Kannst du das näher ausführen? Weil ich deine Beispiele so von Außen nicht sehe.
Bremse - da ist doch viel Redundanz da um bei einem Ausfall zum stehen zu kommen? Normale mechanische Bremse mit zwei Kreisläufen, Motorbremse, elektrische Parkbremse - alles kann das Auto zum Stehen bringen.
Und die Lenkung - redundante Sensorik + redundante Motoransteuerung (ja die Redundanz wurde bei neueren für Europa wegelassen, aber ist wohl für die Nachrüstung vorgesehen und kann angeblich in wenigen Minuten gemacht werden).
Kameras - da gibt es ja nach vorne mehrere die zusammen mit den Seitenkameras das Auto beim Ausfall einer Kamera zu einer sicheren Position führen können.
Energieversorgung - für die kritischen Komponenten (Lenkung/Bremse/Computer) doch redundant um das Auto auf einem sicheren Platz zum stehen zu bekommen - Niederspannungsbatterie + DCDC Konverter. Muss ja bei einem normalen Fahrer auch funktionieren.
Aber klar, im Endeffekt ist es immer so schwach wie das schwächste Glied. Es kann natürlich sein das irgendwo was übersehen wurde oder im Detail was fehlt. Ich denke darauf beziehst du dich?
Bremse - da ist doch viel Redundanz da um bei einem Ausfall zum stehen zu kommen? Normale mechanische Bremse mit zwei Kreisläufen, Motorbremse, elektrische Parkbremse - alles kann das Auto zum Stehen bringen.
Das Zeug ist alles „Failsafe“, bestenfalls. Das bedeutet, dass der Fahrer (= Mensch) im Falle eines Ausfalls selbst die Möglichkeit hat das Fahrzeug zum Stillstand zu bringen bzw. gegen Verrollen zu sichern.
Die normale (hydraulische) Bremse geht auf „offen“ leitet nur noch Pedaldruck weiter, nur kommt der halt nicht mehr. Die Parkbremse kann das Fahrzeug meistens nicht aus Geschwindigkeiten über Schrittgeschwindigkeit zum halten bringen, i.d.R. zerstört das die Belege. Ein Ausfall führt zu „do nothing“ also der Meldung man solle doch keile unterlegen. „Motorbremse“ ist auch lustig. Je nach Art des Ausfalls passiert entweder (lange) nichts oder die Räder blockeren und das Fahrzeug wird wenig kontrollierbar - Der Zustand des „Aktiven Kurzschluss“ kommt bewusst zustande beim Ausfall des gesamten Energiesystems. Und in dem Fall hat der Fahrer noch die Möglichkeit per Lenkung die gröbsten Ausreißer zu verhindern; und auch der AKS geht „nur“ auf 2km/h oder sowas um den Dreh.
Das Problem ist: Jede dieser Maßnahmen ist sicher weil sie die Fahrer in eine Situation bringt in die sie das Fahrzeug noch beherrschen können. Ohne Fahrer ist das aber ein Geschoss im Blindflug.
Bei der Lenkung ist es nur ein Teil in der Ansteuerung das weggelassen wurde, aber das ist nur ein Teil des Puzzels. Die Wahrheit dürfte eher darin liegen, dass die beiden Kanäle für Redundanz schlicht nicht ausreichend sind weil in der Wirkkette andere Stellen „single point of failure“ sind.
Kameras - sorry das ist doch jetzt spätestens seit der Ultraschallgeschichte mehr als klar, dass nicht mal das bestehende vollständige Kameraset ausreicht um überhaupt jeden Winkel abzudecken. Lass eine Seitenkamera ausfallen und das Ding auf der Seite völlig blind. Wir erinnern und hier bitte an Cruise, die sich einen Winkel gespart haben und dabei eine Fußgängerin schwer verletzt wurde.
Energieversorgung - da ist effektiv nichts redundant. Alles hängt an 12/48V und wenn da was ausfällt war’s das. Lass das 12V-System „richtig“ versagen und dann gehen sämtliche Lichter aus und der HV-Schütz auf, dann ist auch nix mehr mit DCDC. Beim „normalen Fahrer“ ist das völlig irrelevant weil alle Systeme ohne Strom funktionieren. Du kannst ohne Strom das Lenkrad drehen und ohne Strom das Fahrzeug in den Stillstand bremsen.
I.d.R. liegen dafür keine zwei Strippen zum Steuergerät und dann zum Aktor (wobei: die Fälle gibts auch), sondern es ist genügend Energie dezentral gespeichert um den Sicheren Zustand einzunehmen. Und das haben die Tesla-Aktoren allesamt nicht.
Ich schreib das jetzt bewusst stark simplifiziert.
Ja. An manchen Stellen nennst du einen sehr unwahrscheinlichen worst case, aber das ist ja legitim. Letztlich geht es um Menschenleben und da ist der hemdsärmlige „wird schon gut gehen“ Ansatz einfach vollkommen unangebracht. Selbst wenn er in 99,99% der Fälle funktioniert, möchte ich nicht derjenige sein, der in einem von 10000 Fällen stirbt, weil das wirtschaftlicher ist als echte Redundanz an allen Stellen. Mir scheint, die ganze Problematik ist noch nicht zuende gedacht und muss (schon wieder) von Tesla grundlegend neu gedacht werden, damit sie wirklich sicher ist.
