Hallo Teslanauten & Co,
habe mich vor einiger Zeit bei BMW für einen i3-Produktionsplatz angemeldet.
Jetzt kurz vor Beginn der ersten Probefahrten gab es ein Gespräch mit dem
BMW-Agenten. Warum die ihre Leute jetzt Agenten nennen, hab ich nicht nachgefragt,
fand es komisch, aber bitte.
Im Zuge des Gesprächs haben wir einige Themen behandelt und ich möchte euch
einen kurzen Abriss und mein Fazit dazu hier zur Verfügung stellen. Ist
natürlich meine persönliche Meinung, jeder soll sich sein eigenes Bild
machen.
E-Version vs. REX
Die E-Version ist komplett ohne Verbrennerstrangteile. Der freiwerdende
Platz kann nicht für Erweiterungen der E-Version genutzt werden. Also
keine zusätzlichen Akkus, etc.
Die Akkus (übrigens Samsung, 8 Module a 12 Zellen) sind im Boden verbaut,
werden mittels Temperaturmanagement überwacht und sind für den Fall einer
mechanischen Beschädigung systemisch gesichert.
Der REX ist ein von einem BMW-Motorrad entliehener Motor mit 650 ccm und
wird auf den E-Motor oben „angeflanscht“. Der E-Motor sitzt über der Achse
und nimmt somit etwas Kofferraum weg, inkl. REX natürlich etwas mehr Platz-
bedarf. Fahrzeuggewicht ohne REX rund 1.200, mit REX knapp an die 1.400.
Spezialwünsche werden in der Anfangsphase (2-3 Jahre) leider nicht erfüllt,
Ausstattung/Technik ausschließlich nach Beschreibung.
Die elektrische Reichweite ist mit 130-160 nach eigenen Aussagen sehr
konservativ (im sogenannten Comfort-Modus) angegeben. Dreht man alles ab
sind 200 km möglich. Bei Tests hätten sie einen durchschn. Verbrauch von
ca. 11,5 kWh/100 km erreicht. Bei 200 km wären das bei einer nutzbaren
Kapazität von 18 kWh dann doch erstaunliche 9 kWh/100 km. Beinah so effizient
wie der Zero-Tracer - da hätte ich dann so meine Zweifel an der Aussage.
Lt. Aussage wird an einer REX-Version gearbeitet, die mit Bio-Diesel oder
Pflanzenöl betrieben werden kann, gibt aber noch nix offizielles dazu.
Auf die Akkus gibt BMW 8 Jahre Garantie oder 100.000 km. Akku ist im Kaufpreis
enthalten - es wird keine Mietmodellvariante geben.
Ladung/Ladeequipment
Mitgliefert wird als Standardladekabel … tataaa Schuko, mit einer max.
Leistung von 2,7 kW. Da mußte ich dann doch mal schmunzeln. Aber man kann
sich gerne eine Wallbox für 880,- Euronen mitliefern lassen, mit der dann
in Ö zumindest 3,7 kW möglich sind. Eine „professional“ Wallbox gibt es auch,
mit 7,4 kW, aber nicht in Ö, weil hier 40A-Hausautomat benötigt wird und
das hier in Ö eben nicht der Standard ist (aha).
Um rund 200,- Euronen darf man sich ein Typ2-Ladekabel leisten, mit dem dann
an öffentlichen Säulen … hurra … mit 7,4 kW laden kann.
Noch ein paar hunderter mehr und man kann auch die DC-Charger anfahren und
lt. Aussage bis 50 kW laden. Auf die Frage wie BMW das sieht hinsichtlich
Akku-Lebensdauer und gegebene Garantie kam die einfache Antwort, dass durch
DC-Schnellladungen die Garantie nicht eingeschränkt wird. Auf die Streiterei
bin ich neugierig, wenn der Akku nach permanenten Schnellladen das zeitliche
segnet und unter 70% Kapazität ein neuer Garantie-Akku fällig wird.
Bisher keine Rede von 3phasigem Laden, alles 1phasig in der ersten Phase.
In 2-3 Jahren rechnet man bei BMW mit Modellen mit 22 kW/3phasigen Ladern
an Bord. Na dann … fährt vermutlich schon halb Europa Tesla, aber bitte.
