Hallo!
Ich habe heute auf Sommerreifen umgesteckt und dabei das überfällige Reinigen der Bremse vollzogen.
Intervall dafür ist entweder 16500 oder 20000km. Bin mir gerade nicht sicher.
Als Österreicher bin ich Bremsenkummer gewohnt. Wegen unserem grauslich mit Chemikalien gestreckten Salz gammelt alles besonders super. Ist eigentlich jedes Jahr für mich ein Ritual beim Wechsel auf Sommerreifen die Bremsen zu reinigen.
Vorne sehe ich dabei beim Tesla kein Problem. Mal abgesehen davon, dass es eine Arbeit von 5 Minuten ist. Zwei Pins raus, Beläge raus, Kontaktflächen säubern und mit einer hochwertigen Graphit/Keramik Paste die Gleitflächen DÜNN bestreichen. Reinstecken, Pins rein, fertig.
Hinten hingegen ist es eines. Die Grundkonstruktion der Bremssättel gleich der von Nissin wie sie seit den 80ern bei Honda zum Einsatz kommen.
Das ist erstmal gut weil die Grundkonstruktion ist solide und sie neigen nur wenig zum Kippen in den Führungen und damit zum einseitigen Verschleiss der Beläge, wenn alles freigängig ist.
Und jetzt das Problem:
Diese Bremssättel haben zwei Führungspins. Auf diesen Pins gleitet der Schwimmsattel. Diese Pins sind beschichtete Stahlpins im Gusseisernen Halter. Geschmiert wird das im Idealfall von einem Hochtemperatur Silikonfett. Über viele Jahre habe ich auch herausgefunden, dass nichts anderes auf Dauer funktioniert. Durch die wenige Verwendung der Bremse bei unseren Teslas (Bei Honda war es wegen dem Frontantrieb auch hinten das Problem) bleiben diese Pins kleben. Dadurch kann der Sattel nicht mehr schwimmen und drückt nur mehr einseitig auf den inneren Belag. Einseitiger Verschleiss der Beläge und unnötig hohe Reibung sind das Resultat. Meist entstehen Riefen auf der Innenseite der Scheibe wo der Kolben sitzt und außen am äußeren Rand der Scheibe ein Rostrand.
Diese Führungspins sollten regelmäßig bewegt werden um das Fett wieder zu verteilen und das Ankleben zu verhindern.
Bei mir waren nach 35tkm auf beiden Seiten die Führungspins fest. Ich musste schon Kraft aufwenden um sie wieder zu lösen. Ein paar mal ordentlich hin und her bewegt und sie sind wieder freigängig.
Die Prozedur ist dabei ganz einfach. Mit einem 14er Ringschlüssel die UNTERE schraube des Sattels lösen und selbigen nach oben klappen. Dann kann man die Beläge rausnehmen und alles reinigen, bewegen usw. Geht ganz einfach. Auf die kleine Schraube einen Tupfer Graphitpaste, dann geht sie auch in 10 Jahren noch problemlos auf. Die kleine Schraube bekommt beim Zusammenbau maximal 30Nm. Mit einem kleinen Ringschlüssel handfest anziehen also, mehr nicht.
Zusatztip:
NIEMALS diese Pins mit normalem Fett schmieren. Das normale Fett lässt den Gummibalg innen im Sitz quellen, was die Pins besonders super klemmt. Ausschließlich Hochtemperatur Silikonfett verwenden!!!
Ich habe mindestens 15 Jahre Erfahrung mit dieser Bauart von Bremssattel. Ich hoffe ich kann mit diesem Post dem ein oder anderen hier einen teuren Bremsscheibentausch ersparen.
Bitte greift die Bremse nicht an wenn ihr euch nicht sicher seid. Natürlich sollte das nur von jemandem selbst gemacht werden der weiss wie man an Bremsen arbeitet. Jede freie Werkstatt kann das machen. Das ist wahrlich kein Hexenwerk für einen erfahrenen Mechaniker.
Extra Arbeitszeit im Zuge des Reifenwechsels: 20 Minuten (wenn man sehr gewissenhaft arbeitet)
Bernhard