bei PKW-Unfällen und entspr. technischer Hilfeleistung. Dennoch sind die Besonderheiten von Fahrzeugen mit E-Motoren eben zu beachten.
Unsere Wehr ist für einen Abschnitt einer BAB zuständig. Hier kommt es nicht selten zu Hochgeschwindigkeitsunfällen - also alles ausserhalb des NCAP und größer 100km/h. Der Energieeintrag bei diesen Unfällen kann so groß sein, dass die strukturelle Integrität der AKKUs verletzt wird und es z.B. zum thermal runaway kommt. Genau hier setzt u.a. das Training auch an.
Wehren sind um so effizienter, je weniger Sie am Einsatzort über Taktik und Vorgehen nachdenken müssen und je eher sie erprobte Verfahren anwenden können. Es geht immer um Zeit, die die verletzten Personen ggf. nicht haben. Ein sicheres Vorgehen schützt die Verletzten und die Einsatzkräfte.
Zum hier aktuell diskutierten Fall:
Schön, dass der i3 alles überlebt hat. Aber habt Ihr schon mal drüber nachgedacht, was passiert wäre, wenn das Feuer auf den i3 übergegriffen hätte ? In einer TG ? Wenn der AKKU einen genügend großen thermischen Energieeintrag ausgesetzt wird, dann beginnt er auch einfach zu reagieren. Für eine eintreffende Wehr ist es unerlässlich, hier schnell Klarheit zu haben. In einer TG wird man eine Wasserversorgung über einen Hydranten herstellen können. Wenn man weiß, womit man es zu tun hat, dann geht es um Kühlen und Kontrolle der Reaktion und dem Wissen darum, dass so ein AKKU auch noch nach einer Woche wieder brennen kann, oder sogar auf dem Abschlepper wieder Feuer fangen kann. Das ist nur dann ein Problem, wenn man das nicht weiss - aber man darf es nicht einfach ignorieren. Für mobile Einsätze ausserhalb der regulären Löschwasserversorgung (z.B. BAB) ist es wichtig, dass Wehren schnell erkennen, dass es sich um ein hybrid oder BEV handelt. Sollte es bereits zu thermischen Reaktionen gekommen sein, so ist auch die Menge des vorhandenen Löschwassers wichtig für die Zeit, die den Einsatzkräften verbleibt, ggf. Personen zu bergen. Der Trend bei den LF’s in entspr. Einsatzgebieten geht auch zu größeren Löschwassermengen. Wir haben gerade selber ein neues LF10 angeschafft und u.a. auch das dabei berücksichtigt.
Also - wir sind da noch nicht am Ziel - aber es wird.
Anbei mal der Ausbildungsplan im Groben.
Wenn ich das Training gehalten habe, dann werde ich hier mal meine Erfahrungen nebst Trainingsunterlagen veröffentlichen…
Jedenfalls kann man bei diesem Thema das Wort „Tesla“ sehr gut als Anreisser und Catcher benutzen - wir sind jetzt schon ausgebucht - so soll es sein !
Theorie:
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Überblick Antriebsarten
- Funktionsprinzip E-Fahrzeuge
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Einführung in Lithium Ionen Akkumulatoren als Traktionsbatterien für E-Fahrzeuge
- Aufbau und Funktionsprinzip
- Zellchemie
- Lade- und Entladeströme
- Gefahrenpotential thermal runaway
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An der Einsatzstelle
- Erkennungsmerkmale von E-Fahrzeugen
- die Rettungskarte / Ansetzpunkte
- Technische Hilfeleistung / Einsatzgrundsätze Unfallhilfe (Hochvolt-System & Akkumulator)
- Brandbekämpfung
- mgl. Gefahren nach erfolgter Bergung von Personen und Fahrzeugen
Praxis:
+ Erkennen eines E-Fahrzeuges
# Tesla
# Renault ZOE
+ Rettungskarte und E-Fahrzeug in der Praxis
# Auswertung der Rettungskarte
# Ermittlung von mgl. Ansetzpunkten
+ Identifikation von Bauteilen des Hochvoltsystems
# Traktionsbatterie
# Leistungselektronik
# Hochvoltkabel
+ Diskussion über Ansätze der Brandbekämpfung am konkreten Fahrzeug