Ladeinfrastruktur
BMW wird zwar an den eigenen Standorten Ladesäulen aufstellen. Diese sind
aber nur für den Werkstättenbetrieb gedacht und werden nicht öffentlich
angeboten. BMW-Kunden bekommen ggf. eigene BMW-Ladekarten und dürfen gegen
Absprache während der Geschäftszeiten der Standorte laden.
Hinsichtlich Abrechnung gibt es offenbar Kooperationsvarianten mit Hubject
(ChargeNow) bzw. in Ö auch mit SMATRICS in diskussion.
Nachhaltigkeit
Wird lt. eigenen Aussagen groß geschrieben. Für die Akkus gibts ein großes
Unternehmen in Deutschland (Name durfte nicht genannt werden), welches die
gebrauchten Akkus abnimmt und für Speicherung regenerativer Energie weiter
verwendet. Zwischen den Erzählungen ist dann mal auch von stationärem Gebrauch
in Elk-Fertighäusern die Rede gewesen … ups, hab ich doch aufgepaßt
könnte aber sein, dass eh ein anderes gemeint war.
Beim Interieur wurde ebenfalls auf neue Werkstoffe und Materialien geachtet,
die dem Nachhaltigkeitsgedanken entsprechen sollen. Also z.B. die Lederteile
sind mit natürlichen Gerbstoffen behandelt, Stoffbezugsvarianten sind aus
recyclierten Petflaschen und auch ein paar Abdeckungen, Hebel und Schalter
sind nachhaltiger produziert und lt. eigenen Aussagen könnte das von
BMW-Fans an der weniger hochwertig wirkenden Haptik bemerkt werden.
Schlußendlich gibt es natürlich bei BMW eine elendslange Sonderausstattungs-
liste, die den Preis trotz fehlenden REX gleich mal über 40-mille hinaus
wachsen läßt - Stauassistent, abstandsunterstützter Tempomat, connected Drive-
Service, Einparkassistent, Rückfahrkamera, trala und trali
Wenn man dann auch noch die beheizten Aussenspiegel, Front- und Heckscheiben-
heizung dazu nimmt, bleibt im Winter wohl im Comfort-Modus (da braucht man ja
25 Grad im Innenraum ) auch wohl eher nur knapp 100 km übrig.
Nein, also so nett das Ding auch aussieht und sie sogar eigene Reifen mit
reduziertem Rollwiderstand entwickelt haben, liebe Leute das geht besser.
Man kann das Ding zwar vollpacken mit allen möglichem Schnickschnack, den
halt ein BMW-Kunde gewöhnt ist, aber ich hoffe, dass die kaufende Klientel
viel Enthuisasmus mitbringt und Early-Adopter-Denkweise, denn sonst sehe ich
schwarz. Als Tesla-Fahrer würde ich das als persönlichen Rückschritt sehen.
Jemand, der mit seinem Zoe, iMieV, IOn oder C-Zero bereits zufrieden ist, wird
nicht auf ein doppelt so treures Auto wechseln, das nicht mehr leistet und wo
nur BMW drauf steht. Aber ich kann mich ja täuschen.
Trotzdem wünsche ich BMW wirklich und ehrlich Erfolg, denn es ist gut wenn
das Auto seinen Markt findet und die Stromer auf die Straße kommen. Einerseits
für die Umwelt und andererseits für die Elektromobilität im Allgemeinen.
Wenn das Ding seinen reissenden Absatz findet, spornt das natürlich
alle an, vielleicht doch mehr in diesem Segment zu machen.
Fazit: persönlich bin ich enttäuscht, da ich mir vom i3 etwas mehr erhofft
habe. Eine Probefahrt werd ich jedenfalls machen, aber ich zweifle ein wenig,
dass mich das so vom Hocker reissen wird wie vor 4 Jahren mit Tesla. Die Gefahr,
dass ich dem i3 anheim falle und den Produktionsplatz tatsächlich nütze, ist
gering. Sollte es also in Ö bereits Interessenten geben, die sich gerne
vordrängeln würden, … PN an mich.
LG
Mannni