Als ich vor gut 8 Jahren mein Model S gekauft habe, hat es mich geärgert, dass ich es kurz vor Auslieferung des AP2 erhalten habe. Heute bin ich ziemlich sicher, dass auch HW4 noch nicht für unsupervised FSD Level 4 ausreicht. Sehen wir noch immer nur die Spitze des Eisbergs, obwohl wir schon so viel mehr sehen als vor 8 Jahren?
Mit unvollständiger Redundanz kann man immer noch ein fortgeschrittenes Level-3-System bauen, wo der Mensch quasi nur noch eingreifen muss, wenn etwas am Auto kaputt geht oder wenn wirklich extreme Umweltbedingungen das Risiko zu hoch werden lassen.
Für vollautonomes Fahren oder Robotaxi, wo kein Mensch aushelfen kann, reicht dass dann natürlich nicht.
Die Entwicklung geht weiter. Schritt für Schritt, aber es geht weiter. Schön auch dass ein deutscher, seit Jahren totgesagter Hersteller, führend ist.
Mercedes Drive Pilot demnächst auch ohne Stau nutzbar bis ca. 100 km/h.
Danach ist aber wohl Schluss mit der Hardware. Für 130 km/h brauchts dann die nächste Generation Hardware. Find ich gut, wenn Mercedes jetzt schon weiß dass neue Hardware benötigt wird, kann man davon ausgehen dass in der Entwicklung die Fahrzeuge schon im Test sind mit 130 km/h.
Ja, die gelten auch nach der Erhöhung noch. Also weiterhin: Nur mit Führungsfahrzeug*, nicht unter 4°C, nicht bei Nässe, nicht bei Nacht, nicht in Baustellen, nicht in Tunneln, nur auf freigegebenen Autobahnen und ohne Spurwechsel.
*Abseits Stau könnte das zumindest in D etwas problematisch sein, denn da bleiben dann wohl nur LKW bei freier Strecke als Führungsoption. Andere fahren sonst ohne Stau idR schneller.
Aber ich muss positiv überrascht feststellen: Ich hätte nicht gedacht, dass sie bei Bestandsfahrzeugen auch die 100km/h freigeben.
Auch Mercedes fährt ohne Führungsfahrzeug schneller. Aber halt nicht autonom. Das Fahrassistenzsystem ist ja trotzdem an Board, wenn man es nutzen möchte weil man Zeitdruck hat.
Können tut es das vielleicht, freigegeben als käuflich erwerbbares System das in der Stadt autonom fährt ohne Aufmerksamkeit des Fahrers ist es bisher nicht. Gibt es meines Wissens nach bisher auch weltweit nirgends für Privatkunden.
Darum geht’s ja hier im Thread - deshalb hatte ich das nicht extra ausgeführt. Nur beschränkt sich dadurch ja schon wieder die Anwendung auf Kolonnenfahrten hinter LKW, wenn man das L3-Feature abseits Stau nutzen will - auch wenn das Heraufsetzen auf 100km/h natürlich eine klare Verbesserung ist.
Völlig klar. Nutzt man halt wenn man Zeit hat und nebenher was lesen will, Youtube kucken oder so.
Die Ultra HD 4k Fernseher mit upscaling-AI kamen ja auch nicht aus dem Nichts. Das war eine lange Entwicklung vom schwarz-weiß Pixelbrei Gerät. So wirds beim autonomen Fahren halt leider auch sein. Alle Entwicklungen brauchen ihre Zeit. Schritt für Schritt wirds besser.
Mobileye gibt die Lidar-Entwicklung für selbstfahrende Autos auf:
Mit Blick auf die eigene langfristige Technologie-Roadmap sei der Zulieferer zu der Überzeugung gekommen, dass die Verfügbarkeit von FMCW-Lidar der nächsten Generation für künftige Eyes-Off-Systeme weniger essenziell ist. Diese Entscheidung beruhe auf einer Reihe von Faktoren, darunter erhebliche Fortschritte in der Computer-Vision auf Basis von EyeQ6, mehr Klarheit über die Leistung des intern entwickelten Imaging Radars sowie kontinuierliche Kostensenkungen bei Time-of-Flight Lidar-Geräten von Drittanbietern.
Also MobilEye kauft ein weil das billiger ist. Und inwiefern hat dann Musk recht? Mobileye setzt weiter Lidare ein und geht damit weg von der vertikalen Integration - beides Dinge die den Tesla-Ansätzen entgegen stehen.
Ich habe den Absatz ja vollständig zitiert. Von den drei genannten Gründen scheinen aber manche den erstgenannten überlesen zu haben. So darf sich halt gerne herauspicken, was in sein Weltbild passt bzw. was (im Fall von Teslarati) die meisten Klicks bringt.